Wie man es falsch macht, und wie richtig.

13.03.2020 19:32

In jeder Gemeinschaft, Beziehung, Familie, sozialen Struktur gibt es ab und an Entwicklungen, die in die falsche Richtung gehen. Das kann im Fussballverein sein, wo man Spiele verliert, weil man hinten in der Abwehr beschissen steht, oder weil man zuwenig zusammen trainiert hat oder weil nicht jeder vollen Einsatz bringt. Das kann in einer Firma sein, wo die Aufträge wegbrechen, weil einige schludig arbeiten, oder das kann in Familien sein, wo jemand anfängt zu saufen.

Und dann gibt es eben eine Fehlentwicklung. Sprich der Karren fährt in den Dreck - wenn man es mal so überspitzt sagen kann. Und in jeder sozialen Gruppe gibt es dann immer welche, die das auch ansprechen. Manchmal sanft: "Ja, wenn nicht alle zum Training kommen...", manchmal leise: "Wir stehen hinten einfach schlecht!", manchmal genervt: "Schon wieder so ein Scheissspiel!" und manchmal auch aggressiv: "Was spielt Ihr denn da da für eine Scheisse! Mann, kommt endlich mal wieder zum Trainig?".

Die Kritik ist je nach Charakter und Temperament des Kritikers entweder sanft, laut, genervt oder wie auch immer verpackt.

Jeder hat da seine Berechtigung und alles hat Vor- und Nachteile. Der Sanfte erreicht vielleicht mehr, kann aber überhört werden, der laute und aggressive Typ wird von allen gehört, aber schreckt vielleicht auch ab. Es gibt da wohl kein richtig oder falsch.

Aber sowie etwas aus dem Ruder läuft, gibt es jemanden, der die Rolle des Kritikers einnimmt und auf diesen Missstand hinweist. Oder wenn Familien unausgesprochene Probleme haben, gibts da das schwarze Schaf, welches das aufzeigt.

Das ist fast ein Naturgesetz. Das wusste man auch früher, deswegen gabs den Hofnarr.. der durfte alles sagen und doch enthielten seine Worte oft bemerkenswerte Einsichten. Der Hofnarr war also im Grunde ein Berater des Königs.

Und seit 2015 ist ja extrem viel schiefgelaufen und das Land hat einen fatalen Kurs eingeschlagen. Fünf Jahre später leben wir in einem zutiefst gespaltenen, paranoiden und zunehmend einfach nur verrücktem Land.

Jetzt hat ja der Xavier Naidoo genau das zu spüren bekommen. Also gleich mal vorneweg, ich mag die Musik von dem wirklich. Nicht alles, aber es gibt Songs, also die sind "angebunden", sprich, wer solche Musik macht, MUSS irgendwas richtig gemacht haben.

Das öffnet auch etwas in einem selber und das ist immer ein Zeichen, dass da jemand "die richtigen Saiten anschlägt". Nicht umsonst einer der erfolgreichsten Künstler in Deutschland und eine schöne Erinnerung an die Studienzeit, als die Söhne Mannheims sehr erfolgreich waren: www.youtube.com/watch?v=0jPBVK0OlPQ

Aber der hat sich schon öfters kritisch geäussert. Der hat die Atlantikbrücke kritisiert, hat schon oft der Masse bestimmte Hintergründe offenbart und jetzt gabs da ein Video, wo er recht deutlich die Migrationspolitik kritisiert.

Und was passiert?

Man versucht in fertig zu machen und zum Schweigen zu bringen. Rauswurf bei DSDS, Shitstorm, Vorwürf des Rassismus. Ähm, der ist Mischling und halb schwarz. Da stellt sich mal die Frage, was da rassistisch sein soll, wenn der Menschen mit gleicher Hautfarbe kritisiert ... bin ich rassistisch, wenn ich Deutsche und Engländer kritisiere, die sich auf Malloca aufführen wie die Oberprolls? Aber wer "Wir stehen für Vielfalt, Offenheit und Toleranz und deswegen müssen wir die Rechten bekämpfen" auf dem Plakat vor sich herträgt, der kümmert sich nicht mehr um solche Feinheiten. Mann, der wurde als Kind und Jugendlicher Opfer von... aber was soll man noch sagen?

Aber am Beispiel von Naidoo sieht man mal wieder, wie man so ziemlich ALLES falsch machen kann.

Die Kritik wird diffamiert, soll zum Schweigen gebracht werden (ist das Problem dann weg? Ist der Kritiker dann weg?), man spaltet den Kritiker quasi ab. "Mit dem wollen wir nichts mehr zu tun haben, der ist schlecht!" - ergo Spaltung - Schwächung - Niedergang.

Um beim Beispiel Fussballverein zu bleiben: die Kritiker aus der Mannschaft zu werfen oder auf die Ersatzbank zu setzen, weil man nicht mag, was sie sagen, wird das Problem nicht lösen, sondern das Problem bleibt (nur hat man jetzt einen Schuldigen: "Wenn Du nicht so sooft gemeckert hättest!!", auf den man das schieben kann).

Richtig wäre es gewesen, mal zu fragen: "Mensch, Xavier, wie bist du auf diesen Song gekommen?". Und die Frage muss ehrlich sein. Auf Augenhöhe, nicht von oben herab. Und dann wird er sagen, was ihn dazu bewogen hat. Man wird feststellen, auch wenn es sehr unangenehm ist, das zuzugeben, dass an der Kritik wirklich etwas dran ist, dass da jemand nicht einfach meckert, um des Meckerns willen (sowas habe ich in meinem Umfeld auch), sondern wirklich helfen will, einen Missstand benennt und das in der Kritik HEILUNG liegt.

So wie beim Fussballverein. Wenn man die Kritik annimmt, dann wird man feststellen, dass die nicht wollen, dass die Mannschaft zerbricht, sondern man wird feststellen, dass die Kritik Sinn macht und dass, wenn sie angenommen wird, eine Verbesserung / Heilung / Erfolg eintritt.

Natürlich ist an der Kritik auch nicht alles wahr, maches vielleicht auch übertrieben, oder mit subjektiven Verzerrungen behaftet. Aber dennoch...

Das Anhören und das sich auseinandersetzen mit der Kritik ist der schwere Weg. Denn es betrifft ja immer auch mich selber. Irgendwo hat man Fehler gemacht und man ist an der Fehlentwicklung ja beteiligt. Vielleicht war man selber nicht zum Training oder hat die Abwehr hängen lassen. Das ist unangenehm und es braucht dann eben Charakterstärke und Rückgrat, sich dem zu stellen und zu sagen: "Ja, da hast du recht!" - es ist auch deswegen unangenehm, weil es mich selber auch zu tieferen Problemen führt. Vielleicht habe ich so oder so gehandelt, weil man Vater streng war, oder meine Mutter nie da, oder weil der Vater sagte "Du musst stark sein!" oder irgendsowas...  mit dem Annehmen der Kritik sind also immer auch unangenehme eigene Wahrheiten verbunden.

Dagegen zeugt das Abkanzeln des Kritikers eigentlich von massiver Schwäche und mangelndem Selbstbewusstsein. Und ist es nicht genau das, wie uns Ausländer wahrnehmen? Einen auf moralischen Weltmeister machen, ziemlich arrogant zum Teil, aber dann doch erstaunlich schwach und feige?

Die Geschichte und die Literatur ist voll von Beispielen, Hinweisen und Abhandlungen über genau dieses Thema, wie Gesellschaften an Fehlentwicklungen zerbrechen.

Im Grunde wurde hier wieder eine Chance verpasst, anhand der Auseinandersetzung mit der Kritik zu einem besseren Leben für alle zu finden.

Was kann man daraus lernen? Na ja, dass man es selber nicht genauso macht. Das man Kritik mal anhört und das Rückgrat hat, mal darüber nachzudenken, ob da jemand Recht haben könnte. Es ist immer irgendwo Schwäche, immer Recht haben zu wollen, oder den anderen abzukanzeln.. Klar, manche Kritik ist überzogen oder kommt sehr brachial daher, aber gut...

Meine Mutter ist da recht geschickt, merke ich gerade, die fängt das immer so an: "Junge, ich muss Dich aber jetzt auch mal kritisieren..." und dann sagt sie, was sie zu sagen hat und das passt auch zumeist. Aber auch da ist es immer unangenehm. Klar.

Aber die Reihen lichten sich.. den Uwe Steimle hat man abgesägt, jetzt den Naidoo, davor schon viele andere.

Und? Ist das Problem nun weg?

Nein, noch schlimmer ist alles geworden.

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