Wirtschaft ist immer wieder spannend!

29.01.2015 20:23

Zu diesem Thema ist mir gestern, als ich durch die Dörfer meiner Heimat gefahren bin, die ja zunehmend überaltern und unter Bevölkerungsschwund leiden, während gleichzeitig die Städte wachsen, die Frage in den Kopf geschossen: "Wieso brauchen wir überhaupt noch Dörfer?"

Diese Frage mag erstmal Kopfschütteln auslösen, aber wenn man mal genau hinschaut, ist sie aus meiner Sicht vollkommen berechtigt und ich gehe sogar noch weiter und sage: Wir brauchen keine Dörfer mehr! Mir persönlich gefällt das nicht, aber dennoch bin ich der Meinung, dass wir im Grunde kein Geld mehr auszugeben brauchen, um dörfliche Strukturen zu erhalten. Wie komme ich darauf? Im Grunde ganz einfach. Zu erst muss man mal die Frage klären, was sind überhaupt Dörfer.

Wikipedia sagt uns dazu:

Als Dorf bezeichnet man eine zumeist kleineGruppensiedlung mit geringer mit geringer, die ursprünglich durch eine landwirtschaftlich geprägte Siedlungs-, Wirtschafts- und Sozialstruktur gekennzeichnet ist. Charakterisierend ist die Landwirtschaft, doch sind auch Fischerdörfer, Flößer- und sogar Wanderhändlerdörfer bezeugt. Etymologisch bedeutet Dorf eine bäuerliche Siedlung.

Und damit ist eigentlich schon alles gesagt. Mit der Industriealisierung der Landwirtschaft, was mit einem enormen Arbeitskräfteschwund einherging, verloren die Dörfer ihren Zweck. Ihren Nutzen. Früher haben 80-90% der Bewohner eines normalen Dorfes Land- und Forstwirtschaft betrieben. Bis zu einem Punkt, wo die Flächen des Nachbardorfes anfingen. Heute arbeiten noch 1% der Menschen in einer industrialisierten Landwirtschaft. Der Rest ist in die Ballungsgebiete gezogen oder pendelt in diese, um in anderen Branchen zu arbeiten. Wenn aber keine Landwirtschaft im ursprünglichen Sinne mehr betrieben wird, so kann man niemanden böse sein, wenn er weggeht und sich in den Städten mit mehr Angebot an Arbeitsplätzen, Einkommen, Freizeitaktivitäten, Versorgung, potentiellen Sexualpartner, kulturellen Angeboten usw. ansiedelt.

Wenn man Dörfer beleben will, muss man wieder ihren ursprünglichen Zweck reanimieren. Was im großen Stil unmöglich ist, würden doch die Lebensmittelpreise sofort um das x - fache steigen. Somit ist es nur folgerichtig, dass die dörflichen Strukturen immer mehr ausbluten. Und dies in strukturarmen Gegenden um so schneller. Ich sehe hier auch keinerlei Besserung und die Vorgaben der Raumplanung, dass die Menschen überall gleich gut leben sollen, sind nur Illusion. Dinge, die ihren Zweck verlieren, sterben. Und der Zweck der Dörfer war bis auf wenige Ausnahmen die gemeinsame Landwirtschaft. Bricht diese weg, wie geschehen, dann bleibt vor allem in strukturschwachen Regionen nur noch der Tod der Dörfer übrig. Man muss nur mal den Begriff "Dorfsterben" googeln.

Es gibt natürlich schon einige Projekte, die dies aufzuhalten versuchen, aber die volle Wirkung entfalten sie nicht, denn der ursprünglichste Sinn der Dörfer ist abhanden gekommen.

Aus meiner Sicht gibt es solange kein Zurück mehr, wie die Energiepreise so günstig sind und die Produkte dadurch mit wenig Personal erzeugt werden können. Erst wenn Energie wieder so teuer ist, in dem Fall Öl, dass die Menschen keine energieintensiven Bewirtschaftungsmethoden mehr benutzen können, wird es zu einer Rückbesinnung kommen. Bis dahin kann man den Zerfall ganzer Regionen bestaunen. Obgleich die Ortschaften im "Spreckgürtel" der Städte boomen, haben die Dörfer jenseits dieser Randbereiche mehr oder weniger den Totenschein in der Tasche.

Erst wenn, wieso auch immer, die Menschen gezwungen oder gewillt sind, ihre Nahrung wieder selber anzubauen, wird es eine Wiederbelebung der Dörfer geben. Bis dahin wird die Verstädterung zunehmen und durch nichts wirklich aufzuhalten sein. Diesem Fakt muss man einfach sehen und es wird ihm auch schon in vielen Raumplanungskonzepten Rechnung getragen. Die Schweiz fängt ja schon an, alte Bergdörfer aufzugeben. Es macht keinen Sinn mehr, in entsprechende Schutzmaßnahmen zu investieren, wenn nur noch fünf 80-jährige dort wohnen. Das ist etwas, was auch schwer zu verdauen ist: man zieht sich aus dem Raum in die Städte zurück. 

Ganz anders sieht es aus, wenn man anfängt, seine Lebensmittel wieder selber anzubauen. Obstwiese, Imkerei, Schafzucht, Hühner, großer Gemüsegarten. Dann macht das Dorf wieder einen Sinn, da man hier halt entsprechende Nutzflächen und Strukturen finden kann. Das was man an Einkommensausfall hat, gleicht man mit einem Überfluss an entsprechend hochwertiger Nahrung wieder aus. Spass macht es ausserdem und für die Kinder ist es auch ein Segen. Man bleibt dann irgendwie auch im Erwachsenenalter relativ bodenständig.

Um also Dörfer wieder zu beleben, muss man sie wieder ihrem ursprünglichen Zweck zuführen: dem gemeinschaftlichen Anbau von Lebensmitteln. Alle anderen Konzepte mögen vereinzelt etwas bringen, können aber in der Masse den Trend nicht aufhalten...

Zu essen gabs heute bei mir: mittags drei Fenchelknollen, zum Abendessen gute Portion Chashews und eine große Schüssel Gemüsemix aus Möhren, Sellerieknolle, Rotkohl, Peperoni, Dulce-Algen, Gurke und Sonnenblumenkernen. Rindfleisch liegt auf dem Trockner...mal sehen obs noch was gibt. :-D

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