Es neigt sich dem Ende zu...

01.06.2014 14:22

So, jetzt bin ich voraussichtlich noch zwei Tage hier, dann gehts aufs Schiff. Wenn alles planmässig läuft. Da kann man schon mal ein erstes Resumé ziehen. Angekommen bin ich in Limon am 15.11.2013. Das sind also nun fast 7 Monate. Wobei ich ja schon vorher mit dem Schiff in tropischen Gewässern war und tropische Länder wie Kolumbien, Guatemala und Honduras besuchte. Und auch zurück noch einiges in tropischen Breiten unterwegs sein werde. Man kann also von guten sieben Monaten in den Tropen ausgehen. Sechs davon im Gebiet des tropischen Regenwaldes (Cahuita, Hone Creek, Puerto Viejo), ein Monat im Gebiet des tropischen Trockenwaldes (Nicaragua). Insgesamt war es für mich, der ja schon immer mal in den tropischen Regenwald wollte, und der ja auch der Überzeugung war, dass der rohköstliche Mensch eigentlich hierher gehört, eine unbezahlbare Erfahrung. Das, was ich vorher schon irgendwie geahnt habe, hat sich für mich hier leider bestätigt. Wir als Weisse gehören hier nicht her. Jedenfalls nicht auf Dauer. Und somit ist der Blick auf die Rohkost als Ganzes auch klarer und weniger rosarot. Rosarot sind nun mehr nur noch die ganzen Hautprobleme! lol

Wenn ich eine Entscheidung treffen müsste, dann würde ich am ehesten noch nach Nicaragua, oder den Nordwesten Costa Ricas gehen. Wobei ich da einfach nicht lange genug war, um wirklich eine treffende Aussage machen zu können. Nach sechs Monaten im tropischen Regenwald aber muss ich zugeben: die Hitze und die ständige schwüle Luft haben mich geschafft. Grade in den letzten zwei drei Wochen ist es nochmal heisser geworden, oder vielleicht einfach nur windstiller, was weiss ich, aber es reicht aus, um mir die Energie raus zu saugen. Deswegen hab ich in den letzten zwei Wochen auch keinen Sport mehr getrieben, ausser meine täglichen Märsche, um mein Leben zu bestreiten. Die Hitze geht mir einfach nur noch auffn Sack! Und grade abends, wenn man Hunger hat, weil man sich viel bewegt hat und mal zwei Avos isst, wird es noch unerträglicher. Dann braucht man einen Ventialtor... was die Gefahr von Erkältungen erhöht. Zugluft ist immer ungesund, auch hier in den Tropen. 

Aber vielleicht sollte man wirklich mal etwas auf die Zahlen schauen:

In den sieben Monaten habe ich bisher:

ca. 4.200 Euro ausgegeben (ohne Schiffsreise, inkl. Miete, Busfahren, Lebensmittel, Rumreisen, ein paar DVDs und irgendwelchen Touristenscheiss.)

ca. 650km zu Fuss zurückgelegt, also

ca. 100 Stunden nur mit Laufen verbracht 

ca. 4.700 Liegestütze gemacht und 

ca. 2.350 Klimmzüge und

ca. 5.040 Beinheber und

ca. 1.000 Kniebeugen und

ca. 1000 Beugestütze 

ca. 190x den Berg zum Appartment hochgelaufen (und früh wieder runter). 

ca. 420 Liter Wasser und 

ca. 250 Kokosnüsse getrunken (und teilweise gegessen). 

ca. 420h direkte tropische Sonne abbekommen. 

ca. 600kg den Berg hochgeschleppt.

ca. 1.890h gepennt. 

ca. 160h Gitarre gespielt

Ich hab ca. 560 Tierarten gesehen (das meiste davon natürlich Insekten).

Ich war 

ca. drei mal erkältet, einmal leicht, einmal mittel und einmal richtig. Hatte einmal echten Sonnenbrand (auf dem Kopf nach dem Haareschneiden). Ich hatte zwei Staphylokokkeninfektionen der Haut (eine davon immer noch, klingt aber ab, wenn auch langsam). Ich habe nach ca. 5,5 Monaten eine "Sonnenallergie" mit Bläschenbildung auf der Haut entwickelt (Sieht einfach Scheisse aus und fühlt sich auch so an. Wie tausend Nadelstiche, vor allem beim Sport, oder wenn man generell viel schwitzt (also fast immer) und / oder die Sonne direkt drauf scheint.). 

Ich war ca. 60x im Meer baden, 13x davon jeweils Samstags nach dem Markt in Puerto Viejo. 

ca. 20x auf dem Markt in Limon.

ca. 210h im Internet. 

ca. 480 SMS geschrieben. 

Ich hab 15 neue Filme gesehen. "Man of Steele" war der absolute Knaller, aber auch "The Wolf of Wallstreet" war genial. 

Und ich hab ca. 2.572.5h mit Spiel und Spass und Unterhalten verbracht. 

Ich hab ca. 630x laut und 1.840x leise gelacht!

Ich hab ca. 980x geschmunzelt. 

Dreimal geweint. 

0x geschriehen.

Ich war ca. 42x fassungslos. 

Und hab mich zweimal streiten müssen. 

Alles in allem also ein guter Schnitt!

Was mich dazu bringt, was mir hier wirklich gefallen hat:

Die grandiose Natur, das Meer, meine rohe Gesellschaft, die mich ertragen hat, die freundlichen und coolen Einheimischen, das Essen, mein Vermieter André, Pünktliche Busse, wenn man etwas zuwenig Geld mit hatte im Supermarkt, wars auch kein Drama, die bildhübschen Mädels, die Versorgung (Lebensmittel, Internet, Telefon, Medizin, Unterhaltung), Cahuita, Puerto Viejo, Mazanillo, Hone Creek, Heredida, Liberia, Guanacaste an sich und die Halbinsel Nicoya, mein Tripp in Nicaragua, die Liebe zur Natur und zum Frieden der Einheimischen in CR (hat mich wirklich beindruckt), und das hier Schwarze, Braune, Rote, Weisse alle friedlich zusammen wohnen und sich auch miteinander mischen, statt sich zu seperieren.    

Was mir weniger gefallen hat:

die ständige feuchte Hitze, auch in der Nacht, das die Einheimischen sich mittlerweile von Dreck ernähren, die Auswahl an Wasser und dann meist Plastik, die Mücken, die diffuse aber doch ständige Gefahr, das man beklaut oder ausgeraubt wird, das mir jemand meine Digitalkamera geklaut hat, der Gestank auf den Märkten in Nicaragua, TICA-Busse, Infektionen der Haut oder die ständige Gefahr, sich mit Papalamoya oder Dengue zu infizieren (oder was anderes hässliches), der Müll in Nicaragua

Und um sich mal wieder auf die schönen Seiten Europas einzustellen, gibts noch was nettes anschauen: heftig.co/themountain/

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