Das schweizer Elend.

05.02.2023 15:01

Blue my Mind - schaue gerade einen recht ... interessanten ... Film aus der Schweiz. Heisst Blue my Mind und es handelt sich dabei um so eine Teenagergeschichte, wo ein Mädel an eine neue Schule kommt und sich da einer Gang anschließt, sich dabei aber immer mehr in eine Seejungfrau verwandelt.

Spoiler und Story hier: mermaid.fandom.com/wiki/Blue_My_Mind

Mia stürzt sich ins wilde Teenagerleben um Anschluss zu finden. Doch dann beginnt sich ihr Körper seltsam zu verändern. Erst kaum merklich, dann aber mit einer massiven Wucht. In ihrer Verzweiflung versucht sie sich mit Sex und Drogen zu betäuben, um aufzuhalten, was wie eine Flutwelle über sie hereinbricht. Doch die Natur ist stärker und Mias Verwandlung schreitet unaufhaltsam voran.

-Spoiler-

Die Idee ist recht nett, die Schauspielerinnen sympathisch, aber man bekommt eben im Grunde das ganze Drama geliefert, was so das Aufwachsen in der Großstadt, ausmacht. Ich glaube, es spielt in Zürich.

Das ganze Ambiente des Films ist steril. Die Wohnung steril, die Familie steril, die Schule steril, die Stadt steril. Beton, grau, kaum Pflanzen und Natur. Dazu dann die Teenager. Drogen, bedeutungslose Sexualität, Rauchen, Coolsein, Videospiele.

Der Film drückt wirklich eine bedrückende Sterilität aus.

Dazu eben der Teenager, der sich verändert und damit nicht umgehen kann.

Am Ende die Tranformation und die Rückkehr ins Meer als Meerjungfrau.

Ich habe den Film nur durch Zufall gefunden, weil ich mal bei Moviepilot geschaut habe, was es alles auf Amazon Prime an Filmen gibt.

Erinnert mich etwas an meine eigene Verwandlung. lol

Also ich habe als Teen ja auch gesoffen, mich geprügelt, mich unglücklich verliebt, aber das alles war leer und ohne Sinn.

Jetzt bin ich auch eine Meerjungfrau und schwimme am liebsten im Mittelmeer mit den Fischen. lol

Nein, im Ernst, vielleicht gehört dieses Getue als Teenager dazu, um später das zu finden, was man wirklich ist.

Aber schon erschreckend, wie leer, wie banal, wie steril, wie einsam und auch wie abgekoppelt das Leben der Teens in der Stadt dargestellt wird. Und wie es hier eben auch war. Partys, Saufen, Rauchen, laute Musik... nichts davon war so erfüllend, dass ich es in Erinnerung behalten wollte. 

Dennoch bin ich wirklich froh, dass ich auf dem Dorf großgeworden bin. Da war eben auch nicht alles rosig, aber immernoch etwas angebundener und gesünder als in der Stadt, wobei man sich da auch nichts vormachen darf. Die haben früher auch viel gesoffen, es gab Streit in den Familien, Scheidungen, gescheiterte Dreierbeziehungen, daraus resultierend eben dieses ganze Drama.

Aber man konnte als Kind eben frei im Busch aufwachsen, Feuer machen, Fussball spielen, Eishockey, Baden, Angeln... also man hatte da schon noch etwas mehr Anbindung an das echte Leben.

Noch einmal was zum Thema Dreierbeziehung. Im Grunde habe ich persönlich das Scheitern und dann das ganze schlimme, traumatisierende Drama erlebt, was da passiert. Meine Eltern haben sich früh kennengelernt, geheiratet, zwei Kinder, Haus gebaut. Dann hat mein Vater eine neue Frau kennengelernt und ich glaube, der wollte sogar sowas wie eine Dreiergeschichte, aber die Frauen wollten nicht. Also Scheidung, Familie kaputt, schlimmster Zusammenbruch... und jetzt verstehen sich die beiden Frauen sogar recht gut. Muss man sich mal vorstellen, welches Drama, welches Chaos, welches Unglück, welche Schuldgefühle hätten vermieden werden können, wenn die damals einfach nicht so egoistisch auf diese Exklusivität beharrt hätten.

Und das ist ja kein Einzelschicksal, was ich erlebt habe. Das ist der Normalfall. Bei mir in der Schule gibt es kaum noch intakte Familien. Überall Drama, überall Probleme. Und vieles eben, weil man sich da in egozentrischer Art und Weise irgendetwas zurechtbastelt, was eben nicht funktioniert.

Und auch auch früher, zu Zeiten meiner Großeltern, die heute etwas überhöht dargestellt werden, war es nicht rosig. Die pure Notwendigkeit hat die Familien zusammengehalten. Aber auch hier im Dorf gibt es bis heute Gerüchte, dass der oder die ja garnicht von dem ist, sondern die hatte ja damals eine Affäre mit dem gehabt... die sind halt nur zusammengeblieben, weil sie es mussten, sonst war der Hof, oder was auch immer die Basis war, weg.

Das diese Dreiergeschichten nicht einfacher sind, liegt in der Natur der Sache. Wachstum ist nie einfach.

Aber wenn man mal schaut:

Oder hier: www.absurdjon.com/wp-content/uploads/2013/05/jesus-1.jpg

Die Drei als heiliger Gral? Als Befreiung der Liebe, des Herzens?

Heute habe ich noch dieses Bild von Chagall gefunden:

Mir scheint, dass jedesmal, wenn da drei zugange sind, die Ziege gebändigt und die Braut glücklich erscheint, während in den anderen Bildern, wie dem hier:

es immer so wirkt, als fühle sich die Frau bedrängt, der Mann sieht immer so lüstern, begehrend aus. Und die anderen sehen auch nicht glücklich aus, bis auf die Ziege selber.

Da ist mir der Gedanke gekommen, ob die Dreierbeziehung nicht genau das ist: Kontrolle des Tierischen, der tierischen, begehrenden, bockigen Sexualität.

Er hat ja da seine Finger schon an ihrer ... und sie sieht da nicht wirklich glücklich aus.

Es ist eben so, dass wir aus dem Tierreich stammen, aber wir haben uns aufgerichtet, haben es überwunden, haben uns zum Himmel emporgereckt. Und das wird sich auch in der Liebesbeziehung ausdrücken.

Und ist der oder die Dritte eben dazu da, was Tierische, das Begehrende, das Drängende, das Besitzergreifende, das Egoistische zu kontrollieren, aufzubrechen, abzumidern, so dass wir eben auch in den Beziehungen dem Göttlichen, dem heiligen Gral näherkommen?

In der Dreierkonstellation sind viele Sachen, die in der normalen Beziehung möglich sind, nicht mehr möglich, weil da jemand ist, der es sofort anzeigt, wenn da etwas energetisch falsch läuft. Und das ist dann eben immer auch eine Beleidigung fürs Ego.

Im Bild unten von Chagall sieht man ja die Frau, die sich etwas vom drängenden Mann weglehnt, er hat seine Finger schon an ihr dran, der Hahn und ein Mann scheinen der Ziege etwas zum Saufen anzubieten. Füttert man so das Tierische?

Über dem Kopf der Ziege ein wunderschön farblich gestaltetes Blumenmeer.

Ganz links eine weitere Frau, über ihrem Kopf aber ist die Nacht. Sie sieht auch nicht so glücklich aus. Was machen ihre Hände? Aber sie scheint in Verbindung mit der anderen Frau zustehen. Sie teilen sich die rote Farbe.

Aber es ist eben schon erstaunlich, in was für einem Beziehungselend viele, die meisten, wenn man genau hinschaut, leben. Und so soll es sein?

Der Mensch wurde nach dem Bilde Gottes erschaffen.

Aber man sieht doch fast nur noch irgendwie Liebeselend.

Am Ende, nach dem ganzen Elend, geht die Mia aus dem Film also wieder zurück ins Meer. Das Wasser hat immer auch eine gewisse Symbolik. Leben, tiefe Intuition, Unbegreiflichkeit. Sie hat das Elend überwunden, hat sich transformiert in das, was sie wirklich ist und geht wieder zurück.

In die Tiefe des Meeres.

Den Film haben 26% nur einen Stern gegeben...lol

Na ja, war auch irgendwo schwere und etwas kuriose Kost. Ich bin ja für solche Dramen im Grunde nicht mehr zu haben. Aber Ok...

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