Warum das alles?
19.07.2024 19:09Mal ehrlich, aber ist der Sommer bisher vom Wetter nicht Klasse? Nicht zu heiß, nicht zu kalt, ab und an mal Regen. Wirklich gut! Ein richtig schöner deutscher Sommer. Und im Garten kann man sich schon auf den Herbst vorbereiten. Die ganzen Sachen für den Herbst sind jetzt dran, bzw. schon erledigt (Kohlrabies, Kohlarten). Jetzt kommen morgen die Zwiebeln raus, die Erbsen dito, weil leertgefuttert, die Freiland-Gurken sind auch durch. Auf diese Flächen kommt dann Grünkohl. Ins Gewächshaus sollen nochmal Gurken gepflanzt werden, ansonsten dann noch Herbst- und Kohlrüben. Und das wars dann schon fast.
So geht das so langhin und man hat eben immer zu tun.
Was ich aber nicht groß mache, ist baden fahren. Wir haben hier zwar schöne Baggerseen, aber alleine ist es langweilig. Da fährste hin, springst rein, legst dich in die Sonne... dann wirds schon stinklangweilig. Ein Buch mitnehmen ist blöd, weil es dann im Sand liegt, oder man weiß nicht, wie man sich hinlegen soll. Deswegen war ich bisher nur einmal. Gestern, als ich mal bei Henryk war.
Es braucht ab und an den Austausch mit Gleichgesinnten, sonst wird man irre.
Man ist ja als Rohköstler immer der Aussenseiter. Keiner versteht einen wirklich. Keiner kann das nachvollziehen, was einen wichtig ist, geschweige denn verstehen, wieso man sogar darauf achtet, dass der Kompost nicht heiß wird (Mailliardmoleküle).
Das sind Spinnereien, das ist etwas verrückt, ein netter Idiot, der da wie ein Eremit lebt. Der auf all das verzichtet, was es so gibt. Total verrückt. Der ein oder andere bewundert vielleicht noch die Disziplin, aber für 99,999% der Menschen ist man ein Exot, eine Kuriosität, vielleicht ein Ärgernis, oder eine Herausforderung, am Ende aber ein Verrückter, ein Spinner ... die Liste ist lang.
Damit muss man mal umgehen können.
Das dich einfach keiner versteht.
Warum man das macht.
Deswegen bin ich dankbar, dass es wenigsten zwei, drei Menschen gibt, mit denen man immer mal in den Austausch kommt, sonst wird man blöd.
Das ist aus meiner Sicht auch der Hauptgrund, wieso meine Vorstellung von vor 25 Jahren, dass es 2020 tausende Rohies geben wird, nicht eingetreten ist. Nicht mal ansatzweise. Aber die sozialen Herausforderungen sind einfach zu groß. Man ist immer der Nein-Sager, der Ablehner, der Nicht-Esser, der Verweigerer...freundlich, aber am Ende macht man nicht mit.
Wobei es heute noch viel eher akzeptiert wird als zu Beginn dieses Abenteuers.
Und ob es dann wirklich gesünder ist oder zu einem längeren Leben führt, ist ungewiss. Die Zukunftsschau beherrschen nur wenige.
Warum also das alles?
Wir hatten heute telefoniert und uns über die Frage unterhalten, warum man etwas macht. Sich diese Frage wirklich mal zu stellen: Warum mache ich das? Auch der Muho hat darauf hingewiesen, sich diese Frage immer mal zu stellen: Wieso mache ich das? Zum Beispiel stundenlang in Meditationshaltung sitzen, wenn es ja laut ihm nichts bringt. Zen bringt rein gar nichts.
Warum also das alles?
Die Antwort ist für mich ganz simpel: Warum nicht?
Irgendwann kam es zu mir, Gott, das Universum, das Leben, hat mich auf diesen Weg geführt. Und das war´s. Mehr gibt es nicht zu sagen. Wenn ich am Ende doch sterben muss, wenn es keine Garantien gibt, wenn Beziehungen so oft scheitern, Ehen geschieden werden, wenn am Ende das Altern und der Tod steht ... Wenn es also im Endeffekt keine Rolle spielt, na ja, dann kann ich das Leben auch so leben. Dann kann ich auch roh sein.
Wenn im Endeffekt also ALLES nichts bringt, wenn es immer nur in Alter und Tod endet, dann bin ich vollkommen frei, das zu leben, was ich für richtig halte. Oder wozu ich mich berufen fühle. Weil alles andere bringt auch nicht mehr.
Ich hatte früher öfters mal Diskussionen mit anderen Menschen zu diesem Thema. Da hieß es immer: Es ist egal, was du isst. Na ja, habe ich dann geantwortet, wenn es egal ist, dann kann man ja auch roh essen.
Im Endeffekt kann ich nicht sagen, wieso ich das so mache. Vielleicht macht es mich. Vielleicht bin "ich" nur ein Werkzeug, eine Laune der Natur, ein Versuch der Natur, wieder etwas anders zu machen? Keine Ahnung, was die tieferen Gründe sind.
Die Idee begeistert mich einfach.
Vielleicht liebe ich auch das Abenteuer, die Herausforderung, das Forschen, das Erleben, das Anderssein.
Und wenn man es nicht macht, wie soll man denn wissen, wie es sich anfühlt?
Vielleicht braucht es einfach auch nur den Ausgleich im Leben. Wenn alle ihre Nahrung erhitzen, dann brauchts vielleicht mindestens einen, der das nicht macht... sonst bricht alles zusammen. Was weiß ich.
Vielleicht ist es eine Reaktion auf das, was man so sieht alltäglich.
Vielleicht ist es der Versuch des Lebens, neue Wege des Lebens zu finden.
Aber dieses Warum nicht? gefällt mir am Besten.
Warum machtst Du das? Na ja, warum nicht?
Warum machst du so einen großen Garten, der mehr abwirft, als Du brauchst? Na ja, warum nicht? Ist doch schön!
Was machste sonst? Blöd rumglotzen?
Im Endeffekt macht man es, weil es trotz der ganzen Einschränkungen und Probleme mehr Spaß macht und befriedigender ist, als die ganzen Alternativen.
Alles roh und mono essen? Kein Mischen, einfach den Sinnen, der Intuition, den Instinkten folgen? Wie cool ist das denn?
DANKE dafür! :-)
"Er führt mich auf rechtem Wege um seines Namens willen."
Psalm 23
Und mich hat es eben auf diesen Weg geführt.
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