Stadtbiege

19.07.2014 20:54

Heute wieder gut Sport getrieben, und dann gings wieder mal zum Pflaumenpflücken. Schon unglaublich, wie gut die Teile sind. Dann bin ich mal nach Magdeburg gefahren, um die hiesige Bioladenszene auszukundschaften. Wollte auch mal schauen, ob ich irgendwo Fleisch her bekommen konnte. War dann in einem Biosupermarkt. Hab mir dann 1,5kg Bio-Hackfleisch gekauft. Ich muss ehrlich sagen, dass mir diese Bioszene auch irgendwie suspekt vorkommt. Ich meine OK, als Gemüselieferant ist es schon gut, aber ansonsten ist es mir zum Teil einfach zu vegetarisch und zu Schnicki-Micki. Und einfach auch überteuert. Freilich, gutes Essen soll schon auch was kosten, aber wenn man für Sesam und Co das Gewicht quasi in Gold aufwiegen muss, hört der Spass auf.

Und die Qualität ist auch oft zweifelhaft. Aber gut, besser als nichts.

Danach hab ich mal ne Stadtbiege durch Magdeburg und Schönebeck gemacht. Man muss schon sagen, dass wirklich extrem viel passiert ist in den letzten 24 Jahren seit der Wende. Wobei es auch hier Gewinner und Verlierer gibt. Die größeren Städte in Mitteldeutschland sind sicherlich die Gewinner. Leipzig z.B. kann ja über Zuzug nicht klagen, es wurde fast alles gut saniert und es gibt ein gutes kulturelles Angebot, während viele Dörfer und kleinere Städte immer noch ausbluten. Calbe a.d. Saale z.B.. In den 90ern hatte ich hier viele Freunde. Es gab insgesamt viele junge Leute, Jugendclubs, die erste Nichtraucher-Disko und vieles mehr. Als ich letzten Samstag Abend mal durchgefahren bin, hab ich gedacht, ich bin irgendwo im falschen Film: kein Mensch auf der Straße, außer drei Besoffene, die sich heimgeschleppt haben. Das ist einfach kein Vergleich zu früher. Aber auch viele andere kleinere Städte haben mit solchen Problemen zu kämpfen. Wie gesagt, die großen Städte sind hier eindeutig die Gewinner. Aber mich zieht es nicht in die Stadt. Sowie ich da bin, will ich wieder weg...

Ich muss sagen, dass ich die sozialen Kontakte hier zuhause aber enorm genieße, wie auch schon die Gemeinschaft in Costa Rica. In Österreich war ich am Ende ja ganz alleine! Und hab irgendwo im Nichts gewohnt, ohne Möglichkeit, mal einen Garten anzulegen usw. Ich bin ja eigentlich sehr kommunikativ, aber da hab ich einfach keinen Anschluss gefunden. Und hier? Ja gut, geh ich raus und man trifft immer wen und in Costa Rica haben wir uns auch fast täglich getroffen. Braucht man auch, sonst wird man kauzig. :-P

Was mich in letzter Zeit auch bewegt, sind diese ganzen kriegerischen Auseinandersetzungen in der halben Welt. Jetzt hat man ja ein ganz normales Flugzeug in der Ukraine abgeschoßen. Ich persönlich hab zu diesem Thema mal die Nachrichten verfolgt und ich bin immer wieder richtig fassungslos, wie man "Stimmung macht", obwohl man eigentlich noch nichts genaues weiß. In diesem Fall wird sehr einseitig gegen die Russen Propaganda betrieben. Ich mach mir nichts vor, die Russen sind keine Engel, aber wie berichtet wird, welche Stilmittel verwendet werden, welche Stimmlagen, Suggestionen Anwendung finden... unglaublich. Für mich, der sich dies mal aufmerksam anschaut, ist es auf Dauer unerträglich! Im Grunde wird der Tod dieser Menschen schon instrumentalisiert, während sie noch auf dem Acker irgendwo im Osten der Ukraine liegen. Ekelhaft! Ich sage das nicht, weil ich ein besonderer Freund Russlands bin, sondern weil ich es einfach unmöglich finde, wie hier Meinung gemacht wird! Dabei geht es nicht um den eigentlichen Inhalt der Nachrichten, sondern um die Präsentation, das "wie". Ich möchte einfach erstmal neutral informiert werden. Ich möchte die Fakten präsentiert bekommen, später Hintergründe und Beweggründe. Ich wünsche mir wirklich guten neutralen Journalismus! Aber was man heutzuage zu sehen bekommt ist meilenweit davon entfernt. 

Es ist deswegen heute sehr schwer, neutrale Informationen zu bekommen. Entweder sind sie schon vorab politisch eingefärbt, oder sie sind irgendwie verschwörungstheoretisch untermalt. Ich hoffe, Scholl-Latour bleibt uns noch lange erhalten. Der bringt ja wenigstens ab und an noch einige gute Zusammenhänge und beklagte die regelrechte Desinformation über die heutigen Krisenherde bitterlich. Ein Leuchtturm in diesen Zeiten! Man kann ja den normalen Medien kaum noch trauen, wenn man weiß, dass viele Chefredakteure NATO-nahe Posten innehaben.. siehe Video unten. 

Von neutraler Berichterstattung sind wir meilenweit entfernt. Egal, um welchen Konflikherd es sich handelt, Syrien, Lybien, Israel, Ukraine, Irak, Iran. Es geht nur noch um Stimmungsmache und das Durchsetzten von bestimmten Interessenlagen. Und machen wir uns nichts vor, diese Leute, wer auch immer das sind, gewinnen die Meinungen und Herzen der Menschen. Wer soll denn gegen die ganze Propaganda ankommen?

Jetzt weiß man auch, wieso solche Sachen wie Rohkost trotz umfangreichen Forschungen in den ersten 40 Jahren des vorigen Jahrhunderts bisher keinerlei Anerkennung findet. Oder wieso man nie etwas über Leute wie Weston A. Price hört, oder Silvio Gesell usw...es ist einfach nicht willkommen. Nur irgendwelche Insider hören da mal was... und wenn es dann doch mal durch irgendwelche Umstände an die breitere Öffentlichkeit kommen, wie im Zuge der Krise 2008, dann wird das entweder schnell kaputtgeredet, oder lächerlich gemacht oder einfach totgeschwiegen. 

Sehr schlimm finde ich auch, dass die Verantwortlichen nie zur Rechenschaft gezogen werden, wenn man zu den Siegern gehört. Im Gegenteil, die sitzen dann Jahre später als "Zeitzeugen" in irgendwelchen Dokus und dürfen über ihre Aktionen schwafeln. Wie halten die das überhaupt aus, zu wissen, dass durch ihre Kriegstreiberei hunderte oder gar tausende Kinder den Tod fanden? 

Mein Großvater, Weltkriegsveteran mit 14 Nahkämpfen und 5 z.T. schweren Verletzungen meinte immer: Krieg ist das Schlimmste, was es gibt. Aber ich glaube, er hatte Unrecht. Schlimmer sind diese Kriegstreiber, die ohne ihren eigenen Arsch zu riskieren, immer wieder die Leute aufeinander hetzten und über Leichen gehen. Dem alten Fritz wurde noch das Pferd unterm Arsch weggeschossen, aber heute sitzen sie in Büros und knallen die Leute mittels Drohnen weg... was für eine Welt! Und was für eine zynische Heuchelei.

Man kann eigentlich nur Mitgefühl für die ganzen Typen haben. Sind ja Menschen wie jeder andere auch und leider fehlt es vielen einfach an Größe. Aber wie mein Besuch im Museum für Vorgeschichte in Halle schon zeigte: es ist so, seit man mit Ackerbau- und Viehzucht angefangen hat. Seitdem kloppt man sich die Köppe ein. 

Aber das Gute: man kann es ja erkennen und man kann sich dem auch irgendwo entziehen und den Leuten das Vertrauen entziehen und dafür etwas anderes, positives erschaffen. Jeder einzelne Mensch ist ja auch ein Wähler, ein Konsument, manche sind Väter, Mütter, Brüder, Schwestern... und da kann man ja wählen, wem man seine Stimme gibt, sein Geld, seine Energie und was man seinen Kindern an Einstellungen und Werte mit gibt. Man kann in Diskussionen eine feste Meinung haben und für seine Prinzipien einstehen. Und man kann sich auch woanders informieren!!! 

 

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