Soziales

30.09.2014 20:17

Also ich kann es wirklich gut verstehen, wieso viele einfach auch aus sozialen Gründen mal Ausnahmen machen, sich der Gourmet-Rohkost hingeben, die ja die Kochkost ziemlich zu immitieren versucht, oder sich erst garnicht mehr mit Rohkost einlassen. Der Mensch ist eben ein soziales Tier und Essen verbindet. Ich merke das bei mir selber auch stark. Ich LIEBE Rohkosttreffen, also mit anderen Rohies zusammen zu kommen. Am Anfang meiner Rohkostzeit gab es darüber hinaus ja noch den Rohkostchat, wo wir uns fast jeden Abend "trafen". Es hatte echt etwas von einer kleinen Kneipe, wo man nach Feierabend abgechillt hat und sich über Gott und die Welt unterhalten hat. Das waren wirklich schöne Zeiten, denen ich tatsächlich etwas nachtrauere manchmal.

Man hat es einfach auch in solchen Chats gespürt, dass da oft eine gute Energie war, oder anders, man hat es sogar gesprt, wenn wer reinkam, der nicht wirklich roh war. Dieses Energetische mal zu spüren fand ich immer sehr spannend und hab das äußerst interessant gefunden. Leider hat sich dieses Medium durch Skype und Facebook aber etwas überlebt , man muss aber sagen, dass grade Facebook eher zur vereinsamung beiträgt. Jeder postet da seinen Scheiss, aber wirklicher Austausch findet kaum statt. Wie gesagt, da fand ich die altmodischen Chatprogramme noch weitaus besser.

Ich hab mich auch mal gefrag, wieso ich eben auch solche Serien wie "Big Bang Theory" sehr mag. Ok, sie ist lustig, und es geht um Nerds, und da nehm ich mich nicht aus. Auch ich hab schon mit meinem Kumpel herzlichst gestritten, wieso Star Wars Episode 2 gut war und wieso John Carter ein genialer Film ist. Wenn man auch mal zwei Stunden spazieren gehen kann und sich ein Fachstreit über "the force" aus Star Wars liefert. Aber im Grunde ist es wohl eher, weil hier Menschen als Freunde gezeigt werden, die ihr Leben irgendwo gemeinsam leben.

Am Ende war es ja dieser fehlende soziale Kontakt, der mich auch aus Österreich vertrieben hat. Aber es wäre jetzt zu kurz gegriffen, es alleine auf eine Rohkosternährung zu schieben. Auch mein bester Nicht-Roher-Freund, übrigends so wie ich absolut nicht kontaktscheu, hat dort keine Freunde gefunden. Und der ehemalige Kollege, der mich jetzt hierher geholt hat, hat hier keinen Anhang, obwohl er schon fast fünf Jahre hier lebt. Also von daher ist es kein Wunder, wieso in einer so versingelten und man muss auch sagen, pärchenvereinsamten Welt, wo die Leute so stark jobmäßig eingebunden sind, wo man von Pontius nach Pilatus zieht, keine Zeit mehr bleibt, viele Freunde zu haben. Freundschaften muss man pflegen und das kostet Zeit und auch Energie!!

Und so hab ich letztes Wochenende hier mal wieder alleine abgehangen und musste feststellen: es missfällt mir! So wie es mir auch in Österreich missfallen hat. Es macht mich nicht depressiv oder so, aber es gefällt mir einfach nicht, alleine irgendwo rumzuhängen, alleine wo hinzugehen oder alleine was zu unternehmen. Da hab ich oft wenig Lust zu. Ich fahr gerne alleine wohin, aber nur um da wen zu treffen, den ich mag. Ich gehe jetzt zwar hier auch ins Fitnessstudio, aber gut, da macht auch nur jeder sein Ding und fertig. Wie gesagt, da denke ich echt wehmütig an die Zeit der aktiven Chats zurück. Da hat man wirklich jeden Abend irgendwie lebendige Unterhaltung gehabt. Und aus diesen Chats sind ja auch echt Freundschaften und Bekanntschaften entstanden. Leider über ganz Europa verstreut...lol

Und es ist eigentlich abzusehen, dass es wieder dieser mangelnde soziale Kontakt sein wird, die mich hier nicht halten wird.

Und ich muss es einfach auch zugeben: ich habe echt auch Mühe, mich da wo einzulassen, wo ich das Gefühl habe, dass es nicht passt. Also Kneipen fallen schonmal aus...lol. Ich bin da einfach auch so "stark" dann lieber alleine zu sein, als mich da wo einzulassen, wo es mich auf Dauer auch anstrengt. Viele Veranstaltungen, wo man normalerweise wen kennenlernt, empfinde ich als schwer erträglich und anstrengend. Wenn Alkohol im Spiel ist, gleich umso mehr.

Die sechs Staffeln "Big Bang Theory" haben mich auf jeden Fall sehr erheitert, aber auch mal wieder daran erinnert, dass natürlich (!!!) auch in mir der Wunsch nach sozialen Kontakten, Austausch und Miteinander besteht und ich einfach nicht mehr bereit bin, nur wegen eines Jobs und Kram auf alles zu verzichten. Das ist ja das Perverse...der Kapitalismus beutet mich einerseits aus, verunmöglicht viele Sachen, wie eben einen großer Freundeskreis (den hat man zumeist in der Schule, in Studium oder da, wo man auch mal Zeit und Energie füreinander hat. Wer jeden Tag 10-12 Stunden arbeitet, der ist froh, wenn er seine Ruhe hat an den Wochenenden), gleichzeit liefert er aber auch Trost, "Pseudobefriedigung" und künstlichen Ersatz. Man kann den Kapitalismus im Grunde einfach nicht mögen, wenn man das System einmal durchschaut hat. Es ist nicht gut...

Na schauen wir mal, wie es weitergeht...

Beim Essen bin ich immernoch recht einfach unterwegs. Mittags entweder Gemüse oder mal Nüsse, abends Salate je nach Gusto. Ab und an mal tierische Produkte.

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