Folgen

24.09.2019 11:37

Tja... science.sciencemag.org/content/early/2019/09/18/science.aaw1313

Gibts auf Deutsch als Artikel hier: www.heise.de/tp/features/Sinkflug-statt-Singflug-4537564.html

Danisch schrieb mal in seinem Blog hier:

Man hätte sich erst überlegen müssen, wo man hin will und ob es überhaupt funktionieren kann, bevor man mit der großen Dampfwalze in diese Richtung losgefahren ist. Es ist nicht meine Aufgabe, Eure Sackgasse und Felswand zu einer Autobahn umzubauen.

Die Sache ist ganz einfach: Die Linken machen restlos alles kaputt. Und ich schreibe darüber. Fertig. Mehr ist nicht (mehr).

Danisch bezieht sich hier auf die Linken, was auch immer das sein mag, und sieht hier die Schuld für den Niedergang. Und darüber schreibt er.

Na ja, dabei ist das ja so, dass wir ALLE irgendwie an der Fehlentwicklung beteiligt sind und alle irgendwie ihren Anteil an der Fehlentwicklung, an den Folgen dieses falschen Lebens haben.

Wir alle, (Ok, manche nicht wirklich, aber alle sind wir ja irgendwo miteinander verbunden) ruinieren mit unserem gierigem Konsumleben diesen paradisischen Planeten.

Und ich schreibe darüber.

Dokumentation der Folgen quasi.

Die Studie unter dem Titel "Decline of the North American avifauna" (Schwund der nordamerikanischen Vogelwelt) zeigt nämlich zum einen: Die Zahl der wildlebenden Vögel geht immer stärker zurück. Zum anderen wird deutlich: Es betrifft gerade die einst häufigen Vogelarten. Selbst "Allerweltsvögel" - wie übrigens hierzulande der Haussperling, dazu weiter unten noch mehr - sind immer seltener anzutreffen.

Na ja, wo brütet denn der Haussperling? In Ritzen, Spalten, auf dem Dachboden. Überall, wo es irgendwie Platz hat, da nistet er. Und dieser Platz wird eben immer weniger. Neue Häuser bieten den Tieren fast keine Nistmöglichkeiten mehr und wo sie nisten, werden sie vertrieben.

Habe ich ja hier erlebt: man hat den Sperling regelrecht bekämpft. Bis ich dann gesagt habe, dass man das lassen soll, weil die Tiere ja im Garten nach Nahrung suchen und je mehr Brutpaare da sind am Haus, desto mehr Schädlinge räumen die mir im Garten ab. Seitdem dürfen die hier brüten, wo sie wollen. Nur wenn sie Schaden machen, dann lasse ich mir was einfallen, um die dann davon abzuhalten.

Und so haben wir immer drei oder vier Paare, die hier ums Haus brüten.

Im Grunde ist es eben aus meiner Einstellung entsprungen, wieder mehr Leben zuzulassen.

Gerechnet wurde ab 1970: Ist in den letzten 49 Jahren die Anzahl der Vögel in Nordamerika und Kanada um insgesamt 29 Prozent zurückgegangen (dieser Schwund um fast ein Drittel ist das triste Memento der Studie), so entfallen mehr als 90 Prozent des Rückgangs auf nur zwölf Vogelgruppen - wie zum Beispiel Spatzen, Finken und Schwalben. Die Einbeziehung von flächendeckenden Bestandsverläufen und Mengenschätzungen deutet auf einen Nettoverlust von fast 3 Milliarden Vögeln während dieses Zeitraums.

Tja, wundert mich nicht. Das sind alles Arten, die mit dem Menschen zusammen leben oder von dörflichen Strukturen profitieren (sog. Kulturfolger). Und mit der veränderten Wohnsituation verändert sich eben das Gleichgewicht. Früher gabs ja noch Bauernhöfe mit offenen Ställen, wo die Schwalben brüten konnten, dazu ein Überangebot an Insekten rund um den Nistplatz. Heute? Geschlossene Ställe.

Also mich wundert das kein bisschen, dass es hier vor allem die "Allerweltsarten" trifft.

Kürzlich kam aus Bayern die Nachricht, die Zahl der Brutpaare am Bodensee sei binnen 30 Jahren um etwa ein Viertel gesunken. Wir haben das Problem also auch vor unserer Haustür. Haussperling, Amsel oder Star sind hier besonders betroffen. Viele weitere Arten kommen, so eine Mitteilung des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Konstanz von Anfang September, nur noch in geringen, oft nicht mehr überlebensfähigen Populationen und an immer weniger Orten rund um den Bodensee vor. Eine ähnliche Entwicklung sehen die Forscher auch in anderen Regionen Deutschlands.

Na ja, wir haben ja hier auch die Lebens- und Wohnsituation massiv verändert.

Früher: www.engelvoelkers.com/images/e692f20d-4e5f-49d3-ad09-e242f0c28a26/gro%C3%9Fes-bauernhaus-mit-nebengeb%C3%A4uden-hausansicht-vom-garten-aus?w=576&h=432

Da gabs noch lockere Dachziegel, Ritzen und Spalten, Schuppen und somit eben Möglichkeiten, dort zu brüten.

Heute: www.immobilienscout24.de/content/is24/deu/www/de/bauen/einfamilienhaus/_jcr_content/par/image.img.jpg/1482325993819.jpg

Es wird zunehmend steriler.

Auch aus Süddeutschland lautet die Botschaft: Vor allem häufig vorkommende Arten gehen stark zurück. Die Bestände des Haussperlings - vor 40 Jahren noch die häufigste Art - sind seit Beginn der Erhebung (Referenzjahr war hier 1980) um 50 Prozent eingebrochen. An und für sich gilt die Bodenseelandschaft als besonders vogelfreundlich. So treffen die Befunde auch nicht gleichermaßen auf alle Arten zu; Populationen leiden vor allem in Landschaften, die vom Menschen intensiv genutzt werden.

Na ja, es hat sich ja nicht nur die Wohn- und Lebenssituation, sondern auch die Bewirtschaftung hat sich stark verändert. Früher gabs hier überall auch Leute, die Tiere gehalten haben, die haben dann Fliegen und andere Insekten angelockt.

Wer hält denn heute noch Tiere wie Schweine, Kühe oder Pferde? Das hatte ja früher fast jeder "auffm Dorf". Heute geht das ja immer mehr zurück, dadurch fehlen die ganzen Insekten, dazu dann die Monokulturen und der Einsatz von Herbiziden, Fungiziden und Insektiziden im Umland und fertig ist die Erklärung, wieso es gerade die Allerweltsarten trifft.

Damit ist vor allem die heutige Agrarlandschaft angesprochen: 71 Prozent der auf Wiesen und Feldern lebenden Arten verzeichnen zum Teil drastische Bestandseinbrüche. Das Rebhuhn zum Beispiel ist rund um den Bodensee inzwischen ausgestorben. Auch Raubwürger, Wiesenpieper und Steinkauz kommen dort nicht mehr vor.

Steinkäutze sind sowas wie die Leitart der Streuobstwiesen. Das heisst, wenn die da sind, dann hat die Streuobstwiese eine gesunde Struktur. Alte Bäume mit Nisthöhlen, ausreichend Insekten zur Ernährung.

Nur: wer bewirtschaftet denn heute noch Streuobstwiesen gewerblich? Vor allem Leute, die daraus Schnaps brennen. Das Geld wird mit den Intensiv-Obstplantagen verdient, wo man hocheffektiv und produktiv anbaut und somit den Preis gering halten kann. Streuobstwiesen können dagegen nicht ankonkurieren. Die Ernte ist kompliziert, viel zeitintensiver, der Ertrag ist oft auch unsicherer und geringer pro Flächeneinheit als bei Intensivkulturen.

Fertig ist die Veränderung, die den Vögeln das Leben schwer bis unmöglich macht.

Was viele nicht verstehen: der Mensch hat mit extensiver Nutzung die Natur ja reichhaltiger gemacht. So wie ein Biber ja mit seinem Tun die Natur auch reichhaltiger (diverser) macht, weil neue Nischen geschaffen wurden.

Der Mensch hat das auch gemacht. Das Leben war schwer, man musste viel arbeiten, aber die Natur war reich. Blühende Wiesen, schöne Wälder, Gärten, Kornfelder mit vielen Blumen, um die Häuser die ganzen Kulturfolger wie Spatzen, Schwalben, Turmfalken, Schleiereule, höhlenbrütende Fledermäuse.

Dann hat man das Ganze immer mehr intensiviert, hat sich zunehmend in die Büros und Städte zurückgezogen und die Bewirtschaftungen ein paar Wenigen überlassen und sie auch noch zu immer weiterer Intensivierung gezwungen und jetzt haben wir den Salat.

Auch die hiesigen Forscher qualifizieren - ganz auf der Linie mit ihren amerikanischen Kollegen - die fortwährend schrumpfenden Lebensräume als eine der Hauptursachen für das Vogelsterben; unter den Ursachen rangiert weit oben die fortschreitende Intensivierung (Industrialisierung) der Landwirtschaft neben der exorbitanten Flächenversiegelung, mit einem tödlichen Nebeneffekt: Vielen Vögeln gehen schlicht die Insekten aus.

Tja...

Es geht auch anders. Man muss nur mal wollen. Aber irgendwie sieht man da eher einen Trend zu immer größerer Sterilität.

Wie man das umkehren könnte? Keine Ahnung.

Gibt da ja viele Konzepte, aber man sieht ja, dass es nicht fruchtet.

Schon krass, da wollen wir das Klima retten, können aber nicht mal zulassen, wenn die Spatzen am Haus brüten und auch mal irgendwo hinscheissen.

Wenn man näher drüber nachdenkt, dann lässt es sich immer irgendwie auf unterdrückten Hass gegen das Leben erklären.

Und der drückt sich dann eben oft auch so aus, dass das Leben an sich bekämpfen und gehasst wird. Man erfreut sich nicht mehr an der Natur, am Vogelgezwitscher, am Bruterfolg seiner Mitwesen, sondern man geht dagegen vor. Will es weg haben.

Am Ende stehen dann Steingärten.

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