Das Mitläuferproblem.

28.11.2024 15:25

Mein Weg zur Arbeit ist im Grunde recht entspannt, weil ich nicht durch die Stadt fahren muss, sondern im Grunde nur eine Umgehungsstraße nutze und dann durch einen Vorort muss, um an meinen Arbeitsplatz zu gelangen.

Jetzt wurde aber diese Umgehungsstraße gesperrt und ich muss nun doch durch die Stadt fahren.

Und nachdem ich fast drei Leute umgekarrt hätte, ist mir aufgefallen, dass die Menschen lieber ein tödliches Risiko eingehen, als sich der aktuellen Mode zu entledigen.

Mir ist schon länger aufgefallen, dass gerade die jungen Menschen viel Schwarz tragen. Schwarze Jeans, dunkle Schuhe, dazu die schwarzen Windjacken der Marke The North Face. Ungefähr so wie diese Trauergestalt hier: s3.gsxtr.com/i/p/the-north-face-rmst-nuptse-jacket-tnf-black-377464-1440-7.jpg

Von diesen Fritzen kommt leider kein einziger auf die Idee, dass man im November, wenn der Regen auf die Scheiben der Autos prasselt und der Gegenverkehr blendet, man einen Menschen, der komplett in Schwarz gekleidet ist, einfach nicht rechtzeitig sieht.

Das stört diese Leute aber nicht, weil sie als Mitläufer mehr Gedanken daran verschwenden, mit dem Mainstream zu schwimmen, sich also so zu kleiden, wie es andere, die Masse, ihnen vorgibt, als sich darüber Gedanken zu machen, wie man unbeschadet in der Dunkelheit von A nach B kommt. Zumal man ja schon in der Grundschule, aber auch in höheren Klassen lernt, wie man sich zu verhalten, und zu kleiden hat.

Statt Reflektoren und heller Kleidung eben komplett in Schwarz, diese Selbstmörder.

Aber das ist eben das Mitläuferproblem. Man riskiert Kopf und Kragen, nur um dabei zu sein, sich der Gruppe anzupassen, sich einzufügen und mitzulaufen.

Als Autofahrer ist es die Hölle, wenn da wer in der Dunkelheit eines regnerischen Novembermorgens vollkommen schwarz rumschleicht.

Ich sehe das auch, wenn ich mal auf dem Markt bin, um etwas zu kaufen. Direkt daneben ist ein Teil des Gymnasiums und eine Sekundarschule. Wenn sich die Türen öffnen, kommen lauter Abziehbilder raus. Gleiche Haare, gleiche Jeanshosen, gleiche schwarze Jacken. Zu Dutzenden. Soviel zum Thema Diversität.

Keine Grufties mehr, keine Heavy Metal Fans mit langen Haaren, keine Popper und keine Sportskanonen im Trainingsanzug, Punks schon mal garnicht und die verlodderten Grungde-Fans gibt es auch nicht mehr. Alles eine traurige, uniformierte Soße.

Dagegen waren die 90er und 00er Jahre eine Blütezeit der Diversität.

Heute? Uniformierte Legionen, das Smartphone am Schädel oder in der Hosentasche, die Köpfe gesenkt.

Arme Schweine.

Ehrlich, das muss doch die Hölle sein.

Wahrscheinlich haben sie deswegen Selbstmordimpulse und rennen in Komplettschwarz morgends durch den Straßenverkehr.

Und mein Eindruck scheint nicht zu täuschen:

Gerade junge Menschen scheinen ihr Spiegelbild ungefiltert je länger, je weniger zu ertragen. Bereits 2017 berichteten in einer Umfrage unter amerikanischen Schönheitschirurgen 55 Prozent der Befragten, Patienten hätten schon eine Operation gewünscht, um auf Selfies besser auszusehen. Das Phänomen erhielt sogar einen eigenen Namen: Snapchat-Dysmorphia. Wer sich keine Schönheitsoperation leisten kann oder zu jung ist, um eine solche in Anspruch nehmen zu dürfen, behilft sich mit Make-up.

www.nzz.ch/gesellschaft/im-internet-waechst-der-druck-auf-die-jugend-schoen-zu-sein-ld.1781002

Sieht man bei 100% der jungen Frauen: Geschminkt ohne Ende.

Mit Tutorials auf Youtube und Tiktok schaffen es schon 12-Jährige, sich Wangenknochen zu schminken, wie die Kardashians sie sich operieren haben lassen. Natürlich ist der Wunsch, so auszusehen wie die anderen, gerade in der Adoleszenz gross. Heute wird Uniformität aber nicht mehr nur in der Werbung propagiert, sondern von authentisch wirkenden Bildern in sozialen Netzwerken.

Das sind Auswüchse...

Die meisten Menschen sehen die Jugendlichen von heute so: Die Mädchen tragen ihre langen blonden bis braunen Haare offen. Und auch von ihrer Kleidung sehen sie sich alle irgendwie ähnlich: Meistens tragen sie keine auffallenden Kleidungsstücke. Immer nur Jeans, im Sommer in vielen Fällen Hotpants oder auch mal einen Rock. Aber selbst das kommt nur noch selten vor bei den Jugendlichen. Manche Mädchen fragen sogar ihre Freundinnen, was sie anziehen sollen, um es mit ihren Klamotten abzugleichen. Nur damit sie möglichst identisch aussehen. Sie tragen höchstens einen kleinen Eyecatcher wie einen bunten Schuh.

Die Jungen tragen ihre kurzen blonden bis braunen Haare meistens vorne hochgestylt oder haben einen Undercut. Bei den Klamotten ist es genauso wie bei den Mädels. Sie tragen fast ausschließlich dunkle Kleidung – Hauptsache sie fallen nicht auf.

www.waz.de/mediacampus/fuer-schueler/zeus-regional/bad-berleburg/article10471407/die-meisten-jugendlichen-

sehen-gleich-aus.html

Wisst ihr, was das ist? Beuteverhalten! So verhalten sich Beutetiere wie Zebras, Antilopen, Gnus und alle anderen potentiellen Opfer von Prädatoren.

Es gibt Studien, in denen man nachweisen konnte, dass Raubtiere jedes Tier zuerst fixieren, welches aus der Masse heraussticht. Dazu hat man einfach Gnus oder Zebras mit Farbe einen markiert. Zack, die waren sofort als erstes weg.

Wir haben also eine ganze Generation an jungen Menschen, die sich als Beute, als Opfer fühlen. Denn genauso verhalten sie sich: Kopf runter, gebückte Haltung, gesenkte Köpfe, alle uniformiert, nicht mehr aus derr Masse herausstechen wie früher die Metal-Fans, die Punks, die Grufties, die Emos, die was auch immer...

Je mehr Diversität wir beschreien, desto eintöniger und monotoner wird alles.

Auch hier gebe ich dem Smarttphone die Schuld.

Der Zenmeister Muho hat mal in einem Interview gesagt, und vorgemacht, dass es aus irgendeinem Grund einen Unterschied macht, ob ich gerade sitze, in der Haltung eines Buddha, oder mich irgendwo rumlümmle.

Die Haltung hat einen starken Effekt auf den Geist. Und wenn man nur in Dauerdemutshaltung dahinvegetiert, die Augen auf das Ding gerichtet, welches vor mir auf Bauchhöhe gehalten wird, dann wird mein Geist so: Unterwüfigkeit, kein Selbstbewusstsein, Trauer... Also Oferstatus.

Ich bin nicht so schön wie... Ich sehe nicht so gut aus wie... usw usw..

Und das zeigt sich dann auch in den Klamotten.

Dann werde ich nicht zum Löwen, der erhobenen Hauptes in der Savanne lebt, sondern zur Beute. Zum Opfer.

Das Smartphone macht die jungen Menschen über die veränderte Haltung zu Opfern.

Bloß nicht auffallen... Von diesen angstvollen Gedanken werden auch Gnus, Zebras, Antilopen, Rehe und Hirsche gequält.

Leider ist das im Straßenverkehr nicht besonders hilfreich.

Es geht aber noch weiter:

Fast niemand traut sich mehr aus der Masse herauszustechen, was eigentlich schade ist, denn jeder ist einzigartig. Und das sollte man auch schon von außen sehen. Viele Jugendliche haben aber Angst, gemobbt zu werden, wenn sie anders aussehen. Manche nähen sogar Etiketten von bekannten Marken in No-Name Kleidung hinein, nur damit es so aussieht, als würden sie Markenkleidung tragen.

Auch da: Es fehlt an Selbstbewusstsein. Früher hatten die Punks kein Problem damit, so hergerichtet rumzurennen und die Metaller auch nicht. Die Rapper schonmal überhaupt nicht.

Aber wenn ich einen Großteil des Tages mit gesenktem Kopf rumstehe, dann hat das eben auch einen Effekt auf das Selbstbewusstsein!

Kann ja jeder selber ausprobieren: Sich gerade hinstellen, Brust raus, Schultern zurück, das Kinn keck nach vorn geschoben.. wie fühle ich mich da? Und wie reagiere ich, wenn mich dann einer anmacht?

Und dann eben Kopf runter, Schultern hängen, Rücken gebeugt... Wie fühle ich mich da und wie reagiere ich, wenn mich da einer quer kommt?

Die Haltung bestimmt die Haltung. Deswegen wurde bei der Armee ja auf entsprechend Körperhaltung geachtet. Oder im Zenkloster... oder schon im Kindergarten früher. Stell dich mal gerade hin!

Heute?

Das Smartphone hat über die veränderte Körperhaltung auch Einfluß auf die geistige Haltung, das Selbstbewusstsein, die seelischen Abwehrkräfte. So mal meine Überlegung. 

Es wird immer nur noch auf das Aussehen geachtet. Und wenn man sich nicht der Masse anpasst, wird man sofort gehänselt und ausgegrenzt.

Na klar! Weil die ja sofort an ihr eigenes Mitläufertum, ihr eigenes Opfergetue erinnert werden, wenn da einer selbstbewusst sagt: "L**** mich! Ich bin Punk!" Und dann die Lautsprecher aufreißt. 

Aber machen es die Menschen, die aus der Masse heraus stechen nicht genau richtig? Sie legen keinen Wert auf das, was andere sagen. Sie ziehen ihr Ding einfach durch. Diese Jugendlichen sind ein Vorbild für andere, denn sie zeigen Stärke, indem sie sie selbst sind und das auch schon äußerlich zeigen. Sie lassen sich nicht einfach in eine Schublade stecken, trotz der Gefahr gemobbt, ausgegrenzt oder beleidigt zu werden. Hut ab!

Was früher ganz normal war, wie gesagt, in den 90ern gab es auch an den Schulen Punks, Skins, Metaller, Popper, Rapper, Sonnenstudio-Schönlinge, Grufties, Depeche Mode Fans (sahen alle aus wie Dave), wird heute als große Errungenschaft verkauft.

Von wegen Diversität.

Nie war alles so gleichgeschaltet.

Hier sieht man die Diversität der Moderne:

duckduckgo.com/?q=the+north+face&t=newext&atb=v236-1&iax=images&ia=images

So siehts aus, wenn ich auf dem Markt gehe.

Überwiegend schwarz!

Und sowie sie aus der Schule sind: Smartphone an und Kopf runter.

Sie wissen halt nicht, was sie tun, verlachen die, also mich, die das ansprechen und merken gar nicht, dass sie das 100%ige Opfer- Beuteverhalten an den Tag legen.

Heute muss man im Netz suchen, um mal noch einen Hauch rebellischer Jugend zu finden:

Und die können auch was!

Da wird irgendein Schönheitsideal vorgegeben und das wars. Und da wird sich selbst dann dran gehalten, wenn es das eigene Leben bedroht.

Vollkommen verrückt...

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