Break on through

11.10.2014 23:52

Mir ist aufgefallen, dass ich in einer Hinsicht sehr unzufrieden bin: ich war ja vor meiner Rohkost sehr oft zu Partys, Discos und Konzerten. Zum Teil war ich als Teenager Freitag , Samstag und Sonntag unterwegs. Damals gingen die Discos noch von 6-11. Heute undenkbar. Aber da war man dann andernstags wieder ausgeschlafen und man konnte abends wieder weggehen. Als ich auf Rohkost umgestellt habe, war ich zumindest in der Studienzeit noch auf jeder Pay. Dann schon ohne  Alkohol. Da war es vor allem abhängig, ob mir die Musik gefallen hat. Aber auch da hatte ich noch viel Spass. Nach dem Studien ist das extrem abgeflaut, obwohl ich immer noch große Lust habe, mal wieder tanzen zu gehen. Auf dem Treffen heuer ist ja zweimal die Party echt abgegangen...das war am Ende sowas von befriedigend! Jetzt ist leider wieder wenig los und auf 0815 Veranstaltungen hab ich keine Lust. Ein Bedürfnis ist da, wird aber nicht befriedigt.

Aber wieso hab ich keine Lust auf den normalen Kram?

Was mir aufgefallen ist: man wird durch die Rohkost ja sicherlich etwas feinfühliger und sensibler und im Zuge dessen wurde mir oft die Energie von Veranstaltungen unerträglich. Grade, wenn viel gesoffen wird. Die Studentenpartys gingen noch, aber ansonsten bin ich oft einfach nach Hause gegangen und hab mit Leuten gechattet. Es hat mir einfach mehr gegeben als mich da einen abzuquälen und diese verrüttete trunkene Energie zu spüren. Es sollte ja energetisieren, nicht immer mehr in Unordnung geraten. Der Alkohol macht aber vieles kaputt, andernseits für sehr viele Menschen aber auch erst erträglich.

Restaurantbesuche fand ich darüber hinaus mal ganz ätzend... lol.

Na ja, ich bin irgendwann aber auch aus allen Foren und Gruppen ausgestiegen. Ich war und bin satt von den Diskussionen und ich hatte am Ende einfach keine Lust mehr, mich mit ewigen Rumeierern abzugeben, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit wieder in den Kochkopf abtauchen. Es hat mich einfach abgetörnt und gelangweilt zurückgelassen. Im Gegensatz dazu hatte ich mal eine Freundin, die wie selbstverständlich Rohkost gemacht hat. Die musste weder animiert, angeleitet oder gar motiviert werden, noch überzeugt und, dass kann ich ja nun überhaupt nicht ab, gestützt und geführt. Die hat für sich selber gesorgt und wie selbstverständlich ins Steak gebissen... ich war hin und weg!

Im Grunde ist es wohl grade ein Mangel an Gleichgesinnten.

Es ist aber nicht so leicht, diesen Life-Style einfach mal so zu machen. Da gehört viel dazu. Deswegen gibts eben auch nicht so viele. Die ganzen Spannungen, die man mal aushalten muss, grade auch sozialer und energetischer Art. Da klappen viele wieder um. Aber es gab doch mal eine Zeit, so Anfang der 00er, als ein ganzer Schwung Leute neu mit der Rohkost angefangen haben. Viele sind davon noch dabei. Da gab es ja das ganze Gourmetzeugx nur ansatzweise und man war eigentlich von der instinktiven Rohkost inspiriert. 

Aber es ist schon erstaunlich, dass jetzt 14 Jahre später zwar alle Medien über Rohkost berichten, die Rohvolution sehr viele Menschen anzieht, es aber kaum mal wirkliche Rohköstler gibt. Ich meine, allein Berlin, da müsste es doch bezogen auf die Gesamtbevölkerung mindestens 5.000 Rohköstler geben. Die, die es wirklich mal länger ohne Ausnahmen machen ... na gut, sind vielleicht 5. Deutschland hat 82 Millionen Einwohner. Und wenns hochkommt 100 Rohköstler, die nicht immer wieder mal Ausnahmen machen. Erschreckend, oder? Also das schätze ich jetzt mal so. 

Dabei ist das doch wirklich eine wundervolle Lebensweise!

Aber man muss es auch nüchtern betrachten: im Grunde ist die Rohkost eine Unmöglichkeit. So viele Hürden sind zu nehmen und selbst dann ist der Ausgang ungewiss. Da hat man soziale Hürden, körperliche Hürden, emotionale Hürden, Prägungen, Vorurteile, fixe Ideen, Überzeugungen... dass es überhaupt Menschen gibt, die es längerfristig praktizieren ist eigentlich im Lichte der ganzen Hindernisse schon fast ein Wunder. 

Soziale Hürden - plötzlich wird man feinfühliger, man spürt, dass man sich verändert, dass die Energie nicht mehr passt, dass man über bestimmte Sachen nicht mehr reden kann. Ist man in einer Beziehung wirds zumeist ganz heikel. Ich hab damals auch erlebt, dass die Beziehung in der ich grade war, die Umstellung nicht verkraftet hat. Für viele ist das dann schon das Aus für die Rohkost, weil sie merken, dass sich dadurch einfach zu viel verändert.

Körperliche Hürden - hier sag ich nur Stichwort Entgiftung. Da muss man auch erstmal durch! Und dass ist umso beschisssener, je älter man ist, wenn man anfängt. Wer jung umstellt, der hat zwar auch oft krasse Entgiftungen, aber der Körper ist eben noch flexibler und energetischer.

Prägungen - man ist ja auf die Kochkost geprägt, seit dem Mutterleib quasi. Damit muss man auch erstmal fertig werden und sich "umprägen", wenn das überhaupt geht. Da spielen ja soviele unterbewusste Dinge eine Rolle. Das Mutterbild, Das Vaterbild, wie man erzogen wurde, wie die Eltern drauf waren, was für eine Familienenergie vorherrschte usw usw...

Vorurteile - z.B. gegen tierische Produkte. Oder gegen Früchte, oder Gemüse... und dabei ist es vielleicht das, was man dringend braucht, aber man hat da so fixe Ideen im Kopf, dass dies oder jenes eben nicht gut ist, statt erstmal auszuprobieren und dann einen Schluss zu ziehen.

Und dann die ganzen Wechselwirkungen zwischen diesen ganzen Dingen.

Es lässt sich noch ewig weiter spinnen, dieser Faden. Wie gesagt, dass im Anbetracht dessen überhaupt jemand klar kommt... andernseits muss man dann einfach auch mal hinterfragen, was die Leute machen, die es machen! Wie gehen die damit um? Wie haben die sich durch dieses Dickicht gekämpft und wie haben die das erlebt? Na zumindest meine Erfahungen kann man ja hier nachlesen... lol.

Im Grunde ist es aber ganz einfach: man muss es einfach nur machen! Einfach loslegen, Vertrauen haben, loslassen und sich der Natur hingeben. Einfach auch mal JA sagen und das Experiment Rohkost anpacken! Und dann einfach schauen was passiert und jeden Tag wieder das Rohkostexperiment angehen. Einfach jeden Tag wieder PRAKTIZIEREN. Als ein großes Experiment. Was soll denn schon groß passieren? Sterben muss man eh am Ende, und weils so ist, kann man ja ruhig mal etwas aussergewöhnliches machen, nicht wahr? ;-)

 

 

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