Boah

22.02.2018 20:34

Also ich werde hier wohl die "Symptomsammelstelle". LOL Es kommt ja wirklich fast jeden Tag was rein, anhand dessen man sieht, dass sich die Dinge nicht gerade zum Besten entwickeln. Zumindest nicht mittelfristig.

Heute bin ich über das gestolpert, was mich mich aber keine Sekunde wirklich wundert, sonder was ich als folgerichtig und symptomatisch ansehe:

Immer mehr junge Erwachsene leiden an psychischen Erkrankungen. Besonders Studenten kämpfen mit Depressionen und Panikattacken. Zwischen den Geschlechtern gibt es einen deutlichen Unterschied.

www.welt.de/wirtschaft/karriere/article173855041/Barmer-Aerztereport-2018-Psychische-Erkrankungen-bei-Studenten-nehmen-zu.html

Ich habe ja auch studiert. Von Oktober 2002 bis Januar 2008 und das war schon teilweise sehr stressig, aber auch gleichzeitig sehr erfüllend. Hat mir großen Spaß gemacht. Wir waren damals noch der Diplomstudiengang. Das fand ich den richtigen Mix aus straffem Vorlesungsplan und Freizeit, wo man sich mit den Sachen beschäftigen konnte, die einem interessierten. Bei mir waren dass eben die Lauf- und vor allem die xylobionten (holzbewohnenden) Käfer.

Und so habe ich in dem Semesterferien stunden-, tage- und wochenlang im Mikroskopierpool verbracht und habe die Erfassungen für meine eigenen Projekte, oder später als Hiwi für andere Projekte bestimmt. Das war mir eine richtige Erfüllung und mich brauchte niemand zum Arbeiten "zwingen". Ich bin da früh hin, Musik an und dann stundenlang jeden Tag das ganze Viehzeug bestimmt.

Teilweise habe ich andere beim Bestimmen geholfen, einfach weil mir das so einen Spaß gemacht hat.

Das war wirklich eine sehr schöne Zeit im Rückblick und Depressionen hatte ich da höchstens, weil es probleme mit irgendwelchen Weibern gab, die man als junger Mann ja immer irgendwie hat. LOL

Aber die, die nach uns kamen, wurden dann in die neuen Bachelor und Masterstudiengänge gepresst. Und das war für die dann auch megastressig. Der ganze Lehrplan wurde gestrafft und die wurden so richtig geknechtet.

Also so kann man jungen Menschen wirklich auch den Spaß vergällen. Und zu was? Weil die Industrie gerufen hat, dass die Deutschen zu lange studieren. Also haben die das umgestellt und das Ergebnis waren irgendwelche gestalten, die da über den Campus hetzten. Vollkommener Schwachsinn.

Und jetzt 10 Jahre später sieht man, was es gebracht hat: Depressionen.

Und das sind wahrscheinlich noch die Gesünderen, wo das Unterbewusstsein gegen diese Zustände rebelliert.

(...) laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden Depressionen oder affektive Störungen 2020 die zweithäufigste Todesursache sein. Betroffen sind auch immer mehr junge Erwachsene. In Deutschland wurden zwischen 2005 und 2016 38 Prozent mehr psychische Erkrankungen bei 18- bis 25-Jährigen diagnostiziert – bei Depressionen sogar 76 Prozent mehr.

Wundert mich alles keine Sekunde.

Der Stress wird ja auch heute immer mehr. Und das Unterbewusstsein reagiert dann auch darauf und es zeigt sich bei manchen denn als Depression.

Also was Stress auslösen kann, habe ich ja dann später im Berufsleben auch erfahren. Da war ich am Ende auch depressiv. Ausgebrannt und regelrecht niedergeschlagen.

Aber bei mir war es dann später im Job, heute geht das ja alles schon in der Schule los und geht dann im Studium weiter.

In diesem Jahr lag der Fokus der Untersuchung auf psychischen Erkrankungen bei jungen Erwachsenen – speziell bei Studenten. Das Ergebnis: Bei jedem vierten wird inzwischen eine psychische Erkrankung diagnostiziert.

Es ist einfach nur noch verrückt. Mehr, schneller, weiter... auch hier scheint das System an seine Grenze zu kommen. Noch mehr, noch schneller, noch stressiger und irgendwann kommt niemand mehr gesund raus aus Schule und Studium, noch bevor je produktiv gearbeitet wird. Dann produzieren wir keine Leistungsträger, sondern lauter psychisch Kranke.

Nur: wir sehen die Symptome, können aber nichts dran ändern. Das System kennt ja keinen Rückwärtsgang. Da kann nur jeder selber irgendwie Strategien finden, wie er damit umgeht.

(...) gehen die Forscher davon aus, dass „die derzeitigen gesellschaftlichen Strukturen und Lebensweise vieler Menschen in Deutschland die Entstehung von psychischen Erkrankungen begünstigen“. Dazu zählen beispielsweise ständige Erreichbarkeit, Bewegungsmangel und Arbeitsplatzunsicherheiten. Peter macht auch das Bildungssystem für den hohen Druck verantwortlich: „Dass man mit 21 den Bachelor und am besten mit 23 den Master hat – das ist für viele zu viel.“

Schneller, höher, weiter ... und irgendwann geht das eben nicht mehr und die Krisen häufen sich. Ist halt hier auch so. Ja, ich sag es ja immer wieder: wir leben in einer Wendezeit. Das System kommt zunehmend an seine Grenzen. Und hat aber keine Strategien, damit umzugehen, außer noch mehr. Oder wie immer Krieg oder Bürgerkrieg. Beides wird schon vorbereitet (Russland / Migration).

Dabei gelte das junge Erwachsenenalter „als ausgesprochen ‚gesunde‘ Lebensphase.“ Auch Studenten hätten bisher als weitgehend „gesunde“ Gruppe gegolten. Doch laut Studie bleibt auch diese Gruppe der jungen Erwachsenen keinesfalls von psychischen Erkrankungen verschont. Bei rund 470.000, 17 Prozent der Studenten, wurde mindestens eine psychische Erkrankung diagnostiziert. Depressionen wurden bei 86.000 Studenten festgestellt. Als Gründe, warum Studenten an psychischen Erkrankungen leiden, sieht die Krankenkasse steigenden Leistungsdruck, finanzielle Sorgen und Zukunftsängste.

Man muss es sich immer vor Augen halten: wir sind selber der Motor dieser Entwicklung! "Mach mir aus meinem Geld mehr Geld!" - und diese Energie des exponentiellen Wachstums schlägt dann zunehmend auf alle Bereiche des Lebens durch. Mehr mehr mehr... mehr Bildung, am besten schon im Mutterleib Englisch lernen, in der Schule dann Leistungsdruck, der Sproß soll ja aufs Gymnasium, später Studium, müssen ja auch alle studieren heute, und dann eben der Job mit befristeten Anstellungen, Zukunftsängsten usw.

Hier setzte ich ich wieder meine paradisische Vision der lebendigen Dorfgemeinschaften, mit Permalkulturen, wo die tierischen Mitarbeiter den größten Teil der Arbeit machen. Der Regenwurm, das Huhn, das Schwein. Und wenn das einigermaßen gut läuft, dann ist es auch nicht so stressig, und wenn es Gemeinschaften gibt, die sich gegenseitig helfen, schonmal garnicht.

Nur, damit ist der Kapitalismus ja erledigt.

Wobei, der erledigt sich ja auch so. Genau das läuft gerade vor unseren Augen ab. Der Todeskampf eines sterbenden Systems, dass an sich selber zugrund ging. An der Maßlosigkeit, an der Unvernunft, an der Gier, an der Zügellosigkeit.

Wenn jetzt schon die jungen und fitten Menschen psychisch beschädigt werden, und depressiv und andersweitig psychisch gestört aus den Bildungseinrichtungen kommen, tja.. was ist dann die nächste Eskalationsstufe?

Das passt auch rein in diese Entwicklung: www.politico.com/magazine/story/2018/02/08/why-young-am ericans-having-less-sex-216953

Auch eine Folge der ungesunden Entwicklung. Die jungen Leute machen immer weniger das, was wir in dem Alter ausgibig getan haben. Vollkommen bescheueter MeToo-Debatten (die ich für ein weiteres Symptom des Niedergangs halte), Pornos, Technik, Netflix... und schon geht es sexuell bergab. Wenn dann noch die ganzen Unsicherheiten in Jobs, Stress, was weiss ich...

Mal sehen, wann die Menschen sagen: also so gehts jetzt nicht weiter! Das ist auch nciht der wahre Jakob!

Oder ob sie sich weiter und weiter und weiter in diese Wachstumsirrsinn verstricken und es dann eben auf die ein oder andere (unfreiwillige ) Art und Weise zu Ende geht. 

Im Grunde kann so ein System nur von Kochköstlern erfunden werden.

Die immer fetter werdenden Menschen auf der einen Seite zeigen den Versuch, unendlich zu wachsen auch körperlich an. Geht aber nicht. Auch hier kommen irgendwann die Krisensymptome zum Vorschein. Und die ausgehungerten Gestalten aus Afrika zeigen dann eben an, auf welche Kosten das geht.

Man muss es auch verstehen: wenn man roh und naturnah lebt, kann man so ein System nicht erfinden. Das geht nur, wenn man Schritt für Schritt immer weiter denaturiert und sich von der Natur entfernt. Und dahin geht ja der Trend: immer mehr Raffinesse und immer größere Verstädterung. Und dort ist man dann so abgekoppelt von allem, dass man meint, ewiges Wachstum ist normal und so gewollt.

Es ist ja auch kein Wunder, dass die Banken, die das System SIND, ALLE in den Zentren der größten Städte angesiedelt sind, also weit weg von natürlichen Prozessen. Das ist kein Zufall.

New York, Frankfurt, Paris, Zürich, London. Und dort immer im Zentrum. Und genau dort, im Zentrum der Städte, wo man am Weitesten wie es geht von der Natur weg ist, genau da ist dieses System entstanden und beheimatet und von dort aus wurde es allen übergestülpt und nicht umsonst hat es alles Natürliche zum Feind und hat alles Natürliche zur Gewinnmaximierung degradiert.

Ein Bauer, der noch naturnah lebt, erfindet kein System, das auf ewiges Wachstum setzt. Auf sowas kommt man nur, wenn man mit natürlichen Prozessen, Rythmen der Natur, natürlichen Begrenzungen etc. nichts mehr zu tun hat. Erst wenn man davon entkoppelt ist, kommt man auf sowas. Und lehrt dann an den Unis, die kurioserweise auch alle in den großen Städten sitzen, das es nicht anders geht.

Das heutige System, dass nun immer mehr Krisensymptome hervorbringt, ist ein Kind von kochenden Stadtmenschen. Mit würzen und denaturieren kann man sich fett fressen und in den Städten ist man von den natürlichen Prozessen abgekoppelt und bekommt den falschen Eindruck, dass etwas ewig wachsen kann.

Ich habe das in Cottbus gesehen: ich wohne ja seit Kindesbeinen immer am Dorfrand. Aber da lebte ich mitten im Zentrum. Ich hatte immer das Gefühl, "drin" zu sein. Und es kommt wirklich zu einer Abkopplung von natürlichen Prozessen. Die erlebt man in der Stadt weitaus weniger pregnant, als wenn man in ländlichen Gebieten lebt.

OK, heute mit PC und Smartphones kriegen die auch nichts mehr mit, aber wer aufmerksam ist...

Und die Verstädterung nimmt rasant zu... und dort werden die zukünftigen demokratischen Mehrheiten gebildet. 

Oh weh oh weh...

—————

Zurück