"Ich hab gehört, Nena war auch da!"

24.05.2014 13:14

Vielleicht muss ich zum gestrigen Beitrag noch ergänzend erwähnen, dass im Falle von einer durchgeführten "Instinktotherapie" im Krankheitsfall man durchaus aus dem Vollen schöpfen sollte. Dies sind aber zeitlich begrenzte Situationen, eben um eine Krankheit zu besiegen. Und dies sollte man dann auch unter entsprechend fachkundiger Aufsicht durchführen. So wie es schon die alten Rohkostärzte praktizierten. Oder wie es eben damals auf Montrame möglich war. Aber eine Dauerernährung basierend auf Tropenkost halte ich für Geldverschwendung. Aber das sagte ich bereits.

Was mich an der ganzen Rohkostgeschichte aber wirklich stört ist dieses Verkaufen von Illusionen. Von Träumen und von Schnapsideen. Die Aufmachung im Orkoskatalog: die ganzen netten Produkte präsentiert vor einem Palmenstrand. Nur 12,90 Euro das Kilo! Aber dafür bekommst du ein Teil des Paradises frisch nach Hause geliefert. Fuck! Wir gehen hier schon lange kaum mehr an den Strand, weil einem da die Sandfliegen beissen oder irgendwas im Sand ist, so dass es die ganze Nacht in der Haut pickt, auch wenn man ausgiebig duscht. Und P4F, Tropenkost usw. alle fahren sie diese Strategie: wir verkaufen euch ein Stück vom Paradies! Wir verkaufen euch ein Stück Gesundheit!! (Schon komisch, dass meine Gesundheit erst aus 8.000km weit entfernten Gebieten eingeflogen werden muss, direkt über Hungergebiete hinweg, aus Gebieten, wo ich gute Chancen habe, an Malaria, Dengue, Leishmaniose uvm zu erkranken, wenn ich da lebe! - DAS muss man sich wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen)! Wir verkaufen euch also summa summarum paradisische Gesundheit! Und ein gesundes Paradies gibts gleich mit, denn eurer Kauf unterstüzt ja die ganzen Kleinbauern vor Ort. 

Auch Burger hat diese Illusionen immer wieder befeuert. Er hat in seinem Buch ja einige spektakuläre Heilungsfälle beschrieben. Aber alles bleibt im Annekdotenhaften hängen. Keine Einzelfallberichte, keine Fotos vorher nachher, keine Filme, keinerlei seriöse Daten, keine serïöse, nachvollziehbare statistische Auswertung. Nur Annekdoten und Geschichten! ("Ich hab gehört, Nena war auch da"). Somit bleibt es einfach auch nicht nachprüfbar. Und genau deswegen haben ja viele seriös arbeitende Ärzte und Wissenschaftler abgewunken. Zu Recht! Es war aber ausreichend, um eine ganze Menge gutgläubiger Menschen anzuziehen. Und bis heute denken ja viele: "Ich muss nur RICHTIG roh essen und alle Probleme verschwinden.". Aber da sind wir voll in der Esoterik gelandet. Ich muss nur richtig fest dran glauben und schon bin ich kugelsicher. Man hat das damals den jungen Chinesen im sogenannten Boxeraufstand auch eingeredet. Danach sind sie zuhauf im MG-Feuer gestorben. 

Den vollen Wert der Rohkosternährung wird man wohl erst dann erforschen können, wenn man wirklich auch anfängt, endlich wieder seriös zu arbeiten. Das heisst Daten seriös erheben, Fotodokumentationen, Filme, abgesicherte Diagnosen vorher / nachher. Und wenn man aufhört, aus Geschäftsinteresse den Leuten was aufzuschwatzen, was sie vielleicht gar nicht brauchen, es ihnen aber das Geld aus der Tasche zieht. Und vielleicht sollte man mal mit dem Reinheitskult aufhören (Erleuchtung garantiert bei ausreichender Entgiftung).

Wie man vielleicht mitbekommt, hängt mir die jahrelange Verarsche doch ziemlich zum Hals raus und wenn man es dann mal, wie jetzt passiert, auf Richtigkeit nachprüft, bleibt nur mehr ein verschwitzter Arsch zurück. 

Aber ich war ja mal wieder so frei, den GCB wegen der ganzen Hautprobleme zu befragen. Er antwortete mir folgendes: 

Die Schwierigkeit stammt meiner Erfahrung mit tropischen Ländern nach aus zwei Hauptgründen: 

1.) Die Abwehrmechanismen konnten beim Weissen langsam degenerieren, weil keine Selektionsdruck mehr hier existierte; dazu fehlt auch die Möglichkeit, sich gegen diese Microorganismen zu immunisieren.

2. ) Unsere Organismen sind von der Kindheit her gestört, viele anormale Molekülen verseuchen unsere Gewebe, was unsere Immunmechanismen in Schwierigkeiten bringt. Vielleicht sind bestimmte Fremdmoleküle (oder Moleküle die der Organismus wegen der Schmarotzer synthetisiert) noch dazu anlockend für Schmarotzer, da diese in der Natur vor allem verdorbene Organismen angreifen (ein ökologischer Mechanismus, der die Integrität der Spezien erhalten sollte).

Zu 1.) Na gut, dass ist ja der klassische Fall einer verloren gegangenen genetischen Anpassung bei Teilen einer Population, die aus einem angestammten Habitat mit bestimmten Umweltbedingungen auswandert. Diese Teilpopulation hat dafür ja andere Anpassungen an die neu eroberten Lebensräume vorgenommen: z.B. länger Nasen, um kühlere Luft anzuwärmen, hellere Haut, um aus weniger Sonnenlicht Vitamin D zu synthetisieren u.a.. Hätte es dann noch eine ausreichend lange Trennung der Teilpopulationen gegeben, wären sogar neue Arten entstanden. Das war ja der Fall beim Homo erectus, aus dem sich dann die Art Homo neanderthalis in Europa / Vorderasien entwickelte. 

Und wenn ich aus einem Habitat auswandere und bestimmte Immunantworten nicht mehr brauche, ja ist das nicht genau eine verloren gegangene genetische Anpassung an die Umweltbedingungen in diesem Habitat? 

Zu 2.) Dann müsste es die Einheimischen ja noch viel stärker erwischen. Die essen ja zum Teil auch ziemlichen Schrott. 

Wie gesagt, dass der Instinkt funktioniert erlebe ich ja jeden Tag selber. Der hat sich ja auch deshalb erhalten, weil er nützlich war und gebraucht wurde. Aber wieso nun Produkte aus den Tropen besser und gesünder sein sollen als z.B. Feigen, Äpfel oder Wildschwein erschliesst sich mir vor dem Hintergrund von 1.) einfach nicht. Zumal man eben nicht mit der genetischen Anpassung hantieren kann. Die Weissen haben sich genetisch an die nördlicheren Breiten angepasst. Hier war diese Konstitution für das Überleben einfach vorteilhafter. Wieso sollten dann Produkte aus den Tropen für hellhäutige Europäer gesünder sein? Klar sind sie gehaltvoller und vielfältiger. Aber sind sie wirklich gesünder für Europäer als andere Produkte? Na gut, eines kann man sagen: sie sind teurer! lol 

Und was viele vergessen: den Anbau einheimischer Produkte kann man selber in die Hand nehmen. Ein Stück Freiheit und Unabhängigkeit, wie ich finde, während man bei Importen immer abhängig ist.  

Wer dennoch in den feuchten Tropen leben möchte: nur zu! Vielleicht bringt dass auch wieder neue Erkenntnisse. Wer es mal probeweise wissen will, der kann ja mal ein Jahr oder so in die feuchten Tropen ziehen und da mal bei einem der vielen Projekte mitarbeiten. Dann weiss man, wie es ist. Ich halte das für ganz wichtig, da auch mal wirklich zu arbeiten. Damit man wirklich merkt, ob man es da besser findet als woanders. 

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