Allos Waldhonig

07.09.2018 19:57

Den Tag hatte ich mal wieder Lust auf Honig. Ich konnte nichts anderes so richtig essen, weil mich eine Wespe in die Unterlippe gestochen hatte. Von innen. Es war die allerletzte Pflaume in diesem Jahr und bisher hatte ich immer genau geschaut, ob da eine Wespe dran rumknabbert. Und bei der Letzten habe ich die übersehen. Die muss mehr oder weniger schon drinnen gewesen sein. Jedenfalls hat sie mich dann in die Unterlippe gestochen, während ich sie zerbissen habe.

Was sollte sie auch machen?

Ich muss sagen, dass mir da echt etwas schwummrig wurde, aber nur kurz. Es war schon ein kleiner Schock und ich habe das Gift im Körper gemerkt.

Normalerweise habe ich keine großen Probleme mit Bienen- und Wespenstichen. Tut zwar weh, kribbelt, juckt und es schwillt auch manchmal etwas an, aber im Grunde eher nur nervig.

Meine Lippe ist aber dann schön angeschwollen. Und zwar so stark, dass sich meine Mutter und mein Bruder vor Lachen den Bauch hielten und erstmal Fotos machten. Meine Mutter kam dann sogar öfters mal zum "Nachschauen", nur um wieder in schallendes Gelächter auszubrechen. 

Sah so aus:

*lol*

Gott sei Dank wars aber abends schon fast wieder abgeschwollen. Also kurze, heftige Reaktion, aber nichts langfristiges. Nur dort, wo die Wespe zugestochen hat, brannte es noch zwei drei Tage, wenn ich Tomaten ass und es war auch beim Kauen etwas hinderlich und da dachte ich, probierst du mal wieder Honig aus.

Gesagt getan, aber das Zeug ist einfach Schrott!

Ich hatte abends im Bett wieder LSD-Träume, sprich ich habe intensive Farben gesehen, hatte irgendwie Zugang zu unterbewussten Regionen des Geistes und dachte mal wieder: Shit! Das Zeug ist kontaminiert.

Keine Ahnung, was es war, aber es war unangenehm. Den Tag drauf waren meine Augen auch ganz verklebt und ich fühlte mich nicht wohl. Das ist es eben, wenn man sich von guten Produkten ernährt: man reißen alle Toleranzen ab und wenn man dann mal wieder so einen Schrott erwischt, merkt man erstmal, wie gravierend da schon Minikontaminationen wirken.

Wie Drogen!

Farben sehen und irgendwelche Muster bei geschlossenen Augen, das Gefühl, sich zu verlieren, manchmal auch akkustische Halluzinationen.

Und deswegen denke ich ja wirklich, dass 99,99% der Menschen echt permanent im Drogenrausch sind, auch wenn es nur so "leicht beschwipst" ist. Und das erklärt auch das, was ich immer anspreche, wenn ich über 100%ige Rohkost spreche und dass sich dadurch die Energie verändert. Man nüchtert schlichtweg aus. Und deswegen bin ich auch so ein Vertreter von 100% Rohkost. Das ist ein Ausnüchterungsprogramm. Und genau das brauchen wir.

Wenn schon Minimengen an irgendwelchen künstlichen Sachen bei mir einen LSD-Rausch auslösen, was passiert da bei den "normalen" Menschen, wenn sie sich den ganzen Supermarktschrott reinziehen?

Auf alle Fälle war das mal wieder lehrreich.

Na ja, wie gesagt, die Schwellung war abends fast wieder weg und den Honigrausch habe ich auch überstanden.

Was ich dann vorgestern abend mit ansehen musste, lässt mich immer mehr an der Intelligenz des Menschen zweifeln.

Ich muss zugeben, ich liebe es, in die Landschaft zu schauen. Und so saß ich auf der Terrasse und schaute so Richtung Horizont und dachte: wird das schon neblig? Es lag ein feiner Schleier in der Luft. Was ist das denn? Es ist doch noch nicht so kühl, dass sich Nebel in Bodennähe bildet. Hm...

Also bin ich mal eine Etage höher gestiegen und habe mit dem Fernglas geschaut. War eh ein schöner Abend.

Und wer war der Verursacher? Schaut selber:

Das ist die moderne Landwirtschaft. Da wird der trockene Acker gegrubbert und die Feinanteile, also das Wichtigste, wird ausgeweht. Weg vom Feld. Tschüss. Das ist die moderne Landwirtschaft. Und dann wundern die sich, dass die Bodenfruchtbarkeit immer mehr abnimmt und am Ende eine unfruchtbare Steppe übrig bleibt, der man nur noch mit immer mehr Aufwand noch irgendwas abringen kann.

Die Staubwolke war immens.

Ansonsten hat es gestern abend mal 10mm geregnet. Das war mit Abstand die größte Regenmenge seit Mitte April, die an einem Stück runterkam. Man sieht es ja auch auf den Fotos, wie das hier mittlerweile aussieht. Da habe ich erstmal gemerkt, wie angespannt ich auch bin aufgrund der Trockenheit. Man ist ja nur am bewässern und wenn man einmal durch ist, hängen hinten die ersten schon wieder schlaff in den Seilen. Und jetzt hat es mal geregnet und endlich muss man mal nicht raus und Kannen schleppen und weiß, alles Ok, alles gut versorgt.

Ich habe im Grunde bis auf die eine Woche im August von Anfang April bis gestern druchgearbeitet. Samstag, Sonntag... immer mindestens zwei Stunden rumgewirbelt, um alles am Laufen und am Leben zu halten.

Na ja, und nun endlich mal etwas Regen, so dass ich heute und auch morgen nicht gießen muss. Da hatte ich gleich etwas Zeit und wir waren heute Äpfel pflücken. Man hat im Nachbardorf vor Jahren ausgehend vom Pomologenverein viele alte Apfelsorten gepflanzt und da haben wir einiges ernten können. Erstaunlich viel und erstaunliche gute Qualität. Aber zwei Jahre hintereinander unter diesen Bedingungen und es ist aus. Da werden dann viele eingehen. Vor allem die kleineren sehen garnicht gut aus.

Also, ich muss in letzter Zeit oft aufpassen, mich nicht zu sehr aufzuregen, aber was ist hier nur los? Da geben die 80.000 Euro aus, um ein wirklich gutes Projekt zu verwirklichen und in solchen Sommern kommt da keiner drauf, die Bäume mal zu wässern. Sowas würde doch gehen. Macht man aber nicht.

Mir kommt es immer mehr vor, als ob niemand mehr Verantwortung übernimmt, sich niemand mehr kümmert, sich keiner mehr interessiert. Dann vergammeln die eben und fertig. Dabei würde es ja reichen, einfach mal alle vier Wochen richtig zu wässern. Es ist nunmal ein Rekordsommer und da muss man doch schauen, dass man alles erhält.

Nö.

Kümmert sich keiner drum.

Ich würde es ja machen, aber mir fehlen die Ressourcen. Na ja, man erhält, was man liebt und mit der Rohkost kehrt eben auch die Liebe zur Natur, zur Landschaft, zum Boden, zum Wasser, zum Klima, zur Luft, zu den Früchten, den Bäumen und den Kräutern zurück.

Unter einem Baum fand ich einen leeren Plastikbecher vom McD. Wahrscheinlich irgend ein beschissener Milchshake. Als der ausgesoffen war, wurde wahrscheinlich das Fenster im Auto einfach runtergedreht und der Becher so entsorgt. Tschüss. Und da lag er nun unterm Apfelbaum und anders als so ein Apfel, weigert sich so ein Becher ja mit konstanter Bosheit zu verrotten und wenn er verrottet, zerfällt er in ungeniessbare Einzelteile.

Macht McD zu, fließen Tränen, man kann es nicht fassen und man fährt dann bis zur nächsten Filiale. Fällt man Kirsch- und Apfelbäume an der Straße, interessierts keinen, dass sie weg sind.

Das wird noch ein langer Weg zurück zur Heilung. Oder ein kurzer in den Abgund.

Mal wieder einer der wundervollen Sonnenuntergänge hier.

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