
Die chronische Atemhemmung.
26.01.2022 17:00Gibt nicht viel zu schreiben / sagen.
Alles noch unverändert. Ich habe immernoch das Gefühl "Es steckt was drin", aber darüberhinausgehend keine Beschwerden. Letzte Nacht gut geschlafen, heute morgen 30 Minuten meditiert / gesessen.
Auf einer Skala von 1 (wo ist das Problem?) bis 10 (Hohes Fieber, Schüttelfrost, Kotzen, Gefühl, der Tod ist nah) liegt es bei 2 ... 2,5-3. Kein Fieber, kein wirklicher Husten, zweimal geniest, Halschmerzen auch keine. Lunge ist frei. Nur immer noch ein paar Kopf- und Glieder"schmerzen". Also mehr ein Gefühl von "Der Körper arbeitet an etwas".
Interessant ist wohl vor allem der Fakt, dass ich mich heute, und das während der Infektion mit dem Coronavirus, beim Sitzen so entspannt hatte, dass ich so frei und ungehemmt wie wohl seit Jahren nicht mehr geatmet habe.
Machen wir uns nichts vor: das Leben in dieser Gesellschaft ist stressig. Man hat ständig, also wirklich ständig irgendwelche Konflikte, schließlich ist die Populationsdichte sehr hoch, man muss sich behaupten, es wird einem Angst gemacht vor Terror, Klimawandel, Umweltzerstörung, Giften, dazu der ständige Stress, Geld ran zu schaffen, um zu überleben. Dazu muss man sich in ein unnatürliches, künstliches System begeben (Geld IST das System), was schlussendlich bedeutett: aufstehen und arbeiten gehen, Leistung erbringen, funktionieren, egal, wie es mir geht. Egal, was mein Biorythmus sagt, was die Energie des Tages ist, wie meine Stimmung ist. Aufstehen und funktionieren.
Dazu hatte ich ja mal eine Zeit, wo ich nicht so gelebt hatte. Sondern wirklich 1:1 mit der Natur und mir selbst schwingen konnte. Das war schon sehr viel stressfreier.
Ich bin ja bis heute der Meinung, dass so viele die ganzen Lockdowns genau deswegen so schnell akzeptiert hatten, weil sie da endlich mal raus aus dem Hamsterrad kamen. Zumindest für eine Zeit.
Aber nicht nur das Leben derzeit in dieser Gesellschaft ist stressig.
Auch die Vergangenheit war es schon. Bei mir von Tag 1 an. Ich schrieb ja schon oft von den ganzen Grausamkeiten, die man zu DDR-Zeiten an den Kindern damals vollzogen hat. Trennungen (gleich nach der Geburt, Kita, Krankenhäuser) sind hier mal als Stichwörter genannt.
Bei mir hat sich das schon immer auf die Atemwege gelegt.
Deswegen war ich als Kind immer viel krank. Nicht, weil ich kränklich und schwach war, sondern weil der Körper / der Geist das nicht akzeptiert hat, was da passierte.
Und war nie viel krank, wenn es so lief, dass ich mich wohlgefühlt habe. Was selten genaug war, denn man musste ja schon mit 8 Monaten in die Kita, dann Kindergarten, Schule. Erst in der Lehre wurde es besser. Da konnte man endlich mal etwas mit seinen Händen schaffen.
Dieses ganze Leben führt also immer wieder zu Blockaden und Verspannungen im Solarplexus, im Zwerchfell.
Etwas, was schon Wilhelm Reich entdeckte: die chronische Zwerchfellblockade.
Beim Meditieren / Sitzen wird das oft gelöst, aber es gibt noch den Alltag und schwups, schon ist man wieder drin. Vor allem, wenn bestimmte angewöhnte Muster unterbewusst ablaufen.
In der Coronazeit wurde das alles nochmal verschärft: die Konflikte wurden allgegenwärtig! Maske auf!! Im Supermarkt, im Bus, in der Bahn. Plötzlich wurde die Welt ein einziges Konfliktfeld. Dazu die ständige Bedrohung entweder mit dem Virus, an dem ja auch so junge Leute eingehen (Jetzt hat man einen Account bei Twitter entlarvt, passend, den ich auch kannte und der immer ganz üble Geschichten aus dem Krankenhaus twitterte. Es stellte sich raus: Fakeaccount. Dahinter steckt eine Werbeargentur), oder Bedrohung durch eine Spritze, an der die jungen Leute auch eingehen. Nur schneller. Statt ersticken der raschere Herzstillstand.
Das alles, Kindheit, Jugenderfahrungen, Angstmache seit Kindesbeinen (es hat sich nichts geändert, immernoch droht der Krieg mit Russland), Konfliktumfeld, führt zu einer unterbewussten Atemhemmung.
Man atmet nicht frei, offen, tief, ungezwungen, sondern da findet einen ständige Panzerung statt. Ein ständiges Anspannen.
Das merkt man zumeist nicht. Erst, wenn man mal sitzt und in tiefe Entspannungszustände kommt, wenn es sich löst, dann wird man sich dessen gewahr.
Nur: sowie man vor die Tür tritt, ist es wieder da. Oder selbst schon im Haushalt, wenn es Konflikte gibt. Und wenn es ungelöst, tiefere Probleme hat, dann ist das noch viel mehr der Fall.
Die Frage ist jetzt: wie kann man eine Welt erschaffen, in der man angstfrei leben kann und in der man frei, offen, tief und befreit atmen darf?
Beim Sitzen kommen mir da oft "paradisische" Ideen und Visionen.
Und sowie die in den Geist kommen, entspannt sich das Zwerchfell. Und man merkt erst einmal, was man wirklich vermisst. Etwas, was in stressigen, konfliktreichen und angstbeladenen Gesellschaften nie zu verwirklichen ist. Genau deswegen haben die ihre Klöster immer weit ab in den Bergen erbaut, oder haben große und hohe Mauern um ihre Anlagen gebaut.
Ab einer gewissen Bevölkerungsdichte ist es überhaupt nicht mehr möglich, befreit zu leben. Das geht schon los, wenn man ständig mit Fremden, damit meine ich keine Ausländer, sondern Fremde an sich, konfrontiert wird. Das ist für das Gehirn immer eine Alarm- und Stresssituation.
Ein wichtiger Punkt: als Rohi ist es auch nicht einfacher. Weil alleine das Tun schon etwas Grundlegendes in Frage stellt und man weiß, oder zumindest ahnt, was da für Aggressionen, für Hass und für emotionale Konflikte ausgelöst werden können.
Als Rohi ist man da also immer eine potentielle Provokation.
Na ja, all das ist mir in den letzen Tagen so bewusst geworden. Was dazu führte, dass eben der Atmen befreiter, entspannter und tiefer wurde.
Was für eine Ironie, oder? Jetzt habe ich also Corona und noch nie so tief und frei geatmet während des Sitzens wie in den letzten Tagen.
Mir ist auch ein Urkonflikt bewusst geworden.
Geahnt und rational verstanden hatte ich es ja schon lange, aber die zu frühe Trennung von der Mutter (Kita) aber vor allem auch von meiner Oma, die ja die bedingungslose Liebe in meinem Leben verkörperte, und genau DAS spürt man als Baby / Kleinkind, haben schon sehr früh zu einer Belastung der Atemorgane geführt.
Allein unter Fremden in dem Alter kann nicht dazu führen, dass der Atem frei, tief und entspannt geht. Man ist in einer ständigen Stresssituation. Das führt dazu, auch etwas, was Reich schon in den 1930ern beschrieb, dass der Atem eben schon sehr früh chronisch gehemmt ist.
Man kennt es überhaupt nicht mehr anders.
Wenn man sich mal die moderne Gesellschaft mit ihrem Stress, ihrer Hektik, der Vermaschinierung des Lebens, der Verfunktionalisierung der Menschen anschaut, dem Leben in einem permanenten Spannungsfeld der Angst, der Schuld, der Dauerbeschallung, dann muss klar werden, dass hier die chronische Atemhemmung ein Massenphänomen ist. Mehr noch, wenn man sich dazu vergegenwärtigt, welches genetische Erbe wir haben (liebevolle Gemeinschaften, liebevolle frühkindliche Betreuung, instinktiv ausgewählte Nahrung, Körperkontakt, wenig Konfrontation mit Fremden, wenig schlechte Neuigkeiten, wenn überhaupt mal), dann klar, wie tief sich diese unsere Gesellschaftsform in unsere Körper eingräbt. Wie tief dieses Leben in die Grundfunktionen des Lebens, dem Atmen, eingreift.
Viele denken sicherlich, was schreibt der denn da? Ich atme doch frei. Aber man wird sich erschrecken, wenn man mal sitzte, vor allem regelmäßig über einen längeren Zeitraum, wie blockiert man ist.
Und alle chronischen Blockaden haben ihre Wurzel in einer Atemhemmung.
Das ist zu einem Massenphänomen geworden.
Deswegen ja die Masken, die Bilder aus den Intensivstationen, die Diskussionen ums Beatmen.
Da wird etwas unterbwusst inszeniert, was bei einem selber und in der Masse nicht passt, dessen man sich aber, weil man ablenkt ist, sich dem nicht zuwendet, irgendwie auf Umwegen inszeniert.
Die ganzen Millionen Menschen mit Rückenschmerzen. Ich wette, dass viele davon nie gelernt haben, entspannt, frei, tief und befreit zu atmen.
Wie auch? Und wo? Und wann?
Im Job? Vor dem Fernseher? Beim Schauen von Horrorfilmen? Beim Schauen von Mord- und Todschlag in Filmen?
Es gibt einen Grund, wieso Meditationsklassen immer im Wald, am Meer, in den Bergen, in Klöstern und in ruhigen Ambiente sind.
Um den Atem zu befreien, muss man mal zur Ruhe kommen. Sich mal hinsitzen, mal nichts machen. Mal loslassen. Mal nichts unterdrücken. Mal bereit sein, dass alles anzunehmen, was da hochkommt. Alleine das alles kann eine unglaubliche Befreiung sein.
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