Gemüse!

17.01.2013 18:31

Frieden, darum geht es im Endeffekt bei der Rohen Ernährung. Dass man das "Schweigen der Organe" erreicht, dass heißt, dass man nach der Malzeit so pappzufrieden ist, dass einem die Sonne aus dem Hintern scheint! Und das ohne Völlegefühl. Wie erreicht man das? Nun vor allem durch eine große Auswahl und sehr gute Qualität der Lebensmittel. Aber nicht nur das! Es gibt noch einige "Tricks", die man beachten kann. Eines ist die Frage:

Was kann das Gemüse für mich tun?

Kurioserweise ist es tatsächlich oft das Gemüse, dass den Schlüssel zu einer ausgeglichenen und wirkungsvollen Rohkosternährung ausmacht, dass aber selbst bei Fortgeschrittenen immer wieder in Vergessenheit gerät und somit mittelfristig zur Unausgewogenheit und somit zu Unzufriedenheit führen kann. Das hat sicherlich mehrere Gründe! Zum einen ist Obst zumeist attraktiver und man verbindet die Rohkost eher mit Früchten, denn mit Gemüse. Weiterhin schmeckt Gemüse gerade am Anfang oft nicht besonders lecker und auch mit den Jahren kann es vorkommen, dass man Gemüse oft vernachlässigt und als Alibimalzeit schnurpelt, weil es eben dazu gehört!

Auch hat Gemüse in der Rohkostszene einen beschädigten Ruf, da man seit Jahren etwas über ausgelaugte Böden hört, welche auch zu ausgelaugten Gemüse führt! Und dann direkt auf den Web-Shop des Verkünders dieses Übels, der diese Mineralstoffdefizite mit seinen zum Verkauf angebotenen Produkten Gott sei Dank auffüllen kann. Dieses Gerede von den ausgelaugten und damit wertlosen Gemüse führt oft auch zur Glorifizierung von Wildkräutern! Keine Frage, Wildkräuter sind essentiell und sollten nicht fehlen! Aber zwischen Chlorella, Korallenpulver und Löwenzahn ist das arme Gemüse aus meiner Sicht unnötig unter Druck geraten! Das eine ist für mich wertloser Nepp! Wir leben im Kapitalismus und wenns um die Kohle geht, werden die Leute kreativ, auch mit dem Erfinden von nicht vorhandenen Mängeln, in die mein Produkt wie maßgeschneidert passt! Das andere ist für mich eine potentielle Sackgasse! Denn der Verzehr von Wildkräutern und Wildgemüse ist oft nur in Minimengen möglich! So dass es hier auch wieder langfristig zu Unausgewogenheiten kommen kann! Wir sind eben nicht 100% an diesen Lebensraum im Norden angepasst, so wie z.B. Bären, so dass uns die Wildgemüse recht schnell sperren.

Aus meiner Sicht gehört deshalb das Gemüse dahin, wo es hingehört: auf den Tisch und zwar in einer großen Auswahl und in der entsprechenden Qualität! Dann kann man die wahren Genüsse der reichhaltigen Gemüse, die es alleine hier bei uns in Europa gibt, entdecken! 

Es hat sich auch für mich bewährt, reine Gemüsemalzeiten und Tage ohne süsse Früchte, sondern nur mit Gemüse zu machen. Das ist grade auch im Winter eine wundervolle Abwechslung und passt besser zur kalten Witterung als Bananen und andere Tropenfrüchte. Aber ich möchte hier niemanden einschränken!

Ich persönlich hatte im Winter 2005/ 2006, ein seit langen ziemlich kalter mit sehr vielen Tagen mit zweistelligen Minuswerten, einmal vier Monate auf Früchte, also auf Obst aller Art verzichtet. Dafür gab es schon mittags viel Gemüse und manchmal Avocados oder Kokosnuss, während ich abends oft Fleisch, Fisch und Nüsse* präferierte und wieder Gemüse je nach Gusto aß. Es war der wärmste Winter, den ich seit Kindesbeinen erlebt habe. Aber es ist schon auch eine Herausforderung an den Geist, sich "nur" von Gemüse zu ernähren (plus Proteine), wenn es doch auch die ganzen Früchte gibt!! Kurioserweise dankt es einem der Körper doch recht schnell!

Oft ist man erstaunt, wenn man die Früchte mal beiseite lässt, wie reichhaltig das Sortiment in einem gut sortierten Bioladen selbt im Winter ist. Da gibt es Fenchel, Pastinak, Kohlrabi, Petersilienwurzel, Karotten, Kohlrüben, Rotkohl, Weißkohl, Chinakohl, Rosenkohl, Blumenkohl, Brokkolie und die Kreuzung aus beiden, Stangensellerie, Knollensellerie, Rote Beete, Weißer Rettich und Schwarzer, Tomaten und Gurken als Gemüsefrüchte, Schwarzwurzel, Rucola, Knoblauch, Zwiebel, Petersilie, Feldsalat, Topinambur und die wundervolle Süsskartoffel! Und da hab ich sicherlich noch einiges vergessen.

Anderns als beim Obst macht es kurioserweise auch wenig aus, wenn man hier mehr als drei Produkte pro Malzeit konsumiert. Man kann also nach Herzenslust aus dem Vollen geifen und die Gemüseplatte leerputzen. Gemüse wirkt aufgrund des fehlenden Fruchtzuckers und dem dafür erhöhten Glucosegehaltes darüber hinaus sehr sättigend und ausgleichend. Da die meisten Gemüse auch entsprechend ätherische Öle und andere "scharfe" Inhaltsstoffe haben, ist es auch fast unmöglich, hier eine Sperre zu übergeben! Und ein weiterer Vorteil von Gemüse: es ist preiswert und ökologisch sowie ökonomisch deutlich günstiger!

Wenn man mal eine Weile auf süsse Früchte verzichtet, kann man auch mitunter entdecken, dass plötzlich die Gemüse anfangen, wundervoll süss zu schmecken! Diesen Effekt hatte ich 2006 deutlich gespürt. Es dauerte so ca. ein bis zwei Wochen, bis die Geschmackswahrnehmungen sich änderten. Ich hatte fast den Eindruck, dass hier die selben Mechanismen wirken wie bei der Umstellung auf Rohkost. Je länger ich raus war aus dem Kochtopf, desto leckerer wurde die Rohkost. Und je länger ich keine Früchte aß, desto besser, ja fantastischer wurde das Gemüse.

Wie gesagt, solche Experimente innerhalb eines Ernährungsexperiments können nochmal deutlich zum Steigern des Wohlgefühles beitragen. Weiterhin sind solche Experimente auch gut, um aus gewissen Verhaltensweisen, die sich einfach bei jedem mit der Zeit einschleifen, wieder rauszukommen. Man isst plötzlich wieder bewusster und kann Spass aus dieser Abwechslung ziehen. Auch kann man anhand des geänderten Körpergefühles schauen, ob man hier vielleicht etwas gefunden hat, was man schon länger suchte.

In Gesellschaft ist das zumeist erstmal wieder etwas gewöhnungsbedürftig, da viele mit Obst durchaus kein Problem haben, aber wenn man in der Mittagspause statt dessen Blumenkohl isst, können wieder die ungläubigen Fragen lospurzeln: "Was, Du isst Blumenkohl ROH? Das kann man? Kriegst du da keine Beschwerden?" - :-)

Das Leben ist nunmal eine Herausforderung!

Meine Lieblingsgemüse zur Zeit sind:

Fenchel, Stangensellerie, Knollensellerie, Blumenkohl, Weisskohl, Süsskartoffel, Schwarzwurzel, Feldsalat und Zuckerhut! :-P

Und jetzt finde DU dein LIEBLINGSGEMÜSE!! :-)

Wintervorrat an Oliven, Nüssen, Algen und Honig.

*von Orkos oder selbst gesammelte Walnüsse

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