Himmlisch! Himmlisch! Himmlisch!
22.01.2013 18:34Heute ist mir eine Episode aus dem Buch "Tagebuch eines Zenmeisters, der aus dem Westen kam" in den Sinn gekommen, wo der Zenmeister des Autors die Schüler regelmäßig ermahnte, ermutigte und aufforderte, die Erleuchtung zu erlangen, da dies das Herz der Praxis ist. Und da stellt sich mir die Frage, was ist denn eigentlich das Herz der Rohkostpraxis? Gesundheit? Sex und Geld? Liebe und Glück? Oder sind das nur Folgen?
Die Frage ist also heute: Was ist das Herz der Praxis in der Rohkosternährung?
Nimmt man als Vergleich wieder den Zen-Buddhismus, so ist aus meiner Sicht ist das Herz der Rohkostpraxis das Erleben der Himmlischen Phasen! Denn gleich wie im Zen die Erleuchtung ein Erkennen der Illusionen und ein Erleben von Wahrheit jenseits des Denkens mit all seinen Erwartungen, Vorurteilen und Überzeugungen ist, so ist das Erleben der Himmlischen Phase ebenfalls eine Art magischer Moment, wo man erkennt, dass alle Kunstgriffe, alles Verändern und alles Tricksen nur Illusionen sind, die uns nicht das Geben, was uns der ganz natürliche Weg geben kann! Es ist ein Moment solch intensiven Genusses, dass das Universum sich auf einen Punkt konzentriert. Ein sehr körperlicher Moment, jenseits der Vorstellungskraft und der Vorurteile des Denkens!
Und mehr noch, diese himmlischen Phasen sind die Lichterkette der Praxis, die uns zeigen, in welche Richtung wir gehen müssen! Wird unsere Praxis schluderig, so verblasst das Licht, wird die Praxis der instinktiven Rohkost wieder besser, so leuchtet auch das Licht wieder heller!
Nun, so will ich eigentlich auch meine geschätzten Leser auffordern, ermutigen und anregen, die Erleuchtung der Rohkostpraxis, die "Himmlische Phase" zu erreichen und zu verwirklichen! :-)
Wie schaffe ich das? Nun ja, um wieder den Zen-Buddismus zu bemühen, wo der Schüler fragte: "Meister, wie komme ich zur Erleuchtung" und der Meister antwortet: "Sitzen, sitzen, sitzen, nichts anderes!!", so ist es in der Rohkost ähnlich einfach: "roh essen, roh essen, roh essen, nichts anderes!!". Irgendwann kommt es dann. Zumeist genauso unerwartet und überraschend! Eine Freundin hatte zum Beispiel ihre erste "Erleuchtung" mit einem Knollensellerie! Lustig was? Wieviel denken immer noch, dass man den nicht mal roh essen kann!
Aber es ist es so einfach? Im Grunde ja... wenn da nicht...
Es gibt viele Situationen und Lebensphasen, wo uns "der Schatten des Kochtopfes" [1] das Erleben dieser himmlischen Momente vermiest und wir uns mit unseren alltäglichen falsch geprägten Verhaltensweise selber im Weg stehen! Mir geht das ganz genauso wie jedem anderen! Aber wer kennt nicht den schönen Spruch: der Weg ist das Ziel! Und genau das ist es: den Rohkostweg mit seinen himmlischen Phasen, aber auch den Zweifeln und Niederungen zu gehen ist das Ziel. Die alltägliche Praxis ist das Ziel!
Wie wunderbar ist die Natur, können wir doch immer wieder zu ihr zurückkehren! Ist damit vielleicht auch das Gleichnis vom verlorernen Sohn gemeint? Auch hier gibt es keine Vorwürfe oder Vorhaltungen, sondern jedem, der sich auf den Weg zurück macht, wird vorbehaltlos angenommen. Aus meiner Erfahrung ist dies bei der instinktiven Rohkost ähnlich. Ich kann mich, so wie ich es auch gemacht habe 2009 und 2010, von dieser reinen Praxis entfernen. Aber ich kann, wenn ich möchte, jederzeit wieder zurückkehren "in den Schoss meiner eigenen Natur". Und dann erkennt man irgendwann: Im Grunde ist es so einfach! Im Grunde ist die "Wahrheit" so simpel und einfach! NICHTS TUN! Das ist es! ABSOLUT NICHTS TUN! Sondern es so nehmen, wie es ist. Und dann kann auch ein Rosenkohl das Stück Paradies sein. Aber dieses NICHTS TUN ist wohl schon immer die schwierigste Übung überhaupt!
Diese Einfachheit und der daraus folgende Genuss und das Erleben höchster Sinnesfreuden ist unsere wahre Natur! Dies ist unserer wahres Menschsein! Das Erleben von himmlischen Phasen, Orgasmen auf der Zunge und die tiefe Befriedigung nach einem guten Essen mit unbehandelten Naturprodukten! UNBEHANDELTE NATURPRODUKTE? NICHTS MACHEN? So einfach??!! Die meisten Menschen können das wohl einfach nicht glauben! Doch genau so ist es!
Die tiefe Befriedigung, wenn die Praxis passt! Alles in der Natur geht den Weg der Freude! Jedes Wesen vermeidet Unwohlsein. Welches Tier würde etwas tun, wenn es nicht Lust und Wohlsein vermitteln würde! Welcher Vogel würde schon fliegen, wenn es nicht ein Hochgenuss wäre, sich in die Lüfte zu erheben?
Wie aber kommt der Mensch dazu, sich selber zu geißeln und ein Leben in Askese zu leben?
Ich glaube, dass das Kochen und damit die Völlerei und die Genusssucht viele Menschen seit altersher nach Auswegen hat suchen lassen. Man vermisst instinktiv die echten, tiefen Genüsse und versucht das nun mittels allerlei Kunstgriffen zu erreichen. Und diese Kunstgiffe wiederum stellen Fallen dar, denn sie führen uns mitunter nur tiefer und tiefer in die Völlerei. Die Asketen haben das erkannt und wollten dem und den damit einhergehenden Problemen entkommen. Ich weiß nun nicht, ob sich mal jemand instinktiv ernährte, aber die meisten wohl eher nicht. Aber so entstanden wohl die wiederum recht genussfeindlichen asketischen Schulen, die einen Kontrapunkt zur allgemeinen Genusssucht bilden. Denn wenn man sich einen Großteil der Menschen ansieht, so kann man schon sagen, dass hier immer wieder mit allerlei kulinarischen Tricks gearbeitet wird, welche eben auch zur Völlerei und zur rein geschmacklichen Befriedigung führen sollen.
Was ist also der goldene Mittelweg zwischen der Kochkunst und dem Asketentum? Das genussvolle Asktentum? Die asketische Küche? Man kann es wohl nur buddhistisch ausdrücken:
Weder kochen, noch Asketentum!!! Das Nicht-Kochen vereint mit dem Nicht-Asketentum! Also eine Ernährungsform, die sowohl die Probleme der Kochkunst vermeidet und höchsten Genuss verwirklicht als auch gesund hält und die spirituelle Weiterentwicklung nicht hemmt!
Wie viel besser ist da unsere Zeit, wo man durch die Errungenschaften der Technik eine paradisische Fülle generieren kann, wo nun auch das Wissen und die Erfahrung bereit stehen, um die Hürden zurück zur Natur zu meistern. Es ist die Zeit, in der dem Genuss wieder seine natürliche Funktion zukommt! Worauf wartest Du noch? Nie waren die Chancen besser!! Nie waren die Möglichkeiten zur Praxis leichter!*
Viele werden jetzt sagen: ja ok, aber mir schmeckt auch dies oder das himmlisch! Doch ich sage euch (lol :-)):
Nimm das Beste was du kennst, multipliziere es mit Tausend und Du bist nicht mal nah dran!
Denn im Endeffekt ist es ja das Leben selber, wenn es sich mit sich selber vereint, was diese Super-Geschmackserlebnisse auslöst!
Die himmlische Phase ist es also, was mich auf dem Rohkostweg hält und was ich schon so vielen Salatbastlern vermitteln wollte. Dazu braucht es aber neben der Bereitschaft zur Praxis qualitativ hochwertige Lebensmittel und eine breite Auswahl. Das gefällt den Asketen unter uns zumeist nicht. Eine große Auswahl? Hm, da werden sie unruhig! Auch die Asketen unter uns, die die Rohkost unbedingt mit 3,50 € im Monat leben wollen, weil sie Geld ja als das Böse ansehen, gehen zumeist baden, weil ihnen halt die Auswahl und die Qualität fehlt. Andernseits bedeuten hohe Kosten nicht unbedingt, dass ich damit auch das Richtige da habe. Es braucht schon ein Gespür, um den richtigen Produkten auf die Spur zu kommen. Offenheit vor allem, denn es kann eben sein, dass mich der Instinkt auch zu tierischen Produkten führt!
Die himmlischen Phasen führen aus meiner Sicht auch zu einer Änderung des Verhaltens, der geistigen Einstellung. Hier mal eine kleine Episode aus meiner Vergangenheit. Ich war mit einer Studienkollegin unterwegs, als wir uns auch über Rohkost unterhielten. Ich versuchte ihr auch das Konzept der himmlischen Phase zu erklären, natürlich wissend, dass man das im Grunde einfach erleben muss. Worte sind da eher leer und können eh nur auf etwas hinweisen. Sie gab aber vor, es verstanden zu haben. Das hatte sie natürlich nicht, aber sie wollte mir das wohl irgendwie vermitteln. Sie sagte mir dann, was ihr schon alles an Obst und Gemüse angeblich himmlisch schmeckte, aber ich glaubte ihr kein Wort. Später kamen wir an einen Pflaumenbaum oder Zwetschgenbaum, jedenfalls die blauen, die mitunter so genial sein können, wenn sie richtig reif sind. Sie schon von weitem: hmmmmmmmm... und pflückt sich so eine halbreife (da war mir schon alles klar), na jedenfalls biss sie rein und es war eher: hmpf, na so toll ist das aber nicht!
Ich war früher auch so: in freudiger Erwartung des Genusses! Denn in der Kochkost kann ich mich zumeist drauf verlassen, dass es meinen Erwartungen entspricht! Milka schmeckt heute so gut wie morgen, denn ganze Industrien gründen darauf, das der BigMac in allen Ländern gleich schmeckt und die Schokomilch dito. Tja und wie enttäuschend ist da die Natur, wenn sie dieses Versprechen des garantierten Wohlgeschmacks nicht einlöst!
Aber genau so ist meiner Mitstreiterin vorgegangen: den Genuss erwartet. Und was in der Kochkost stimm: hmmm...Schokopudding, ist so in der Natur nicht vorhanden. Hier ist es eher ein unvoreingenommenes Rangehen und Suchen! Erst wenn ich das Richtige treffen ist es hmmmmmmmmmm..... Das muss man verstehen, dass das zwei vollkommen unterschiedliche Strategien sind. Und das die Kochkost auch unseren Geist umstrukturiert! Da wird zumeist etwas erwarten und behaupten: das schmeckt! Wer hat schon Lust in ein Restaurant zu gehen und für sein Geld etwas zu bekommen, was nicht schmeckt? Oder was heute ganz anders schmeckt als beim letzten Besuch, wo es doch das selbe Gericht ist! Und so wird alles drangesetzt, dass es überhaupt erstmal schmeckt und dass es beim zweiten Mal auch wirklich so schmeckt wie beim ersten Mal und beim hundersten Mal so, wie ich es eben gewohnt bin und es "doch nun wirklich erwarten darf, wenn ich schon soviel bezahle!"
Aber in der Natur muss ich die Dinge befragen, sprich durch Riechen usw Fragen stellen: passt das? oder das? oder besser das? Und die Belohnung dieser Mühen sind eben richtig geniale himmlische Phasen und wunderbare Befriedigung!
Na dann, Mahlzeit! :-P
[1] rohkost4.webnode.com/news/der-schatten-der-kochtopfes/
* da es kein Zentrum mehr gibt, wo man hingehen könnte muss ich leider sagen: Praxis auf eigene Gefahr! Wer jetzt hier naiv losmarschiert, könnte Schiffbruch erleiden. Deshalb INFORMIERE DICH umfassend und such dir Anleitung in Form von erfahrenen Rohis in deiner Nähe!!! Lies erstmal im Rohkostwiki oder melde dich in Foren an! Oder geh in den Rohkostchat! Da findest Du Hilfe!!
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