Das Fernsehprogramm - einige Überlegungen.

25.12.2024 10:49

Gestern an Heiligabend war ich natürlich bei meinen Oldies drüben. Wie immer lief der Fernseher. Muss ja nichts schlimmes sein. Ich habe mich mit dazugepackt und am Ende den ganzen Abend vor der Glotze verbracht. Es gab nämlich einige interessante Sachen zu sehen.

Angefangen hat es mit der Komödie "Hilfe, es weihnachtet sehr!" Der Film ist lustig und im Grunde recht gut gemacht. Gehört schon etwas zum Standardprogramm.

Danach bin ich bei der Liveübertragung der Messe aus dem Petersdom in Rom hängengeblieben. Einige Eindrücke: 

- Der Dom ist GEWALTIG! Was für ein architektonisches Meisterwerk! Also da muss man beeindruckt sein. Eine gigantische Kuppel, eine riesige Kirche. Beeindruckend.

- Es ist dann im Endeffekt doch ein ziemlich großes Theaterstück mit klaren Hierachien, patriachalen Struckturen, viel Kostümierung und verwirrender Rituale.

- Der Papst ist ziemlich übergewichtig. Das Doppelkinn hing schwer über seiner Robe. Insgesamt sehr unsympathisch, der Mann.

- Der gediegene Reichtum wird zur Schau gestellt. Der ... Bischoff (?), der die Messe abhielt, hatte so einen schönen dicken goldenen Ring am Finger. Insgsamt war viel Gold und Silber zu sehen.

- Die Gläubigen haben eine unterwürfige Haltung. Man küsst Ringe, man verbeugt sich vor Höherstehenden, man zieht sich züchtig an, beugt den Rücken.

- Der Papst hat seine Aufrufe an alle, die gerade in bewaffneten Konflikten sind, erneuter, diese niederzulegen. Da ist mir der Gedanke gekommen, dass er im Grunde nur redet, aber wenig tut. Wenn es ihm wirklich um den Frieden ginge, wieso reist er nicht permanent nach Kiew, Moskau, Washington, Gaza, Israel? Wieso nimmt er nicht seinen Stab und geht, also wirklich zu Fuß, in die Ukraine? Seht, ich nehme eure Sünden auf mich und leide für euch! Gehe, obwohl ich kaum noch laufen kann, in die Ukraine, oder nach Gaza, und leide dabei, aber für den Frieden nehme ich dieses Kreuz auf mich.

Gandhi hat damals gefastet, solange, bis Frieden war. Das ist auch so ein energetisches Ding: Jemand bürdet sich die Last auf und zeigt damit allen anderen, wo sie falsch handeln.

Ich nehme eure Sünden auf mich!

Wäre das nicht die richtige Antwort des Papstes gewesen?

Derzeit sitzt er im Rollstuhl... na ja, dann eben so... Seht, ich nehme eure Sünden auf mich. Ich büße für eure Übertretungen. Ich bin es, der es auf sich nimmt.

Keiner hätte dem widerstehen können, wenn sich da ein alter Mann um des Friedens Willen quält. Wenn er tatsächlich die Sünden auf sich nehmen würde. Die Medien hätten ja berichtet.

So aber ist es eher Standardgeschwätz. Wir haben es mal wieder gesagt.

Na ja, das waren mal meine Gedanken dazu.

Dann umgeschalten. Film ging los. Die zehn Gebote mit Charlton Heston.

de.wikipedia.org/wiki/Die_zehn_Gebote_(1956)

Der Film ist gut! Was mir aufgefallen ist:

- Männer sind hier noch Männer und Frauen Frauen. In den alten Filmen sieht man noch ganz deutlich diese unterschiedliche Energie der Geschlechter. Das ist richtiggehend erholsam, sich so etwas anzuschauen. Die Männer sind einfach Männer und die Frauen sind Frauen.

- Was mich beeindruckt hat: Der Sohn des Pharao, Ramses, gespielt von Yul Brunner. Der alte Pharao zieht ja den Moses als Nachfolger vor, aber anders als in jüngeren Filmen, wo man dann zeigt, wie dann der Zurückgesetzte leidet oder man da eine gewisse psychologische Erklärung für sein späteres Verhalten liefert, ist der Rames vollkommen unbeeindruckt davon. Also wirklich vollkommen. Beeindruckend! Kein Gejammer, kein Geflenne, keine Getue. Brust raus, Arme in die Seite gestemmt und weiter voller Selbstbewusstsein. Und der spielt das auch glaubhaft.

- Der Tanz ums Goldene Kalb wurde beeindruckend dargestellt. Und hier sieht man eben auch das so oft, im Grunde in allen Religionen, verdammte und unterdrückte dionysische Prinzip: Den Rausch, die Orgie, die Entfesselung, das Durchbrechen der Grenzen...

Und das sieht man ja auch im Alltag: Immer wieder bricht es durch und es gibt dieses rauschhaften Feste.

Das gilt natürlich in allen theistischen Religionen als gottlos, gotteslästerlich, sündhaft, unzüchtig, frevelhaft... Moses kam ja vom Berg und hat alle streng ermahnt. Und Gott hat das ganze Volk hart bestraft, indem es 40 Jahre durch die Wüste wandern musste. Es scheint aber im Menschen drin zu stecken. Das Enthemmte, dass Rausbrechende, das Loslassen aller Konventionen. Das wird in unserer Kultur eben oft durch den Genuss von Alkohol ausgelöst, was dann wohl auch oft entgleist und ausartet. 

Aber mir scheint es, dass es da auch ein natürliches Verhalten gibt. Vielleicht haben unsere Vorfahren nach dem Jagderfolg gefeiert! Ohne Alkohol, den es ja damals noch nicht gab. Aber einfach enthemmtes Feiern, wenn das Mammut erlegt war. Die Frauen wurden zugänglich, weil genug zu essen da war, es war eine gute Zeit.

Dann war es aufgegessen und man musste wieder zielgerichteter, strenger, gefasster leben, bis zur nächsten Feier.

Nietzsche hat ja die beiden Grundprinzipien des Lebens genannt: das appollonitische Prinzip und ds dionysische. Vielleicht kommt das noch aus der Vorzeit. Planen, ordnen, zielgerichtet leben, Intellekt... dann das rauschhafte Fest, die Freude, der Abbau der Spannungen, gerade auch sexuell.

Dieses letztere Prinzip hat man ja aus den Religionen verbannt. Da ist nur noch das gottesfürchtige und züchtige Verhalten erlaubt. Die Frage ist dann, ob sich diese unterdrückten Energien später in aggressiver Form äussern. Wenn man permenant etwas unterdrückt, vielleicht wird das dann zur Wurzel von Hass, Gewalt, Aggressionen. Wer drei oder viermal im Jahr richtig die Sau rauslässt, ist wahrscheinlich entspannter als jemand, der das sein Leben lang unterdrückt.

Gerade, wenn es genetisch in uns angelegt ist.

Na ja... Ich merke das auch bei mir im kleinen. Ich lebe ja den Großteil des Jahres sehr diszipliniert. Jetzt sogar noch mehr als früher, nachdem ich auf Low Carb Rohkost umgestiegen bin. Es braucht aber doch ab und an mal dieses Loslassen. Jetzt gab es mal letztes Wochenende ein paar Bananen, gestern bin ich los und habe Granatäpfel besorgt. Dazu auch ein paar Avocados.

Es braucht auch mal dieses "Lasterhafte". Das Pendel schwingt bei mir da nur minimal in die andere Richtung, weil ich mich ja auch in der "normalen" Zeit nicht zwinge, sondern es Genuss ist, aber es schwingt dann doch etwas. Und das ist auch gut so.

Früher hatten ja auch die Rohkosttreffen etwas Rauschhaftes an sich. Da gab es dann das Durianfest, wenn man so will. Da wurde mal losgelassen und Party gemacht. Ohne alkohol... vielleicht war es deswegen auch so erfüllend.

Vielleicht wurden diese Feste von unseren Jäger- und Sammlervorfahren gefeiert, wenn doch mal bestimmte Früchte reif waren, oder wenn etwas Besonderes zur Verfügung stand.. wer weiß?

Zumindest haben die Israeliten Richtig Party gemacht, als sie das Goldene Kalb (keine Ahnung, welche alte Symbolik da dahinter steht) gebaut hatten.

Vielleicht symbolisiert das Goldene Kalb auch die animalische, tierische Sexualität. Den reinen Fortpflanzungsmodus. Das Abgleiten, ausgelöst durch den Alkohol, ins Tierische und damit Gottlose (Gott hat den Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen und über die Tiere erhoben).

Ganz am Ende sieht man dann Moses und seine Frau. Alle die Haare züchtig und keusch bedeckt.. Gottesfürchtig.

Die Frage ist eben, inwieweit die Party, das entfesselte Feiern, das Loslassen natürlich ist. Klar, wird das durch Alkohol ausgelöst, wird es eben oft würdelos. Dann entgleist das wirklich und der Nüchterne wendet sich angeekelt ab, gerade, wenn es auch sexuell ausschweifig wird. Da wird es dann ja schnell eklig, wenn die besoffen sind.

Wie auch immer, es war zumindest ein recht interessanter Fernsehabend, wenn man aufmerksam hinschaut.

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