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Fastenbrechen
10.03.2019 12:33Gestern morgen war das Fastenbrechen angesagt. Endlich und dennoch ist das im Grunde die eigentliche Herausforderung. Es kann nämlich sein, dass man recht schnell ins Fressen kommt und dann liegt man plötzlich mit Vollegfühl und Übelkeit da. Ist mir auch schon passiert.
Es heisst ja auch, Fasten kann jeder, Fastenbrechen nur die Weisen.
Und so gab es gestern früh Banane. Normalerweise esse ich nichts früh, aber ich will dem Körper Zeit geben, sich wieder an feste Nahrung zu gewöhnen. Erfahrungsgemäß hat der Körper ja jetzt enormen Nachholbedarf und mit zwei Mahlzeiten kommt man nicht aus, andernseits muss man aufpassen, dass man nicht zu viel auf einmal ißt.
Und so gab es eben früh Bananen und über den Tag verteilt weitere Bananen, ein paar Datteln, winzige Mengen an Algen, eine Avocado und abends sogar etwas Fleisch. Dann bin ich zufrieden ins Bett und habe wunderbar geschlafen.
Heute dann normal Stuhlgang und so merkt man, dass das Verdauungssystem wieder aktiviert wurde.
Es ist eine krasses Gefühl, quasi ausgehungert zu sein und gleichzeitig etwas im Bauch zu haben. Und man spürt regelrecht, wie die Bestandteile aus der Nahrung aufgenommen und wieder in die Muskeln transportiert werden. Vergleichbar zu einem Schwamm, den man ins Wasser legt und der nun das Wasser langsam wieder aufnimmt.
Heute morgen dann hatte ich gute Energie, klar, 12 Tage ist kein Pappenstiel, aber es läuft alles im normalen Rahmen.
Was ich gemerkt habe: mit Fruchtzucker harmoniere ich gerade nicht so gut. Nach der ersten Banane wurde es mir sogar etwas schwummrig und schwindelig. Bei den Datteln hatte ich das nicht. Da muss ich weiter sehen, ob das Fasten da was verändert hat. Oft braucht es etwas, um zu erkennen, oh, da ist jetzt etwas anders.
Im mentalen Bereich hat sich schon in den letzten Tagen eine Veränderung eingestellt: ich will die Informationsüberflutung nicht mehr. Diese permanente Überreizung mit allen möglichen Infos. Ich neige ja dazu, mich immer wieder weiterbilden zu wollen und immer wieder etwas zu erlernen oder das Erlernte weiter zu nutzen. Ich habe aber gemerkt, dass mir das mittlerweile zu viel wird.
Kleines Beispiel: letztes Jahr hatte ich mal eine Phase, da habe ich viel Gitarre geübt. Und dann schaut man mal auf Youtube nach Lehrvideos. Da gibt es ja hervorragend gemachte Sachen. Und dann übt man da und Youtube neigt dann dazu, dich mit immer mehr Zeug vollzukippen und alles ist irgendwie interessant und irgendwann ist man so überladen, weil man es garnicht verarbeiten und beüben kann, geschweige denn meistern. Und dann wird es frustrierend und man hört wegen Überlastung auf.
Mit diesen Drei Akkorden spielst du jeden Jazz-Song. Tu das nicht, und du sparst dir Jahre des Übens.
Es gibt tausende Klickbaitvideos. Zu JEDEM Thema.
Und irgendwie habe ich nun wirkich das Gefühl, dass es reicht. Es schwirrt einem der Kopf am Ende. Früher gab es drei Fernsehprogramme, manchmal vier. Dann waren es 20, als die Privaten loslegten und heute mit den Internetmedien TAUSENDE und alle haben irgendwo was Interessantes zu sagen. Jeder Mensch ist ja irgendwo interessant und somit hat man auch tausende interessante und verlockende Angebote, um am Wissen, an Erkenntnissen, Einsichten und Interpretationen zu partizipieren.
Da kann man auch regelrecht verloren gehen und sich verirren.
Und die letzten Tage habe ich einfach gemerkt: es reicht. Was bringt mir das?
Das Problem: das Internet wirkt wirklich wie ein Spielautomat. Mit jedem nächsten Runde wächst die Chance, dass man etwas "bekommt", eine Nachricht, eine Info, ein ... was auch immer ... die wichtig ist. Sozial wichtig, um irgendwo dabei zu sein. Hey, wir treffen uns gleich am Bahnhof! Kein Smartphone. Kein Treffen. Nicht angemacht - kein Treffen. Und so glotzen die Leute eben perament auf ihre Handys, weil da immer die Chance steht, etwas zu verpassen oder einen Vorteil zu haben.
Das geht soweit, dass man das nun überall sieht. Zug, S-Bahn, selbst im Job oder beim Sport. Man könnte ja was verpassen.
Und man verpasst ja auch was! Die Frage ist nur, ob das wirkich wichtig ist!
Bei mir ist es eben nicht so sehr dieser soziale Aspekt, sondern das Lernen. Ich bin vielseitig interessiert und so gibts auch immer was Interessantes. Sport, Politik, Gitarre, Wissenschaft, Forschung. Aber irgendwann wird das auch zuviel und man merkt: Stopp, es reicht. Kriege ich nicht mehr verdaut. Das ganze Geschwafel, die vielen Bilder, diese ganzen Informationen. Sorry, ich brauch ne Pause.
In den letzten Tagen des Fastens wollte ich STILLE.
Tja und so hat das Fasten zumeist auch einen mental reinigenden Aspekt und auch da kommt es dann zu Reinigungserscheinungen.
Na ja, wem will man es verdenken? Das Internet ist neu, wie ein neues Spielzeug und man muss eben erstmal lernen, damit richtig umzugehen.
So, ich hab Durst. :-)
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