Ich ess doch roh und dennoch hab ich Verdauungsprobleme - oder Kultur-Obst, die süßeste Verführung, seit es Instinkte gibt!

12.02.2013 18:35

15cm Neuschnee und der ganze Tag Grau und Grau. Meine Fantasie schweift immer mehr in Richtung Sommerurlaub, Erinnerungen an Südspanien oder an andere sonnige Tage *seufz*. Tatsächlich hab ich Fluchtimpulse gen Süden. Schon erstaunlich, wie sehr auch das Gemüt von der Sonne abhängt und wie man nach Auswegen sucht, um das zu verwirklichen, wonach man Bedarf hat.

Aber was gabs denn Nettes zu futtern heute?

Mittags: einige Karotten

Abends: den Rest Lamm, danach gabs eine Reise durch den Gemüsegarten. Echt wundervoll! :-)

Aber kommen wir mal zum eigentlichen Thema:

Es ist schon erstaunlich, heute hab ich mal so sinniert und mich gefragt, wieso ich 2009 und 2010 so von der instinktiven Rohkost abgekommen bin und mehr Salate, aber auch Sachen wie Hafer gegessen habe. Einerseits war es schon auch der Stress, wo ich vllt einfach ein Ventil brauchte. Andernseits kamen mir doch einige Zweifel, ob das alles so passt, wie es erzählt wird.

Aber vielleicht muss ich das etwas anders erläutern: als ich 1999 anfing mit der instinktiven Rohkost, hab ich so gelebt, wie es im Buch von Guy Claude Burger erläutert wird. Was mir auch wirklich sehr sehr gut getan hat und mir schon frühzeitig Himmlische Phasen bescherte. Das erstmal vorneweg. Da faßt man natürlich Vertrauen und geht diesen Weg weiter. Dennoch hatte ich manchmal ein ungutes Gefühl im Bauch und dachte mir: Hey, du hast so gut gegessen, wieso passt da was nicht? Später fand ich heraus, dass es Menschen gibt, die unter einer Fruktosemalabsobtion leiden [1]. Davon gibts anscheinend ziemlich viele. Auch hab ich dann weiter recheriert und rausgefunden, dass die Menge an Fruktose, die täglich konsumiert wird, anscheinend nie höher lag als heute. Früher haben die Menschen wohl ihre Kohlenhydrate vermehrt in Form von Glukose konsumiert. Angelika Fischer hat da auch schon drauf hingewiesen. Nicht zu Unrecht!

In einem populärwissenschaftlichen Beitrag in der ZEIT heißt es dazu:

"Wir speichern und verarbeiten Kohlenhydrate - also Zucker -­ in erster Linie in Form von Glukose. Fruchtzucker muss erst chemisch umgestrickt werden, bevor der Stoffwechsel ihn abbauen kann. Glukose wird im Darm sehr schnell, Fruktose dagegen nur sehr langsam resorbiert. Je mehr von dem langsamen Zucker aber in unserem Verdauungstrakt auf den Transport ins Blut wartet, desto mehr Wasser wird als Verdünnung in den Darm gezogen. Das Ergebnis ist mitunter heftiger Durchfall. Hinzu kommen Bakterien der natürlichen Darmflora, die viel mehr mit der fruchtigen Süße anfangen können und dabei eine Menge Gas produzieren."

www.zeit.de/gesundheit/gesundheitsfragen-2007/fruktose-intoleranz

Das heißt also im Klartext, dass wir viel besser an Glukosehaltige Nahrungsmittel angepasst sind, als an Produkte mit viel Fruktose, bzw. mit hohem Fruktoseüberschuss im Verhältnis zur Glukose (siehe unten).

[1] Wikipedia schreibt dazu u.a.:

Die Hauptsymptome bei Fruktosemalabsorption sind Blähungen, Durchfall, Übelkeit und Bauchschmerzen. Die Symptome werden vorwiegend durch das entstandene Kohlenstoffdioxid (Blähungen) und die kurzkettigen Fettsäuren (osmotischer Diarrhöe) verursacht.

Primärsymptome

Folgende Symptome treten nach einmaliger Aufnahme fruktosehaltiger Nahrung auf:
  • Bauchschmerzen, Krämpfe und Koliken (wegen Gärung im Dünn- und Dickdarm)
  • Blähungen (wegen Gärung häufig übelriechend)
  • Breiiger Stuhl (wegen Gärung häufig übelriechend)
  • Durchfall (wegen osmotischer Effekte zum Teil wässriger Durchfall)
  • Völlegefühl
  • Verstopfung

Sekundärsymptome

Weitere Symptome können bei Betroffenen nach häufigerer bzw. regelmäßiger Aufnahme von Fruktose auftreten. Meist sind diese an eine durch die Fruktosemalabsorption bedingte weitere Resorptionsstörung, etwa der essentiellen Aminösäure Tryptophan, der Folsäure oder Zink gebunden.
  • Reizdarmsyndrom
  • Depressionen als Folge der Resorptionsstörungen in Dick- und Dünndarm können auch andere Stoffe, z.B. essentielle Aminosäuren, nicht aufgenommen werden. Wegen fehlenden Tryptophans treten Serotoninangelsymptome auf.
  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Reflux (chronisches Sodbrennen)

de.wikipedia.org/wiki/Intestinale_Fruktoseintoleranz

Wer roh lebt und dennoch vermehrt oben genannte Symptome hat, sollte vielleicht in Betracht ziehen, zu dem einen Drittel Mitteleuropäer zu gehören, denen ein hoher Fruchtzuckerkonsum Probleme bereitet!

Nun heisst das nicht, dass man krank ist, oder gar ein "lost case".

"Wer sich für besonders sensibel hält, kann auch ein paar Obstsorten ausklammern: Äpfel, Birnen, Aprikosen, Wassermelone und Mangos enthalten besonders viel Fruktose. Das heißt aber nicht, dass man überhaupt kein Obst mehr essen sollte, denn es gibt einen Kniff dabei: Reine Glukose ­ Traubenzucker also - erleichtert die Aufnahme von Fruktose im Darm. Entscheidend ist deshalb nicht die absolute Menge an Fruktose, die eine Frucht enthält, sondern ihr Verhältnis von Glukose zu Fruktose. Ist es kleiner als eins, sollte man vorsichtig sein. Ist es größer als eins, kann man das Obst mit gutem Gewissen essen. Papayas, Kaktusfeigen, Marillen oder Litschis haben zum Beispiel ein sehr hohes Verhältnis von Trauben- zu Furchtzucker."

Wie gesagt, diese Problematik betrifft nicht jeden, sondern eben nur die Menschen, bei denen vielleicht eine Malresoption vorliegt.

Bei mir traten manchmal diese Blähungen, Völlegefühl oder Bauchweh auf. Und das, obwohl mein Instinkt mich zu den Früchten hingeleitet hat. Das hat mir irgendwann ziemlich zu denken gegeben. Zumal es mir in den vier Monaten obstfreie Zeit, die ich im Winter 2005/ 2006 durchgezogen habe, endlich so ging, wie es mir in den Rohkostbüchern versprochen wurde.

Aber dann kam der Frühling, das Obst ist immer leicht verfügbar und es ist auch nicht alles Obst Mist. Denn manche Produkte haben wie gesagt ein günstiges Verhältnis von Glukose : Fruktose. Je mehr Glukose das Produkt im Vergleich zur Fruktose hat, desto günstiger ist es. Ein weiterer Punkt war das Kauen. Je besser ich gekaut habe, also je mehr das Produkt schon im Mund aufgeschlossen wurde, desto problemloser war die Sache. Auch, weil ich dadurch viel weniger Obst gegessen habe und schon nach einem Drittel der sonstigen Menge satt und zufrieden war.

Aber dennoch gab es einige Produkte die mir (und auch meiner Mutter in gleicher Weise - "hey, danke, von dir hab ich das also!" *grummel*) besondere Probleme machten: z.B. Birnen, Kirschen, Weintrauben oder Feigen, alles frisch vom Baum und grade wenn sie vollreif waren und nicht lange gekaut wurden, oder Trockenprodukte waren besonders heikel, obwohl sie echt genial waren: "Die schmecken so gut! Aber ich vertrag sie nicht!" Zitat Mutti :-)) Eben, sie waren zum Teil echt göttlich! Mir ist nur erst später klargeworden, dass z.B. diese Birnen wohl auch nur ein weiterer Versuch sind, den Geschmack irgendeiner "Urfrucht" nachzubilden. Oder das man durch züchterische Prozesse eigentlich ungeniessbare Urfrüchte (Weintrauben) essbar gemacht hat.

Viele uns heute bekannten einheimischen oder tropischen Fruchtsorten sind ein (zum Teil industrielles!!!) Kunstprodukt, eine gezüchtete Kopie irgendeiner tropischen, subtropischen oder einheimischen Ur-Frucht. 

Der Mensch hat wahrscheinlich viele tropische Ur-Früchte "in seinen Genen gespeichert", die es in seinem Ur-Habitat gab und hat, sobald er das Know-How dazu besaß, angefangen, im neuen Lebensraum vorhandene Früchte dahingehend zu züchten, dass sie den in den Genen gespeicherten "Geschmacksbildern" entsprachen.

Und hey, wer und wann hat denn eigentlich die meisten Früchte in Europa gezüchtet? Die Mönche ab dem Mittelalter! Und auch vor allem dazu, um Wein zu machen und Schnaps draus zu brennen!!! Denn je höher der Zuckergehalt, desto besser ist es zum vergären. Passiert ja dann auch im Darm.

Also auch hier wieder: nicht die instinktve Rohkost ist falsch oder es gibt den Instinkt nicht, sondern der Kontext muss passen!! Und die ganzen Zuchtprodukte sind anscheinend die süsseste Verblendung seit es unseren lieben Instinkt gibt. Gleichzeitig klammern sie uns dadurch wieder von den im ersten Vergleich ja eher langweiligen Produkten aus, wie viele Knollen- und Wurzelgemüse, die aber in dieser Hinsicht weitaus verträglicher sind. Jean Huntziger hat das damals auch erkannt und hat seine Rohkost ebenfalls dahingehend adaptiert.

Mir hat man, als ich die Probleme ansprach, versucht, allerlei Sachen als Ursachen unterzujubeln, weil der Instinkt ja nicht irren kann. Zahnfüllungen zum Beispiel. Ich hab auf solche esoterischen Ideen nie viel gegeben, sondern mich an die aktuelle Forschung gehalten. Damit bin ich dann einfach auch gut gefahren. Da waren der Jean, die Angelika und auch der Konstantin eh recht fix!! [3] [4] Und auch Guy-Claude Burger hält viel vom "Früchtefasten".

[3] www.allesroh.at

[4] www.rohkostarica.de

Mich hat vor allem der Gedanke gestört: "Iß einfach roh und alles wird gut!" - aber so einfach ist das eben doch nicht! Die meisten Früchte sind nunmal keine Wildfrüchte und auch die "Wildfrüchte" der Versender sind zumeist eben alte Kultursorten oder vielleicht verwilderte Zuchtsorten. "Wild" verkauft sich eben auch gut. Da darf man sich keinen Illusionen hingeben. Der Fruktosegehalt wurde eben mit der Zeit durch Züchtungsprozesse immer weiter erhöht. Wohl auch, damit die Frucht dem kochkostvernebeltem Gaumen überhaupt noch schmeckt. Wildfrüchte sperren ja viel schneller.

So ist es heute, als ob der liebe Instinkt einem Naturburschen gleicht, der in eine Welt voller aufgemotzter Bräute gerät und immer wieder auf diese "sexy" Girls reinfällt und verführt wird und sich dann wundert, dass er Liebeskummer davon bekommt!

Burger hatte das auch beizeiten schon erkannt und deswegen geraten, auch sehr auf das Sättigungsgefühl zu achten und einige "Zucker"produkte nur in der himmlischen Phase zu essen, grade um die Verdauungskapazität nicht zu überlasten. Nur wer macht das schon, grade wenn es stressig zugeht? Wer kaut die Früchte schon schön lange?

Andere wiederum sind so dumm zu sagen, dass der Instinkt das schon alles regelt. Das Ergebnis sind Obstfressorgien.

Nachfolgend drei Tabellen mit den gängisten Produkten und ihrem Fruktose / Glukosegehalt. Den ganzen gekochten Kram kann man ja überlesen...

www.nahrungsmittel-intoleranz.com/fruktoseintoleranz-informationen/fruktosegehalte-tabelle-alphabetisch.html

www.foodintolerances.org/german/fructose-food-table-gr.aspx

www.bestdoc.org/wiki/index.php/Fruktosegehalt_von_Lebensmitteln

Man muss sich immer auch im Klaren sein, dass Früchte in der Natur zumeist nur saisonal zur Verfügung stehen und dann auch keinen züchterischen Prozess durchlaufen haben. Gemüse hat diesen Prozess auch durchlaufen, aber hier wurden eher Bitterstoffe und "Gifte" rausgezüchtet, der Gehalt an Fruktose aber war nicht Ziel des Züchtungsprozesses. Deswegen erscheint es mir unter diesem Gesichtspunkt auch weitaus weniger problematisch. 

Tja, und wie lebt es sich nun mit einer Fruktoseintoleranz oder Malresoption? Wenn man einige Grundsätze beachtet, nicht schlecht! Sondern recht gut! :-)

Insgesamt geht es aber auch hier wieder darum, sich zu beobachten und nicht im Blindflug los zu marschieren und sich dann zu wundern, dass man eine Bruchlandung hinlegt! Es geht darum zu probieren und dann eben die Konsequenzen zu ziehen. Wer hier meint, betroffen zu sein, kann ja probehalber mal stark zuckerhaltige Produkte meiden, dann wird plötzlich das Gemüse sehr anziehend und himmlisch und es braucht eigentlich nur den Mut, das zu leben, was man vielleicht schon länger instinktiv als richtig erkannte ("da stimmt doch was nicht!"). Was nützen die ganzen Früchte, wenn man davon Beschwerden bekommt? Sicherlich ist es erstmal etwas einschränkend, aber man erschließt sich wie gesagt, ja wieder neue Felder, die man vorher nicht so im Fokus hatte.

Jeder Körper / jeder Mensch ist unterschiedlich. Deswegen will ich hier jeden animieren, sich nach SEINEN Bedürfnissen zu ernähren und SEINE Rohkost zu leben! Deswegen bringen auch "Patentrezepte" nichts! Jeder Hinweis a lá "Is viel von dem oder viel von dem, meide das oder meide dies" sind Humbug! "Genauso wie: der Instinkt wirds schon richten!". Was es braucht ist das Wissen, wie der Instinkt funktioniert und das Schaffen eines geeigneten Kontextes:

Und hierzu gehören:

1. anziehender Geruch

und

2. angenehm empfundener Geschmack

und

3. angenehme / problemlose Verdauung.

Sowie eine sehr breite Palette an qualitativ hochwertigen Lebensmitteln im naturbelassenem Zustand!

Gerade Punkt 3 hab ich auch lange nicht so wichtig genommen. Aber es sollte auch hinten raus himmlisch sein! :-P

—————

Zurück