Verdammt

20.04.2018 21:22

Morgen nochmal schönes Wetter, dann soll es sich merklich abkühlen. Verdammt. Genau zur Apfelblüte! Blöd. Aprikosen und Pfirsiche sind durch, Kirsche, Sauerkirsche und Birne stehen gerade in voller Blüte, bzw. klingen schon ab, Pflaume ist auch in voller Blüte. Felsenbirne dito. Die hatten aber richtig gutes Wetter und die Bienen waren reichlich drin. Morgen solls ja nochmal schön werden. Sollte also passen. Für die Äpfel wäre noch eine Woche mehr schönes Wetter perfekt gewesen. 

Jetzt blühen als erstes der Gravensteiner, Kaiser Wilhelm und Elstar. Der Rest wird dann wohl kommende Woche soweit sein, wenn es kühl und feucht werden soll.

Aber so ist es eben in der Natur. Gleicht sich immer irgendwie aus und die Hummeln fliegen ja auch, wenn es kühler ist. Also schauen wir mal, was am Ende raus kommt.

Apropos Bienen. Ich beobachte das gerade so in den Dörfern: sowie die Natur den Kopf aus dem Boden steckt, wird gemäht, was das Zeug hält. Dabei wäre es jetzt wichtig, das die Bienen Nahrung finden. Aber der "saubere" Rasen ist anscheinend wichtiger, bzw. man ist sich einfach nicht bewusst, was man da macht. Und damit verschwinden natürlich auch die Nahrungsquellen Löwenzahnblüten, Taubnesseln, Gänseblümchen und andere Blumen, die noch mit der hohen Schnittfrequenz klarkommen.

Das die Insekten also immer weniger werden, hat wirklich auch einen Grund. Auf den landwirtschaftlichen Flächen ist für die Insekten nichts mehr zu finden. Das ist praktisch eine leblose Agrarwüste. Und in den Dörfern wird sofort gemäht, was das Zeug hält. Wo also soll da das Leben seinen Platz finden?

Neuester Trend, habe ich zuletzt in Magdeburg gesehen, sind so Steingärten. Sowas: www.haz.de/var/storage/images/haz/hannover/aus-der-region/barsinghausen/nachrichten/der-nabu-stadtverband-will-den-trend-zu-steingaerten-stoppen/605799495-2-ger-DE/Nabu-will-den-Trend-zu-Steingaerten-stoppen_ArtikelQuer.jpg

Es soll ja keine Arbeit machen, weil man ja keine Zeit mehr hat.

Es scheint wirklich so zu sein, dass die Menschen mal ausprobieren wollen, wie weit man gehen kann, bevor alles zusammen kracht. Als ob man so unterbewusst die Katastrophe möchte, weil man anders nicht mehr fährg ist, wirklich zur Einsicht und zur Änderung zu gelangen.

Ich muss da auch noch mehr machen, damit die Bienen wenigstens etwas im Sommer zu fressen finden. Bienen, bei uns viele Wildbienen, sind ja neben dem Regenwurm die wichtigsten Mitarbeiter! Mal sehen, was ich da machen kann, dass sich da wirklich mal auch ein Stück Wiese bilden kann, die eben wirklich auch blütenreich ist. Das ist bei unserer reichhaltigen Erde garnicht so einfach. Da stehen dann fast nur Gräser im Sommer.

Aber gut, man kann sich ja was einfallen lassen! :-D

Schauen wir mal...

Es liegt eben wirklich im Endeffekt an uns Menschen, wie diese Welt aussieht. Ob es ein Paradies ist, oder irgendwann eine leblose Hölle. 

Im Grunde braucht die Natur ja nicht viel. Aber selbst das wird ihr ja zum Teil nicht gegönnt. Wenn ich so manchmal über Land fahre und die großen Äcker sehe, dann frage ich mich auch, ob es so schlimm wäre, da Blüh- und Ackerrandstreifen anzulegen, wo sich die Insekten zurückziehen können und wo sie auch im Sommer, oft ja eine Hungerzeit für die Tiere, etwas finden würden. Also mit wenig Aufwand könnte man da viel erreichen.

Aber es wird eben bis an die Straßengräben rangeackert, viel Dünger verwendet, so dass sich blütenreiche Areale garnicht erst entwickeln, sondern sich nur die konkurrenzstarken Gräser durchsetzten und offensichtlich ist jeder Quadratmeter so wertvoll, dass man nichts hergeben möchte.

An die Land- und Fortswirtschaft traut sich ja auch kein Politiker ran, dass habe ich ja in vielen Situationen erlebt. Statt dessen müssen Straßenbauer und andere Projektbetreiber immense Ausgleichsleistungen erbringen und werden zu Bauern gemacht, die dann mit hochkomplexen Aufgaben konfrontiert werden, von denen sie keinen blassen Schimmer haben (Mahdpläne, Pflegeanleitungen, Pflege - und Nutzungspläne), weil die wirklichen Landwirte mittlerweile alles so intensiv nutzen, dass eben keine extensiven Wiesen, Weiden und andere Grünländer mehr übrigbleiben.

Also versucht man das den Straßenbauern und anderen Projektträgern umzuhängen, um so wenigstens noch etwas zu retten. Die gehen dann zu den Bauern und suchen sich dort Flächen, wo das geht. Dann werden die Maßnahmen umgesetzt, der Bauer kriegt dafür Geld... und nach ein paar Jahren, wenn keiner mehr dran denkt, wird dann wieder "normal", also intensiv gewirtschaftet. Behörden, die die Flächen oft in entsprechenden Datenbanken führen, fehlt zumeist einfach die Zeit und die Manpower, um das alles zu überwachen.

Oder sie müssen als Autobahn- und Schnellstraßenerhalter selber hochkomplexe Mäh- und andere Pflegearbeiten durchführen. Der Ornitologe will schliesslich, dass eher, der Botaniker aber, dass später gemäht wird! Dann einigt man sich intern auf Teilflächen, die mal so, mal so gemäht werden, man macht hübsche Pläne, übergibt die den Erhaltungsgesellschaften, die hängen sich das dann in die Büros (lesen die "Anleitungen" aber natürlich nie), dann machen die ihre Arbeitsplanung, den Maschineneinsatz, die Manpower und nach drei Jahren ist das alles, was da in den Plänen steht, immerhin Ergbnis endloser Verhandlungen, Herleitungen und Überlegungen und schlussendlich Bedingung für den Erhalt der Genehmigung, vergessen und begraben. Dann gibt es mal eine Evaluierung der Ausgleichsflächen und siehe da: 70% funktionieren nicht.

Ich kenne kaum eine andere Branche, wo das Verhältnis zwischen investierter Arbeit und Geld und Ergebnis so mies ist wie bei den Öko-Planern.

Ich brauche nur hier über Land gehen und mir die Ergebnisse der Planung anschauen. Hier hat man Hecken als Kompensationsmaßnahmen für Windkraftanlagen angelegt. Dummerweise genau so, dass die, Hecken sind ja für viele fliegende Tiere auch Leitstrukturen, sprich die orientieren sich an solchen linearen Strukturen, die Tiere zu den Windmühlen hinführen. Dann hat man Hecken geplant, in die man, nette Idee, Apfelbäume (alte regionale Sorten) gesetzt hat. Die werden aber mittlerweile von den Heckenpflanzen massiv bedrängt und müssten mal freigeschnitten werden. Und ein Pflegeschnitt müsste auch mal gemacht werden. Und wo wir gerade dabei sind: wer entfernt endlich den Wildschutzzaun, der damals angelegt wurde, um die Jungpflanzen vor Verbiss zu schützen, jetzt aber teilweise schon in die Hecke eingewachsen ist und somit ein nicht unerhebliches Verletzungsriskio für Rehe und andere Tiere während ihrer Fluchtbewegungen darstellen?

Antwort: keiner! Die Betreiberfirma hat längst gewechselt, die Mitarbeiter auf der UNB haben chon wieder ganz andere Sorgen und so gammelt das nun da vor sich hin.

Klar, ich will nicht zuviel meckern, die Hecken erfüllen schon auch ihre Funktion, aber es hätte eben besser gemacht werden können.

Wenn man sich die Problematik ans heut, kann die Lösung also nur eine extensive Landwirtschaft zumindest auf Teilflächen sein.

Nur, wer traut sich da ran? Die Agrarlobby ist saustark! Und dann würden Lebensmittel auch wieder mehr kosten. Wer will das?

Also wird alles so bleiben, bis es in irgendeiner form crashed. Wie das aussieht, kann man schwer sagen, die Natur ist hochkomplex. Aber wahrscheinlich wird man wieder erst dann lernen. Vorher will man es nicht wahr haben.

Esist wirklich erstaunlich, dass die Menschen sich so schwer tun und immer erst warten, bis es weh tut.

Dabei kann man ja wirklich viel tun! Einfach der Natur etwas Zeit und Raum geben. Den Rest macht sie von alleine. Und dann summts und brummts auch wieder und die Welt ist wieder ein Stück mehr in Ordnung.

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