
Sonntag
07.05.2017 18:50So, nachdem ich gestern einen Ruhetag gemacht habe, war ich heute wieder 10km laufen. Wetter war gut und schon gings los. Ich muss ja sagen, dass ich den Dauerlauf wirklich liebe, obwohlich sicherlich kein begnadeter Läufer bin. Aber darum gehts ja auch nicht, Hauptsache es macht Spaß!
Rohkost macht auch wieder mehr Spaß, aber instinktiv ist es gerade nicht so lustig. Da fehlt es einfach an der Auswahl, bzw. an der Qualität. Das Zeug aus dem Bioladen schmeckt mir zumeist nicht wirklich. Jedenfalls nicht so, dass man es mit Gartenprodukten vergleichen kann. Also habe ich heute etwas Löwenzahnsalat gemacht. Ansonsten esse ich alles mono.
Abermal was anderes: ich bin ja mal gespannt, wie lange es dauert, bis die Menschen endlich schlau werden. Nach den Bienen und anderen Insekten, die ja auch dramatisch wegsterben, bzw. derenbio masse dramatisch abnimmt, sind auch die Vogelarten auf dem Rückzug.
In den Agrargebieten geht die Zahl der Vögel drastisch zurück. Der Bestand mancher Arten ist in den vergangenen Jahren um 80 Prozent geschrumpft.
(Quelle)
Demnach ist in der EU die Zahl der Brutpaare in landwirtschaftlichen Gebieten zwischen 1980 und 2010 um 300 Millionen Tiere zurückgegangen, das ist ein Minus von 57 Prozent. In Deutschland nahm der Bestand der Feldlerche zwischen 1990 und 2013 um 35 Prozent ab, das ist noch wenig im Vergleich zum Kiebitz, dessen Zahl um 80 Prozent einbrach, oder zu den Rebhühnern, die um 84 Prozent zurückgingen. "Die Situation der Vögel ist dramatisch", warnte die Grünen-Politikerin Steffi Lemke und warf der Regierung Versäumnisse in der Agrarpolitik vor.
Der Grund für das Vogelsterben liegt nach Ansicht der Naturschützer in der immer stärker intensivierten Landwirtschaft. Viele Bauern hätten etwa auf Wintergetreide umgestellt, sagt Lars Lachmann, Referent für Ornithologie beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Das werde nicht im März, sondern schon im Herbst gesät und stehe zur Brutzeit im Frühling bereits so hoch und dicht, dass viele Vögel darin weder Nahrung noch Brutflächen fänden: "Rebhuhn und Feldlerche brauchen aber etwas offenere Flächen", sagt Lachmann.
Was wir hier sehen, sind die direkten Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft. Mal zur Geschichte: es gibt seit 1979 eine Vogelschutzrichtlinie. Die Ornitologen waren da schon immer sehr fleissig, wenn es um den Schutz ihrer Lieblinge geht. Aber trotz solcher Richtlinien und deren Umsetzungen ist es eben nicht gelungen, dort, wo intensiv Landwirtschaft betrieben wird, die dort charakteristischen Vogelarten zu schützen. 80 und 84% Rückgang bei einigen Arten ist ja wirklich dramatisch.
Was fehlt?
Na eine wirklich ökologische Landwirtschaft! Also eine Landwirtschaft, die holistisch ist, die dafür sorgt, dass sich die Pflanzen, die Tiere und die Menschen wohl fühlen. Das hatten wir sogar mal. Um das Jahr 1850 hatte die Biodiversität in Deutschland ihren Höhepunkt. Das heisst, um diesen Zeitpunkt gab es die höchste Mannigfaltigkeit in der Natur. Und das nicht trotz der Landwirtschaft, sondern wegen ihr. Da gab es eine Art der Landnutzung, die zu einer Erhöhung der Artenvielfalt führte.
Danach nahm die Artenvielfalt wieder ab, weil man begann, Moore trocken zu legen, Flüße zu regulieren und andere Sachen zu machen. Aber es blieb noch auf einem hohen Niveau. So richtig bergab ging es dann im Zuge der Industrialisierung der Landwirtschaft. Kunstdünger, Maschinen, Pestizide, Flur"bereinigung", Wegfall von Hecken und Wegen bis hin zu den heute hier verbreiteten vollgeschlossenen Ställen, wo keine Schwalbe mehr ein Nest bauen kann, führte Schritt für Schritt zu einer zunehmenden Verarmung der Natur.
Hier gab es früher auch mal Diestelfalter, Schwalbenschwänze, Wildkaninchen, viele Feldhasen, Molche in den Teichen. Alles weg, beziehungsweise stark zurückgegangen.
Und das muss man verstehen: diese Parameter (Biodiversität etc.) sind eine Maßstab, wie schlau wir Landwirtschaft betreiben. Und wenn durch die Art, wie wir wirtschaften der Boden weggeweht wird, die Biomasse der Insekten immer mehr abnimmt und die Vögel verschwinden, dann ist das schlichtweg dumm.
Aber ich habe eh den Verdacht, dass wir an einer zunehmenden Verdummung leiden.
Aber vor allem auch die Spritzmittel rauben den Vögeln ihre Lebensgrundlage: Insekten. "Viele Zugvögel kommen aus Afrika zurück, stellen fest, dass es nichts mehr gibt, und fangen deshalb nicht an zu brüten", sagt Peter Berthold, früherer Direktor des Max-Planck-Instituts für Ornithologie und einer der führenden Vogelforscher Deutschlands. "Herbizide und Insektizide haben dazu geführt, dass wir bei den Insekten in den letzten 30 Jahren einen Rückgang von 80 Prozent hatten." Das wirke sich enorm auf viele Vogelarten aus. Berthold präsentiert noch drastischere Zahlen als die Bundesregierung. Von 258 Vogelarten in Deutschland würden 141 in ihrem Bestand abnehmen. Seit dem Jahr 1800 habe man 80 Prozent der Vögel verloren. "Was da noch herumhüpft, ist nur mehr ein Bodensatz."
Und jetzt kommt es: man weiß das, hat es schwarz auf weiß und dennoch ändert sich fast nichts. Ich habe das ja im Job erlebt. Wenn es ums Geld geht, um Investitionen, Arbeitsplätze und wirtschaftliche Entwicklung, dann muss die Natur weichen. Nur wenn es dann ganz engagierte Menschen gibt, kann man was retten, ansonsten geht das den Bach runter.
Wir sind gerade dabei, die Natur zu töten. Wir führen einen chemischen Krieg gegen die Natur. Und wir sind damit sehr erfolgreich. Und alles nur, damit die Nahrungsmittel so billig sind, dass genug Geld für dicke Autos übrig bleibt.
Die Menschen sind wahnsinnig geworden. Ich sehe das ja auch im direkten Umfeld. Kaum einer, der sich noch an den Lauten der Natur erfreut. Lieber wird die Musikanlage angemacht. Dabei gibt es doch nichts Schöneres als den Gesang eine Nachtigall!!
Was also tun? Während Berthold der deutschen Regierung nicht zutraut, die Übermacht der Agrar- und Chemielobby zu brechen, ist Nabu-Mann Lachmann etwas zuversichtlicher. "Die EU-Agrarsubventionen müssen künftig daran geknüpft werden, dass der Bauer etwa zehn Prozent ökologische Vorrangflächen vorweist." Das könnten nicht nur ungespritzte Brachflächen oder Hecken sein, sondern auch umweltverträglichere Pflanzen wie Linsen oder Kartoffeln, so Lachmann. Was ihn zuversichtlich stimmt: Mehr als eine Viertelmillion Menschen haben sich zuletzt in einer Umfrage der EU-Kommission für eine die Artenvielfalt erhaltende Landwirtschaft von 2020 an ausgesprochen. Für das Rebhuhn könnte das allerdings zu spät sein.
Da werden sich die Bauern aber auf die Hinterbeine stellen, wenn die was anbauen sollen, was sie nicht gut verkaufen können.
Aber mal im Ernst. Was getan werden muss, weiß man ja schon seit anno Knips. Die ganze Hochschulbibliothek war voll damit. Und das war vor 10 Jahren.
Nochmal: es braucht einfach mehr omnivore Rohköstler. Der normale Rohköstler will eigentlich immer das Beste, was gerade möglich ist. Und dass sind eben immer auch die Produkte, deren Erzeugung automatisch zu einer nachhaltigen Landwirtschaft führt. Tomaten auf Steinwolle haben keine Chance gegen richtig Angebaute. Fleisch von kräuterreichen Wiesen schlägt das Silagezeug um Längen, Gemüse aus richtigem Anbau wird immer dem 0815-Zeugx vorgezogen.
Und dann hat man plötzlich einen echten Anreiz, diese naturschutzfachlich wertvollen Flächen, die ja auch Lebensraum für viele andere Tiere und Pflanzen sind, zu erhalten. Und man hat einen Anreiz, Gemüse und Obst so anzubauen, dass es auch ökologisch vorteilhaft ist. Das passiert dann ganz von alleine. Und er Rohverzehr macht natürlich sehr deutlich, was gut und was weniger genial ist. Und so würde es von ganz alleine eine Umkehr geben. Das Kochen verzerrt da schon ordentlich. Da gehen auch beschissene Produkte, wenn genug Maggie dran gekippt wird. Gilt im Grunde auch fürs Mischen. Ganz klar.
Aber ich merke das jetzt schon: wenn die Produkte nicht wirklich gut sind, fängt man an zu mischen. Und selbst viele Bioprodukte sind nicht wirklich genial. Die sind "gut", aber nicht genial.
Es braucht viel mehr omnivore Rohköstler. Tausende, Hunderttausende, Millionen.
Mit den McDonalds-und Aldie-Junkies und den dicke-Autos-Fahrer ist da kein Staat mehr zu machen. Diese Form der Kost und des Konsums hat dazu geführt, dass die oben beschriebenen Probleme ja auftauchten. Und die wählen, weil sie die Masse sind (oder aber dazugehören wollen), natürlich auch die Parteien, die dafür sorgen, dass sich nichts ändert und die Nahrungsmittelpreise immer schön tief bleiben.
Aber wir kommen immer wieder an die Ursache des Problems: das Geldsystem, dass immer zu noch mehr Wachstums, Effizenz, Rationalisierung, Mechanisierung führt. Und je mehr man das vorantreibt, desto ausgeprägten sind dann am Ende die Absterbeprozesse des Lebendigen.
Vielleicht ist der erste Schritt, die Parteien zu wählen, die diese Thematik ansprechen.
Das, was wir hier sehen, sind Warnzeichen. Die schrillen aber nicht, sind bunt und laut, sondern zunehmendes Schweigen in der Natur ist das Warnzeichen. (Und wir reden hier von Wildtieren! Von den ganzen Obstsorten, Gemüsesorten, Haustierrassen usw sprechen wir noch garnicht, die ja auch alle Schritt für Schritt aussterben!)
Habe gerade den Film "Interstellar" im DVD-Player. Da ist ja die Erde dann am Ende und es bleibt nur die Flucht. Da wir aber wohl in Zukunft nicht in ein schwarzes Loch fliegen können, um 5-dimensionale Wesen zu werden, müssen wir hier dafür sorgen, dass es wieder besser wird.
Und dazu braucht es Bewusstsein, Bewusstsein, Bewusstsein.
Anders geht es nicht. Oder wir bekommen eine Ökodiktatur. Sprich irgendwann ist es so kaputt, dass es nur mit drastischten Mitteln noch zu retten ist.
Aber jeder kann etwas tun! Jeder kann sich engagieren und ein Teil des Wandels werden.
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