Keine bis kaum Unterstützung

10.03.2017 18:45

Es ist schon erstaunlich, ich bin den Tag über ein Video gestolpert, wo sich der Betreffende sehr klar und auch schonungslos mit "seiner" Szene auseinandersetzte. Erst fand ich es etwas skurril, aber dann bin ich da irgendwie drauf hängen geblieben, weil der recht schonungslos und auch korrekt analysiert und Probleme anspricht, die auch in anderen Szenen zu finden sind. Und mir ist im Laufe des Videos bewusst geworden, dass das, was er da lang und breit beklagt, vor allem in der zweiten Hälfte des Videos, auch in der Rohkostszene so ist und ich mich da auch etwas wiederfinde.

Es gibt in der Rohkostszene nun wirklich ein paar sehr interessante und auch hoch informative Blogs, Foren, Youtube-Kanäle oder ein Wiki. Mit diesen Angeboten ist es im Grunde JEDEM Menschen möglich, auf eine gesunde und ausgewogene Rohkosternährung umzustellen und auch beizubehalten. Es gibt aber nicht nur Tipps zur Umstellung, sondern auch Hilfe und viele Texte, die die ganzen Probleme thematisieren, die sich so bei der Rohkosternährung einstellen können bis hin zu Tipps zu Partnerschaften, Rohkost und Kinder und Selbstversorgung.

Aber leider ist die Unterstützung für die, die sich hier so enorm einbringen, fast 0. Also wie gesagt, ich habe in über 4 Jahren Blog ganze zwei Spenden erhalten. Einmal 25€ und einmal 40€. Das wars. Aber ich möchte das garnicht mal am Geld festmachen, sondern es wird auch gar nicht mal was geteilt! Oder nur ganz ganz selten! Jetzt habe ich ja auf Facebook eine Seite eingerichtet und auch da sehe ich, dass das was ich da poste, zumeist Texte aus dem Blog hier, die ich gut fand, nur ganz wenig geteilt oder geliked werden. Es lesen zwar mitunter mehr als 600 Leute, jedenfalls sagt mir das die Facebook-Statistik, aber es gibt nur wenig Motivation der Menschen, einfach auf "teilen" zu drücken.

Nur: so wird das natürlich nüscht!

Klar, ab und an gibt es auch Feedback und da sage ich hier mal ganz herzlich DANKE!!! :-)

Aber die Masse ist reiner Konsument und kommt anscheinend nicht auf die Idee, "die frohe Botschaft" (lol) mal mehr in die Welt zu tragen.

Kleines Beispiel: jetzt ist meine Kamera kaputt gegangen und ich überlege tatsächlich, es dabei zu belassen und mir keine Neue zu kaufen und den Veganern das Feld bei youtube zu überlassen. Die sind ja da sehr fleissig am Videos machen. Vielleicht unterstützen die sich da auch mehr, keine Ahnung, aber hier ist es eher eine kostenlose Volldienstleistung.

Stefan hat vor 10 Jahren im Rohkostforum mal eine bittere Bilanz gezogen und ausgerechnet, wie lange es bei der damaligen Rate an "Neulingen" dauern würde, bis wirklich mal eine kritische Masse an Rohköstlern erreicht werden würde: Jahrhunderte. Heute ist es trotz enormer Arbeit in Foren, Blogs, Videos und Wikis nicht besser geworden.

Schaut man mal bei Google Trends nach "Instinkto" oder "Instincto", dann sieht man folgendes Bild:

 Und genau das zeigt auch die aktuelle Situation. Trotz enormer Energieleistung in Form von Foren, Blogs, Videos und anderen Infos, ist der "Erfolg" mehr als bescheiden. Und auch die Unterstützung für die, die da etwas leisten ist mehr als mau. Und ich rede hier nichtmal vom Geld, sondern vor allem um solche Kleinigkeiten wie interessante Videos, Beiträge oder anderes zu teilen und weiter zu verbreiten.

Gut kann man sagen: braucht ihr ja nicht machen! Aber es kann doch nur für alle besser werden, wenn es mehr Gleichgesinnte gibt! Wer will schon immer alleine mit seiner Avocado in der Küche hocken? Es wäre doch für alle besser, wenn es mehr omnivore Rohköstler gäbe, mit denen man sich trifft, mit denen man sich austauscht, mit denen man mal etwas unternimmt, wo man sich vielleicht verliebt und wo man mehr auf einer Wellenlänge ist, statt permanent alleine oder als kleine Familie in einer "gekochten Welt" zu leben. Aber nicht nur für die persönliche Gesellschaft wäre es ein Gewinn, sondern auch für die Natur. Denn bei den Meisten kommt mit der omnivoren Rohkost ja auch das Bedürfnis, einen Garten anzulegen und andere Sachen zu machen, die weg gehen von der industriellen Landwirtschaft mit all ihren immensen Problemen.

Aber die Situation ist seit dem Hoch der Jahre 2000-2003 unverändert, bzw. hat sich sogar rapide verschlechtert: Es geht gegen NULL. Bei "Instinktiver Rohkost" sieht es bei Google Trends nicht besser aus. Und "Rohkost" ist nicht mal auf dem Niveau von 2004.

Und das spiegelt sich auch in der Realität wieder: jetzt gibt es bei weitem nicht mehr so viele "instinktive Rohköstler" wie in den Jahren 2000-2005. Sondern auch die gehen mittlerweile gegen Null. Denn viele sind, zumindest teilweise, in den Kochtopf abgerutscht und es dampft, zischt und brodelt wieder.

Das macht natürlich mehr als nachdenklich.

Woran liegt das?

Sind die Menschen so träge und antriebslos, dass es da keinerlei Interesse gibt?

Ist die Rohkost vielleicht nur eine idiotische Sache, die nur Scherereien macht?

Hat uns die Kochkost bzw. die "gekochte" Gesellschaft schlussendlich doch so stark in ihren Krallen, dass es kein Entrinnen gibt?

Aber auch die, die schon dabei sind: teilt dann doch wenigstens Videos, interessante Texte und Blogbeiträge, verlinkt auf das Rohkostwiki, oder verweist auf die Rohkostforen, damit die Infos weiter verbreitet werden. Das ist doch das wenigste, was man machen kann.

Um uns herum wird die Welt gerade gegrillt, ausgebeutet, ausgesaugt, vergewaltigt, die Menschen kriegen den größten Schrott zu fressen, Hauptsache billig, immer mehr Arten sterben lokal aus, die Böden werden immer ärmer, viele naturschutzfachlich wertvolle Biotope gehen verloren, weil sie keiner mehr pflegt, Streuobstwiesen dito, immer mehr Bauern geben auf, alles wird immer industrieller... und die Ernährung hat eben enormen Einfluß auf das Verhalten der Menschen und in weiterer Folge auch auf die Welt.

Und die Rohkost hat eben tatsächlich das Potenzial, hier wieder heilend zu wirken.

Nur, man muss die "frohe Botschaft" eben auch etwas unters Volk bringen.

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