Wilde Pflaumen

16.07.2014 21:01

Heute hab ich bei einem Spaziergang, man könnte auch Kontrollgang sagen, festgestellt, dass die ersten Wildpflaumen reif sind. Da hab ich natürlich gleich fleißig geerntet. Soviel zum Thema, Früchte sind rar.

Ansonsten hab ich heute mit dem Tropenarzt gesprochen, der mir mitteilte, dass die Leishmaniose eine rein kutane Form ist, also eine Form, die nicht die inneren Organe befällt, sondern auf die Haut beschränkt bleibt. Es wird wohl nun darauf hinauslaufen, dass ich Tabletten nehmen muss. Da eine Stelle am Bein leider immer größer wird, bin ich da auch gerne zu bereit. Ich hab ja für die eine kleine Stelle am unteren Rücken ein Naturheilmittel benutzt, dass auch gewirkt hat. Aber die Stelle wurde "nur" besser, heilte aber nicht vollkommen aus. Wie gesagt, jetzt steht ein Termin mit dem Professor an und dann schauen wir mal, wie es weiter geht. Körperliche Symptome hab ich keine. Gott sei Dank! Aber nervt schon, wenn man solche Hautinfektionen hat. Und mittlerweile bin ich auch satt, was die Tropen angeht. Ich stelle mittlerweile alle diese ganzen Ideen mit Auswandern, genetische Anpassung und Bla einfach in Frage. Wie gesagt, wenn ich solche wilden Pflaumen esse, die einfach so genial schmecken, was soll ich denn da in brühtend heißen Ländern? Urlaub, klar. Aber mehr auch nicht. Freilich, es gibt sicherlich schönere Ecken als hier, wärmer, sonniger, besser, wirtschaftlich stärker...aber was solls. Dafür gibt es viel Obst einfach zum selber Ernten. Das ist ja auch schon mal was...

Im Grunde muss man ja schon sagen, dass man als Rohi in irgendeiner Weise doch daran glaubt, die Welt etwas zu verbessern. Und wenn es nur in ganz kleinem Rahmen ist. Ich bin ja regelrecht getrieben von der Idee der "essbaren Landschaften". Heute dominieren ja zumeist Monokulturen, die dann als Viehfutter oder Ölpflanzen verwendet werden. Aber wäre schon genial, wenn man echte essbare Landschaften hätte. Mit Obstwäldern, Seen mit Fischen und Muscheln, Wiesen und Weiden mit Schafen und anderen Tieren, Gärten mit vielfältigsten Gemüsen. Bienenstöcke, die Honig produzieren. Zum Teil ist das hier ja schon der Fall, wenn man an die ganzen verlassenen Bäume entlang der Straßen denkt. Aber das ist ja nur ein ganz kleiner Anfang. 

Ich bin auch kein großer Gegner der Windkraftanlagen. Hier stehen ziemlich viele. Für mich sind sie Sinnbild einer zukünftigen Energiegewinnung. Klar, man muss es irgendwie schaffen, die Verluste im Naturhaushalt auszugleichen, der entsteht, wenn Vögel oder Fledermäuse mit diesen Anlagen kollidieren. Man stelle sich aber nur mal vor, wenn irgendwann ein Atmokraftwerk in Mitteleuropa hochgeht. Wenn plötzlich Metropolen wie Rhein-Ruhr, Stuttgart oder München evakuiert werden müssten. Das kann ja gar keiner verantworten. Es ist alles nur cool, solange nichts passiert. Aber sowie mal so ein Teil havariert, und die Chancen bestehen leider IMMER, im Lotto gewinnen auch immer welche, obwohl die Chancen astronomisch gering sind, dann fallen die Kinnladen aber runter. Oder ich halte es auch für sinnlos, ganze Landschaften umzuackern, um an die Braunkohle zu kommen. Ich hab das mal live gesehen im Tagebau "Vereinigtes Schleenhain" südlich von Leipzig. Das sind ja solche Monster, die da die Erde drangsalieren.

Was bis heute fehlt, sind wirkliche Strategien, um wirklich auch nachhaltig zu leben und zu wirtschaften. Das Wort "nachhaltig" wird zwar allenthalben benutzt. Nachhaltiges Wachstum zum Beispiel, aber das ist ja nun vollkommen grotesk. Und es wurde und wird natürlich viel Papier bedruckt. Was gibt es nicht schon alles für Leit- und Richtlinien, Programme, Strategien und Kram, die sich irgendwo schon im Vorwort mit "Nachhaltigkeit" rühmen. Alles Bullenscheiße, sorry, aber das meiste ist nur Augenwischerei. Denn JEDER, der irgendwie überleben will in diesem Wirtschaftssystem, MUSS jedes Jahr mehr produzieren, als Dienstleistung anbieten oder schlichtweg verkaufen. Wie soll da Nachhaltigkeit realisiert werden? 

Ich glaube, Kapitalismus, der ein ständiges Wachstum braucht, und echte Nachhaltigkeit gehen nicht zusammen. Auch wenn man uns das weismachen will. Nachhaltigkeitkeit: wenn man das wirklich leben würde, dann würde man keine  technischen Geräte  bauen, die nach Ablauf der Garantie garantiert kaputt gehen, nur um sich ein neues Gerät kaufen zu müssen, sondern Sachen, die ein Leben lang und länger halten. Dann würde man keine ständig neuen Moden generieren, nur um den Leuten den neuesten Schrott zum Anziehen zu geben, sondern Klamotten, die zeitlos schön sind (wie viele Trachten zum Beispiel. Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen, bis dies mal wer bei FB postete). Dann würde man darauf achten, dass man nur soviel entnimmt, egal was, wie nachwächst. Keine Überfischung, kein Raubbau, keine Entwaldung, um Viehfutter anzubauen. Das wäre echte Nachhaltigkeit. 

Es braucht zur Umsetzung echter Nachhaltigkeit, und somit auch zur Etablierung echter Alternativen zum kapitalistischen System, einfach nur Vernunft / Einsicht. Leider denken zwar die meisten, sie seien vernünftig, aber die meisten handeln dann doch genau entgegengesetzt, man begründet das dann gerne mit dem Zwang des (allmächtigen) Marktes. 

Das Schöne ist: es gibt doch auch viele Ansätze von Leuten, die ebenfalls von der Vision einer besseren Welt getrieben werden und in ihren jeweiligen Bereichen etwas Neues probieren. Egal, ob es der Alternativmediziner ist, der Bastler, der neue Sachen erfindet, die haltbarer sind, der Liebhaber alter Apfelsorten, der diese versucht zu erhalten, Leute, die sich in Tauschringen organisieren, alternative und lokale Währungen ins Leben rufen, Frauen, die fürs Stillen und natürliche Geburt werben ... es gibt unzählige Menschen, die jetzt schon die Zukunft leben. Und ich glaube wirklich, dass es tatsächlich eine bessere Welt wäre, die man erreichen würde, wenn man das kapitalistische System in der derzeitigen Form überkommen könnte. Die Auswüchse sind ja einfach nur noch der helle Wahnsinn! Freilich, für 10% der Leute würde es schlechter werden, aber für die restlichen 90% deutlich besser. 

Es braucht aber dazu eben auch Aufklärung und vor allem Bildung! 

Und man muss eben auch träumen können! Und daran glauben. Und sowas kann man auch von solchen Leuten wie der DFB-Nationalmannschaft lernen. Die hatten ja auch den Traum und haben daran geglaubt, den Pott zu holen. :-) Klar ist es irgendwo auch Brot und Spiele. Aber dennoch ist die Botschaft sehr viel tiefgreifender: ein Ziel haben, sein Ego zurücknehmen, als Gemeinschaft agieren und an etwas glauben und dann bereit sein, alles dafür zu tun. 

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