Sonnabend.

18.02.2023 13:39

Oh weia, eine Woche nix geschrieben. Und ich hatte auch nichts, über was ich schreiben hätte können. Der Job nervt, zuhause streiten sich die Alten, das Wetter ist scheiße und das Essen schmeckt zum Kotzen - also alles in bester Ordnung.

:-D

Zum Sport war ich auch nicht, hatte noch keine Lust und die Gitarre habe ich auch links liegen lassen.

Dafür bin ich so unmerklich wieder in den Newsstrom, in die Matrix reingezogen worden. Ich habe mal so etwas geschaut, wie der Krieg in der Ukraine läuft und ich muss sagen, es ist doch nur noch krank. Erwachsene Menschen können sich einfach nicht auf eine humane Art und Weise einigen und werfen sich dann Granaten auf die Köpfe. Da sind Kinder weiter! Die kloppen sich, aber vertragen sich dann auch wieder.

Und das betrifft ja alle. Die Russen, die Ukrainer, den gesamten Westen. Alle kippen da Waffen und Personal rein und produzieren damit nichts ausser Tod und Zerstörung.

Zu was?

Was soll das?

Das wollen alle erwachsene Menschen sein, führen sich aber auf wie die ... ja wie? Wie Erwachsene eben.

Unglaublich.

Egal, was da die Ursachen des Konflikts ist, ich glaube kaum, dass er nicht anderweitig lösbar gewesen wären. 

Ich habe auch so ein bisschen den Eindruck, dass sich der Konflikt, der damals ja mitten durch Deutschland ging (Ost-West) sich nun Richtung Osten verschoben hat. Wenn es damals einen krieg gegeben hätte, hätten die Ost- und die Westdeutschen aufeinander geschossen. Die jungen Leute im Osten und im Westen waren jeweils ideologisch vorbereitet gewesen und hätten dann als Bundeswehr und als NVA die Waffen aufeinander gerichtet.

Jetzt schießen die Ukrainer aufeinander. Auch wieder in Ost und West geteilt.

Der Konflikt ist nach dreissig Jahren einfach immer weiter nach Osten gerutscht und nun ist er eben ganz offen ausgebrochen. Das, was Jahrzehnte eben ein kalter Krieg war, ist jetzt zu einem echten Krieg geworden.

Und alle scheinen sich da auch drüber zu freuen, bzw. jeder ist da auch fleissig dabei, nach immer mehr Waffen zu schreien.

Wieso gibt es keine Stimmen der Vernunft, die Verhandlungen einberufen, so dass man in Europa wieder zum Frieden findet, der eben auch alle Interessen entsprechend berücksichtigt?

Krieg ist absolut sinnlos. Muss man sich vorstellen: man investiert unglaublich viel Energie in die Betreuung und die Ausbildung von Söhnen und dann zack - tot. Zu Tausenden. Vollkommenen sinnlos. Statt das alle konstruktiv und zielgerichtet an etwas arbeiten, was der nächsten Generation wieder ein besseres Leben ermöglicht, wird die Energie darauf verwandt, sich gegenseitig umzubringen und die Lebensgrundlagen zu zerstören.

Und wie gesagt, wir Deutschen hatte das Glück, dass der Konflikt nicht schon zwischen 45-90 ausgebrochen ist, sonst wäre hier alles in Schutt und Asche gelegt worden. Und man hätte, trotz verwandschaftlicher beziehungen in vielen Fällen, auch aufeinander geschossen.

Der Konflikt ist eben ein Konflikt zwischen Russland und den USA. Zwischen dem Westen und dem Osten.

Das Krasse: die, die aufeinander schießen, kennen sich nicht. Aber die, die das alles anheizen, kennen sich sehr wohl. Die ganzen Eliten kennen sich. Die sehen sich zu Staatsbesuchen, Gipfeltreffen, Meetings, Konferenzen und inoffiziellen Terminen. Die reden miteinander, tauschen Argumente aus, tragen ihre jeweiligen Interessen vor.

Und genau DIE sind unfähig, sich zu einigen.

Der normale Mensch wird dann, nachdem sie sich nicht einigen können, über die jeweiligen Medien und Schulen und kram ideologisch aufgehetzt und dann gehts irgendwann eben los und man schießt aufeinander.

Aber das ist nicht, weil sich die normalen Menschen nicht einigen können, sondern weil die Eliten, die Politiker, Wirtschaftsbosse und die Medienfritzen keinen gemeinsamen nenner mehr finden.

Nur: deren Aggressionen finden dann relativ schnell einen Anschluß an die Aggressionen, an die latente Grausamkeit des "kleinen Mannes" und dann gehts los.

Alle paar Jahrzehnte, nachdem man sich geschworen hat, dass sowas nie wieder passieren darf, gehts wieder los.

REICH entwickelte eine kritische Distanz zum Krieg. 1922 schildert er die Atmosphäre unter den Soldaten:

Jeder, der den Krieg mitgemacht hat, weiß, welche Rolle die beiden Attribute verbildeter Genitalität, die anale Zote und das anale Schimpfwort, im Kasino, in der Kaserne, auf dem Exerzierplatz und in der Offiziersmesse spielen, Gespräche über Huren und Koitus bilden fast ausschließlich das Thema der Unterhaltungen. Reich fiel auf, dass diejenigen, welche starke heterosexuelle Bindungen oder vollwertige Sublimierungen aufwiesen, den Krieg ablehnten; dagegen waren diejenigen die brutalsten Draufgänger, die das Weib als Klosett betrachteten...Auch der sadistische Psychopath und der dissoziale Charakter bewährten sich gut im Sinne der Kriegsideologie...Die Brutalität des Weltkrieges (und vielleicht er selbst) wäre unmöglich gewesen, hätte nicht das Machtbedürfnis einiger weniger Führer den Anschluss an die latente Grausamkeit des Einzelnen gefunden“. ( REICH: Zwei narzißtische Typen. 1922, zit. Nach LASKA 1981, S. 13f.)

www.grin.com/document/88830

Hervorhebung von mir. Und genau darum gehts doch: dass diese ganze Problematik bis heute nicht aufgearbeitet ist.

Und mich würde es nicht wundern, wenn irgendwann auch Atomwaffen zum Einsatz kommen. Es wird ja immer mehr aufgerüstet.

Würde mich mal interessieren, was genau man da gewinnen will...

—————

Zurück