
Geheimnis gelüftet
21.04.2018 20:24Seit einiger Zeit fliegt hier so eine dicke blau-schwarz-metallisch schimmernde "Hummel" rum, die ich so noch nicht als Teil der Natur wahrgenommen habe. Erst dachte ich, es handelt sich um eine neozoische Art, sprich eine, die vielleicht aus Amerika oder Asien eingeschleppt wurde. Ich wollte schon lange mal recherieren, habs aber dann irgendwie doch vergessen. Heute nun stolperte ich über diese interessante Seite www.schmetterlinge.at/Home und wurde, welch Zufall, fündig, als ich einfach nach einiger Zeit bei den Schmetterlingen den Impuls hatte, in der Menüleiste unter "andere Insekten" zu schauen, was er da noch schönes gelistet hat. Und da entdeckte ich dann die Antwort auf meine Frage!
Dieser schwarz-blaue Brummer ist die Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea). Das ist eine Wildbiene enormer Größe, die aufgrund der Klimaerwärmung von Süden eingewandert ist.
Wikipedia schreibt, dass sie eher selten ist und sich auf wärmegetönte Lagen beschränkt, aber anscheinend ist diese Information schon veraltet. Der NABU ist da etwas aktueller:
Die Wildbienenart war bis vor einigen Jahren vor allem im süddeutschen Raum verbreitet. Durch das wärmere Klima innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte hat die Wildbiene stark zugenommen. „Aus Thüringen waren nur wenige alte Nachweise bekannt, so dass anzunehmen ist, dass sich diese auffällige Art erst mit den warmen Sommern in den 90iger Jahren des vorigen Jahrhunderts bei uns ausgebreitet hat“
thueringen.nabu.de/tiere-und-pflanzen/bienen/blaue-holzbiene/index.html
Also mir ist sie das erste Mal vor zwei Jahren aufgefallen. Ein dicker, blaumetallisch schimmernder Brummer von beachtlicher Größe, der im Herbst auf den Blüten der Blumenrabatte zu finden war. Das heisst also, dass sie sich nun von Thüringen, dass südsüdöstlich von uns liegt, auch nach Sachsen-Anhalt ausgebreitet hat und hier jetzt seit zwei Jahren, zumindest seit ich sie wahrgenommen habe, regelmäßig zu beobachten ist. Auch jetzt im Frühling konnte ich sie im Kirschbaum beobachten. Wie gesagt, alleine aufgrund der imposanten Größe ist sie kaum zu übersehen.
Naturnahe Gärten mit alten Obstbäumen und strukturreiche Landschaftsräume mit einem reichhaltigen Blütenangebot sind häufig genannte Fundorte der blauen Holzbiene. Ihre Vorliebe für halboffene Habitate führt zunehmend auch zu Kontakt mit Menschen.
Also wir haben diese Wildbienenart nun schon häufiger beobachtet. Die scheint sich hier wohl zu fühlen.
Die überdurchschnittlich warmen Jahre in den letzten beiden Jahrzehnten haben dazu beigetragen, dass nicht nur Einzelindividuen von zahlreichen wärmeliebenden Insektenarten aus dem süddeutschen und mediterranen Raum der Sprung über die Alpen gelang, sondern dass sie sich auch in unseren Breiten ansiedeln und vermehren. Bei den meisten Arten geschieht dies unbemerkt, denn ihre Bestimmung ist oft schwierig und nur wenige Fachleute kennen diese Tiere. Zu den wohl auffälligsten Wildbienenarten zählt die „Blaue Holzbiene“.
In Süddeutschland war diese Art wohl schon länger verbreitet, hat sich aber aufgrund der Klimaerwärmung entsprechend ausgebreitet. Na ja, wird schon passen! lol
Die Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea) ist von nun an mit einer Körperlänge von 23 bis 28 Millimeter die größte heimische Bienenart. Mit ihrem imposanten, hummelartigen Körper und den schwarzen, blau schimmernden Flügeln ist die Biene selbst im Flug kaum mit anderen Insekten zu verwechseln. In Mitteleuropa gehörte die Holzbiene zu den großen Seltenheiten.
So selten anscheinend nun auch wieder nicht. Wie gesagt, seit zwei Jahren sehe ich die nun regelmäßig.
In Deutschland konzentrieren sich ihre Vorkommen auf das klimatisch begünstigte Baden-Württemberg sowie auf milde Lagen in den Flusstälern von Rhein, Neckar, Lahn und Main. In Thüringen wurde diese Wildbiene seit 1990 weniger als zehn Mal, unter anderem in Jena, Nägelstedt, Weida und Erfurt, nachgewiesen. Davor waren Funde dieser südeuropäischen Insektenart in Mitteldeutschland eine große Ausnahme. Neuerdings gab es auch in Barchfeld Nachweise der Holzbiene, wahrscheinlich die ersten dokumentierten Bestätigungen im Südwesten Thüringens. Es ist jedoch zu vermuten, dass die neue Art auch anderenorts in unserer Region lebt.
Ich habe gerade etwas recheriert und tatsächlich ist es noch recht neu, dass die hier in Sachsen-Anhalt nachgewiesen wurde:
(In) Sachsen-Anhalt wird sie inzwischen regelmäßig gesehen. Größer als eine Hummel ist sie, kleiner als eine Hornisse und zu Hause eigentlich im Mittelmeerraum, so Sievert. “Man weiß nicht so ganz genau, wann sie hier angekommen ist. Also die Ausbreitung ist seit den 80er-Jahren in Deutschland, erst im Süden, in den Weinanbaugebieten und hat sich dann mehr und mehr ausgebreitet. Die ersten Funde in Sachsen gab es wahrscheinlich 2005, da gab es die ersten Meldungen. In Leipzig seit 2013 und da hatten wir einige Dutzend Meldungen gehabt.“
Also ich finde das schon faszinierend, wenn man plötzlich neue Arten zu Gesicht bekommt. Was ist das denn, fragt man sich sofort.
Und noch eine andere Antwort bekam ich heute vom Universum.
Schon vor einiger Zeit hatte ich mal eine Animation gesehen, wie sich der Frühling von Süden nach Norden hin ausbreitet. "Gemessen" wird das anhand des Eintritts der Apfelblüte. Ich hatte diese Animation dann mal wieder gesucht, aber nicht mehr gefunden. Da war ich wirklich ein bisschen enttäuscht. Umso erfreuter war ich, als ich heute, wieder durch Zufall, fündig wurde! Und zwar hier:
www.wetter.de/videos/wettervideos/die-apfelbluete-in-europa-829948.html
Ok, die damalige Animation hatte keine kitschige Musik und war etwas wissenschaftlicher, aber die Information ist die selbe.
Zum Inhalt: interessant finde ich den Unterschied zwischen Schweiz / Süddeutschland und hier. In der Schweiz / Süddeutschland trifft der Frühling am 32-34 Tag ein. Bei uns dann ganze drei Wochen (Tag 56) später. Mir ist das ja schon mehrfach aufgefallen, als ich aus der Schweiz wieder heim gefahren bin oder als ich von Österreich hier raufkam. Das ist dann wirklich im Frühling wie eine Zeitreise. Als ob man rückwärts (oder vorwärts, je nach dem) in der Zeit reist. Während es in der Schweiz schon grünt und blüht, ist es hier oben noch Winter, bzw. Vorfrühling.
Im Sommer waren die Unterschiede nicht ganz so gravierend und im Winter auch nicht. Aber das Frühjahr fand ich immer richtig eindrucksvoll. Dort schon sonnig, warm und ein Blütenmeer, hier noch alles karg und kalt.
Ich persönlich finde die Zone zwischen Stuttgart und Lyon für mich am idealsten zu leben. So Süddeutschland, Schweiz, Norditalien, Österreich, Slowenien, rüber bis Ungarn und Rumänien.
Da hat man noch ausgeprägte Jahreszeiten, aber mehr und intensivere Sonne, kürzere Winter und die Sommer sind zumeist auch wirklich gut. Man kann schon Feigen, Aprikosen und andere Sachen anbauen, die hier nicht, oder nicht so gut gehen. Ich finde diese Zone in Europa richtig gesegnet. Warm, sonnig, aber noch ausreichend Niederschläge. Weiter nördlich wie hier wirds schon rauer. Hat auch was, ist aber eben schwieriger alles. Weiter südlich wirds dann schon zu heiss, die Sonne brennt schon sehr stark und die Landschaft wirkt karger und ausgebrannter.
Liegt mir vielleicht doch in den Genen. Habe gerade mal geschaut: ich heisse ja im Original nicht Brautschek, sondern Broucek. Das war der Originalname, wie er in Hussinetz, Süd-Tschechien, dort wo meine Familie väterlicherseits herkommt, geschrieben wurde. Und das, gerade gefunden, ist mein Ur-Ur-Großvater: www.myheritageimages.com/D/storage/site154826081/files/00/05/31/000531_6185373i7462f468w337eh.jpg
Mein Ur-Großvater wurde noch in Hussinetz geboren, aber die Familie hats dann nach Sachsen-Anhalt verschlagen. Mein Ur-Ur-Großvater war Förster (da habe ich wahrscheinlich die Liebe zur Natur her). Der hatte noch drei Brüder (und zwei Schwestern) die waren auch alles Förster. Die sind alle weit über 90 geworden und sind in die USA, Kanada, Australien ausgewandert. Ich habe da überall noch Verwandte. Vielleicht sollte ich die mal besuchen. lol
Wie auch immer, weiter nördlich würde ich nicht mehr ziehen wollen, aber auch südlich finde ich, habe ich meine Grenzen, Die Zone Stuttgart - Lyon, Norditalien, Schweiz, Östereich, Ungarn, Rumänien wäre für mich wohl perfekt. Die Südsteiermark war absolut klasse, die Schweiz auch, Slowenien fand ich super, Norditalien dito, Rumänien hat mir auch gefallen, Ungarn war auch auch gut. Costa Rica war schon zu heiss und zu feucht, die Kanaren waren zu verbrannt, Südspanien ist im Sommer auch schlimm. Polen ist nicht viel anders als hier, Nordfrankreich dito, nur mit noch milderen Wintern, Schweden ist wahrscheinlich nur im kurzen Hochsommer zum Urlaub machen nett.
Ich finde das wirklich interessant, dass man tatsächlich so Präferenzen hat, wo man gerne leben würde.
Wie gesagt, bei einem Leben ohne Jahreszeiten würde mir was fehlen, aber etwas mehr Sonne und Wärme, vor allem für den Obstanbau, wäre schon cool (!!! lol).
Na hilft ja alles nichts, man muss mit dem auskommen, was man hat und da das Beste draus machen. Sepp Holzer hat in den Alpen Zitronen angebaut.
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