
Ein Bruder im Geiste
31.01.2019 19:06Sehr interessantes Interview. In den ersten 15 Minuten gibt er einen schönen Abriss über das, was Naturschutz eigentlich ausmacht.
Michel ist 33 Jahre alt. Er kommt aus Kiel, einer Stadt in Norddeutschland, in der Nähe von der dänischen Grenze. Seine Eltern haben ihr eigenes Geschäft, und vor kurzem eröffnete sein Bruder eine eigene Fabrik. Michel wählte einen anderen Weg. Er studierte Forstwissenschaften an der Universität Freiburg – einer Stadt in der Nähe von Frankreich und der Schweiz. Aber er wollte in Deutschland nicht bleiben. — Ich dachte, dass ich die ökologischen Bedingungen unserer Vorfahren, die in Deutschland nicht mehr existierten, in der Ukraine finden kann. Die Menschen sollten näher an der Natur leben, und das ist was ich an meinem Beispiel zeigen will.
Zuerst ist Michel der Longo Maї Kooperative beigetreten und half in der Siedlung Nyschne. Dann fing er an, sich für Büffel zu interessieren. Es stellte sich heraus, dass es Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in den drei umliegenden Dörfern mehrere tausend Büffel gab. Jeder Haushalt hielt damals Büffel so, wie heute man Kühe hält. Aber dann kamen die Kommunisten und beschlagnahmten all die Büffel zugunsten der Kolchose. Die Menschen blieben ohne ihr Hab und Gut. Alles wurde kollektiviert. Niemand konnte sich vorstellen, wie es sich auf die Tiere auswirken wird. Die Büffel in der Kolchose gaben keine Milch, deshalb wurden sie für das Fleisch geschlachtet.
In den 1990er Jahren blieben nur etwa ein hundert Büffel in den Dörfern übrig. Ihr Bestand nahm immer ab. Michel ist hierher vor sieben Jahren gekommen und begab sich auf die Suche nach Büffeln in jedem Hof und Dorf. Er hat einige gemeinnützige Stiftungen gefunden, die ihm bei der Suche halfen; einige Dorfvorsteher schenkten ihm Land, das niemandem gehörte. Michel begann mit dem Zusammenbringen von Büffeln aus der Umgebung. Die Farm In Tschumalowo ist schon seine zweite, die erste liegt im Dorf Stebliwka. Michel sagt, dass es in Tschumalowo viel besser ist, da es ganz weit weg von den Menschen liegt und es fast keine Abfälle oder Müll auf den Feldern gibt.
Im Sommer führt Michel die Büffel auf die Pereslip Polonyna (Bergweide in den ukrainischen Karpaten) im Kreis Rachiw. Der Weg dorthin dauert mehr als eine Woche mit mehreren Stopps in verschiedenen Orten zum Übernachten.
Im Gespräch mit Julia Szarvasy berichtet Michel Jacobi über sein außergewöhnliches Leben mit den karpatischen Wasserbüffeln.
Ich wollte es erst garnicht schauen. Ich meine.. Wasserbüffel... also bitte, was soll da interessant sein? Aber dann wurde es doch sehr interessant und er ist im Grunde ein Bruder im Geiste. Der erzählt da genau das, was ich hier im Blog auch oft schreibe hinsichtlich Naturschutz, Streuobstwiesen, Landleben, Selbstversorgung, innere Verbindung mit Mitteleuropa, Kommunikation mit den Alten und den Tieren.. usw.. wenn der jetzt noch Rohkost machen würde...
Was mir gefällt: er hat was angepackt. Sowas finde ich super! Seinen Gefühlen vertraut, Mut gehabt und losgelegt und dann kommt auch was sinnvolles bei rum.
Er beschreibt aber auch, wie schwer es für Stadtmenschen mittlerweile ist, überhaupt wieder in den Kontakt mit dem Land, mit der Natur zu kommen. Welche Ängst es da gibt und dass die zum Teil garnicht mehr "zu gebrauchen" sind für so ein Leben.
Ich selber war ja mal in den Karpaten auf Studienreise und kann das, was er da erzählt absolut nachvollziehen. Ich hatte mich dort sofort in die Landschaft verliebt, es gab mir auch unglaubliche Energie. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie frei und fit ich mich da gefühlt habe, so eingebettet in diese Landschaft, welche aufgrund der extensiven Nutzung eben wirklich immens artenreich war.
Ich hatte das schonmal im Blog hier und anhand der Fotos kann man sich ja eine Vorstellung über die Schönheit der Landschaft machen: rohkost4.webnode.com/news/im-wald-und-am-boxsack/
Und so sieht es da aus:
Garnicht so weit weg. Wäre mal ne Idee für eine Tour im Sommer.
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