Jackfrucht

16.04.2014 15:21

Also das war gestern wirklich mal ein echtes Erlebnis. War auf dem Markt und da gab es neben Corosoll auch Jackfrucht. Die hat mir schon von weitem gut gerochen und so hab ich ein grosses Stück gekauft. Genial! Und im Garten meines Vermieters steht auch ein Baum mit ein paar riesen Früchten. Eine ist nachgereift und die gabs dann gestern Nachmittag. Eigentlich hatte ich die schon abgeschrieben, dachte, die reift nicht mehr nach, aber was soll ich sagen? Die war echt ein Highlight. Sehr zitronig mit einem Schuss Vanille. Für die Insider! :-)

Aber ich muss echt sagen, man muss die Produkte vor Ort essen. Das Importieren bringt irgendwie nichts und man versaut nur die Umwelt mit den Flugimporten. Und man entwickelt eine ungute Abneigung gegen seine Heimat und dafür eine meist unbefriedigende Sehnsucht nach den Orten, wo das Zeug wächst (und man fängt an, sich was irres zurecht zu spinnen a la: wir kommen aus den Tropen. Mag ja sein, aber seitdem sind 50.000 Jahre vergangen und jeder, der sowas sagt, sollte sich aufmachen und mal in den Tropen leben, ohne Klimanalage und Ventilator, ohne Sonnen- und Moskitoschutz) sondern so wie vor 50.000 Jahren, da wird so mancher froh sein, wenn er wieder zu Hause ist - das nur nebenbei. 

Local-Food sollte es sein. Und wie gesagt, kenne ja ein paar Rohies, die sind mit Local-Food gross und stark geworden. Und wenn man Durian essen will, sollte man einfach nach Thailand reisen oder wo auch immer das Zeug wächst. Diese ganze Importiererei führt nur dazu, dass die einheimischen Produkte links liegen gelassen werden. Ein Rohie, den ich mal vor einigen Jahren kannte, ernährte sich ausschliesslich von rohen einheimischen Produkten. Er meinte mal: "Du glaubst garnicht, was man da für eine Heimatliebe entwickelt". Und das deckt sich auch mit meinen Beobachtungen. Der eigene Garten, das Sammeln von Früchten direkt vom Baum, oder von Wildkräutern. Oft war ich so unendlich dankbar, wenn ich sonnenwarme Renecloden direkt vom Baum futterte. Und es gibt einem wirklich das Gefühl von Versorgtsein und Unabhängigkeit. Und jeder, der eben auf tropische Sachen steht und sich davon ernähren will, sollte auswandern und sein Glück in einem Land versuchen, wo diese Produkte wachsen. 

Die Qualität der Importprodukte sind zumeist einfach nur übel. Selbst und gerade im Bio-Handel. Unreif, sauteuer, mit beschissener CO2-Bilanz. Und Orkos? Na ja, wen unterstütze ich denn da? Was ist das eigentlich für eine Organisation? Zu genau darf man da auch nicht hinschauen... 

Und genau das ist es: Jackfrucht hier? Klar! Wächst ja hinterm Haus im Garten!! Aber in Europa? Nachdem es 8.000km über den Atlantik gekarrt wurde? Oder 12.000km aus Thailand kommt? Zum Teil direkt über Hungergebiete hinweg? Da stimmt doch was grundsätzlich nicht. Kann man davon eigentlich ein Gefühl der Befriedigung bekommen? Wenn man tief drinnen weiss, was man da grade macht? Und eine Rohkost, die nur mit Importen funktioniert taugt eh nichts. Wie gesagt, wer nicht ohne Mangos auskommt, sollte auswandern! Und die Produkte auch selber anbauen. 

Ok, bei Leuten, die grade umstellen, können Tropenprodukte hilfreich sein. Aber dann soll es auch teuer sein, damit man merkt, dass man hier ein Luxusprodukt konsumiert. Und dann als Dauerkost? Was mach ich denn, wenn mal ne Krise kommt? 

Das Problem: alle, die in irgendeiner Form Geld mit etwas verdienen, wollen einen in Abhängigkeit bringen. Schliesslich sollst du ein Dauerkunde sein und die Existenz der Lieferanten sichern. Und deswegen werden auch die Vorzüge der tropischen Produkte gegenüber den einheimischen Sachen hervorgehoben. Ich behaupte aber mal ganz frech: Der Mensch strebt nach Unabhängigkeit. Tief in Innerem ist es jedem Menschen zuwider, von anderen abhängig zu sein. Ich hab es auch als grosses Glück empfunden, einen Garten und viele Sammelmöglichkeiten zu haben. Eine Versorgung nur von Orkos kam mir nie in den Sinn... 

Local-Food scheint mir hier einfach ökologischer, ökonomisch und spirituell vorteilhafter. Und wie gesagt: wer auf Bananen steht, der kann ja hier Land kaufen und sich austoben! Und wer in Europa bleiben will, kann ja mal schauen, was da so geht.

Das gilt im übertragenen Sinne auch für die kochenden Mitmenschen. Ich hab bisher nie begriffen, wieso man Gemüse oder Fisch aus Asien importieren muss. Nur damit die in Europa lebenden Asiaten ihre eigene Küche damit anreichern? Für mich ist es deswegen vollkommen unverständlich, wieso man Lebensmittel um den halben Erdball (oder den ganzen, gab mal Orkos-Mangos aus Australien, weiter weg geht ja kaum noch) karren muss. 

Man vergisst auch sehr schnell die Opfer dieser Entwicklung: die einheimischen Anbauer, die Umwelt und die Menschen in den Anbaugebieten. Wer jeden Tag 30 Bananen essen will, will es billig haben. Und billig wird es, wenn hier in den Anbaugebieten die Menschen unter fragwürdigen Bedingungen leben und arbeiten müssen, für einen Hungerlohn. Wenn Bananen 1,99 kosten und Äpfel 2,99, dann muss irgendwer für lau knechten. Das muss auch dem Letzten klar sein. Und ich hab hier auch schon einige Pestizidopfer gesehen. Darüber schweigt man gerne. Passt nicht in die heile Welt. Aber es gibt hier einige Schwerstbehinderte, deren Behinderung man direkt mit dem Einsatz von Pestiziden zurückführen kann. Die kriegen dann von den grossen Firmen ein paar tausend Dollar Entschädigung (Schweigegeld). 

Ich glaube wirklich, dass man so einfach wie möglich leben sollte. Einfach weil es glücklich macht. Und dazu gehört für mich eben auch das Prinzip Local-Food. Und um das eben umzusetzten, muss man vielleicht auch ein paar Dogmen über Bord werfen. Vegan z.B., alles mono essen vielleicht auch. Das kann man ja im Sommer machen, und im Winter eben Fisch und Fleisch essen, um es schön warm zu haben.

Was es heisst, von nur einheimischen Sachen zu leben, hab ich in Nicaragua gesehen. Die verkaufen da nur das Zeug, was sie selber anbauen im Land. Das war wirklich sehr lehrreich. Und es hat, nachdem ich die Erdnüsse bei meinem ersten Besuch entdeckte, auch gut geklappt! Die Auswahl ist da nicht so immens, aber das wird durch die Frische und Reife der Produkte ausgeglichen. Und genau das hab ich auch in Europa erlebt. Es ist einfach ein Unterschied, ob ich etwas direkt aus der Erde hole und esse, oder direkt vom Baum in den Mund stecke, oder ob ich es unreif ernte und dann tausende Kilometer über die See und den Strassen transportiere, und dann zu essen bekomme. Sollte ja eigentlich jedem klar sein, dass das blanker Irrsinn ist! 

Deswegen: Gärtnern ist angesagt! :-)

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