
Und auch etwas Hoffungsvolles.
15.07.2017 13:35Also es ist aus meiner Sicht schon wichtig, sich immer mal wieder den Irrsinn der Welt vor Augen zu führen, man darf aber auch nicht vergessen, dass es schon jetzt Menschen gibt, die nach Alternativen suchen und diese auch leben.
Auf Facebook habe ich heute diesen sehr informativen und inspirierenden Artikel gefunden: netzfrauen.org/2017/05/13/der-mit-der-duerre-tanzt/
Der mit der Dürre tanzt – Das wird BayerMonsanto nicht gefallen – ein kalifornischer Landwirt hat wohl die wirksamste Methode gefunden, Nutzpflanzen in Dürregebieten anzubauen! The Drought Fighter
Kaiser, ein übersprudelnder früherer Holzarbeiter von erst 40 Jahren, bewirtschaftet nur 3,2 Hektar Land und erntet nur auf circa einem Hektar. Nichtsdestoweniger stehen seine Methoden an vorderster Stelle einer (zumindest in den USA) neuen Farmer-Bewegung, die angesichts einer klimatisch sich verändernden Welt mit geringeren Niederschlägen gegründet wurde, um enorme neue Möglichkeiten zu eröffnen und zu etablieren. Man könnte diese Methode als nachhaltig auf der Basis von Steroiden (Pflanzenwachstumshormonen) bezeichnen, weil sie einen beträchtlichen Gewinn erzeugen kann.
Der Artikel ist recht lang, aber sehr lesenswert. Irgendwie ist das ein Bruder im Geiste, weil der auch "vom Boden her" gekommen ist und Kompost als eine fundamentale Stütze seiner Anbaumethode sieht.
Kaiser erreicht dies alles, ohne auch nur einen Quadratzentimeter seines Bodens zu pflügen, ohne Unkraut zu jäten und ohne zu sprühen — egal ob Chemie oder Organisches. Während die meisten Landwirte, sogar solche von organischen Vorzeigefarmen, ständig mit verschiedenen Düngercocktails „herumbasteln“, konzentriert sich Kaiser nur auf eines: auf einen Haufen verrottender Lebensmittel und Pflanzen, gemeinhin als Kompost bekannt, und zwar recht viel davon. Kaiser behandelt dann diesen Kompost durch eine seltene Mischung von sowohl alten als auch neuen landwirtschaftlichen Verfahren, die alle nur das Ziel haben, organischen Abfall und Schmutz in den reichhaltigsten, fruchtbarsten Saatboden zu verwandeln, der möglich ist. „Es ist einzigartig“, erzählte Mitchell mir nach seinem Besuch. „Ich habe nie zuvor etwas gesehen, das auch nur annähernd daran kommt“.
Wieder ein Agrarrebell, der mit seiner Methode Erfolg hat.
Kaiser stellt sich eine Welt vor, in der jede Stadt von kleinen gesunden Farmen umgeben ist wie der seinen — sogar in den trockensten Regionen der Erde. Er schätzt, dass der höhere Ertrag, den diese Farmen erwirtschaften können, es ihnen erlaubt, mehr Arbeiter einzustellen, und dass die Arbeiter kommen, weil die Arbeit qualifiziert, Vollzeit und gut bezahlt ist. Kaiser argumentiert, dass das, was Menschen weltweit am meisten benötigen, gute Arbeitsstellen sind. Rein zufällig war es genau das Argument, das niemand anderer als die Weltbank, die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie die Vereinten Nationen in einem entsprechenden Bericht im Herbst 2014 veröffentlichten. Kaiser glaubt so sehr an diese Zukunft und sein Modell, dass er seine Visionen „missioniert“, wo immer er die Gelegenheit bekommt — bei Konferenzen und Gemeindeveranstaltungen, in seinen Newslettern und gegenüber Besuchern seiner Farm.
Das ist ja schon lange meine Idee, dass endlich wieder mehr Menschen in der Landwirtschaft arbeiten und man diese wieder nachhaltiger gestalten muss. Ich sehe es ja am Garten: es ist eine Menge Arbeit! Aber diese Arbeit macht Spaß, ist erfüllend, es braucht auch eine wirkliche Qualifikation, ein Mit-Denken und die so erzeugten Produkte sind nachhaltig und gesund.
Es bräuchte aber politische Weichenstellungen für solche Agrar-Wenden. Und daran hapert es auch, auch weil man sowohl beim Holzer als auch hier beim Kaiser immer wieder den Erfolg anzweifelt.
Schon als Kind war Kaiser von Erde besessen, weiß seine Mutter. War diese Neigung genetisch bedingt? (...)
„Was erschafft Leben?“, fragt Kaiser. „Sonne, Regen und Boden. Nur eines dieser drei Dinge können wir beeinflussen — den Boden. Der Boden kann als einziger hier auf unserem Planeten den Tod aufnehmen und ihn in Leben zurückverwandeln. Und alles, was wir mit ihm angestellt haben, ist, ihn zu zerstören.“
Im Studium Naturschutz und Landschaftsplanung war das erste Semester auch Bodenkunde angesagt. Mich hat das über alle Maßen fasziniert und am Ende hatte ich als Einziger eine 1,0 in der Klausur geschrieben.
Auch sehe ich es genauso, dass man den Boden unbedingt richtig behandeln muss!
Er baut auch sehr viele verschiedene Sachen an und auch sehr viele unterschiedliche Sorten pro Gemüseart, was ja genau meine Denke ist:
Kaisers Äcker von etwas mehr als zwei Acres ist nach den Standards der meisten Landwirte ein ungeordnetes Sammelsurium — keine großen, weiten, sorgfältig gepflügten Felder; keine endlosen Reihen von immer denselben Ackerfrüchten. Jedoch erkennen immer mehr Landwirte, dass wenn sie eine Mischung von Früchten pflanzen und sie mit Bäumen, Büschen, Blumen umgeben und den unzähligen Insekten, die diese anziehen — dann wächst die Produktivität.
Genau mein Ansatz! Ich glaube, dass hier schon morphologische Felder wirken, sprich, überall auf der Welt spüren plötzlich Menschen, in welche Richtung es gehen sollte, ganz unabhängig voneinander.
Und ich schrieb ja schon mehrmals, bzw. sagte es auch oft in meinen Videos, dass es im Endeffekt um Heilung geht. So auch der Ansatz des Landwirtes aus Kalifonien:
„Ich suchte nach einem Ort, den ich heilen konnte“
Ich sehe es im Grunde genauso, als ich den Garten hier angelegt habe.
Kaiser beherzigt fanatisch, was er die drei Hauptregeln für Bodengesundheit nennt: Wurzeln so weit wie möglich im Boden lassen. Den Boden so weit bedecken wie möglich. Störe den Boden so wenig wie möglich. Kaiser pflügt nur dann, wenn er alten Boden für eine Neuanpflanzung wiederbelebt. Danach pflügt er nicht wieder. Wenn ein Pflanzenbeet gelegentlich Belüftung benötigt, sticht er mit einem Spaten wie diesem hinein.
So ähnlich handhabe ich es auch. Nur da, wo es absolut notwendig ist, eben weil man erst beginnt mit der Entwicklung, grabe ich, ansonsten wird nur mit aufgelockert mit dem Gräber. Und im alten Garten, wo ich auch schon jahrelang mit Kompost dünge, kann man es zum Teil mit der Hand machen, so locker ist der mittlerweile.
Auch das Mulchen und die Wurzeln drin lassen praktiziere ich ausgiebig, ich muss aber meine Oldies noch mehr disziplinieren, weil die noch zu sehr alte Schule sind. Das macht es manchmal mühsam. Ich muss da oft auch argumentieren, eben weil die ältere Generation hier schlichtweg anders denkt. Aber wirklich auch falsch denkt.
Viele Sachen, die der Kaiser da macht, habe ich so gefühlsmäßig / instinktiv angefangen. So aus dem Bauch heraus. Salate schneide ich oft oben ab und lasse den Rest stehen, so bleiben die Wurzeln als Futter für Bodenorganismen drin und die ersten Blätter bedecken noch den Boden.
Man muss irgendwie schauen, dass es der Natur auch gut geht. Und dazu gehören nunmal auch die Bodenlebewesen.
Und wo ich auch starke Parallelen in der Denke sehe, ist Folgendes:
Im Gegensatz dazu zielt Kaiser auf Vielfalt, und das extrem. Auf nur acht Acres hat er Hunderte einheimischer Bäume und Büsche. Auf den zweieinhalb Acres davon, die er kultiviert, baut er eine entsprechende Zahl verschiedener Gemüsesorten an, darunter Brokkoli, Blumenkohl, Kohl, Paprika, Gurken, Winterkürbis, Kopfsalat und Sareptasenf — und diese in ungefähr sechs Varianten pro Sorte — dazu 30 bis 35 verschiedene Arten von Tomaten. „Niemand anders macht das“, sagte Leap mit verwunderter Miene.
Genau mein Ansatz! So vielfältig wie möglich. Ich habe heuer 21 Tomatensorten, 3 Sorten Schwarzwurzeln, 3 Sorten Zuccinis, 6 Sorten Möhren, 5 oder gar 6 Sorten Salate, 3 Sorten Paprika, 4 oder gar 5 Sorten Kürbisse, 2 Sorten Gurken, verschiedenste Kohlsorten, 3 Sorten Kohlrabies etc... ich liebe Vielfalt!!! Es erfüllt mich, wenn ich so verschieden Sachen anbaue. Und ich würde gerne noch mehr Vielfalt erschaffen.
Bei den Äpfeln bin ich ja schon sehr großzügig, bei den Himbeeren auch und Brombeeren haben wir seit diesem Jahr vier verschiedene Sorten. Pfirsische haben wir ebenfalls mindestens 4 verschiedene Sorten, Birnen auch 4, Aprikosen jetzt 3, dazu noch die ganzen Straucharten mit wiederum verschiedenen Sorten.
Für mich ist das einfach paradisisch. Und auch natürlich! Im Dschungel herrscht oft hohe Diversität und geringe Abundanz. Sprich: es herrscht ein hoher Artenreichtum, aber die Anzahl der Individuen pro Art und Flächeneinheit ist gering.
Es gibt aber auch Kritik an der Methode: sie sei zu kompostlastig und verschmutze das Trinkwasser. Wir hatten ja hier auch bei den Bodenproben festgestellt, dass Phosphat sehr hoch war und Kalium dito.
Hier muss man also wirklich auch ein Auge drauf haben, was genau man da macht.
Insgesamt aber ein Hoffnungsschimmer! :-)
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