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Bäume pflanzen
31.03.2016 21:23Boah, ich komme garnicht hinterher mit schreiben. So, erstmal auf Stand bringen. Alle Wurzeln sind draußen.
Das war schon eine elende Plackerei. Vor allem die "Arme" der Wurzeln auszugraben und rauszureißen. Die Fichte hinterlässt leider irgendwie tote Erde. Sie ist unter der Fichte wie Beton, ausgelaugt und ausgebleicht. Ich glaube, die Fichte, ein Flachwurzler, der zumeist auf Podsol oder flachgründigen Bergböden stockt, macht sich irgendwie (vielleicht durch Wurzelauscheidungen?) ihre eigene Ortsteinschicht. Der Podsol hat ja eine ausgeprägte Ortsteinschicht, also eine wasserundruchlässige, verkittete und feste Schicht, welche kaum durchwurzelt werden kann. Flachwurzler wie Fichten sind an diese Bodentypen optimal angepasst. Und vielleicht "erschaffen" die sich ähnliche Bedingungen, wenn sie auf tiefgründigen und lockeren Böden stehen. Laubbäume jedenfalls hinterlassen nicht solche tot wirkende und verhärtete Erde.
Der Podsol ist der typische Boden der borealen Nadelwälder und auf der Nordhemisphäre einer der am verbreitetsten Bodentypen. Das geringe Nährstoffangebot und die niedrigen pH-Werte bieten für Nadelbaumarten wie Kiefer, Fichte und die verschiedenen Lärchenarten ausreichend günstige Lebensbedingungen. Außerhalb der borealen Nadelwälder sind Podsole in der gemäßigten Mischwaldzone auf quarzreichen Gesteinen weit verbreitet. Typische Podsolgebiete Mitteleuropas sind die Sander und trockenen Urstromtäler Niedersachsens sowie die großflächigen Granit- und Gneisvorkommen in den Mittelgebirgen.
Diese aus meiner Sicht negative Veränderung unserer ansonsten sehr guten Erde ist wieder ein Zeichen, keine Bäume zu pflanzen, die einfach nicht hergehören. Nadelbäume haben hier absolut nichts zu suchen.
Na zumindest haben wir die Fläche komplett beräumt und schon zwei Apfel- und einen Walnussbaum gepflanzt. Dazu waren wir extra in der Baumschule Müller in Oschatz bei Leipzig, der hat noch einige alte Sorten und auch preiswertere wurzelnackte Ware. Jetzt bin ich mal gespannt, ob das alles auch anwächst! lol Aufgelockert (mit Spaten und Spitzhacke), haben wir ja ordentlich.
Auf alle Fälle werden die Bäume als Mittelstämme mal etwas größer. Ich esse ja recht viele Äpfel und da kann es ruhig etwas mehr sein.
Was mich etwas nervt ist die Straße. Die ist mir zum Teil etwas zu laut, was vor allem am Straßenpflaster liegt. Wir überlegen schon, wie wir das lösen können. Einmauern wollen wir uns aber auch nicht. Aber es läd eben auch zum Rasen ein. Der Verkehr hält sich zwar in Grenzen, weil es eben Dorf ist, aber wenn jemand zu schnell fährt, dann nervt es schon.
Aber schon krass: als alles runter war von der Fläche, haben wir uns erstmal erschrocken, wie groß die ist. Na, ich habe noch einige Ideen. Kann man ja alles nutzten für den Biogarten.
Was auch immer wieder bewegend ist, ist die Nachbarschaftshilfe auf dem Dorf. Es gibt noch die Reste von früher, als fast alle Landwirte waren und sich permanent gegenseitig halfen beim Ernten, Hausbau etc. Ich habe das ja alles noch erlebt, wie die Frauen zusammen saßen und Gänse gerupft haben. Wie man nach dem Schlachten den Leuten was brachte, wie man zusammen Tabak geernte hat, wie man zusammen das Stroh in die Scheunen brachte.
Und so hat uns ein Freund meiner Eltern geholfen, den Garten zu erweitern, so dass ich mich da noch mehr austoben kann.
Dufter Typ, total lustig und bodenständig. Der hat eine recht gute Fräse und so ging das alles recht fix.
Die kennen uns ja schon seit wir Kinder sind. Das verbindet einfach auch. So war ich zu Ostern wieder zum Osterfeuer und da sieht man die ganze Dorfgemeinschaft. Man schwatzt hier und da, erfährt neues und kann gleich Dinge regeln. Man kann das gar nicht richtig erklären. Man kennt die Menschen seit Kindesbeinen. Selbst wenn man sich jahrelang nicht sieht, man kommt immer irgendwie heim. Sind ja viele aus meiner Generation hier geblieben. Die empfinden wahrscheinlich ähnlich. Und dann steht man da am großen Feuer und überall ringsherum in den Dörfern sieht man ähnliche Lichter, die in den Nachthimmel lodern. Und dann spürt man, dass man Teil einer langen Kette ist, die weit in die Vergangenheit reicht. Und man sieht schon die nächste Generation, die diese Tradition fortführen wird. Das hat schon etwas Magisches, wenn man sich das bewusst macht.
Und Dienstag waren wir dann unten und haben säckeweise Holzasche vom Feuer geholt. Das ist ja ein guter mineralstoffreicher Dünger. Und da auf dem Weg noch eine Pferdekoppel war, haben wir auch gleich die Pferdescheisse mitgenommen. Als Bio-Gärtner darf man da nicht zimperlich sein! :-D
Und es ist auch komisch. Ich komme mir da oft vor wie mein eigener Beifahrer. Ich mache die Sachen einfach. Oder machen sie mich? Ich kann das gar nicht so genau sagen. Eine Idee kommt zur nächsten, und das in einer Klarheit und Eindringlichkeit, dass es fast an Visionen erinnert. Ich sehe alles, was ich umsetzte, schon lange vorher klar und deutlich vor meinem inneren Auge. Ich sehe es vor meinem inneren Auge so klar, als ob es Erinnerungen sind! Als ob es etwas ist, das bereits lange existiert. Als ob man sich an die Zukunft erinnert! Und ich brauche es eigentlich nur noch zu realisieren. Das, was eigentlich schon lange da ist. Und die Motivation dazu kommt auch von ganz alleine. Ja, es treibt mich regelrecht! Ich MUSS das machen! Aber es ist kein Zwang, sondern eher als ob man auf einer Welle surft. Und so war es schon immer. Egal ob früher im Job irgendwelche Projekte, beim Sport, bei der Gartenplanung, bei der Planung des Sommertreffens, bei allem eigentlich, wo es auf Kreativität ankommt. Alles ist irgendwie schon lange vorher in meinem Inneren vorhanden. Und wenn dann eine neue, bessere Idee, eine neue Viision, dazukommt, wenn etwas reift, dann gibt es echte Glücksgefühle.
Und ich frage mich manchmal, ob es "meine" Ideen sind, die "ich" umsetzte, oder ob ich nur eine Art Empfangsgerät bin, dass nur rausplärrt, was von irgendwoher gesendet wurde.
Im Endeffekt ist es ja auch vollkommen wurscht!
Jedenfalls haben wir nicht nur den Garten erweitert, sondern noch einige Bäume gepflanzt. Und dort, wo mal die Birken standen, sollen essbare Sträuchen hinkommen. Dazu haben wir heute habe schon Haselnusssträucher, Kornellkirsche und andere Sachen gekauft, die dort mal eine essbare Hecke bilden sollen, die aber auch als Windschutz dient.
Ich seh es schon vor mir! :-D
Und ein Glück! Der Winter ist vorbei. Pünktlich zum Frühlingsanfang sieht man die für Sachsen-Anhalt so typischen "Duschen". Das sind Regengüsse, die wie eine Giesskanne lokal konzentriert über das Land ziehen und die es im Winter so nicht gibt. Dieses Wetterphänomen ist nur im Sommerhalbjahr zu beobachten (und oft schaut man ganz ängstlich nach Westen, denn es können durchaus auch starke Gewitter im Anmarsch sein). Das Gleiche sieht man übrigens auch auf dem Meer. Es ist eben ein flaches Land.
Tja. Und das bleibt eben nicht aus, wenn man im Dreck rumwühlt. Aber wen juckts?
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