Das große Rohkosttreffen - ein kleiner Rückblick

18.08.2014 16:12

So, wieder daheim. Im kühlen und windigen Norden.

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Aber kommen wir mal zum eigentlichen Thema: wie war überhaupt unser großes Rohkosttreffen? Meine Einschätzung: ein voller Erfolg. Es waren wieder knapp 100 Leute anwesend in der ersten Woche. Etwas weniger als 2013, aber gut, die Franzosen haben uns diesmal etwas hängen lassen, was vielleicht auch daran lag, dass wir im letzten Jahr Guy-Claude Burger da hatten, der eben in Frankreich weiterhin sehr umstritten ist.

Es gab wie in jedem Jahr sehr viele Workshops, Ausflüge, Massagen, Vorträge, Gesprächsrunden, Yoga am See und als Highlight zwei Partys, auf der dann wirklich die Post abging. Es war wirklich erstaunlich. Musik an, zack, alle waren auf der "Tanzfläche" und haben bis zum Schluss durchgetanzt. Ohne Alkohol und Drogen. Und auch egal, welches Alter. Die ehemalige Chefin des Zeltplatzes sagte ja eh mal, dass es sie erstaune, wie sehr jung und alt bei uns harmonisch zusammen sind. Tatsächlich erinnert es mich oft an einen Stamm, der da zusammen kommt. 

Und für alle, die es verpasst haben - weitere Fotos gibt es hier: klick und hier: klick

Insgesamt war auch die Stimmung wieder sehr gut. Die Kinder haben rumgetobt und neue Freunde gefunden und die Erwachsenen haben sich nett unterhalten. Jörg hat wieder alle möglichen Köstlichkeiten wie Durian, Chempedak, Jackfrucht, Safus, Trinkkokosnüsse u.v.m besorgt, so dass für das leibliche Wohl auch voll gesorgt war. Das Wetter war auch super. Nicht eintönig heiss, sondern herrlich abwechslungsreich. Sprich Sonne und Regen, Hitze und Kälte haben sich abgewechselt, so dass da auch keine Langeweile aufkam. lol 

Die Besucher waren wie zumeist ein Mix aus Menschen, die jedes Jahr kommen und solche, die das erste Mal auf dem Treffen waren. Somit kommt auch hier keine Langeweile auf, weil es immer auch eine Mischung aus Wiedersehensfreude und Neugier auf neue Menschen ist.

Für mich besonders interessant: auf dem Treffen hab ich einen Rohköstler kennengelernt, der seit Geburt von Rohkost und im Norden Frankreichs lebt. Und das gerne. Ein netter junger Mann, der lange Jahre bei Orkos gearbeitet hat. Er meinte zu mir, es gibt in Frankreich ein Sprichwort: "Im Norden weint man zwei Mal. Das erste Mal, wenn man da lebt, das zweite Mal, wenn man geht." - Und da hat er Recht. Es ist jedesmal wieder eine einzige lange Klage, wenn man hier lebt. Aber wenn man weg ist, will man doch immer wieder hier her zurück. Sehr erstaunlich fand ich auch folgendes Erlebnis: als ich ihn das erste Mal sah, aus dem Auto heraus, weil ich grade wen vom Bahnhof abholen wollte, dachte ich sofort: an dem ist was besonderes. Und tatsächlich sollte ich recht behalten, denn wenn jemand von Geburt an roh lebt, ist das schon ungewöhnlich. 

Im Großen und Ganzen hat auch die die Selbstorganisation der Workshops etc. wieder gut geklappt. Wir sind ja nur drei Leute im Organisationsteam und da kann man sich einfach nicht um jedes Detail kümmern. Aber ich glaube, es hat schon so gepasst. Rumgemeckert hat jedenfalls keiner. 

Ja, aber was war nun der Trend auf diesem Treffen? Das "große Thema"? Ich glaube, es war zum einen der Ansatz vom Sven Rohark, der meinte, dass wir die erste Generation von Rohköstlern sind, die einfach nichts wirklich wissen. Während die meisten Rohkostpioniere noch genau wussten, wie es geht, und dies auch beharrlich gepusht haben, müssen wir jetzt, eine Generation später, erkennen, dass das auch alles nicht der wahre Jakob war. 

Man muss es einfach zum Teil mal ganz nüchtern und vorurteilsfrei betrachten und dann erkennt man eben, was funktioniert und was nicht. Was man zuerst festhalten kann ist, dass die vegane Rohkost aus meiner Sicht einfach keine Zukunft hat. Vor allem eben, weil es für Schwangere und Stillende einfach zu oft Probleme gibt. Eine Freundin, die lange Jahre vegane Rohkost machte, und dann noch mal schwanger wurde, sagte mir, dass ihr Kind immer so ruhig war. Erst dachten die Eltern, so ein schön pflegeleichtes Rohkostkind, aber dann hat man mal einen B12 Test machen lassen. Bei der Mutter war er niedrig, aber beim Baby wohl gar nicht mehr nachweisbar. Und das, obwohl sie jetzt auch wieder tierische Produkte isst. Das hat aber offensichtlich nicht ausgereicht, die leeren Speicher zu füllen und gleichzeitig noch einen neuen kleinen Körper zu versorgen. Erst nach einer Spritze wurde es wieder lebendiger, ist aber von der Entwicklung noch etwas hinterher. Und es gibt ja viele solcher Beispiele. Bei einer Mutter hat das Kind damals bei reiner Urkost die Nahrungsaufnahme eingestellt und erst als es ein rohes Ei angeboten bekam, hat es wieder angefangen zu essen. Konz meinte dann wohl: "Ja hätteste doch mal Ameisen gegessen". Und die decken sich eben auch mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen, die so im Netz rumgeistern und die man halt nicht auf Seiten findet, die vegan eingestellt sind. Es ist auch immer wieder witzig zu beobachten, wenn lange vegan lebende Rohköstler dann doch mal offen sind und angetrocknete tierische Produkte probieren. Die gehen ja zumeist viel besser als frische. Dann leuchten plötzlich die Augen im sündigen Vergnügen! lol Ein Mädel hatte dann genau diesen Ausdruck in den Augen beim Essen von angetrocknetem Heilbutt und Schwertfisch, der so typisch ist, wenn man etwas futtert, was absolut genial ist, weil es DAS ist, was man so lange gebraucht hat, aber was bisher einfach verboten war. Ein Freund meinte dann ganz trocken: "Mit sowas füllt man einfach auch Lücken, die man mit veganer Rohkost nicht schliessen kann". 

Aber auch die instinkte Rohkost "nach Lehrbuch" scheint mir noch nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein. Dazu ist das Rankarren von Produkten aus den Tropen einfach ökologisch zu unsinnig und einige Kinder und später Jugendliche und Erwachsene, die von Geburt an so gelebt haben, sind einfach auch etwas zu klein und zu dünn.

Ich bin mittlerweile ziemlich überzeugt, dass die Zukunft der Rohkost eine "Weston A. Price Rohkost" sein wird. Also wo man sich mehr an den (funktionierenden) Ernährungsweisen der Naturvölker anlehnt und bestimmte Ernährungsgrundsätze einfach mehr beachtet. Und die Rohkost dann mehr danach ausrichtet. Die funktionierende Rohkost der Zukunft wird eine Rohkost sein, die unser genetisches Erbe als Europäer mehr berücksichtigen wird, und wo tierische Produkte als das angesehen werden, was sie sind und immer waren: die wertvollsten Produkte überhaupt. Ob dann auch mal Butter als gesunde Fettquelle dabei ist oder nicht, mag sogar nebensächlich sein. Aber man wird wie die gesunden Naturvölker die gehaltvollsten Produkte wie Leber, Rogen, Butter usw. den Schwangeren und Stillenden geben und auch die Heranwachsenden wird man damit versorgen. Und wenn man dann nicht (mehr) kocht und seine Instinkte richtig nutzt, wird es noch genussvoller werden! Aus meiner Sicht ist das wahrscheinlich wirklich die Rückkehr zum Ur-Zustand. 

Vielleicht löst man damit auch die drei großen Probleme: B12-Defizit, Zahnproblematiken und mangelnde körperliche Leistungskraft / Muskelmasse. 

Dazu passt auch, dass der Christian Weideschwein mitbrachte. Und zwar 20kg mit richtig dicker Schwarte. Alter Schwede, dass war das Beste, was ich seit langem gegessen habe. Die Armen, die sich das verwehren. Man muss es einfach mal so sagen, aber die können einem ja leid tun! Und in Frankreich gab es wie immer auch eine reichhaltige Fischtheke, wo ich mich an Schwertfisch und Heilbutt gehalten habe (und nicht nur ich, wie oben beschrieben! lol). Ich bleibe dabei, auch nach dem ich wieder einige Gespräche auf dem Treffen hatte und mir den ein oder anderen Menschen anschauen konnte: die vegane Rohkost hat als Dauerernährung einfach keine Zukunft. Hier möchte ich nur kurz noch einen kleine Annekdote zum besten geben: es war schon der letzte Tag, die großen Zelte abgebaut, als noch eine Besucherin kam, die eigentlich schon abgereist war und nun auf der Rückreise aus dem Süden nochmal reinschaute. Sie hatte einen Freund dabei, der seit 14 Jahren 100% vegane Rohkost macht. In den letzten zwei dann auch mehr Richtung Frugivore ging. Na ja, und als ich ihn sah, wie er da mit der A. ankam, war mein erster Impuls, ihn mit: "Öh, Du bist doch vegan, oder?" anzulabern. Man sieht es dann auch einfach, wenn jemand diese Ernährungsweise lange durchzieht. Während die Beine vom vielen Radfahren ja noch gingen, war der Oberkörper aber schon sehr ausgezehrt. Man sieht es dann auch im Gesicht, diese Ausgezehrtheit. Und das ist ja auch nicht Sinn der Sache, oder? 

Zum Anderen war ein weiteres Thema Liebe, Beziehungen und Sexualität. Für einen Besucher ist das ein großes Thema, vor allem die Gruppenliebe als gemeinschaftsstiftende Funktion. Es gab dann auch einen Vortrag / Diskussionsrunde am See, wo sich dann eine interessante Kontroverse zwischen der männlichen und der weiblichen Sichtweise entspannte. Darüber hinaus gab es noch einige pikante Accessoires und Erlebnisberichte zu bestaunen und zu bewundern. :-P

Ich persönlich möchte das Treffen eigentlich frei halten von diesen Themen, zumal es zumeist immer wieder für Verwirrungen sorgt. Jeder versteht da auch was anderes und am Ende gibt es vor allem nur Unruhe. 

Auch hier wage ich mal einen Ausblick. Bisher war das Thema eher männlich dominiert. Hier hat vor allem G.C. Burger mit seiner Metapsychoanalyse gewirkt. Später haben noch Bernd Bieder und andere sich dieses Themas angenommen und Bücher geschrieben. In der Gruppe auf Montramé wurde nach Burgers Verhaftung ein sehr patriachales System installiert, wo der Oberboss die ganzen Mädels begatten durfte, und die übrigen Jungs sich mit homosexuellen Beziehungen begnügen mussten, was schlussendlich auch zum Zerbrechen der Gruppe führte. 

Die Zukunft wird wohl eher matriachalisch sein, wo man den Frauen, und vor allem auch die älteren Frauen, mit viel Erfahrungen, wieder das Gewicht zugesteht, was ihnen gebührt. Bisher sind die ja vollkommen untergegangen in der männlich dominierten Rohkostwelt. Die Frau vom Burger war ja auch unglücklich mit den Eskapaden ihres Mannes.

Und dann haben wir wieder den Urzustand: eine steinzeitliche Rohkost, die auch generationsübergreifend gesund hält und matriachale Strukturen, wo sowohl die Frauen, als auch die Männer auf ihre Kosten kommen und Befriedigung finden. 

Bin ich nicht ein echter Visionär? ;-)

Und wie setzt man Visionen um? Na MAN MUSS ES EINFACH MAL MACHEN!!!

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