Wenn der Körper Verdauungskraft verliert...
25.02.2014 10:18Gestern hab ich ja mal versucht, den Zustand der Rohkostszene, so wie ich ihn sehe, kurz zu beleuchten. Es kam ja auch das Problem der mangelnden Verdauungskraft zur Sprache, die mit einer längeren falschen und zu "feinstofflichen" Rohkost unweigerlich passiert. Da kann ich selber aus erster Hand berichten. Ich hab hier in CR ca. 4 volle Monate ohne Salz gelebt. Genau genommen seit Mitte Oktober 2013 bis ca. Mitte Februar 2014. Und was passierte? Ich hab irgendwie die Fähigkeit verloren, Fleisch und insgesamt gröbere Nahrung adequat zu verdauen. Und das kam nicht von jetzt auf Gleich, sondern schleichend. Und noch was war interessant, man verliert dann auch irgendwann den Appetit auf diese nährenden und kräftigenden Produkte und präferiert dafür leichter verdauliche Produkte. Was natürlich, das MUSS einleuchten, schon mittelfristig zur Unausgeglichenheit und später einfach zu Mängeln führt.
Ich hab mich dann hier mit einer befreundeten Rohköstlerin unterhalten, der es ähnlich ging. Also das sich ein Stück Fleisch im Bauch wie ein Stein anfühlt und man irgendwie das Bedürfnis hat, Salat oder was anderes nachzuschieben, um es aus dem Magen in den Darmtrack zu befördern. Das Ganze geht natürlich mit einem Gefühl des Unwohlseins einher. Da hat man einfach irgendwann keine Lust mehr, solche Produkte zu essen. Das Ergebniss ist oben schon erwähnt. Und anscheinend ist Magensäuremangel ein weit verbreitetes Problem. Ich hoffe, sie kann mir den Artikel mal verlinken. Als ich noch in Europa weilte, war das ein mir vollkommen unbekanntes Problem! Ich hab ja zum Teil ein ganzen Hühnchen mit samt allen essbaren Knochen gefuttert! Alles ohne geringste Probleme. Ich war eine Hyäne, ein Wolf und ein Tiger in einem! Hätte ich einen Nagel gegessen, ich hatte in in seine Fe2+Ionen aufgespalten und verdaut. Und nach 4 Monaten ohne Salz liegt mir Fleisch wie ein Stein im Magen. Ich war mutiert, zu einem Schatten meiner selbst, ein weichgewordenes Brötchen, auf Kranken- und Schonkost angewiesen, ohne Mumm und vor allem BISS.
Das ging so weit, dass ich eines nachts aufwachte und feststellte: ich esse KEINEN Bissen mehr, ohne vorher Salz zu organisieren. Und Gott sei Dank hatte eine befreundete Rohkostlerin noch Meersalz aus Europa da...und ab da hab ich Salz geschleckt, Fleisch mit Salz gegessen, Gemüse etwas gesalzt und an die Avos Salz gemacht. Langsam wurde ich auch wieder eine Hyäne, ein Wolf und ein Tiger... alles geht gut durch und ich kann meinem Bedarf folgen! Und da kam ich doch ins Grübeln, weil ich Salz mono nur kleinste Mengen essen konnte und Meerwasser auch nicht viel ging. Es schmeckt ja auch etwas fischig. Also instinktive Rohkost wieder über Bord gekippt, man ist ja flexibel und Salz ans Essen getan. Und siehe da! Ich hab wieder Lust auf Hühnerknochen. Gestern lag alter am Bus, den hätte ich fast gegessen. Weil da ist ja auch viel Kalzium drinne, was man braucht für starke Knochen, schöne Zähne und vieles vieles mehr.
Gottsei dank hat mir damals 2001 auch im Forum vom Müller-Burzler jemand auf die Salzproblematik aufmerksam gemacht. Ohne Salz werden Proteine einfach nicht mehr richtig aufgeschlossen und fangen im Darm an zu faulen. Grade Fleisch. Und da sag ich mal zum Henning: Danke!! Das hat mir viel Ärger erspart. Und wie war das: alle Naturvölker verwenden etwas Salz.
Was mich aber irritierte: anscheinend reichte die Menge, die ich mono essen konnte, einfach nicht aus! Und Gott sei Dank war ich wieder schwach genug, meiner Intuition und meinem gesunden Menschenverstand zu folgen, auf die Theorie der instinktiven Rohkost zu sch***** und hab einfach mein Essen ausreichend gesalzt! lol Ist ja auch logisch oder? Und wie das geschmeckt hat!!! Und jetzt merke ich, dass der Bedarf wieder nachlässt und ich ich wieder mehr ohne Salz essen will. Problem pragmatisch gelöst, was will man mehr? lol Und wie viele kränkeln und theoretisieren da jahrelang (!!!) dran rum. Unglaublich. Nur weil sie irgendwelchen Theorien (kein Salz essen, nichts salzen) anhängen. Und das meine ich mit: normal werden und normal essen! Den gesunden Menschenverstand benutzen.
Mir ist auch der Gedanke gekommen: wir sind als Spezies ja nun seit hunderten Generationen auf eine Mischkost gross geworden. Und vielleicht spielt das auch noch ne Rolle, wieso es mono nicht so klappte, mit der Wiederauffüllung der Reserven, oder besser: der Wiederherstellung einer vernünftigen Verdauungskraft. Auch sind Salzstellen und Salzlecken ja schon lange dafür bekannt, das diese von Tieren aufgesucht werden und zwar regelmässig und das selbst Gorillas gefährliche Aufstiege wagen, nur um an Salzstellen zu kommen. Auch haben sich die ersten Siedlungen der Menschen wohl um solche Salzlecken und Salzadern gebildet. Und es wurde damit danach reger Handel getrieben, weil andere Menschen ja auch Bedarf hatten.
Ich hab ja gestern mal anhand des Beispieles der Abstufung der "Feinstofflichkeit" der Rohkost versucht zu zeigen, dass man schnell mal einen Mangel haben kann, wenn man zu lange auf einer zu "feinen" Stufe isst. Mir fällt grade keine andere Analogie ein, sorry, aber ich denke es reicht aus, um klar zu machen, dass es um folgendes geht:
So feinstofflich wie möglich, so grobstofflich wie nötig zu essen. Wobei mir "fein- und grobstofflich wirklich nicht gefällt. Besser vllt:
So leichtverdaulich wie möglich und so schwerverdaulich wie nötig zu essen.
meine Stufe der Verdaulichkeit:
Beerenobst, Melone, Äpfel, Ananas, Papaya, Durian, Jackfrucht, Fisch, Fleisch, Wildkräuter, Gemüse, Nüsse, Knochen
Die ist unvollständig, logisch, aber ich denke, die Idee dahinter ist verständlich. Nach rechts steigt die zur korrekten Verdauung notwendige Verdauungskraft, gleichzeitig aber auch die Nahrhaftigkeit im Sinne von Proteinen, Fetten, fettlöslichen Vitaminen und Mineralstoffen). Nach links wird immer weniger Verdauungskraft benötigt. Es sind aber auch weniger nahrhafte und kräftigende Produkte. Auf Dauer zehren diese zu sehr aus. (Gewichtsabnahme, bzw. keine weitere Zunahme, Dekalzifizierung der Zähne und der Knochen, genereller Verlust an Verdauungskraft, um wieder nährendere Produkte zu verdauen, vielleicht sogar abdriften ins Esoterische, also Wesensveränderung). Nicht vergessen: Wandmaker lag mit Nierenversagen aufgrund von Eiweissmangel im Hospital.
Wenn man durch eine zu obstlastige Rohkost, oder zu "linksseitige" Rohkost die Fähigkeit verliert, schwerer verdauliche, aber nahrhafte und notwendige Produkte zu verdauen, hat man ein Problem! Und wenn man dieses Problem zu lange rauschiebt, wirds ein grosses Problem. Zögert man dann weiter, wirds ein ganz grosses Problem ... ich denke ihr wisst, was ich sagen will. Deswegen MUSS man einfach auf sich schauen und schauen, ob ich wo was nicht gut verdauen kann. Ok, genetische "Mängel" wie bei der Fruchtzuckermalabsorbtion kann ich nicht mehr beheben, sondern nur akzeptieren und danach handeln. Aber solche Sachen wie Magensäure kann ich beheben, wenn ich will. Andernseits nimmt man einfach nicht genug Proteine und somit Aminosäuren zu sich, und aus denen sind schlussendlich alle wichtigen Stoffe im Körper aufgebaut. U.A auch die Verdauungsenzyme...und wie bestätigte mir hier ein Rohi, der zum ersten Mal Fleisch roh gegessen hat: "Danach schmeckte alles, Obst und Gemüse, viel besser!!!" Und er freute sich. Willkommen im Club, Junge!!
Wie gesagt, schieb man die Probleme hinaus, werden es grosse Probleme. Dann kanns passieren, wie bei der alten dünnen Frau, die 20 Jahre streng vegane Rohkost machte, dass sie dann, plötzlich vernünftig werdend, versuchte, Eier zu essen. Ohne Effekt. Fisch dito.. tja, und da ist dann wohl folgendes passiert: in ihrem Verdauungstrakt wurde wohl schon die Produktion einiger Enzyme eingestellt. Cystein-Carboxypeptidasen? Out of order indefinetly...Und dann hat man echt die Arschkarte. Und das nur, weil man auf irgendwelche Theorien vertraut hat, statt auf sich selber zu achten und alte Weisheiten zu beachten. Ich frage mich, ist es das wert? Da folge ich lieber meinem Appetit und fertig. Scheiss auf Theorien! Als Kind hatte ich auch keine und war gut drauf. Und jetzt bin ich Rohköstler, orientiere mich an der instinktiven Rohkost und versuche dennoch flexibel zu bleiben und innerhalb der Rohkost Lösungen zu finden, wenn was schief läuft. Bisher hats immer gut geklappt...... weil ich es mir wert bin! ;-)
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