Bärenhunger

24.08.2014 21:01

Heute wieder ne Runde Sport getrieben. Liegestütze, Klimmziehen, Bauchtraining, Kurzhantelcurls. 40 Minuten hats gedauert, AC/DC hab ich dazu gehört und dann war ich gut ausgepowert. Vom Laufen gestern hab ich noch gut Muskelkater. Fühlt sich abe rnicht schlecht an. Ansonsten war ich heute nochmal Pflaumen pflücken. Die Renekloden sind jetzt vollreif und viele lagen schon unten. Die waren so absolut genial! Vor allem, weil sie so richtig sahnig geschmeckt haben. Was das Essen angeht, so merke ich, dass ich nach dem Verzehr von Obst sehr gerne Grünzeugx in Form von Garten- und Wildkräutern esse. Irgendwie scheint sich das gut zu ergänzen. Gemüse mag ich zum Obst nicht, aber Kräuter finde ich sehr passend. 

Insgesamt komme ich mir grade wieder vor wie ein Bär, der sich im Herbst die Wintenreserven anfuttert. Ich hab ja in Costa Rica gemerkt, dass mein Körpergewicht und auch der Körperfettanteil in keinster Weise vom Fettanteil der Nahrung abhängt, sondern von den Aussentemperaturen. Je kühler es wird, oder je mehr es Richtung Winter geht, desto schwerer bin ich. Und grade im Herbst hab ich seit der Rohkost immer an Gewicht zu gelegt. Ich hab auch mal versucht, dass im Winter durch Sport zu reduzieren, was sehr schwer war. Oder es insgesamt zu verhindern: es war unmöglich. Kam dann im nächsten Jahr der Frühling und es wurde Sommer, so war ich recht fix wieder auf Sommergewicht. Für mich ist das eindeutig ein Hinweis, dass wir eben schon gewisse Anpassungen an den Norden durchlaufen haben. Auch das höhere Schlafbedürfnis im Winter scheint mir da reinzuspielen. 

Und so sieht das dann aus:

Krass oder? Und das alles mit 100%iger Rohkost und seit Wochen nun fast ausschliesslich lokal. OK, auf dem Treffen gabs auch andere Sachen. Aber ich finde es immer noch abgefahren, dass ich auch mit Rohkost richtig Gewicht draufpacken kann und wie das im Einklang mit der Natur passiert. Es hat sich aber nicht einseitig nur am Bauch abgesetzt, sondern insgesamt über den ganzen Körper verteilt, so dass ich jetzt insgesamt massiger bin. Und es macht auch Sinn, denn jetzt sind eben viele Sachen reif, es gibt viel zu essen und bis zum Winter sind es nur noch knappe zwei Monate. Im November geht es ja dann schon los. 

Es gibt auch einen ökologischen Grund, wieso die traditionelle Fastenzeit nicht im Sommer, Winter oder Herbst liegt, sondern im Frühjahr. Im Sommer macht Fasten keinen Sinn, da gibt es genug und man muss auch viel arbeiten. Im Herbst dito, da muss man sich auf den Winter vorbereiten. Im Winter braucht man die Kalorien, das Essen, um sich zu wärmen und nur im Frühjahr macht es Sinn, weil dort die Wintervorräte aufgefuttert sind und neue Produkte noch nicht reif sind. Und so hat man die Fastenzeit eben dahin gelegt. 

Ich hab mir bei Amazon ein gutes Dutzend Bücher bestellt, viele davon zum Thema Steinzeit. Und auch dort gibt es eindeutige Aussagen zu lokalen Anpassungen von Volksstämmen an bestimmte Klimate. So haben die Ewenken, ein Volk des hohen Nordens Russlands schon Anpassungen an dieses Gebiet durchlaufen. Zitat: "Völker der Arktis, wie die Ewenken in Nordasien, haben Anpassungen an die Kälte entwickelt. Mutationen in ihrer mitochondrialen DNA bewirken, dass die Mitochondrien weniger ATP und stattdessen mehr direkte Wärme erzeugen, sodass der Körper nicht so schnell auskühlt". [Quelle]

Und jetzt stellen wir uns folgendes Szenario vor: da kommt ein Ewenke nach Europa, hört etwas von Rohkost und fängt damit an. Und bestellt fleissig bei Orkos Tropenfrüchte, weil wir ja genetisch noch an die Tropen angepasst sind. Lustige Vorstellung, oder? Da haben sie 40.000 Jahre lang in den Kältesteppen Eurasiens gelebt und sich von Mammuten, Wollnashörnern und Rentieren ernährt und jetzt gehts wieder los mit den Zucht-Früchten des tropischen Regenwaldes. Ich traue mich zu behaupten, dass er nach ein paar Jahren Probleme bekommt und sich INSTINKTIV wieder Richtung Kost seiner Vorfahren orientiert. Soweit das möglich ist. 

Übrigends hab ich heute eine neue Wild-Frucht entdeckt: die Kornelkirsche. Man hat sie vielfach in den Hecken angepflanzt, die als Kompensationsmaßnahme der Windkraftanlagen angelegt wurden. Hab einige probiert und muss sagen, dass sie echt genial schmeckt. Mal schauen, was der Instinkt in weiterer Folge dazu sagt. 

Es ist wirklich interessant, was zum Beispiel die europäischen Ureinwohner, die Europa entlang der Küsten besiedelt haben, früher gegessen haben. Als Jäger und Sammler nutzten sie ja vielfältige Nahrungsquellen. Die Menschen der bekannten dänischen Ertebolle-Kultur nutzen je nach Jahreszeit verschiedenste Gebiete zur Nahrungsbeschaffung. Im Winter waren sie im Binnenland, wo sie Wildschweine fingen und Nüsse sammelten. Ansonsten gab es wohl im

Frühjahr: Austern waren anscheinend im Frühjahr für einige Wochen lebenswichtig. Weil die Fische und viele Pflanzen erst später nutzbar waren. 

Sommer: Kabeljau und Makrele fing man an der Küste und im Binnenland sammelte man Früchte

Herbst: Haselnüsse, Eicheln, Sattelrobben, Hirsche und Aale. 

Winter: Delfine, Tümmler, Grauwale, Zugvögel wie Singschwäne. 

Dies hat man bei Ausgrabungen herausgefunden. Eigentlich alles nur geniale Sachen, die ich auch mag, bzw. mir vorstellen kann, dass sie genial sind (OK, Delphine würde ich jetzt auch nicht mehr essen). Auch finden sich immer wieder Hinweise auf den Verzehr von Wild-Honig. Man mied anscheinend auch die dichten Wälder, weil diese wenig Nahrung boten. Sondern man nutzte die Küsten, Flüsse und wenn man in den Wald ging, schuff man Waldlichtungen, wo sich dann Wildtiere sammelten, die man jagte und wo auch essbare Wildpflanzen wuchsen. 

Aber man sieht eben auch, was die Urkost der Europäer war. Und dass sind eben nunmal vor allem auch tierische Sachen. Fette Sattelrobben, ich glaube, die waren damit im siebten Himmel! Muss ein unglaublicher Genuss gewesen sein. Sowas gibt es ja heute nicht mehr. Gott sei Dank auch, weil es gibt eh nicht mehr soviele. Aber wenn man mal die Kost der Jäger und Sammler mit der der späteren Ackerbauern vergleicht fällt auf, dass die nahrhafter war, vitaminreicher und mit weniger Aufwand zu beschaffen. Na schauen wir mal, was sich noch alles in den Büchern findet. 

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