Rohkostfestival Frankreich

29.06.2016 14:23

So, ich bin wieder zuhause gelandet. Nach etwas über zwei Wochen "on the road". Der ein oder andere wird mich vielleicht schon vermisst haben. LOL

Aber fangen wir mal ganz von vorne an: Wir haben haben ja seit Jahren etwas Stagnation bei den Besucherzahlen des Rohkosttreffens in Treffort, was auch daran liegt, dass von französischer Seite immer weniger Leute kommen. Ok, so richtig hat mich das nie verwundert, denn zum einen werden die Leute dort auch immer älter und zum anderen gab es den Skandal um Guy-Claude Burger damals, der die Rohkostszene in Frankreich arg mitgenommen hat und bis heute nachwirkt (wie kann man auch auch Rohkost und Sex und Kinder zusammenwürfeln und daraus eine "Wahrheit" basteln??). Also war das irgendwie erklärlich, dass da nichts neues nachkam.

Seit circa einem Jahr, oder vielleicht auch zwei, gibt es dort aber einen neuer Rohkost"guru", der immer mehr Leute anzieht. Dabei handelt es sich um Thierry Casanovas. Thierry ist ein hagerer, aber gesund aussehenden Mann um die 40 mit langen Haaren und Bärtchen, der recht bodenständig und unaufgeregt wirkt und der mit You-Tube Videos über Rohkost und anderen Themen (ähnlich dem Blog hier) einen enormen Bekanntheitsgrad in Frankreich und Belgien erreicht hat und nun die Rohkostszene in Frankreich wiederbelebt hat. 

Interessant ist seine Gesichte: Ihm ging es anscheinend mal richtig mies und er wog nur noch 30kg. Er war also kurz vor dem Sterbebett und wurde dann durch die Instinktive Rohkost und einem Aufenthalt auf Montramé wieder aufgepeppelt. Er nennt seine "Bewegung" deswegen wohl auch "Regenere", zu Deutsch "regenerieren". Er verdankt seine Gesundheit also zu einem Großteil der der Rohkost und hat irgendwann einfach mal angefangen, You-Tube Videos zu machen und mit der Zeit wurde er im französischsprachigen Raum immer bekannter und erfolgreicher. Seine Kurse wurden immer beliebter und zogen immer mehr Menschen an, sein Newsletter umfasst wohl schon 80.000 Adressaten, seine Themen reichen von Rohkost über Permakultur bis zu Schule und Musik und sind breit gefächert. 

Dass das in Frankreich mittlerweile so eine Erfolg ist, hat man in Deutschland ja überhaupt nicht mitbekommen. Und auch ich habe das nur dadurch erfahren, weil ein Freund dort vor Ort die Entwicklung beobachtete und mir seit zwei Jahren stetig steigende Besucherzahlen meldet, wenn Thierry Kurse abhält.

Aber ist das nicht irgendwie auch passend: Die Rohkostszene in Frankreich feiert eine Auferstehung durch einen Mann, der selber schon fast tot war und sich dann wieder aufpeppelte. Ist das Leben nicht immer wieder erstaunlich?!!

Und so kam es, dass ich gefragt wurde, ob ich nicht Lust hätte, auch zum Rohkostfestival "Le Rencontres de la Regeneration" vom 17.-19.06. nach St. Julien de Nef in den Cevennen nördlich von Nimes zu kommen und mitzuhelfen, denn es hätten sich 2.500 Leute angemeldet! 

Da habe ich natürlich nicht lange überlegt und fix ein paar Sachen gepackt, das Auto beladen und los gings! Unterwegs habe ich noch drei Kids aus der Schweiz eingesammelt und so sind wir am Dienstagabend, eher nachts, nachdem wir uns noch auf den lezten Metern verfahren hatten und zwei Stunden sinnlos irgendwo in den französischen Bergen rumgegurkt sind, auf dem Campingplatz "Isis" angekommen. (Hier muss ich mal ein großes Lob an meine kleinen rohköstlichen Begleiter im Alter von 11, 7 und 4 aussprechen: zehn Stunden Fahrt ohne Mucken und Murren ertragen, ohne Zankereien, ohne irgendwelche elektronische Unterhaltung und auch ohne große Pausen. Es gab zwar ab und an mal eine Frage, wann wir ankommen, aber das war alles. Und auch die Rückfahrt verlief ähnlich entspannt. Absolut angenehm.)

Am Ende waren wohl 1.500 Besucher dort und weitere 1.000 waren auf der Warteliste.

Mittwoch verbrachten wir dann erstmal mit Zelt aufbauen, Lage sondieren, Spielplatzbesuch, Sport, Kirschen und Maulbeeren essen und etwas einkaufen. Die Gegend ist ja wunderschön!

 

Gut, dass wir Schirme dabei hatten, denn es regnete Kirschen! Schon genial, wenn Kinder so selbstverständlich mitsammeln und sich aus der Natur ernähren.

Auf dem Zeltplatz herrschte zu dieser Zeit schon fleissige Betriebssamkeit vor, denn man war voll und ganz mit den Vorbereitungen beschäftigt. Es wurden Humusklos zusammengebastelt, große Tipis aufgestellt, Schilder gemalt, man hört Leute in Walkie-Talkies sprechen, es gab einen Dom und ein riesiges Festzelt. Auch kamen schon die ersten Besucher, die ihre Zelte aufschlugen oder ihre Caravane einparkten. Alles wurde für das Festival vorbereitet. Und soweit ich das beurteilen kann, wurde es auch gut gemacht. Es gab anscheinend viele freiwillige Helfer und Mitorganisatoren. Bei 2.500 Anmeldungen braucht es das auch.

Donnerstag ging es dann auch bei uns richtig los und es wurde stressig. Wir mussten das große Zelt aufbauen, alles vorbereiten und abpacken und die ersten Leute hatten Hunger und wollten etwas zu essen. Auch an den anderen Ständen, es gab noch eine Saftbar, einen Gemüseverkäufer, eine Salatbar, und noch ein, zwei andere Anbieter, war schon einiges los. Es wurden Salate gebastelt, Orangen in Massen ausgepresst, Entsafter in Reihen aufgestellt und Avocados und Gemüse rangekarrt.

Hach, irgendwie war es genau das, was ich mir immer für Treffort vorgestellt hatte. Vielleicht nicht ganz so groß, aber 500 Leute wäre schon genial gewesen. Und dann auch mit genau dieser Vielfalt. Wer Salat möchte darf das natürlich, wer Säfte mag, bitte! Wer es instinktiv bevorzugt ist auch bestens versorgt. Dazu viele Vorträge, Filme, Musik, Workshops, Kurse etc. Teilweise haben wir es in Treffort ja schon so hinbekommen. Und das alles mit einen sehr viel kleinerem Team. Kurioserweise war ich da nicht neidisch oder eifersüchtig, sondern irgendwie hat es mich gefreut, dass das, was ich da als Vision hatte, sich so "materialisierte". Coole Sache! 

Wir haben dann bis es dunkel wurde hart gearbeitet und auch die Kids hatten Spaß zu helfen. 

Der Junge, der gerade an der Kasse steht im dunklen Shirt und Jeans ist auch von Geburt an roh. Ein echter Vorzeigerohköstler. Der sieht echt durchtrainiert aus.

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