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23.03.2014 23:59

An- und Unan-nehmlichkeiten

... mir tun die Füsse weh! Da ich hier sehr sehr viel zu Fuss erledige, zum Teil jeden Tag mehr als 10km gehe, tun mir grade wirklich die Füsse weh. Meine Schuhe sind durchgelaufen und ich hab keine Lust mehr, jeden Tag die letzten 400m den Berg hoch zu laufen. Zumeist mitten in der Nacht, die hier gegen 18 Uhr beginnt. Und tatsächlich hat es vorgestern auf dem Nach-Hause-Weg direkt neben dem Weg im Gebüsch laut geraschelt. Muss ein grösseres Tier gewesen sein. Und offenbar gibt es hier auch eine Raubkatze mit dem Namen Jaguarundi, die hier in dem Gebiet lebt. Ich sags euch, mir standen alle Haare zu Berge! Keine drei Meter weg, im Dschungel in totaler Dunkelheit! Ich hatte ehrlich gesagt, gar keine Angst, sondern war eher verteidigungsbereit. In solchen Momenten übernehmen echt Urzeitinstinkte die Kontrolle. 

Ansonsten muss man schon sagen, dass das tropische Klima langsam auch anfängt, seine Schattenseiten zu zeigen. Infektionen der Haut sind keine Seltenheit und auch in unserer kleinen Rohkostgruppe präsent. Wir haben und hatten nun schon Pilzinfektionen, Parasiten und verschiedene Bakterieninfektionen, die auch den Einsatz von Antibiotikas notwendig machen. Ich hab eine kleine Stelle am Bein, wo ich derzeit noch nicht weiss, ob es einfach ein grosser aufgekratzter Mückenstich ist, oder schon eine Bakterieninfektion darstellt. Ein Arztbesuch kostet 60 Dollar und er verschreibt eh nur die selbe Salbe, die ich da auch grade benutze. Aber es ist eben so, dass wir hier bei ständig 30 Grad und mehr und 100% Luftfeuchtigkeit leben. Alles ist schnell durchgeschwitzt. Kühlere Tage sind sehr selten. Überall rennen Hunde rum, die mit Freuden im Dreck wühlen, nur um dann wieder den Menschen die nackten Beine zu lecken, und wenn da grade offene Mückenstiche sind... tja... 

Na ja, bisher ist bei mir alles, und ich hatte sehr viele aufgekrazte Mückenstiche, einwandfrei verheilt. Hoffe, dass das nun hier auch passiert. Googlen darf man ja zum Thema eh nicht, da kriegt man nur Schiss. Und so freue ich mich wirklich langsam wieder auf das kühlere und trockenere Wetter in Europa. Tatsächlich hab ich wirklich etwas Heimweh, was einem nachdenklich macht und man fragt sich: was ist das denn überhaupt, Heimat? Was genau vermisse ich denn hier? Und ich kann das gar nicht so leichthin beantworten. Das Heimatgefühl scheint mir so komplex zu sein wie das Wurzelwerk eines Baumes und aus vielen unterschiedlichen Erinnerungen, Gefühlen, Vertrautheiten, Gerüchen, Geschmäckern und Bildern zu bestehen. Und viele Deutsche, die hier seit vielen Jahren und Jahrzehnten leben, machen Urlaub "in der Heimat", auch wenn sie dann wieder froh sind, hierher "nach Hause zu kommen". Schon faszinierend. Auch in unserer kleinen Gruppe diskutieren wir sehr oft die Vor- und Nachteile eines Lebens hier oder in Europa. Wobei ich meine Entscheidung schon lange getroffen habe, bzw. mich nie wirklich entschieden habe. Ein Baum hat auch keine Wahl! lol Auswandern? Aber dann innerhalb Europas. Reisen? Herrlich, aber heimkehren ist auch wundervoll. Und hier ist man eben immer der Gringo. A Propos Reisen: wenn ich nochmal ne grössere Reise mache, dann im Sommer nach Skandinavien. Die Mitternachtssonne will ich einfach mal sehen!

Aber was solls... ich bin weiterhin fleissig sportlich unterwegs und trainiere oft Klimmziehen, verschiedenste Arten Liegestütze, Beugestütze, Kniebeuge und Übungen für die Bauchmuskulatur. Einfach, weil ich Lust zu habe und ich die Energie spüren will! 

Und heute darf ich mal bei einem Freund auf der Couch liegen und etwas rumsurfen. Herrlich! Wie damals zuhause in Östereich. Sonntag nachmittag auf der Couch liegen und surfen. Natürlich will ich mich auch über die Lage in Europa, Russland und der Ukraine informieren. Meine Quellen sind da die Analysen von Peter Scholl-Latour, Dirk Müller, Gregor Gysi und die Info Sendung Monitor, welche man sich auf youtube anschauen kann. Schon krass.. anscheinend gehts auch da nur ums "Essen". Also um Gas, einer Art Nahrung für die Wirtschaft. Und wer mehr davon hat, hat eben mehr Kraft. Und deswegen riskiert man anscheinend Kopf und Kragen in Europa. 

Viele sind ja vielleicht froh, wenn sie jetzt weit weg aus Europa wären, aber ich bin im Moment ganz das Gegenteil. Auch wenn meine Freunde grade hier einen lecker riechenden Chempedak futtern! hahaha.... meine französische Freundin ist echt umwerfend: sie isst einem Genuss und scheut sich das auch nicht zu zeigen...da hört man einige Male, wenn was gut ist, wie genial es schmeckt ("This is soo goood"), wie gut es riecht ("This smells so good"), und "hmmmmm", "Oh my god", "hmmmmmmmm", "whoaaaaa" .... genial, das zu erleben! Und dann haut sie rein und futtert los!! So soll es sein!!!

Kurioserweise freue ich mich grade aber auf Äpfel, Löwenzahn, Schafgarbe, Wildschwein und Haselnüsse!!! Obelix-Diät!!!:-P

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19.03.2014 14:58

Ein perfekter Tag

Ja, sowas gibt es und gestern haben wir hier tatächlich einen solchen Tag erlebt. Und was haben wir gemacht? Na dann will es mal kurz erzählen :-):

Wir sind, nachdem wir uns den Tag bevor einfach mal spontan dazu verabredet haben, früh mit dem Auto in Richtung Manzanillo aufgebrochen. Manzanillo, da fährt der Bus nur alle zwei Stunden mal hin, dreht dann um und ist wieder zwei Stunden nicht zu sehen. Es gibt dort auch kein Weiterkommen mehr. Manzanillo, das ist Endtstation! Ein kleines Örtchen ohne Durchgangsstrasse direkt am Waldrand gelegen. Ein paar Häuser, ein paar Restaurants, ein paar Fischerboote schaukeln verträumt im Wasser und ein kleiner Tante-Emma-Laden in knallblauer Farbe, mehr gibts da nicht. Und was macht man da? Na Urlaub! :-)

Denn von dort geht ein schöner Wanderweg ca. 6,5 km direkt durch den Wald an abgelegene Fincas und wunderschönen kleinen Stränden vorbei nach Punta Mona, ein weiteres, noch kleineres malerisches Örtchen direkt an der Karibiküste. Vollkommen abgelegen, kaum Menschen, aber ein echt schöner Strand. Das war also unser geplanter Tagesausflug.

Und so sind wir bei perfekten Karibikwetter, also um die 30°C und blauer Himmel, gegen neun los. Die Strecke geht von Hone Creek über Puerto Viejo nach Manzanillo. Ab Puerto Viejo kann man rechts und links der Strasse viele Hostels, Hotels, Restaurants, Spas und Lodges sehen, die im Grossen und Ganzen sehr liebevoll in die Natur eingefügt sind. Das Gebiet ist auch unter Schutz gestellt worden und wie ich mal von einem Einheimischen hörte, musste da sogar mal ein Hotel wieder abgerissen werden, dass da irgendwo stand. Diese Aktion hat die Präsidentin sogar selber vorangetrieben. War anscheinend ein riesen Ding hier.

Und so sind wir dann auf nach Manzanillo. Und was macht man, wenn man abends noch Durian essen möchte? Besorgen! Also haben wir vorher noch eine Finca auf dem Weg besucht, wo der Besitzer vor ca. 20 Jahren viele Durianbäume gepflanzt hat und die in den letzten Wochen hier quasi die Grundversorgung gesichert haben. Der Standort ist auch eine Art Geheimnis...lol...Dort haben wir einfach noch ein paar Duriane bestellt, die wir dann abends mitgenommen haben. Dort traf ich auch  ein Indianermädchen, dass ich dankenswerterweise fotografieren durfte .

Nachdem wir dann in Manzanillo angekommen sind, sind wir, eine Gruppe von vier Leuten, auf nach Punta Mona. Quer durch den Wald, über Stock und Stein, zuerst an wundervollen palmengesäumten Stränden, atemberaubenden Aussichtspunkten, schönen Häuschen und Fincas vorbei, später dann durch dichten Dschungel und ursprünglichen Wald. Wundervoll!!! Wir konnten Schlangen sehen, einen Skorpion, Seeadler, Schlangenadler und viele Golden-Web-Spiders. Das Tempo war hoch, wir sind ja ne fitte Truppe, und haben ca. eine Stunde für den Weg gebraucht. Unterwegs gabs noch perfekt reife Wasseräpfel zu futtern, ok, mir hat man gesagt, sie seien perfekt. :-)

Nachdem wir in Punta Mona angekommen sind, schwitzend und etwas aus der Puste, sind wir baden gegangen, haben uns in die Sonne gelegt, um uns trocknen zu lassen und haben später Kokosnüsse und Durian, Melonen und Wasseräpfel gefuttert. Wir haben geschwatzt, gelacht, sind auf die Kokospalmen hochgeklettert, um die leckeren, ja perfekten Kokosnüsse zu ernten. Super.

Nach zwei Stunden gings wieder zurück, wieder in relativ hohem Tempo, teilweise sind wir gesprungen und über die Bäume balanciert. Parkour light. Auf halber Strecke haben wir nochmal perfekte Wasseräpfel geerntet und dann kam das eigentliche Highlight: der Wald in der tiefer stehenden Abendsonne. Lichtdurchflutete Vegetation, gigantische Baumriesen und dieses fette, üppige Grün. Am Strand dann tiefblaues Meer, gelb-oranger Sand. Das Licht tauchte alles in eine warme Farbe. Wir waren richtig ausgelassen, etwas erschöpft von den insgesamt 12 Kilometern und haben die Abendstimmung dennoch voll genossen. Das Meer brandet an den Strand, Boote liegen im Wasser, der Dschungel mit all seinen Geräuschen im Hintergrund. Was für ein Ambiente. 

Weiter ging es dann noch, um die Duriane abzuholen und dann gings wieder zurück nach Hause. Ein perfekter Tag!

Für Fotos einfach hier klicken!

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16.03.2014 11:52

Rifftauchen und andere Spässe

Gestern waren wir mal wieder in Puerto Viejo baden. Was irgendwie immer ein Riesenspass ist, solange niemand auf einen stachligen Giftfisch tritt oder man in einen seeigelverseuchte Flachwasserereich abgetrieben wird. :-)

Na jedenfalls gibt es dort eben ein sehr schönes Riff, das verschiedenste Becken und andere Formationen bildet, welche man bei klarem Wasser auch super "abschnorcheln" kann. Ok, ganz intakt ist es nicht mehr, dazu ist es einfach zu nah an den Bereichen menschlicher Besiedelung mit all den üblichen Problemen, die daraus erwachsen, aber die Brandung ist beherrschbar und nicht zu unangenehm. Die Karibiküste Costa Ricas gilt ja auch als der eigentliche Schnorchelspot hier. Man sieht im Riff vor Puerto Viejo eine ganze Menge bunter Fische, die zum Teil auch Reviere bilden und ihren Bereich gegen Eindriglinge verteidigen, oder welche, die Schwärme bilden und Arten, die den Algenaufwuchs abknabbern. Weiterhin gibt es Schnecken, Korallen und Algen, die sich in der Brandung wiegen, zu bewundern.

Also hab ich mir auch eine Taucherbrille besorgt und wir sind wieder mal schnorcheln gegangen. Gestern dann hab ich einen Bereich im Riff entdecket, wo die Korallenstöcke quasi einen mehrere Meter abmessenden Überhang über dem eigentlichen Untergrund bilden. Man kann sich die Form vielleicht wie einen gigantischen Pilz vorstellen. Ich hab mir dann mal ein Herz gefasst und bin quasi mal unter das Korallenriff getaucht. Ich bin immer noch begeistert! Man schwimmt dann wirklich unter dem Korallenstock durch. Natürlich muss man da höllisch aufpassen, dass man nicht zu weit reinschwimmt, sonst geht einem die Luft aus und man ist noch lange nicht oben. Aber so hat es echt auch was von einem Nervenkitzel. Ich bin da einige Mal runter getaucht und hab mir quasi das Riff von unten angeschaut. Zum Teil schaut man dann in die Dunkelheit, und der Geist hat genug Zeit, sich einige Dinge auszumalen, die da lauern könnten. Ein grösserer Fisch, der sich dann vielleicht bedroht fühlt und attackiert ist noch das Harmloseste. Das machts aber alles noch spannender. Klar, manchmal liege ich dann abends im Bett und denke: "Was hätte da alles passieren können!", aber zu zimperlich darf man auch nicht sein und solange man nicht übermütig wird, passt es eh.

Später kamen dann noch zwei junge Deutsche dazu und die haben dann tatsächlich in einer kleinen Höhle im Riff in ca. 2m Tiefe einen Teufelsfisch entdeckt, der sich dorthin zurückgezogen hatte. Diese Fische sind echte Schönheiten! Aber leider auch giftig, so dass da etwas Vorsicht geboten ist. Anscheinend sind sie wohl auch gar nicht heimisch an der Atlantikküste vor Costa Rica, sondern dort eingeschleppt worden. Das Problem der sogenannten "invasiven Arten" gibt es eben wirklich mittlerweile überall auf der Welt, wobei ich jetzt nicht im Detail weiss, ob die Teufelsfische da dazugehören.

Zum Abschluss des Tages sind wie dann noch wie die Affen von Ast zu Ast gesprungen, war ne echte Mutprobe, und in den Bäumen rumgeklettert. Ich hab im Übermut einen dicken Ast abgebrochen und mir somit den Unwillen meiner Kumpels zugezogen! lol "Muss doch nicht sein!". Ich sags ja: solange man nicht übermütig wird....

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Wenn man insgesamt gerne Wildtiere beobachtet, dann ist aus meiner Sicht Cahuita ein perfekter Platz. Hier gibt es nicht nur den Cahuita - Nationalpark, sondern hier tummeln sich einige grosse Brüllaffenfamilien, die man auch mal ganz einfach beim Spazierengehen oder Kokosnussorganisieren beobachten kann. Aufpassen, manchmal werfen sie mit Scheisse! Einmal kamen sie auf das Grundstück eines befreundeten Rohies, der dort grade lebt, wo man die Affen quasi aus wenigen Metern beobachten konnte. Einer war später aber so irrsinnig, in die Stromleitung zu springen, was in einem grossen Knall und Funkenflug endete. Ich glaube, er ist auch Tage später an seinen Verletzungen eingegangen. Auch einen Nachtaffen haben wir gesehen, wie er auf der Telefonleitung rumrannte.

Faultiere haben wir mittlerweile so viele und von so nah gesehen, dass sie schon quasi zum "Inventar" gehören. Einmal kletterte eines nur wenige Meter neben der Strasse die Palme hoch, um sich dann auf den nächsten Meermandelbaum zu begeben, und das sogar recht zügig, einmal sass eines in einer kleinen Palme, wo wir Kokosnüsse ernten wollten. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich es sogar den A**** kraulen können, so nah war das. Vielleicht zwei Meter weg. Und vor drei Tagen dann hing eines im Telefonkabelsalat über der kleinen Strasse vor dem Haus eines befreundeten Rohkostpärchens. Wir standen dann drunter und konnten es aus gut drei, vier Metern beobachten, wie es da faul rumhang und sich dann später wieder in die Bäume zurückzog.

Auch Iguanas, also Leguane, sieht man immer wieder, auch Eichhörnchen, wobei es ja hier keine Eicheln gibt :-P, dann natürlich auch viele verschiedenste Vogelarten. Einige klingen ähnlich wie Amseln, so dass man meint, man sei nicht in Costa Rica, sondern in Europa. Der Gesang der Vögel ist hier sehr abwechslungsreich und zum Teil schlichtweg atemberaubend. Der Housekeeper meines Vermieters, ein Einheimischer, ist sehr naturverbunden und hat mir schon einiges gezeigt, wie einen relativ grossen Vogel, der recht einsilbig, aber markant und laut in der Nacht ruft und den wir mit einer Lampe ausfindig machen konnten, und erklärt, wie sie auf spanisch heissen und mir etwas etwas über ihre Biologie erzählt. Dann hab ich eine ungiftige zwei Meter Tigerschlange und eine wunderschön gemustert Boa constrictor beobachten können, die nur wenige Meter und im Falle der Boa sogar nur Zentimeter vor mir über den Nach-Hause-Weg krochen. Beeindruckende Naturerlebnisse! Und eine Freundin hat sogar Krokodile gesehen...

Aber es gibt auch heikle Situationen. So ist diese Freundin von mir beinahe auf eine Korallenschlange getreten, die grade den Waldweg überquerte, der zu meinem Appartment führt. Und ich selber hatte, wie schon mal geschildert, ebenfalls eine Giftschlange vor der Tür sitzen, auf die ich fast getreten wäre. Die Korallenschlange war wohl wirklich eine der giftigen und meine Freundin hat wirklich einen Sprung gemacht, um nicht draufzutreten. Adrenalin pur! Die Schlange war aber Gott sei Dank ein Schiesser und wollte ebenfalls nur noch weg. Auch ist ein Freund von mir auf einen Teufelsfisch getreten, als wir im Riff unterwegs waren. War aber nach anfänglichen Brennen, wie bei einem Bienenstich, Gott sei Dank schnell wieder vorbei. Und natürlich gibt es die üblichen Plagegeister, die einem so manchen Abend oder Badespass versauen können: stechende Moskitos, pickende Sandflöhe, beissende Sandfliegen und blutsaugende kleine dicke Fliegen, die am liebsten auf die Füsse gehen sowie kleine Ameisen, die einen beissen, zwicken und mit brennender Ameisensäure besprühen, wenn man in deren Nähe gerät. Echt übel zum Teil. Was aber in allen Fällen wirklich hilft ist Zitronensaft. Da verschwindet der Juckreiz schnell und und ärgerer Stiche heilen schnell ab.  

Ich denke oft auch an meine Nächte im Ennstal zurück, wo ich Wachtelkönigmonitoring gemacht habe. Es ist grade nachts immer wieder beeindruckend, was man alles an Gesängen, Rufen, Geräuschen und Lauten vernimmt (und was man nicht alles an Gänsehaut erlebt, wenn es im Gebüsch raschelt oder ein Köter von einem grade passierten Grundstück rausgeschossen kommt). Und wenn man dann in der Dunkelheit nach Hause geht, wird um umschwirrt Fledermäusen, und die Insekten, Frösche und Vögel veranstalten ein gigantisches Konzert.

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Unsere Gruppe hier dünnt aber so langsam aus. Nachdem jetzt schon ein Kumpel heim geflogen ist, um wieder arbeiten zu gehen, fliegen morgen wieder zwei befreundete Rohies heim, mit denen ich die letzten zwei Monate viel Zeit verbrachte und die ich als sehr nette, unkomplizierte und umgängliche Menschen kennenlernte, mit denen man gut reden und Spass haben konnte. Und in drei Wochen fliegen wieder welche heim. Bei mir siehts so aus, dass ich wohl um den 21.Mai 2014 wieder mit dem Schiff nach Europa fahre... irgendwie freue ich mich auch drauf. So war ja auch mein ursprünglicher Plan und dann warten wieder neue Aufgaben. Hoffentlich heisst es dann: Batterien wieder aufgetankt! :-)

Und das hab ich dann wohl auch den Unmengen an gekeimten Kokosnüssen zu verdanken, die ich hier so verdrücke! Vor drei Tagen hab ich wohl neun Stück zu einer Malzeit gegessen und zwei Tage vorher 15 Stück bei zwei Malzeiten! Konnte garnnicht mehr aufhören. Und die liegen hier zumeist einfach so unter den Palmen rum, weil die niemand nutzt und sind somit völlig kostenlos. Herrlich!!! Manche waren sooo gut, dass es mit fast die Schuhe ausgezogen hat! Himmlische Phase pur! Aber wehe, man erwischt mal eine vergammelte. Dann ist echt Alarm angesagt! Ein befreundeter Rohi wollte mir eine aufschlagen und da kam die Brühe schon gespritzt. Man macht sich einfach keine Vorstellung von diesem Gestank. Wie Kotze, Pisse und Scheisse zusammen. hahaha.. Sorry, anders kann ich es nicht ausdrücken. Das riecht so übel! Und blöd, wenn man es dann über den ganzen Körper verteilt bekam. Und das bleibt dann auch in der Nase, obwohl alles abgewaschen ist. Wie gesagt, ganz ganz übel!!! lol

Ansonsten bin ich immer noch auf einer fruchtzuckerfreien Diät. Sprich, ich esse null fruchtzuckerhaltige Früchte. Avocados, sowie Gurken und Tomaten ok, aber nichts, was nennenswerte Fruchtzuckermengen enthält. Vielleicht mal ne Zitrone ans Wasser, mehr nicht. Und das hier in Costa Rica, wo es grade Früchte in Hülle und Fülle gibt. Aber sie riechen mir nicht besonders. Zum Teil wie nichts, was man essen kann...Schon eine interessante Erfahrung! Na ja, so bleibt eben mehr für meine rohen Kollegen hier! Ein Esser weniger, mit dem man Durian und Jackfrucht teilen müsste!!! :-P

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10.03.2014 10:04

Die lieben Gewohnheiten

So, endlich komme ich wieder mal dazu, etwas hier in meinem Blog zu schreiben. Wie gesagt, ich habe leider nicht immer Internet zur Verfugung und da es auch kostet, wenn ich ins Internetcafe gehe, entscheide ich mich im Zweifelsfall gegen einen Beitrag hier. Zeit ist eben auch hier Geld. Wobei die Ticos ja eher die gemütliche Truppe sind. 

In letzter Zeit ist mir vor allem die Frage durch den Kopf gegangen, inwieweit wir wirklich von Instinkten und natürlichen Regelmechanismen getrieben werden, oder ob vieles nicht schlicht und einfach Gewohnheiten sind. Man gewöhnt es sich an, bzw. hat es sich angewöhnt, so zu essen, wie man grade isst. Und meint dann, das wären die Instinkte. Mir ist das sowohl bei mir, als auch bei anderen aufgefallen, dass doch vieles sehr gewohnheitsmässig aussieht. Auch bestimmte Abneigungen und Präferenzen scheinen mir einfach ein Akt der Gewohnheit zu sein. Mehr als wir es vielleicht wahrhaben wollen. Und deswegen ist es vielleicht auch so wichtig, sich dieser Gewohnheiten bewusst zu werden und dann gesunde Gewohnheiten zu etablieren. 

Wenn man mal davon ausgeht, dass vieles tatsächlich einfach ne Art Gewohnheit ist, dann ist es eben besonders wichtig, diese mal zu untersuchen und zu schauen, ob man auch wirklich eine ausgewogene Rohkost praktiziert. Oder ob man sich einfach eine unausgewogene Rohkost angewöhnt hat. Warum auch immer. Ich komme ja immer mehr auf den Trichter, das wir einfach auch Kultur-Wesen sind, die eben NICHT jeden Tag die volle Orkos / Tropenkost / was auch immer - Palette zur Verfügung haben, aus der man rein instinktgesteuert auswählt, sondern dass wir uns einfach entlang unserer Präferenzen hangeln und diese irgendwann unsere Essgewohnheit werden. 

Ich hab mir zum Beispiel angewöhnt, oder besser: abgewöhnt, Obst zu essen, weil ich es nicht gut vertrage. Das war und ist aber einfach auch ein Akt der Gewohnheit, die mit bestimmten Bedingungen beginnt, sagen wir eben ein Unwohlsein, dann aber irgendwann ein Selbstläufer wird. Desweiteren hab ich mir angewöhnt, tierische Produkte vornehmlich am Wochenende zu essen, weil ich hier gleichzeitig Zeit zur Entspannung und Regeneration habe, bzw. hatte. Unter der Woche war es einfach nicht passend. Darauf wurde eine Gewohnheit. Und oft hatte ich dann auch pünklich zum nächsten Wochenende "Bedarf". Lustig, oder? 

Oft sehen wir die Dinge einfach zu kompliziert, versuchen da irgendwelche Bedürfnisse, Entgiftungen und weiss der Fuchs nicht alles rein zu interpretieren, dabei sind sie aber meist recht einfach, oder einfacher als wir glauben. Und deswegen sehe ich es als sehr wichtig an, sich eben auch mal seine Essgewohnheiten genau anzuschauen und zu hinterfragen. Sind die erstmal vollwertig? Sind sie ökologisch vertretbar? Habe ich mir angewöhnt, eine Mangelrohkost zu praktizieren? 

Mir ist diese Frage jetzt bewusst geworden, weil ich hier mit vielen Rohies Kontakt habe, und jeder hat nach einer Weile einfach SEINE Essgewohnheiten, die mir kaum nach wirklicher Instinktsteuerung aussehen. 

Ich persönlich lebe hier recht einfach mit viel Gemüse, Kokosnüssen, Avocados, Sesam, Tomaten, Gurken und Rindfleisch, was ich mir gewohnheitsmässig etwas antrockne. Gewohnheitsmässig gehen wir Freitag zum Markt nach Puerto Limon und Samstag haben wir uns angewöhnt, nach dem Markt in Puerto Viejo noch baden zu gehen. Ich hab mir angewöhnt, alles zu Fuss zu bewältigen, früh schlafen zu gehen, Sport zu treiben, morgens Gitarre zu spielen und gekeimte Kokosnüsse zu essen.

Ich mach mir da nichts mehr vor: wir sind viel mehr Gewohnheitstiere als wir wahr haben wollen. Und deswegen ist es eben so immens wichtig zu schauen, ob ich meine gewohnheitsmässige Diät, also das , was ich über lange Zeit als Handlungen etabliert habe, so dass sie nun mehr oder weniger auomatisiert ablaufen, auch so ausgewogen gestalte, dass ich keine Mängel heraufbeschwöre. Bedarf? Instinkt? Spielt unbestritten seine Rolle! Aber man unterschätze eben nicht die wahre Macht der Gewohnheiten. 

Ich konnte ja auch bei einen Beginner-Rohies gut beobachten, wie das so abgeht: man beginnt die Rohkost, nachdem man irgendein Buch gelesen hat, dann beginnt man mit dieser Diät und irgendwann hat man dann bestimmte neue Essgewohnheiten etabliert. Natürlich HOFFT man, dass diese besser und gesünder sind wie die der anderen Menschen, aber man weiss das natürlich nicht wirklich zu 100 Prozent. Aber oft meint man es. So wie der eine nette Kanadier, den ich hier getroffen habe. Der war bzw. ist auf einer 80|10|10 Diät mit vielen Früchten wie Bananen, SEHR vielen Bananen. Er hat dann auch einen recht verkopften Ansatz gehabt und mal ausgerechnet, was er so pro Tag an Kalorien braucht. Dazu hat folgenden Ansatz verfolgt:

Kalorienbedarf pro Tag bei hoher Aktivität: 3.500 Kalorien

Kalorienbedarf des selben Tages für Erholung und Grundumsatz: 3.500 Kalorien

Summe: 7.000 Kalorien pro Tag.

Wo ich das gesehen habe, ist mir glatt die Kinnlade runtergefallen. Eine tägliche Kalorienaufnahme von 7.500 Kalorien. WOW...und der Junge war höchstens 65kg schwer. Und das alles zumeist in Form von fruchtzuckerlastigen Produkten wie Bananen und Mangos, Melonen, Ananas und Papayas. Da hat man irgendwann wirklich keine Fragen mehr. Aber so entstehen Gewohnheiten; wo man auf den ersten Blick erkennt, dass da was nicht ganz stimmig ist. Er war natürlich von der Richtigkeit seines Ansatzes überzeugt. Dr. Graham weiss ja schliesslich, von was er redet! lol

Und so wird eben aus einer Idee irgendwann Handlung und aus vielen Handlungen Gewohnheiten, die oft sehr viel weniger mit Instinkten und Bedürfnissen zu tun haben als man denkt, sondern einfach irgendwann zur Gewohnheit wurden.

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27.02.2014 12:21

G.C. Burgers Antwort zum Thema Veganismus und Insekten

Hier die Antwort von Guy-Claude Burger zum kürzlich "hochgekochtem" Thema Veganismus, Vortrag Rohkosttreffen 2013, Insekten. 

Vegan Antwort 140225c à MB .pdf (10480)

Viel Spass beim Lesen!

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27.02.2014 10:30

Der Wankelmütige

Gestern hatte ich in einem Gespräch mit befreundeten Rohis plötzlich die echte Eingebung, wieso ich eigentlich im Grossen und Ganzen nun mehr seit 13 Jahren ohne Mängel und Gewichtsproblemen roh gelebt habe, immer recht fit dabei war und immer hohe Leistungskraft hatte. Und nie in den Kochtopf zurückfiel. Was war eigentlich mein Geheimnis? Na ja, eigentlich war es ganz einfach: All die Jahre hab ich immer soweit es ging instinktiv gelebt, immer der Nase nach, dem Geschmack nach und der Lust nach und immer wieder das gegessen, was mir echt mono, also das Produkt ohne es zu verändern, am besten schmeckte. Dabei war ich aber nie mäcklich, also zu pingelig, wenn es mal nicht ganz perfekt war von der Reife, oder auch wenn mal nicht alle Produkte, auf die ich Lust hatte, da waren. Und ich war immer ein guter Esser. Und ich war immer voller Urvertrauen und wurde oft zum nächsten Schlüsselprodukt geführt. Auch hatte ich nie Hemmungen, tierische Produkte zu essen und auch in dem Zustand, wie ich sie eben am liebsten mochte. 

Aber immer wieder hat es mich, mit konstanter Regelmässigkeit, in eine Art Unzufriedenheit geführt, die ich dann mit verschiedensten Salaten begegnet bin. Oder ich hab einfach im Mund gemischt, oder ich hab einfach Produkte etwas gesalzt. Zumeist gab es dann sehr viel mehr Gemüse, sehr viel mehr Wildkräuter, und zumeist hab ich mich dann auch wieder sehr ausgeglichen und ausbalanciert gefühlt. Und das, obwohl ich zuvor auch Gemüse und Wildkrauter gegessen habe.  

Ich war auch immer schwach und undogmatisch genug, dass auch ohne grosse Gewissensbisse zu machen, auch wenn ich schon mal zu hören bekam, dass ich ja dann nicht mehr richtig "instincto" esse. Na gut, mich hat das wenig gejuckt. Schlussendlich muss ich mich in meinem Körper wohlfühlen. Und solange der Gegenüber nicht mindest eine ähnliche Leistungskraft hat wie ich, ist es ja eh ein Schrei aus der Grube. 

Man kann also sagen, ich hab immer lange und ausdauernd instinktiv gelebt, bis ich irgendwie doch unzufrieden wurde und dann hab ich wieder ne Weile Küchenrohkost gemacht, bis mir die wieder genug war und dann gings wieder von vorne los. Ich hab mich dann auch oft gefragt, wieso ich "Instincto" nicht unendlich lange "durchhalte" und es kamen mir viele Antworten, aber im Grunde war es einfach, dass ich entweder meine Freiheit haben wollte und / oder die instinktive Ernährung doch irgendwann zur Unausgeglichenheit führt. 

Und das ist ein wichtiger Punkt: wir Menschen sind auch Kulturwesen und sind zumeist als Kinder auf einer Mischkost gross geworden. Und der Körper kann vielleicht bestimmte Stoffe einfach im Verbund mit anderen besser aufnehmen. Das beste Beispiel sind ja hier die fettlöslichen Vitamine, die man besser verwertet, wenn man sie mit etwas Fetthaltigem kombiniert. Oder das Vitamin D aus Pilzen, die auch Fett brauchen, um aufgenommen zu werden. Vielleicht hab ich deswegen Pilze gerne im Salat gehabt, zusammen mit was fettigem wie Avocado, Sesam oder auch Hafer.

Schlussendlich hab ich also immer so gegessen, wie ich Lust hatte und wie es mir schmeckte. Hauptsache roh und nicht zu kompliziert (Gourmetrohkost hab ich nie gegessen). So hab ich meinen Körper bis jetzt ganz gut im Schuss gehalten, hatte bisher keine gröberen Mängel, war immer muskulös und hab auch immer leicht Muskeln aufgebaut. Oft waren die Leute ja ganz erstaunt, wenn sie hörten, ich seh roh. Du siehst ja ganz normal aus. Ja klar, wieso auch nicht.

Versteht mich nicht falsch: ich möchte mit keinem Wort den Wert der instinktiven Rohkost schmälern und ich würde jedem raten, sich so instinktiv wie möglich zu ernähren. Weil es eben erstmal am schnellsten zu den himmlischen Phasen führt und man in weiterer Folge eben immer schärfer merkt, was man braucht! Aber eben nicht sklavisch, sondern mit Augenmass! Und je schärfer die Instinkte sind, desto treffsicherer stelle ich auch mal meinen Salat zusammen, wenn ich doch mal unzufrieden werde. Das hat mich ja oft so erstaunt, dass ich, obwohl der Körper ja "getäuscht" wurde, wenn ich mische, doch die "Zutaten" zumeist "aus dem Bauch raus" richtig dosiert habe, ohne mich danach voll und unwohl zu fühlen. 

Ein Beispiel ist hier echt interessant, vielleicht hab ich es sogar schon gebracht: vorigen Herbst hatte ich enormen Bock auf Löwenzahn. Ich bin auf die Wiese und alles roch herrlich nach Löwenzahn. Ich konnte aber nur ein paar Blätter essen, bevor es bitter wurde. Dennoch hab ich mir eine grosse Tüte gepflückt und mir einen Salat gemacht. Theoretisch war ich jetzt vollkommen überlastet. Aber was soll ich sagen? Anderntags roch die Wiese auch wieder super nach Löwenzahn und ich hab mir wieder welchen gepflückt für den Salat. Und das ging fast 14 Tage so. Die Salate, das muss ich vielleicht noch ergänzend erwähnen, waren IMMER Grünzeug / Fett + Salz basiert. Also immer diese Kombination war es, die ich in verschiedensten Varianten je nach Gusto zusammenstellte. 

Immer Grünzeugx / Gemüse plus etwas Fetthaltiges wie Avocado oder Sesam und Salz.

(Öle verwende ich nicht, weil zumeist nicht roh).

Seht ihr was? Das waren jedesmal richtige Bomben an Mineralstoffen und fettlöslichen Vitaminen!!! Vielleicht ermangelt es der reinen instinktiven Ernährung etwas daran. Vielleicht isst man einfach nicht genug dieser Sachen, wenn man alles mono und einzeln für sich isst. Und das vor allem, wenn man eben auf Mischkost gross wurde. 

Hier in Costa Rica ist man ja irgendwie im Paradies und dennoch sind mir hier einige Rohies begegnet, die sich nach einer Weile sehr unwohl fühlten und immer wieder von was Gekochten fanatsiert haben. Das muss man auch verstehen! Wenn der Körper unzufrieden wird, dann greift er auf die alten Notfallprogramme zurück und will das Ernährungsexperiment nicht fortsetzen, sondern, um Schaden zu verhindern, auf das zurückgreifen, was er kennt. Und da wir alle auf Kochkost gross wurden, ist es zumeist etwas aus diesem Kontext. Passiert sowas, heisst es sich ganz offen machen, alle Ideologien über Bord werfen und sich diesem Bedarf im rohen Kontext annähern. Schlussendlich konnte da auch ein Salat helfen. Klar muss man sich dann auch wieder an diese Mischkost gewöhnen, weil alles mono ist schon leichter verdaulich, aber was nutzt alle Leichtverdaulichkeit und Reinheit, wenn ich am Ende wieder im Kochtopf sitze? Gar nichts. Also Schluss mit den Ideologien. Sondern es ist doch die Kunst, sich im Rohen Kontext so zu ernähren, dass man eben besser und gesünder ist als sein eigenes kochendes Selbst es wäre. Und dazu, das wird mir immer klarer, MUSS man Blockaden, Theorien und Ideologien überwinden. Wer irgendwo steckenbleibt, wird scheitern, wer irgendwo seine Blockaden nicht überwinden kann, wer nicht fähig ist, aus seinem Ideologiekäfig rauszukommen, wer sich sklavisch an irgendwelche Theorien klammert, wird scheitern. Es MUSS so sein, weil es ein integraler Bestandteil des LEBENS ist, sich zu entfalten, zu gedeihen und zu fliessen. Und da ist jede Anhaftung, jede Theorie, jede Blockade etwas, was dem entgegensteht. Alle, die Rohkost machen, wollen wohl unterbewuust genau dieses Lebendige und Gesunde wieder spüren, dieses Leben, was dann in einem pulst. Und wie tragisch ist es, wenn sie dann doch in die Falle dieser ganzen Blockaden, Theorien und Ideologien versacken. 

RAUS DA! Lebendig sein heisst frei sein, selbstverantwortlich sein und mutig sein! Offen sein und nicht einem Guru zu folgen. Jeder ist sein eigener Guru, wenn er es nur mal erkennen würde. 

Es braucht einfach den Mut, das Richtige zu tun! 

Und zum Richtigen wird man vom Leben immer wieder geführt. Auch das MUSS so sein, denn das Leben will gedeihen und will diese Blockaden überwinden! Nur muss man eben auch den Mut haben, das zu erkennen und entsprechend zu handeln. 

Und das Richtige fühlt sich dann auch richtig an!!

Alles andere sind nur Ausreden. Wie gesagt, wer in Ideologien, Blockaden und Theorien verhaftet bleibt, wird scheitern. Wie hat schon Laotse erkannt: das Weiche, Flexible, Anpassungsfähige überwindet das Starre. Und eben erwähnte Blockaden und Co. sind ja der Inbegriff des Starren. 

"Tja, die Kleine hat mich weich gemacht!" :-)

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25.02.2014 10:18

Wenn der Körper Verdauungskraft verliert...

Gestern hab ich ja mal versucht, den Zustand der Rohkostszene, so wie ich ihn sehe, kurz zu beleuchten. Es kam ja auch das Problem der mangelnden Verdauungskraft zur Sprache, die mit einer längeren falschen und zu "feinstofflichen" Rohkost unweigerlich passiert. Da kann ich selber aus erster Hand berichten. Ich hab hier in CR ca. 4 volle Monate ohne Salz gelebt. Genau genommen seit Mitte Oktober 2013 bis ca. Mitte Februar 2014. Und was passierte? Ich hab irgendwie die Fähigkeit verloren, Fleisch und insgesamt gröbere Nahrung adequat zu verdauen. Und das kam nicht von jetzt auf Gleich, sondern schleichend. Und noch was war interessant, man verliert dann auch irgendwann den Appetit auf diese nährenden und kräftigenden Produkte und präferiert dafür leichter verdauliche Produkte. Was natürlich, das MUSS einleuchten, schon mittelfristig zur Unausgeglichenheit und später einfach zu Mängeln führt. 

Ich hab mich dann hier mit einer befreundeten Rohköstlerin unterhalten, der es ähnlich ging. Also das sich ein Stück Fleisch im Bauch wie ein Stein anfühlt und man irgendwie das Bedürfnis hat, Salat oder was anderes nachzuschieben, um es aus dem Magen in den Darmtrack zu befördern. Das Ganze geht natürlich mit einem Gefühl des Unwohlseins einher. Da hat man einfach irgendwann keine Lust mehr, solche Produkte zu essen. Das Ergebniss ist oben schon erwähnt. Und anscheinend ist Magensäuremangel ein weit verbreitetes Problem. Ich hoffe, sie kann mir den Artikel mal verlinken. Als ich noch in Europa weilte, war das ein mir vollkommen unbekanntes Problem! Ich hab ja zum Teil ein ganzen Hühnchen mit samt allen essbaren Knochen gefuttert! Alles ohne geringste Probleme. Ich war eine Hyäne, ein Wolf und ein Tiger in einem! Hätte ich einen Nagel gegessen, ich hatte in in seine Fe2+Ionen aufgespalten und verdaut. Und nach 4 Monaten ohne Salz liegt mir Fleisch wie ein Stein im Magen. Ich war mutiert, zu einem Schatten meiner selbst, ein weichgewordenes Brötchen, auf Kranken- und Schonkost angewiesen, ohne Mumm und vor allem BISS. 

Das ging so weit, dass ich eines nachts aufwachte und feststellte: ich esse KEINEN Bissen mehr, ohne vorher Salz zu organisieren. Und Gott sei Dank hatte eine befreundete Rohkostlerin noch Meersalz aus Europa da...und ab da hab ich Salz geschleckt, Fleisch mit Salz gegessen, Gemüse etwas gesalzt und an die Avos Salz gemacht. Langsam wurde ich auch wieder eine Hyäne, ein Wolf und ein Tiger... alles geht gut durch und ich kann meinem Bedarf folgen! Und da kam ich doch ins Grübeln, weil ich Salz mono nur kleinste Mengen essen konnte und Meerwasser auch nicht viel ging. Es schmeckt ja auch etwas fischig. Also instinktive Rohkost wieder über Bord gekippt, man ist ja flexibel und Salz ans Essen getan. Und siehe da! Ich hab wieder Lust auf Hühnerknochen. Gestern lag alter am Bus, den hätte ich fast gegessen. Weil da ist ja auch viel Kalzium drinne, was man braucht für starke Knochen, schöne Zähne und vieles vieles mehr. 

Gottsei dank hat mir damals 2001 auch im Forum vom Müller-Burzler jemand auf die Salzproblematik aufmerksam gemacht. Ohne Salz werden Proteine einfach nicht mehr richtig aufgeschlossen und fangen im Darm an zu faulen. Grade Fleisch. Und da sag ich mal zum Henning: Danke!! Das hat mir viel Ärger erspart. Und wie war das: alle Naturvölker verwenden etwas Salz. 

Was mich aber irritierte: anscheinend reichte die Menge, die ich mono essen konnte, einfach nicht aus! Und Gott sei Dank war ich wieder schwach genug, meiner Intuition und meinem gesunden Menschenverstand zu folgen, auf die Theorie der instinktiven Rohkost zu sch***** und hab einfach mein Essen ausreichend gesalzt! lol Ist ja auch logisch oder? Und wie das geschmeckt hat!!! Und jetzt merke ich, dass der Bedarf wieder nachlässt und ich ich wieder mehr ohne Salz essen will. Problem pragmatisch gelöst, was will man mehr? lol Und wie viele kränkeln und theoretisieren da jahrelang (!!!) dran rum. Unglaublich. Nur weil sie irgendwelchen Theorien (kein Salz essen, nichts salzen) anhängen. Und das meine ich mit: normal werden und normal essen! Den gesunden Menschenverstand benutzen. 

Mir ist auch der Gedanke gekommen: wir sind als Spezies ja nun seit hunderten Generationen auf eine Mischkost gross geworden. Und vielleicht spielt das auch noch ne Rolle, wieso es mono nicht so klappte, mit der Wiederauffüllung der Reserven, oder besser: der Wiederherstellung einer vernünftigen Verdauungskraft. Auch sind Salzstellen und Salzlecken ja schon lange dafür bekannt, das diese von Tieren aufgesucht werden und zwar regelmässig und das selbst Gorillas gefährliche Aufstiege wagen, nur um an Salzstellen zu kommen. Auch haben sich die ersten Siedlungen der Menschen wohl um solche Salzlecken und Salzadern gebildet. Und es wurde damit danach reger Handel getrieben, weil andere Menschen ja auch Bedarf hatten. 

Ich hab ja gestern mal anhand des Beispieles der Abstufung der "Feinstofflichkeit" der Rohkost versucht zu zeigen, dass man schnell mal einen Mangel haben kann, wenn man zu lange auf einer zu "feinen" Stufe isst. Mir fällt grade keine andere Analogie ein, sorry, aber ich denke es reicht aus, um klar zu machen, dass es um folgendes geht: 

So feinstofflich wie möglich, so grobstofflich wie nötig zu essen. Wobei mir "fein- und grobstofflich wirklich nicht gefällt. Besser vllt: 

So leichtverdaulich wie möglich und so schwerverdaulich wie nötig zu essen. 

meine Stufe der Verdaulichkeit: 

Beerenobst, Melone, Äpfel, Ananas, Papaya, Durian, Jackfrucht, Fisch, Fleisch, Wildkräuter, Gemüse, Nüsse, Knochen

Die ist unvollständig, logisch, aber ich denke, die Idee dahinter ist verständlich. Nach rechts steigt die zur korrekten Verdauung notwendige Verdauungskraft, gleichzeitig aber auch die Nahrhaftigkeit im Sinne von Proteinen, Fetten, fettlöslichen Vitaminen und Mineralstoffen). Nach links wird immer weniger Verdauungskraft benötigt. Es sind aber auch weniger nahrhafte und kräftigende Produkte. Auf Dauer zehren diese zu sehr aus. (Gewichtsabnahme, bzw. keine weitere Zunahme, Dekalzifizierung der Zähne und der Knochen, genereller Verlust an Verdauungskraft, um wieder nährendere Produkte zu verdauen, vielleicht sogar abdriften ins Esoterische, also Wesensveränderung). Nicht vergessen: Wandmaker lag mit Nierenversagen aufgrund von Eiweissmangel im Hospital.   

Wenn man durch eine zu obstlastige Rohkost, oder zu "linksseitige" Rohkost die Fähigkeit verliert, schwerer verdauliche, aber nahrhafte und notwendige Produkte zu verdauen, hat man ein Problem! Und wenn man dieses Problem zu lange rauschiebt, wirds ein grosses Problem. Zögert man dann weiter, wirds ein ganz grosses Problem ... ich denke ihr wisst, was ich sagen will. Deswegen MUSS man einfach auf sich schauen und schauen, ob ich wo was nicht gut verdauen kann. Ok, genetische "Mängel" wie bei der Fruchtzuckermalabsorbtion kann ich nicht mehr beheben, sondern nur akzeptieren und danach handeln. Aber solche Sachen wie Magensäure kann ich beheben, wenn ich will. Andernseits nimmt man einfach nicht genug Proteine und somit Aminosäuren zu sich, und aus denen sind schlussendlich alle wichtigen Stoffe im Körper aufgebaut. U.A auch die Verdauungsenzyme...und wie bestätigte mir hier ein Rohi, der zum ersten Mal Fleisch roh gegessen hat: "Danach schmeckte alles, Obst und Gemüse, viel besser!!!" Und er freute sich. Willkommen im Club, Junge!!

Wie gesagt, schieb man die Probleme hinaus, werden es grosse Probleme. Dann kanns passieren, wie bei der alten dünnen Frau, die 20 Jahre streng vegane Rohkost machte, dass sie dann, plötzlich vernünftig werdend, versuchte, Eier zu essen. Ohne Effekt. Fisch dito.. tja, und da ist dann wohl folgendes passiert: in ihrem Verdauungstrakt wurde wohl schon die Produktion einiger Enzyme eingestellt. Cystein-Carboxypeptidasen? Out of order indefinetly...Und dann hat man echt die Arschkarte. Und das nur, weil man auf irgendwelche Theorien vertraut hat, statt auf sich selber zu achten und alte Weisheiten zu beachten. Ich frage mich, ist es das wert? Da folge ich lieber meinem Appetit und fertig. Scheiss auf Theorien! Als Kind hatte ich auch keine und war gut drauf. Und jetzt bin ich Rohköstler, orientiere mich an der instinktiven Rohkost und versuche dennoch flexibel zu bleiben und innerhalb der Rohkost Lösungen zu finden, wenn was schief läuft. Bisher hats immer gut geklappt...... weil ich es mir wert bin! ;-) 

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24.02.2014 08:45

Die Rohkostszene

Jetzt bin ich 8.000km von Europa und der dortigen Rohkostszene weg und dennoch gehen mir ab und an einige Gedanken durch den Kopf. Facebook und Foren sei Dank. Und natürlich spielt die Treffenvorbereitung auch eine Rolle. 

Rohkosttreffen...Eigentlich sollte man ja meinen, dass, wenn man auf ein Rohkosttreffen geht, man lauter gesunde, vernünftige Leute trifft, die man als Vorbild oder als Ansporn hernehmen könnte. Aber jeder, der mal auf einem Treffen war, wird schnell eines besseren belehrt. Wer kennt sie nicht, die "dünne ältere Frau", die ja schon 20 Jahre vegane Rohkost macht (tatsächlich ist mir dieser Typ Rohi schon in einigen Inkarnationen auf den verschiedensten Treffen begegnet). Oder der Anfänger, grade die ersten Gebutswehen überstanden, weiss schon, wie es geht und zögert nicht, mit Theorien und vor allem extremen Praktiken aufzuwarten, schliesslich will man ja den höchsten Reinheitsgrad erlangen, oder den jahrelangen Wankelmütigen, der zugibt, schon lange roh zu sein, aber nie mehr als 3 Wochen am Stück. Die Liste liesse sich endlos weiterspinnen. Am schlimmsten sind mir aber die NeoGurus, die die Ernährung als Weg zur Erleuchtung anpreisen, aber selber Lichtjahre weit davon entfernt sind. 

Im Grunde kann man es wohl auf einen Punkt zusammenfassen: die Rohkostszene ist im Grossen und Ganzen ein zerstrittener Haufen essgestörter Träumer und Theoretiker. Und das sieht auch jeder, der da mal einen klaren Blick drauf wirft. Und das bestätigt mir auch jeder "Externe", der mal hingeschaut hat. Wie gesagt, es gibt Ausnahmen. Gott sei dank. Und die sind grade die Interessanten. Denn was machen die anders?

Zum einen sind sie wohl fähig, aus Fehlern und Fehlentwicklungen zu lernen. Sich anzupassen und auch aus Fehlern anderer zu lernen. Das ist nämlich ein Punkt, der mich immer wieder sprachlos zurücklässt, dieser Mangel, adequat auf Probleme zu reagieren. In der Rohkostszene findet man ja mittlerweile eine ganze Liste an Mangelerscheinungen. B12, nur um mal das gängigste zu nehmen (und man mag es nicht glauben, sogar Kalorienmangel gibt es!!! Es geistern dort Menschen rum, wie besagte "alte dünne Frau", die so unterernährt aussehen, dass man meinen könnte, der Typus "Konzentrationslagerinsasse" ist grade in oder man will den Models in Mailand und Paris noch Konkurrenz machen). 

Aber reagiert man adequat auf diese Mängel? Und jetzt kommts: NEIN. Das ist doch irgendwo irre oder? Es wird einfach weiter gemacht. Aber natürlich hat man, drauf angesprochen, dafür eine passende Ausrede oder besser, THEORIE, wieso man es nicht ändert. Nach 15 Jahren Rohkostszene bin ich fassungsloser als je zuvor. 

Versteht mich nicht falsch: Es ist nichts Schlimmes, wenn mal schief läuft! Wir machen ein Ernährungsexperiment!! Aber es ist fatal, nicht auf (Fehl-) Entwicklungen zu reagieren!!!

Aber schauen wir mal weiter, was die "Ausnahmen" anders machen:

Sie sind pragmatisch. Aus meiner Sicht einer der wichtigsten Punkte. Da klappt was nicht? OK, ändern. Mal einen Salat essen, mal Salz dran machen ans Gemüse, mal einen Saft trinken, mal einen riesen Batzen Fleisch essen, mal alle fünfe grade sein lassen und ne Duriansause machen. Scheiss auf Instincto, wenns grade nicht passt, scheiss auf die Umwelt, wenn ich grade dringend was Tropisches brauche, scheiss auf den Tierschutz, wenn ich B12-Mangel oder einfach nur LUST drauf habe. Das sind doch eh alles nur abstrakte Theorien! 

Schaut euch im Spiegel an, nackt!! und dann seid mal ehrlich: war es DAS was ihr mit der Rohkost erreichen wolltet, als ihr davon das erste Mal gehört habt? Wenn nein, was lief denn schief? Wo hats denn gehakt? Wo seid ihr denn steckengeblieben? Und wieso um alles in der Welt ändert ihr denn nichts?

Vielleicht liegt es ja an dieser verrückten Verliebtheit zu irgendwelchen Theorien und Wahnvorstellungen (wie z.B. "vegan", meine liebste Wahnvorstellung). 

Und hier kann ich nur rufen und muss wirklich den Pollmer zitieren: ESST ENDLICH NORMAL! 

 

Ich kann für mich mit Fug und Recht sagen: ich hab das erreicht, was ich mir ausgemalt habe! Ich hab es irgendwie geschafft und das war auch mein Ziel, immer mein volles Potenzial zu leben. Volles Potenzial 30jähriger, volles Potenzial 35jähriger, und bald volles Potenzial 40jähriger. Klar wird man älter, aber es geht nicht darum, sondern immer sein volles Potenzial auszuschöpfen. Und das bringt mich zum nächsten Punkt: 

Sie treiben Sport. Die Ernährung ist Diener, nicht König. Es gibt einige Rohies, die sehen gut aus, und die treiben alle, ohne Ausnahme Sport oder arbeiten körperlich. Es gibt keinen Weg daran vorbei. Ohne kräftigende Bewegungen, also wirklich Bewegung, wo man mal an seine Grenzen kommt, bleibt die Rohkost ein stumpfes Schwert. Aber das predige ich auch schon jahrelang, hats was geändert? Nicht wirklich. Noch immer ist die Rohkostzene eher ein Ort, wo die Leute mit spindeldürren Ärmchen rumrennen, die wie trockene Äste im Wind zittern, wenn sie den dritten Liegestütz gemacht haben. Also lässt man es gleich sein. Ist ja anstrengend und wieso sich schaffen, wenn man mit Orkosdurian beliefert wird? 

Hierzu Jack LaLanne (1914 - 2011), frei übersetzt: 
Du musst dich um 640 Muskeln kümmern, die beste Möglichkeit ist Bewegung. Du kannst dich perfekt ernähren, aber ohne Bewegung hast du Probleme. Einige Gesundheitsfanatiker essen nur Rohkost, aber machen keinen Sport und sehen schrecklich aus. Andere Leute treiben wie wahnsinnig Sport und essen Müll. Sie sehen gut aus, denn Sport ist der König. Ernährung ist die Königin. Verbinde sie und du hast ein Königreich! 

Ein wichtiger, ja der WICHTIGSTE Punkt überhaupt erscheint mir: ein gesundes Selbstwertgefühl. Damit steht und fällt ALLES! Die Leute, die mit der Rohkost gut klarkommen, stehen zumeist mit beiden Beinen fest im Leben, sorgen selber für sich und ihre Lieben, haben Freunde auch in der "normalen" Welt, sind im Frieden mit ihren Familien und haben demzufolge Selbstwertgefühl, Selbstrespekt und Selbstachtung. Oft haben sie es sich erringen m{ussen, indem sie Heilungen wollten, iniitiert und durchgestanden haben. Ihr müsst es euch wert, sein, nein, ihr müsst ein Gefühl entwickeln, dass ihr unendlich wertvoll seid, und ihr es verdient habt, GESUND UND SCHÖN ZU SEIN, euer Potenzial auszuschöpfen. Es liegt kein Ruhm in der Selbstzerstörung und bei vielen vielen Rohköstlern hab ich oft den Eindruck, dass da kein instinktives Programm, sondern ein Selbstzerstörungsprogramm läuft. Die Rohkost ist da prima für geeignet, sich selber kaputt zu wirtschaften. Das kann man machen, aber es ist völlig sinnlos. 

Ich moechte mal zwei Punkte im besonderen beleuchten, die ich fuer sehr verhaengisvoll halte: dauerhafter Fruechtekonsum und Daueressen, also den ganzen Tag ueber. Früchte wurden ja als Kompott gezüchtet, als Beilagen und Ergänzung, nicht als Hauptspeisen. Und wenn man davon immer nascht und das auch noch oft am Tag, geht immer der Insulienspiegel hoch, was ja der Gegenspieler des natürlichen Wachstumshormons ist, welcher im Kindesalter für Wachstum und später für Muskelerhalt wichtig ist. Das Ergebniss ist dann oft ein Muskelabbau, da der Koerper permanent im katabolen, also abbauenden Zustand verweilt. Ich hab in den letzten 15 Jahren viele erschreckend duenne Rohies kennengelernt, die aber immer viel Obst futterten, kaum mal etwas griffiges assen und sich nie wieder von der Anfangsgewichtsabnahme erholten. Wie auch, wenn das WACHSTUMShormon permanent blockiert wird. Und das is nur EIN moeglicher Fehler, den man machen kann und der auch fleissig gemacht wird. Um diese Zusammenhaenge weiss man im Grund schon lange, aber es ist, als ob diese Leute in der Obstschiene haengen blieben. Viele dieser Typen sah ich jahrelang unveraendert duerr. Und Mangos- und Durianessend. An einen erinnere ich mich noch sehr. Wir gingen mit der ganzen Treffensgruppe in die Sauna und ich dachte, der haben sie aus Buchenwald entlassen. Danach gabs - Durian. 

Noch einen Punkt sehe ich sehr verhaengnisvoll, weil er oft nicht verstanden wird. Mit jeder Stufe der Reinheit oder besser "Leichtverdaulichkeit" *Fasten*Obstrohkost* *MischRohkost*Kuechenrohkost* usw. wird mehr Verdauungskraft benoetigt. Und oft findet man nach Zeiten, wo man auf einer leichteren KostStufe gegessen hat, die mir aber im Dauerversuch einen Mangel bescherte - was ja vollkommen logisch ist - Dauerfasten fuehrt schlussendlich zum Mangel an Leben, wenn man dieses Gedankenspiel auf die Spitze treibt - es schwierig, diese Maengel durchs Essen zu beheben. Zu schwer erscheint mir anfangs der Salat, das angetrocknete Fleisch, die Linsen, die Nuesse, was weiss ich... und so bleibt man dann auf dieser "leichten" Stufe, statt seine Verdauung wieder an die KRAEFTIGERE und kraeftigendere Nahrung zu gewoehnen. Nach langen Zeiten der "leichten" Kost (oft konzipiert als Krankenkost) faehrt der Koerper einfach einige Funktionen zurueck (z.B. Magensaeureproduktion), so dass es hier tatsaechlich eine Wiedergewoehnung an schwerer verdauliche Nahrung geben muss. Jeder, der schonmal ne Weile gefastet hat, weiss, dass man sich sogar an das Essen selber wieder gewoehnen muss. Von diesem Standpunkt aus koennte ich argumentieren, dass nur eben Fasten unsere wahre Ernaehrung ist, weil es ist ja so leicht... Hallo? Und das meine ich mit verrueckten Ideen und Theorien! In der Rohkostszene kann man sich kaum bewegen, ohne auf eine verrueckte Idee zu treten. Die wuseln und wimmeln einen zu hunderten um die Fuesse.

Das Bodenstaendige, die Volksweisheit, der gesunde Menschenverstand wird darueber aber vergessen. Es leuchtet doch vollkommen ein, das zuviele Fruechte nicht gut sind, das wusste schon meine Oma! "Iss nicht zuviele Aepfel, sonst schmeckt dir das Mittagessen nicht mehr!". Dass Daueressen Mist ist: "iss nicht den ganzen Tag, Mittag gibts nachher!" und das ich mich an kraeftigere Nahrung erst wieder gewoehnen muss: "Ja Junge, dass ist doch ganz klar, wenn du tagelang nur Aepfel isst, dass du dich erst wieder dran gewoehnen musst!". Dieses ganz Selbstverstaendliche wird leider in der Szene zum Teil vollkommen ignoriert. Diese aus generationenlange Erfahrung geborenen Weisheit. Die wussten einfach aus Erfahrung, dass, wenn ich zuviele suesse Fruechte esse, die kraeftigerenden Produkte nicht mehr gut schmeckten!! Das wusste mein Oma, aber nicht die Rohkostszene. Dafuer findet man die blumigsten Theorien. Ok, das muss man schon sagen: Fanatsie haben sie, die Rohies!!

Aber oben schrieb ich ja: esst endlich normal. Ja, und was ist normal? Na sicherlich nicht das, was uns die ganzen Gurus bisher serviert haben!! Die Ergebnisse sind ja im wahrsten Sinne des Wortes MAGER. Aber wo kann man denn hinschauen, um sich zu orientieren? Wie muss den gesunde Ernährung aussehen, die ganze Generationen gesund erhalten haben? Instincto? Nur eine Theorie, bisher vollkommen unbewiesen. Urkost? Unbewiesene Theorie, erste Ergebnisse zeigen, eher von zweifelhaften Wert. 811- auf Rohkost umgemünzte Kochkoststudie. Jetzt frisst man tonnenweise Bananen. Dauereinsatz eher fragwürdig. Vegan insgesamt? Gibts erst ein paar Jahre in der Ausprägung. B12 Mangel vorprogrammiert. Die meisten stört das aber nicht weiter und sie scheinen auch eher ein Selbstzerstörungsprogramm zu fahren. "Ich bin schuld, weil Generationen von Tieren leiden mussten, jetzt leide zur Abwechslung mal ich!" Und deswegen tatowiere ich mir das auch gleich quer über alle Körperteile, durchstehe diese gleich auch noch und zeige es somit jeden, wie sehr ich doch vegan bin. Also Leidend. Ohne End. Und um die Strafe abzurunden, lass ich mir den Arsch versohlen, lass mich an einer Kette rumführen und esse kein Tier mehr. Weil, das bin ich ja jetzt selber. Man kann Rollenspiele auch übertreiben, das nur nebenbei. Ihr lacht? 15 Jahre Rohkostszene, da trifft man einiges. 

Aber zurück zum Thema: aus meiner Sicht sollte man endlich die Angst vor der "gekauften" Wissenschaft ablegen und die Ergebnisse der Ernährungslehren zumindest mal nicht gleich von der Hand weisen. Aber die bisher einzige wirklich handfeste Richtlinie, was gesunde Ernährung sein sollte, findet sich bei Weston A. Price.  Das Buch hab ich auf dieser Homepage verlinkt. 

Und seine Ernährungsrichtlinien, bzw. die der gesunden Naturvölker, die er untersuchte, sind bisher die einzigen greifbaren Daten, die zeigen, wie man sich ernähren sollte, um generationenlang gesund zu bleiben. Ich kopiere die hier nochmal rein. Diese Richtlinien und Hinweise sollte man 

DRINGENST AUCH UND GERADE IM ROHEN KONTEXT BEACHTEN 

(ohne gleich wieder im Kochtopf zu versumpfen). 

Wer heute noch denkt, dass alleine instinktive Rohkost oder Urkost oder was auch immer für ein neumoderner Schwachfug, ausreicht, um gesund zu essen, der ist aber amtlich auf dem Holzweg!!! 

Wäre es anders, würden die Praktiker dieser Ernährungsweisen einfach besser aussehen und in besserer körperlich/geistiger Verfassung sein. Und ich bräuchte es hier nicht schreiben. 

Ach, und nochwas fällt mir ein: es ist einfach besser, ein Guppierohköstler zu sein, als ein "heikler Disskussfisch" (die Aquarianer unter euch wissen, was ich meine). 

Charakteristiken Traditioneller Ernaehrung

  1. Die Nahrung traditionell lebender, nicht-industrialisierter Menschen enthaelt keine raffinierten und unvollkommenen Nahrungsprodukte, wie weissen Zucker oder Maissirup; Weissmehl, Dosenkost, pasteurisierte, homogenisierte, entrahmte oder fettreduzierte Milch; raffinierte oder gehaertete Pflanzenoele, Eiweisspulver; kuenstliche Vitamine; oder giftige Zusatz- und Farbstoffe. 
  2. Alle traditionellen Kulturen konsumieren tierische Produkte in Form von Fisch und anderen Meeresfruechten; Land- und Wasservoegel und Saeugetiere; Eier; Milch- und Milchprodukte; Reptilien; und Insekten; das ganze Tier wird gegessen- Muskelfleisch, Organe, Knochen und Fett.
  3. Die Nahrung gesunder nicht-industrialisierter Menschen enthaelt mindestens viermal mehr Mineralien und wasserloesliche Vitamine und mindestens ZEHNmal mehr fettloesliche Vitamine aus Tierfetten (Vitamin A, Vitamin D, Aktivator X), verglichen zur normalen amerikanischen Ernaehrung.
  4. Alle traditionellen Kulturen kochten einen Teil der Lebensmittel, und alle assen einen Teil der Tierprodukte roh.
  5. Primitive und traditionelle Ernaehrungsweisen haben einen hohen Enzymgehalt aus Rohmilchprodukten; rohem Fleisch und Fisch; kaltgeschleudertem Honig; tropischen Fruechten; kaltgepressten Oelen; Wein und unpasteurisierten Bieren; und natuerlich haltbar gemachten , milchgesaeurten Gemuesen, Fruechten, Getraenken, Milchprodukten, Fleisch und Wuerzmitteln (Ketchup, Mayo,..)
  6. Samen, Getreide und Nuesse werden eingeweicht, gekeimt, fermentiert oder milchgesaeuert, um natuerlich vorkommende Antinaehrstoffe, wie Enzymhemmstoffe, Tannine und Phytinsaeure, zu neutralisieren.
  7. Der totale Fettanteil traditioneller Ernaehrungsweisen variiert zwischen 30% und 80% aller Kalorien, aber nur 4% der Kalorien kommen von mehrfach ungesaettigten Oelen, welche in Getreiden, Huelsenfruechten, Nuessen, Fisch, tierischen Fetten und Gemuesen natuerlich vorkommen. Das Gleichgewicht der Fettkalorien besteht in Form von gesaettigten und einfach ungesaettigten Fetten.
  8. Traditionelle Kost enthaelt gleiche Mengen der Omega-3 und Omega-6 Fettsaeuren.
  9. Alle traditionellen Ernaehrungsweisen enthalten etwas Salz.
  10. Alle traditionell lebenden Kulturen machen Gebrauch von Tierknochen, normalerweise in Form von gelatinreichen Fleischbruehen.
  11. Traditionell lebende Kulturen treffen Vorbereitungen, um die Gesundheit zukuenftiger Generationen zu gewaehrleisten, indem zukuenftige Eltern, schwangere Frauen und wachsende Kinder mit besonders naehrstoffreichen tierischen Produkten versorgt werden; Kinder im angemessenen Abstand geboren werden; und indem der Jugend die Prinzipien richtiger Ernaehrung gelehrt werden.
    

  Quelle: www.westonaprice.org/german/principles-of-healthy-diets-german#chara 

Zum Buch online: journeytoforever.org/farm_library/price/pricetoc.html

Um mit den Worten des verehrten Dieter Hildebrandt zu schliessen: verzeiht mir meine Leidenschaft, ich hätte euch die eure auch gerne verziehen! 

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22.02.2014 11:43

Durian

...bin erkältet... man sollte eben nicht mit nassen Klamotten nach dem Baden in einen Bus steigen, der alle Fenster offen hat und permanent im kalten Luftzug sitzen. Oder lags an den gekeimten Kokosnüssen. Aber bin nicht der Einzige... oh weh, Nase läuft, was wird da wohl entgiftet?! lol Aber was mir aufgefallen ist: die Einheimischen sind schon permanent verschleimt. Der Arbeiter im Haus meines Vermieters würgt und rotzt auch immer wie ein Wahnsinniger jeden früh. 

Ansonsten ist hier grade die Duriansaison angebrochen und fast alle futtern fleissig Durian. Ich hab aber keinen Bedarf irgendwie. 

Hab dafür eine andere Genussquelle entdeckt:  RUSH!

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18.02.2014 09:30

die gekeimte Kokosnuss

...mit diesem Lebensmittel hab ich mal wieder das ganze Spektrum der Instinktiven Ernährung ausgelotet. Los gings so: seit Jahren hab ich sporadisch mal gekeimte Kokosnüsse probiert. Die haben mir aber jedesmal überhaupt nicht geschmeckt. Ich konnte auch hier, wo eine Rohkostfreundin immer für die Gekeimten geschwärmt hat, keinen Gefallen dran finden. Ja, ich konnte es beim besten Willen nicht verstehen, wie man dieses Zeug gut finden konnte!!! Und so dachte ich: Das schmeckt eben nicht. Ich hab aber, da wir ja hier grade eine kleine lokale Rohkostgruppe bilden, doch ab und an etwas probiert. Als langjähriger Möhrenknabberer weiss man ja: immer wieder probieren, wenn man gegen was blockiert ist. Also gesagt getan: und erst war es auch weiterhin eklig, aber dann eines Tages, oh Wunder, verliess mich als erstes der geistige Widerstand gegen den Gedanken, gekeimte Kokosnüsse zu essen und da wusste ich: heute ist es soweit! Und dann bin ich los und hab die erste gekeimte Kokosnuss mit Genuss gegessen! Und dann noch eine, und noch eine!!! Das ging dann sogar soweit, dass ich die letzten Tage echt in gekeimten Kokosnüssen geschwelgt habe. Insgesamt ist die Kokosnuss wirklich eine geniale Pflanze. Man kann die Nüsse in fast allen Zuständen als Nahrungsquelle nutzen. Und wird dann noch gut genährt! Herrlich. 

Es gibt hier in Cahuita einen Platz, wo die Einheimischen alte Kokosnüsse aufgestapelt haben, welche nun keimen. Ein Schlaraffenland! Und da zeigt sich mal wieder: in der Rohkost gibt es kein wirkliches "Das mag ich nicht!" oder "Das will ich nicht!" oder auch "Das brauch ich nicht!". Das mögen temporäre Erscheinungen sein, aber im Leben ist nichts starr... sondern alles ändert sich dauernd. Und wenn man irgendwo eine Blockade hat, muss man eben immer wieder kleine und kleinste Bissen probieren, und wenns nicht schmeckt, eben ausspucken, aber es ist wirklich zu empfehlen, immer wieder diese Dinge zu probieren, gegen die man blockiert ist. Irgendwann bricht dann einfach dieser geistige Widerstand, wenn der Körper bereit ist (und man merkt mal, wie eng Körper und Geist) interagieren...

Nochmal (weil das ist wirklich sehr wichtig): wenn man gegen was blockiert ist, muss man immer wieder mal kleine Bissen probieren! 
 

Dieses Überwinden von Blockaden gilt ja vor allem für wildere Sachen und tierische Produkte. Klar, einige Veganer verstecken sich auch hinter diesen Blockaden und sind vielleicht ganz froh, dass ihnen grade Fleisch oder Fisch nicht schmeckt, und schlussfolgern dann, dass sie es nicht brauchen, weil es ja eklig ist oder was auch immer, aber damit machen sie sich ja nur was vor. Ich hab das mit den gekeimten Kokosnüssen ja nun sehr eindringlich erfahren, wie es im natürlichen Kontext funktioniert. Grade wenn man gegen etwas blockiert ist, sollte man es immer wieder probieren! Und was hat man denn zu verlieren? Im schlimmsten Fall schmeckts kurz mal etwas unangenehm, das spukt man dann aus und fertig ist es!!! Ich sehe da kein Problem.

Dazu braucht es aber wie immer Neugier und man muss es auch irgendwo wollen. Wie gesagt, die Blockaden sind ja oft ein warmes Nest. Das geht mir ja bei vielen Dingen auch so, ich spreche da auch aus Erfahrung. Aber das Leben will sich ja entwickeln und Wachstum und Heilung sind unsere ureigenste Natur und Blokaden sind genau entgegenstehend, und das Schönste: man wird mit Genuss belohnt. Wenn Blockaden verschwinden, wartet dahinter Genuss und Wohlbefinden, Abenteuer und neue Erfahrungen! Herrlich oder? Grade deswegen lohnt es sich, an diesen Blockaden zu arbeiten. Bei mir sind das z.B. Eier. Gegen die bin ich seit Anfang der Rohkost blockiert. Ich weiss aber irgendwo intuitiv, dass die wichtig sind. Also auch hier: immer wieder probieren. Kleinste Bissen. So das der Körper immer wieder damit "informiert" wird. 

Jeder hat da wohl seine eigenen Blockaden und weiss, was er NICHT mag. Und wie man die überwindet, kann man ja hier nachlesen! :-)

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