Ich bin jetzt seit drei Tagen mal wieder so richtig carnivor. Keine Lust auf was anderes. An verschiedenen Nusssorten wäre ich fast verreckt, so haben die gesperrt, an Gemüse geht gar nix, Gurke ekelt mich regelrecht an, einzig Fleisch geht.
Der Darm beruhigt sich entsprechend, aber die Darmflora, die noch auf Zucker ist, obwohl es gar nicht so viel war insgesamt, ruft nach Nachschub. Jetzt könnte ich keine Macadamianüsse mehr eimerweise fressen, sondern Äpfel, Birnen, die letzten Tomaten. Rieche ich dran, kann ich sie gleich wieder weglegen.
Da rufen also die Bakterien nach Nachschub, während der Körper keinen Bock mehr drauf hat.
Dieses Phänomen hatte ich in den letzten Jahren immer wieder, wenn ich mal auf carnivor oder lowcarb gegangen bin: Endlose Gedanken an zuckerhaltigen Sachen.
Dabei bin ich körperlich satt und zufrieden. Ich habe keinen Hunger, fühle mich ausgeglichen und entspannt, aber irgendwoher kommt das Signal ins Gehirn: ICH WILL ZUCKER!!!
Bei besonders intensiven Bildern gluckert es sogar gleichzeitig im Bauch, so als ob da wirklich wer rebellisch wird.
Sehr gut ist gerade grüne Tonerde in warmen Wasser aufgelöst. Schmeckt wie Mokka (zumindest stelle ich mir so Mokka vor, habe das noch nie getrunken) - Kakao.
Ich weiß noch, als ich das erste Mal rein carnivor gelebt habe. War vor ein paar Jahren, als ich mal ein ganzes Wildschwein hatte (Oh, wie herrlich wäre das jetzt!!!). Da war der Süßhunger auch übel. Das hat schon Suchtcharakter und man kann sich vorstellen, wie es Süchtigen geht. Ups.. das ist man dann ja eigentlich selber auch.
Fazit nach nun 25 Jahren Rohkost: Viel Obst ist so gesund, wie man es uns erzählt, nicht.
Hatte ich sonst jedes Jahr mal eine Erkältung mit Rotz, Schleim und Husten, so war es in diesem Jahr so wenig wie noch nie. Und das eben, weil ich mal KEIN, oder so wenig Obst wie nie gegessen habe? Man kann es zumindest mal vermuten.
Irgendwie kam das sonst immer aus der Nase und ich habe mal eine Woche die Taschentücher vollgeschnaubt, in diesem Jahr aber kaum was. Bisschen Halsweh, etwas Husten, zweimal ausgespuckt zuletzt mal... Also ich finde das in höchsten Maß erstaunlich, dabei heißt es doch, Obst schützt vor Erkältungen.
Die Nase ist auch viel freier als früher.
Auch heißt es, Obst gibt Energie. Aber sowie ich Früchte esse, werde ich faul und träge und möchte nur rumliegen. Während ich ohne Früchte auf Eiern, Fleisch, Nüsse, Gurken viel mehr Power habe.
Nun mag das für jeden Organismus anders sein, aber mir geht es zumindest so. Vorbei sind also nun die Zeiten von Datteln, getrockneten Feigen, Cherimoyas, Orangen und Äpfeln im Winter.
Süßkram war hier im Norden immer nur ein ganz besonderes Leckerlie. Die Urmenschen in Europa waren wahrscheinlich fast reine Fleischfresser, bevor der Ackerbau erfunden wurde und überhaupt erst einmal Kohlenhydrate in nennenswertem Umfang verzehrt wurden. Hier gibt es außer Fleisch und Fisch kaum etwas anderes. Selbst Knollen gibt es kaum.
Heute?
Neben den "alten" Kohlenhydraten wie Getreide, Kartoffeln, Mais und Reis gibt es seit Mitte des 19. Jahrhunderts dann auch noch den Industriezucker für alle.
de.wikipedia.org/wiki/Zucker#Daten_zur_Kulturgeschichte_des_Zuckers
Und dann noch:
- Glucose (auch Dextrose, Traubenzucker): Wird aus Stärke hergestellt und ist als Einfachzucker der Grundbaustein vieler Mehrfachzucker. Kommt im Stoffwechsel des Menschen als sogenannter Blutzucker vor und ist neben Fruchtzucker einer der Hauptbestandteile des Honigs (22 bis 41 %).
- Fructose (Fruchtzucker): Einfachzucker und Grundbaustein vieler Mehrfachzucker. Wird in industriell hergestellten Lebensmitteln hauptsächlich als Glucose-Fructose-Sirup HFCS zugesetzt, der aus Maisstärke erzeugt wird.
- Invertzucker: Durch Hydrolyse (Inversion) von Saccharose entstandenes Gemisch, halb aus Traubenzucker, halb aus Fruchtzucker.
- Isoglucose (auch „Glucose-Fructose-Sirup“): in Getränken und Obstkonserven verwendet, ein durch Stärkeabbau gewonnenes Produkt, das zu ca. 51 % Glucose i. TS. und 42 % Fructose i. TS. besteht. Vorwiegend aus Mais- oder Weizenstärke hergestellt. Als HFCS-Sirup (von: High Fructose Corn Sirup) wird ein Isoglucose-Sirup bezeichnet, wenn der Fructoseanteil gegenüber der Glucose angereichert wurde. Siehe auch Maissirup.
- Mannose: Einfachzucker.
- Melezitose: Dreifachzucker, der im Honigtau (Ausscheidungsprodukt verschiedener Blattläuse) enthalten ist. Dadurch kommt diese Zuckerart auch im Waldhonig vor.
- Maltose (Malzzucker): Aus Stärke gewonnener Zucker, der bei der Produktion von Alkohol zum Einsatz kommt.
- Lactose (Milchzucker): in der Milch vorkommend, ist ein Zweifachzucker aus Glucose und Galactose. In der Pharmakologie häufig als Grundlage für Tabletten dienend. Wird von vielen Menschen, besonders Nichteuropäern, nach dem Säuglingsalter genetisch bedingt nicht mehr verdaut und führt dann oft zu Diarrhoe (siehe Laktoseintoleranz).
- Raffinose: Nicht süß schmeckender Dreifachzucker, kommt in vielen Pflanzen vor.
- Rhamnose: Ein der Mannose ähnlicher Einfachzucker.
- Stachyose: Ein Vierfachzucker, in Sojabohnen enthalten.
- Stärkezucker: Alle aus Stärke (z. B. Maisstärke) hergestellten Zuckerarten, u. a.: Isoglucose, Stärkesirup, Glucosesirup Maltodextrin; in der Industrie zunehmend verbreitet, häufige Alternative zu Zucker.
- Trehalose: kommt im Stoffwechsel verschiedener Pflanzen und Pilze und auch in der Hämolymphe vieler Insekten vor
- Zuckeralkohole: als Zuckeraustauschstoffe verwendet. Zuckerabbau bei Verdauung langsamer, als normaler Zucker. Bedeutsam für nicht insulinpflichtige Diabetiker z. B. Sorbit, Xylit, Mannit und Maltit
Was zum ....?
Der jährliche Zuckerkonsum lag 1997 in Österreich bei 40,4 Kilogramm pro Person und hat sich damit innerhalb der letzten 150 Jahre auf das Zwanzigfache gesteigert, was eine bedeutende Rolle als Ursache vermehrter Adipositas spielen dürfte. Leichtverdauliche Kohlenhydrate wie Zucker haben zudem größere Schwankungen des Insulinspiegels zur Folge, man spricht von einer höheren glykämischen Last, welches sich diesbezüglich ebenfalls negativ auswirkt.
Die meisten von uns, die roh leben, kommen aus der Kochkost und haben eben schone mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte mit diesen Stoffen verbracht. Vielleicht sind die Früchte, würde man von Geburt an roh leben, nicht so das Problem, was ich wegen der Zuchtproblematik nicht glaube, es sei denn, es sind wirklich ursprüngliche Sachen, aber wenn man schon zuckersüchtig ist, wie wird man sich dann in der Rohkost ernähren?
Man wird sich doch eine Umwelt erschaffen, wo es dann permanent auch wieder Zucker gibt, um diese Sucht zu befriedigen.
Und was ist da die Himmlische Phase?
Ist das dann die Reaktion des Gehirns auf Zucker?
Das sind für mich alles so Überlegungen hinsichtlich dieses Themas.
Man kann für die Europäer einen deutlichen Trend erkennen: Von der protein- und fettreichen Kost der ursprünglichen Jäger- und Sammlergesellschaften über die Getreide-Kohlenhydratkost der Bauern hin zur Zuckerrübenkost der Industrienationen.
Und ich sehe den Zuckerkonsum der jungen Menschen heute. Es ist unfassbar.
Und Zucker ist eben etwas, worauf vor allem Kinder abfahren. Rohkostkinder bilden da keine Ausnahme. Ich schrieb ja schon, wenn man die lässt, fressen die von früh bis abend Früchte und schieben sich eine nach der anderen rein. Am Ende dann Datteln mit Honig.
Zucker scheint eine große Falle zu sein. Der Teufel kommt hier, ich schreibe das mal so lapidar, in Form von süßen Früchten verkleidet daher und führt die Menschen so ins Verderben. lol
Aber wie gesagt, die Stoffwechsel der Menschen sind unterschiedlich. Andere kommen damit vielleicht gut zurecht.
Den Tag hatte ich einen netten Austausch mit einem befreundeten Rohköstler, der auch schon lange dabei ist. Ich habe dann gesagt: Überall, wo es Fleisch gibt, gibt es Menschen. Nicht, wo es Früchte gibt, sondern wo es Fleisch gibt. DAS ist die primäre Verteilungsdynamik der Population Mensch. Früchte sind scheißegal. Fleisch ist das ausschlaggebende Element der Ausbreitung.
Bis hoch in den Norden, wo es fetten Wal und Robben gibt. Und NULL Früchte.
Und man kann dieses Problem nicht dadurch lösen, dass man nun im Busch von Afrika irgendwelche Ur-Früchte findet und nach Europa importiert. Und die sollen es dann richten. Wir sind keine Afrikaner mehr. Wir sind hier Europäer. Biologisch und auch kulturell angepasst an kühles, sommerwarmes und oft sonnenarmes Wetter.
Überspitzt gesagt: Wir kommen super ohne afrikanische Früchte klar, aber nicht ohne Wildschwein. Im Winter braucht es einfach das Fett.
Wahrscheinlich war Zucker global gesehen fast überall ein Mangelfaktor. Wo gibt es denn mal wirklich ausreichend Früchte in der Natur? In kleinen Gebieten im Kongo, wo die Bonobos leben, in Asien, wo sie auf 30-40m hohen Bäumen wachsen, die nur für die Organs erreichbar sind .. das wars schon fast. Dazwischen endlose Steppen, Wüsten, Wälder, Meere... und was gibts da? Fische, Rehe, Rentiere, Wildschweine, Antilopen, Wildrinder ... und so hat sich die Verdauung eben auf diese Kost ausgerichtet.
Aber der Zuckerhunger war immer da. Wurde aber von der Natur durch eine strenge Saisonalität begrenzt. Und um satt zu werden, musste man eben immer auch rennen.
Dann kam Ackerbau und Viehzucht und irgendwann konnte, durch Tricks und Kunstgriffe, der Zuckerkonsum künstlich hochgefahren werden. Man hat da einfach auch die Schranken, die es von Natur aus gab, ausgehebelt.
Und das macht eben auch in der Rohkosternährung arge Probleme.
Na ja, es ist, wie es ist. Es ist eben ein Experiment.
Den Tag saß der Freund meiner Mutter in der Küche. Der wirkt auf mich schon wie 100 und hat sich da Spekulatius mit Kaffee reingezogen. Knochentrockenes Gelumpe mit Zucker und Gewürzen schmackhaft gemacht. Gleichzeitig frisst der 15 verschiedene Tabletten pro Tag.
Das ist aber für mich das beste Beispiel, dass man niemanden zu etwas bekehren kann.
Es ist eben auch ein Weg, der wohl sogar mehrere Leben umfasst.
Ich suche da nun seit 25 Jahren nach dem richtigen Weg...