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09.07.2014 19:06

Blutbild

So, heute war ich nochmal beim Tropenmediziner und wie erwartet / befürchtet waren die Hautproben noch nicht ausgewertet. Diese sind derzeit noch in Hamburg im Tropenmedizinischen Institut zur Untersuchung. Jetzt muss ich irgendwann wieder hin. Aber immerhin wurden mir die Fäden der Hautprobenentnahme gezogen. Beim letzten Mal wurde zusätzlich ein großes Blutbild gemacht und auch der Urin untersucht. War mal interessant zu sehen, ob nach 15 Jahren Rohkost da irgendwelche Abweichungen zur Norm bestehen. Und siehe da: der Kaliumwert ist leicht erhöht, was angesichts der kaliumreichen Rohkost auch erklärt werden kann. Das ist aber auch der einzige ernährungsspezifische Wert, der etwas verändert ist. Dann sind jeweils zwei verschiedene Arten von Granulozyten leicht erhöht, was auf die Infektion zurückzuführen ist, wegen der ich ja überhaupt erst beim Tropenmediziner war. Auch ist der Wert für die Creatin-Kinase erhöht, was aber nach intensivem Training ebenfalls normal ist. Also im Grunde alles OK. Und das ist ja mal nett zu wissen. 

Hier mal der Befund zum nachlesen: 

Ansonsten hab ich heute wieder eine halbe Stunde intensiv trainiert. Mehr Zeit brauche ich auch nicht, um meinen Oberkörper kurz und knackig auszupowern. Heute standen Beugestütze, Klimmziehen, Liegestütze, Kurzhantelcurls und Beinheben auf dem Programm. Ok, können auch 35 Minuten gewesen sein. Ich mache zwischen den Sätzen (jeweils ca. sechs oder sieben mit jeweils sovielen Wiederholungen, wie ich mit einigermaßen korrekter Technik bewältige), relativ kurze Pausen von max. 1 Minute. Ich warte nur solange, bis ich wieder einigermaßen zu Atem gekommen bin und dann gehts weiter.

Im Garten haben wir gestern nochmal Kohlrabies und Salate nachgepflanzt. Angießen mussten wir ja nicht, zur Zeit ist es ja herrlichster deutscher Sommer mit viel Regen und kühlem Wetter! Im Grunde muss man hier wohl jeden Sonnenstrahl ausnutzen, um wirklich keinen Vitamin-D Mangel zu erleiden. 

An Produkten mag ich grade eingeweichten Hafer, alles ausdem garten, Kirschen und Rindfleisch. Anscheinend gibt es mit irischem Weiderind von Kaufland einigermaßen korrekte Qualität. Man bewirbt das Fleisch, dass es von Weiderindern kommt. Aber klar, ich hab da keine Illusionen. Irgendeinen Scheiß werden sie schon wieder zufüttern oder irgendwas spritzen. Deswegen will ich hier nur bei echtem Bedarf zugreifen. Den Wildhändler, der sonst jeden Freitag nach Köthen auf den Markt kam und mir immer sehr gute Stücke Wildschwein besorge, gibt es anscheinend nicht mehr. Rente. :-/

Dem Doc heute hab ich ja auch mal gesagt, dass ich Rohkost esse, weil er mir das Blutbild mal ausdrucken sollte. Hin und her und hin und her und man landet immer bei der Frage nach dem Verzehr tierischer Produkte. Er war ganz entsetzt, dass ich auch in Costa Rica rohes Fleisch gegessen habe. Aber soll man machen? Außer Avocados und Kokosnüsse gabs ja nichts anderes an Proteinen und geschmeckt hat es ja auch super. So, jetzt nochmal einen Streifzug durch den Garten machen. Hab Lust auf Kapuziner-kresse.

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07.07.2014 14:27

Delikatessen

Schon wieder vier Tage her, dass ich den letzten Eintrag gemacht habe. Zeit vergeht. Aber irgendwer muss ja auch das große Rohkosttreffen organisieren. Dennoch war noch genug Zeit, gestern wieder Kirschen zu pflücken. Wir hatten innerhalb einer Stunde inklusive Fahrzeit 10kg geerntet. Viele der teilweise immens schwarzen Kirschen waren durch das sonnige Wetter und den Wind, der über die offene Landschaft weht, schon teilweise angetrocknet. Das sind dann wirklich geniale Köstlichkeiten. Meine Mutter meinte sogar, dass die Kirschen eine richtige Delikatesse seinen. Das Wort habe ich schon lange nicht mehr gehört. Aber es trifft es genau. 

Leider werden die Kirschbäume, die ja nun doch nach und nach eingehen, nicht mehr nachgepflanzt, so dass in absehbarer Zeit diese frei zugänglichen Quellen verschwinden werden. OK, dafür hat man viele Wildkirschen in die Hecken gepflanzt, die als Ausgleichsmaßnahmen für die Windkraftanlagen gedacht sind. 

Man kann jetzt natürlich diskutieren, ob die Kirschen direkt von einer Straße mit mittlerem Verkehrsaufkommen einwandfrei sind. Na gut, zum einen weht ständig ein Wind übers Land, der die Abgase relativ schnell verfrachtet, und zum anderen sind die Autos perfekte Starenscheuchen. Woanders an Feldwegen sitzen die Stare ungeniert in den Bäumen, während dort die Stare durch den Verkehr und den weiten Flugweg bis zur nächsten Zufluchtsmöglichkeit anscheinend doch in Grenzen gehalten werden. Es gab kaum angepickte oder abgefressene Kirschen. Und natürlich wasche ich die Kirschen vor dem Essen. 

Weiters bin ich grade richtig heiss auf keimfähigen Nackthafer. Eine weitere Natur-Delikatesse, die leicht nussig, fettig und einfach genial bei Bedarf schmeckt. Ergänzt wird der Speiseplan durch allerlei Kräuter und Gemüse aus dem Garten, die ich einfach nach Bedarf esse bei meinen Streifzügen durch die Beete. Himbeeren gibt es auch noch, aber die Saison ist hier vorbei. Dafür reifen jetz die Johannisbeeren, Stachelbeeren und Jostabeeren. Davon kann man nicht so viele essen, so dass hier die Fruchtzuckeraufnahme doch relativ gering ist. Die Kirschen können da schon ganz andere Wirkungen hervorrufen. :-P

Sport treibe ich auch regelmäßig. Heute z.B. wieder verschiedene Arten von Klimmziehen, Liegestütze, Beinheber. 

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03.07.2014 22:18

Heimatort

So, sieben Kilo Kirschen zu dritt in den letzten Tagen gefuttert. Die waren echt genial! Ebenso die letzten Erd- und Himbeeren. Muss aber wieder mal aufpassen, zuviel Fruchtzucker. Grade die Kirschen verursachen grade heute etwas Bauchgrummeln und rumpelten, ähnlich wie die deutschen Fußballer durchs Algerienspiel, durch die Gedärme. An Proteinen mochte ich die letzten drei Tage eingeweichten Nackthafer oder eingeweichte Mandeln / Aprikosenmandeln und dazu natürlich viel Gemüse und Grünzeugx aus dem Garten. Den hab ich erstmal wieder etwas reichhaltiger gemacht und Feldsalat, Erbsen und Spinat gesät. Ich bin ja ein großer Fan von hoher Diversität. Also viele verschiedene Produkte und auch da jeweils verschiedene Sorten. Hohe Diversität in natürlichen Ökosystemen zeichnet sich ja durch hohe Artenvielfalt und geringe Individuendichte aus. Monokulturen sind genau das Gegenteil: geringe Arten-, aber sehr hohe Individuenzahlen. 

Ich hab mich immer an der Natur orientiert, also Mulchen, Mischkulturen, natürliche Düngung, alte Sorten. Während die moderne Landwirtschaft eben den Prinzipien der Industriealisierung folgte. Das Ergebnis waren die ausgeräumten Landschaften. Heute gehts ja schon wieder, da man viele Straßen, Feldwege und Ackerränder wieder mit natürlichen Baum- und Straucharten oder Obstbäumen bepflanzt hat. Vieles erst in den letzten Jahren als Kompensationsmaßnahmen für Windkraftanlagen. Ich hab noch Fotos von vor 60 Jahren, da gabs keinen Baum und keinen Strauch mehr in der freien Landschaft. Irgendwann hat man dann aber eingesehen, dass das der falsche Weg ist und wieder Windschutzstreifen, Obstalleen und Feldgehölze gepflanzt. Zu DDR Zeiten wurden die Obstbäume noch bewirtschaftet, nach der Wende hat sich das allerdings nicht mehr gelohnt und nun stehen die Bäume da und produzieren ihre Früchte für Niemanden. Ab und an sehe ich mal einen Renter Äppel pflücken. Der Rest vergammelt. Für die Einheimischen ist es unbequem geworden, etwas zu pflücken, seit es Aldi und Co gibt, wo man sich sein bisschen Obst und Gemüse zu Billigstpreisen kaufen kann. Dass das keinen Vergleich zu gut angebauten Produkten standhält ist für viele einfach wurscht. Die Hauptnahrungsmittel sind eben Brot und andere Getreide-, sowie Fleischprodukte. Und man sieht es den Leuten und der Landschaft einfach auch an. 

Aber nich tnur hier. In Düsseldorf, wo ich einige Tage nach meiner Rückkehr aus Costa Rice verbracht habe, gibt es ja eine ausgesprochene Kneipenkultur. Ich war entsetzt, als ich die vielen regelrecht zerstörten Menschen dort habe rumlungern sehen. Mit dem Bier in der Hand und der Zigarette im Mund. Künstlich am Leben erhalten durch eine fortgeschrittene Medizin, die es ermöglicht, diesen Lebensstil nun noch weiter zu treiben. 

Aus meiner Sicht könnte die Welt mehr (vernünftige) Rohköstler vertragen, die wieder anfangen, gesunde Lebensmittel zu produzieren. Erstmal für sich. Verkaufen ist meist schwierig, und grade der Verkauf an andere Rohies ist zumeist das Schwierigste überhaupt. Wenn da einer zufällig einen Pickel nach dem Verzehr bekommt, ist ja schon wieder heilloses Theater angesagt. Aber es wäre schon gut, wenn die Menschen wieder mehr Natur auch zulassen würden. Erstmal in ihrer Ernährung, und somit in weiterer Folge auch in anderen Lebensbereichen und auch in den jeweiligen Landschaften. Aber lieber schaut man Fußball, säuft sein Bier, grillt sein Aldi-Billig-Steak und "feiert ab". Was soll man noch dazu sagen? Es fehlt einfach auch an entsprechender Bildung und gesunder Erziehung. Es ist zwar genial, wenn wer höhere Mathematik beherrscht, aber es wäre auch genial, wenn man schon in der Schule etwas über Typen wie Weston A. Price oder Robert McCarrison hören würde. Statt dessen schwafelt man ja auch heute noch zum Teil vollkommenen Unsinn über bestimmte Themen. Das Ergebnis ist dann leider eine Gesellschaft mit vielen Millionen Individuen in einem beklagenswerten Zustand der Halbgesundheit und der Selbsttäuschung. Es wäre vielleicht doch ein Unterschied, wenn jemand schon als Kind begreifen würde, dass seine Spange kein Ergebnis eines zu grossen Gehirns ist (da freut man sich ja noch!), sondern auf Vitamin- und Mineralstoffmangel schon im Mutterleib zurückzuführen ist. Der ein oder andere würde das dann vielleicht als Motivation zum eigenen Handeln nutzen. 

Der Ort aus dem ich komme scheint aber dennoch eine Gewisse Anziehungskraft zu besitzen. Ich bin im Herzen nie hier weggekommen. Und heute hab ich mich mal mit meiner Mutter unterhalten und dabei kam raus, dass ca. 80% der ehemaligen Kinder, mit denen ich hier aufgewachsen bin, sagen wir mal +/- 3 Jahre jünger / älter als ich noch hier im Ort, oder in der Nähe wohnen. Ich fand das sehr überraschend, weil ich dachte, dass viele auch aufgrund der eher schlechten wirtschaftlichen Situation weggegangen sind. Aber dem ist anscheinend nicht so. Eigentlich war ich einer der Wenigen, die es in die Ferne gezogen hat. Ich vermute mal, es liegt wirklich auch daran, dass wir hier eine schöne Kindheit zusammen hatten.

Übrigens hab ich mich auch mal mit G.C. Burger über Weston A. Price unterhalten und er meinte auch, es wäre besser, wenn sich die Rohies hier mehr orientieren würden. Aber das nur nebenbei. 

Das Wetter ist grade sowas von genial. Nicht zu warm, nicht zu kalt und ein schöner sanfter Wind dazu! :-) Was will man mehr?

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01.07.2014 16:22

Tropenmedizin

So, gestern war ich in Leipzig in der Uniklinik, Abteilung Infektions- und Tropenmedizin bei einem Dr. Lübbert, der mir auch gleich zwei seiner von ihm verfassten Reiseführer Botswana und Uganda / Ruanda zeigte. Ich geh mal davon aus, der Mann hat Ahnung. Vorher musste ich noch zum Hausarzt, der mir eine Überweisung fertig machte. Der Warteraum war zwar voll, aber aus reiner Neugier bin ich vorgezogen worden. Leishmaniose sieht man hier eben nicht aller Tage. Der Doc kennt mich ja schon seit meiner Geburt und früher war ich ja ein eher kränkliches Kind. In Leipzig wurden mir dann noch zwei Hautproben in der Hautklinik entnommen und diese werden nun untersucht. Die Probestellen wurden mit zwei Stichen genäht. Somit war Sport heute und gestern erstmal passé. 

Was mir beim Besuch dieses riesigen Gebäude-Komplexes aufiel, ist, dass das System sich selbst erhält. Da stehen sie dann draussen am Aschenbecher, die Schwestern, Ärzte und Pfleger und rauchen. Da gibts grosse Essbereiche, die wieder nur nach Pommes und Kram stinken und Getränkeautomaten, die Kaffee und allerlei süsse Getränke ausspucken. Das mutet so richtig nach Hamsterrad an. Man meint, man bewegt sich weiter, entwickelt sich, merkt dann aber, dass man eigentlich auf der Stelle tritt und das es immer wieder zu den gleichen Problemen kommt, weil man das Grundübel, eben auch eine ungesunde Lebensweise, einfach nicht in den Griff bekommt, oder nur mit sehr großem Aufwand. Das System züchtet sich die nächste Generation, um sich selbst zu erhalten. 

Man muss einen wirklich weiten Blick entwickeln, um zu verstehen, dass alles in diesem System miteinander in Zusammenhang steht und sich bedingt. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Medien, Medizin, Landwirtschaft. Alles ist miteinander verquickt. Und somit wird auch deutlich, wieso es so schwer ist, alternative Lebensweisen zu etablieren, die mehr als nur ein Nischendasein führen. Man muss eben das ganze System betrachten, mit den jeweiligen Interessen und Konflikten, die daraus entstehen, wenn man anfängt, andere Wege zu gehen. Viele vergleichen dieses System ja mit der Matrix, dieser Scheinrealität aus einem bekannten Hollywoodfilm. Und tatsächlich mutet es für mich manchmal so an. Wenn ich durch die Straßen gehe, oder auch im Job, komme ich mir manchmal vor, als sei ich zwar da und nehme teil, bin aber nicht mehr Teil des Systems. Ich sehe es, rieche es, spreche mit den Menschen darin, aber ich komme mir vor, als ob ich nicht mehr wirklich dazugehöre. 

Die Rohkosternährung ist wirklich eine so fundamentale Änderung, eine so fundamental andere Sichtweise, dass man wirklich meinen könnte, man gehöre nicht mehr dazu. Vielleicht entspringen dem auch die Impulse, etwas Eigenes, oder auch Anderes zu etablieren. Oder ich frage mich oft, wie diese Welt aussehen würde, wenn es mehr Rohköstler gebe, die eine vernünftige Rohkostpraxis lebten (davon sind wir ja gefühlt noch Jahrhunderte entfernt). Würde es dann noch diese riesigen Krankenhauskomplexe geben? Diese ganzen ausgeräumten Agrarflächen? Diese Art der Politik der Reichen und Mächtigen, die ihre Interessen schützen?

Leider leider driften viele, die das "System" auch durchblickt haben, in verschwörungstheoretische Welten ab. Ich glaube, davor muss man sich auch etwas schützen. Und meiner Meinung nach geht das am Besten, wenn man eben im Befragungszustand bleibt. "Ist das so?" - also erstmal Zweifel anmelden. Nichts für gegeben hinnehmen, nicht an etwas glauben, was ich nicht auch beweisen kann. 

Dies betrifft natürlich auch die eigene Rohkostpraxis. Ich betrachte es immer skeptisch und bin mir nicht 100%ig sicher, ob das, was ich mache, wirklich der Weisheit letzter Schluss ist. Wie kann ich das auch wissen? Es gibt keinerlei Erfahrungen mit dieser Ernährungsweise, auf die man zurückgreifen könnte. Keine Traditionen und keine langfristigen Ergebnisse. Sven Rohark meinte mal, es sei wie in einem Rattenexperiment, dass über 200 Tage angesetzt ist und wir sind an Tag fünf. Für mich ist diese befragende, diese wissenschaftliche Haltung sehr wichtig. Ich hoffe, dass mich diese Sichtweise auch davor bewahrt, starrsinning und dogmatisch zu werden. Ich beobachte lieber und ziehe Zwischenresultate, schaue was passt und was weniger gut funktioniert. Es ist ein ständiges Suchen nach der optimalen Lösung. In weiteren Sinn kann man sagen: Der Weg ist das Ziel. Das Tun ist es, was mich ausmacht und auf was es drauf ankommt. Ein Zwischenergebnis meiner Beobachtungen ist z.B. das vegane Rohkost auf Dauer eben nicht funktioniert. Oder das wir die Theorie, dass wir genetisch noch immer an die Tropen angepasst sind, nicht stichhaltig beweisen können und das eben eigene Erfahrungen dem widersprechen. Und dieser Blog stellt eben immer den Letztstand dieser Erkenntnissuche im Selbstversuch dar. 

Und so hab ich mich die letzten Tage aus Feldern und Gärten Mitteldeutschlands ernährt und war heute Kirschen pflücken. Keine Stunde Arbeit hat 7kg Kirschen gebracht. Eigentlich acht, denn ich hab mindestens ein Kilo schon auf dem Baum gegessen. :-) Und siehe da, ich fühle mich damit nicht schlechter als mit den Früchten in Costa Rica. 

Zur Zeit bin ich ja auch freischaffender Künstler, lebe also ohne Einkommen von meinen Reserven. Ich kann nur sagen: nie hab ich mich besser gefühlt! Es ist echt mal eine wunderbare Erfahrung, zu LEBEN, ohne das mir der Stress des Jobs im Nacken sitzt oder ein Chef üble Laune hat oder ich einen beschissenen Brief von irgendeinem Amt bekomme, das mich gängeln will. Nichts. In einem bestimmten Rahmen kann man machen was man will und wann man es will. Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich diese Art Freiheit habe. Natürlich lebe ich jetzt eher bescheiden und überlege viermal, bevor ich mir was kaufe, aber es ist schon nett, einfach mal zu leben, ohne das man drangsaliert wird. Diese Zeit wird ja auch irgendwann wieder vorbei sein und ich muss mir einen neuen Job suchen. Aber grade jetzt ist es echt genial, mal frei zu sein. Ein Jahr wollte ich das ja machen und da hab ich ja noch zwei Monate, bevor es wieder ernst wird! :-)

Unser Garten

Kirschernte

An der Straße ganz vorbildlich mit Warnweste (dann denken viele auch, da ist die Straßenmeisterei im Gange! lol) und sieben Kilo Süßkirschen 

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28.06.2014 18:54

Planungen

Endlich bin ich wieder in meinem Garten und kann da total geniale Erdbeeren, Himbeeren, schwarze Johannisbeeren und allerlei Kräuter und Gemüse essen, schon bekommt man eine Hiobsbotschaft nach der nächsten. Leider haben zwei enge Familienmitglieder grade ernsthafte gesundheitliche Probleme. Da kommt man natürlich auch mal ins Grübeln. Montag muss ich ja auch nach Leipzig ins Tropeninstitut und da muss ich erstmal schauen, was sie zu meinen potentiellen Infektionsherden sagen. Drei Stellen sind es auch noch, zwei sehen irgendwie Scheisse aus. Und dann wären wir auch drei Problemfälle im engsten Familienkreis. Sowas kann alles kein Zufall sein. Fotos vielleicht mal später. Esse grade auch wieder recht instinktiv, auch weil ich ne gute Auswahl habe, also nicht nur Avocados oder Rindfleisch, und es grossen Spass macht, einfach im Garten von der Hand in den Mund zu leben. Und mir kann jemand sagen was er will: es ist einfach ein Unterschied, wenn man es direkt aus dem Garten isst, oder irgendwo kauft. 

Auf jeden Fall haben die Krankheitsfälle mein Planung grade gehörig durcheinander gewirbelt. Da muss ich erstmal schauen, was die Zukunft bringt. Ansonsten empfinde ich das Wetter grade als super. Ich muss es ja zugeben, dass ich es auch mag, wenn es mal regnet und man im leichten Niederschlag Himbeeren futtert. Auch ist mein Hautjucken hier im mitteldeutschen "Sommer"klima sehr sehr viel besser geworden. Ich muss aber zugeben, dass der krasse Wechsel zwischen feuchtheiss zu kühl-trocken quasi von einem Moment auf den anderen meine Haut etwas gefordert hat. War ja auch krass. Eben noch Tropischer Regenwald, dann rein in die Kabine auf dem Schiff und dann wars wie im Sommer in Sibirien. Das war doch irgendwie zu schnell und es hat etwas gedauert, bis die Haut damit zurecht kam. 

Sportlich bin ich grade auch gut unterwegs. Programm wie immer: Liegestütze, Klimmziehen usw usw. Nur rennen ist grade problematisch, da mir das rechte Knie letztens nach dem Joggen weh tat. Vielleicht hängt das auch mit den Stellen zusammen. Die sind genau oberhalb und unterhalb des rechten Knies. Schauen wir mal...

Hab im EDEKA hier frische Heringe entdeckt, die werd ich wohl kommende Woche mal probieren. Ansonsten hatte ich letztens in Düsseldorf Schwertfisch und Thunfisch in sehr guter Qualität und zuhause noch viele getrocknete Algen und einiges an Nüssen. An Wasser mag ich grade Staatl. Fachingen. Echt geniales MINERALwasser. 

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24.06.2014 10:19

Schiffsreise

So liebe Freunde, 

jetzt aber mal ein kleiner Reisebericht meiner Schiffspassage aus Mittelamerika. Grundsätzlich kann man sagen, dass eine Schiffsreise wirklich eine ganz nette Sache ist. man hat Zeit, sich zu entspannen, es gibt keinen Jet-lag, und somit kommt man eigentlich ganz entspannt wieder zuhause an. 

Aber fangen wir mal ganz von vorne an:

Ab aufs Schiff. 

In Puerto Limon hab ich mich, kurz vor der Abreise, noch mit Planta-Bananen, 13 Ananas und Mangos versorgt, die ich auch problemlos aufs Schiff bringen konnte. Ein 213m langes Containerschiff ("Ariana") mit einem polnischen Kapitän, der freundlicher und netter nicht sein könnte. Das erste, was mir aber wirklich äusserst angenehm aufgefallen war, war die 20° kühle Kabine. Herrlich! Draussen die schwüle Hitze, die in den letzten Wochen wirklich die Energie rausgesaugt hat, und da drinnen einfach nur herrliche Kühle! Ich bin danach wohl nur noch ein oder zweimal kurz rausgegangen in die Hitze. Aber irgendwie war ich fertig mit diesem Wetter. Aber klar, als es dann los ging, hab ich natürlich auf der Brücke gestanden und leise mit einem lachenden und einen weinenden auge Tschüss gesagt. Es ist schon irgendwie ein erhabenes Gefühl, wenn ein Schiff in See sticht. Man hat wirklich auch genug Zeit, zurück zu blicken und Abschied zu nehmen. Und das war´s dann erstmal mit Costa Rica. 

Jamaika - die "Give me! Give me!" Menschen

Die erste Station der Reise war dann Kingston, Jamaika. Da wir dieses Mal tagsüber ankamen und genug Zeit hatten, sind wir, der Kapitän, der dritte Offizier und ich zu eine kleine Tour aufgebrochen. Wobei noch erwähnt werden muss, wie schwierig es war, erstmal vom Schiff runter zu kommen. Selbst dem Kapitän wurde erstmal das Verlassen des Schiffes verwehert, weil er keine Sicherheitsweste hatte. Ich musste mir Sicherheitsschuhe besorgen usw usw.. wobei es irgendwie lächerlich wirkte, dass die beiden stämmigen Frauen so ein Zinnober machten. Der Kapitän hats mit Humor gesehen. 

Das erste Ziel war das Bob Marley Museum, weil der Kapitän ein grosser Bob Marley Fan ist. Obwohl schon 52, hager und blass mit Kurzhaarschnitt, war er ein begeisterter Raggae Fan. Und somit gabs dann eine Tour durch das Bob Marley Haus. Ich fand es gut. Es  hatte schon was, wenn man bedenkt, dass da einer der grössten Stars der Welt gelebt hat. Die Sache dauerte knapp zwei Stunden und hatte sich wirklich gelohnt. Natürlich lungerten dann auch ein paar Kiffende Rastas da rum, vielleicht wurden die bezahlt, um die Stimmung zu beleben. Lol. Und es gab mehrere Mangobäume im Hinterhof. Da hab ich gleich fleissig gesammelt und eine Frau, die mich gesehen hat, gab mir sogar noch mehr. Super! 

Danach ging es in einen Park, wo grade geheiratet wurde und ansonsten auch viel Bbetrieb war. Wir haben uns dann etwas hingesetzt und die Stimmung genossen, bevor es wieder aufs Schiff zurück ging. Vorher wollten wir noch etwas einkaufen, vor allem ein paar Früchte und haben unseren Taxisfahrer, ein älterer freundlicher Schwarzer, gebeten uns da mal etwas rumzufahren. Kingston an sich ist eigentlich eine hässliche Stadt. Hat mich jetzt keine Sekunde beeindruckt. Na ja, und nach einigen Runden haben wir dann einen Markstand entdeckt. Eine Strassenverkäuferin hatte sogar die gleichen Erdnüsse wie ich sie schon aus Nicaragua kannte. Aber ich dachte, mich trifft der Schlag, also sie 10 Dollar für keine 800 Gramm haben wollte. Und die liess auch nicht mit sich handeln. Da war ich echt von den Socken! Das waren ja schweizer Preise!! Natürlich hab ich dankend abgelehnt.

Im Obststand haben wir dann noch Ananas, Mangos und noch einige Plantas gekauft. 40 Dollar. Ein Obststand in einer Bretterbude. Absolute Unverschämtheit! Aber was mich wirklich wirklich störte war, dass der junge Schwarze dann anfing, mich anzubetteln. Give me, give me more... Ich habs erst garnicht so realisiert, dass der mir in den Ohren lag, aber der wollte einfach mehr. Ich hab dann gesagt, er hat eh ein gutes geschäft gemacht! Der Kapitän hat auch noch versucht, zu verhandeln, aber der wollte nicht weniger. Ok, aber dass er dann noch so frech ist, weiter rumzubetteln, war schon recht unangenehm. Natürlich hat der keinen Cent mehr gesehen.

Wir sind dann zurück ins Taxi, weil auch die Zeit drängte und als wir an eine Kreuzung kamen, waren dort zwei Jugendliche, die für ein kleines geld die Windschutzscheibe putzen. Einer spitze was auf die Windschutzscheibe und der nette ältere Herr rastete vollkommen aus. Hat die dann aus dem geschlossenen Auto in seinem für mich unverständlichen Jamaika Englisch vollgeschnauzt. Die waren natürlich auch angepisst und so entstand eine doch etwas brenzlige Situation. Die haben es dann aber wieder sauber gemacht, der Taxifahrer hat sich beruhigt und uns sicher zum Schiff zurück gebracht. Als es dann ans bezahlen ging, der nächste Schock: 100 Dollar wollte der für die kleine Runde durch Kingston!!! Und erst nach langen zähen Verhandlungen haben wir uns auf 60 geeinigt. Ich war fassungslos. Das ist teurer als in der Schweiz!! Aber die Leute in Kingston versuchen wohl tatsächlich, so viel Kohle wie möglich rauszuschlagen. Selbst dem Argument des Kapitäns, dass man ihn ja das nächste Mal wieder buchen würde, war der Mann unzugänglich. Der Kapitän war übrigens schon das zweite Mal im Bob Marley Museum. Und so sind wir dann, auch nach einigen Mühen am Gate zum Hafen, irgendwann abends wieder, mit Obstkiste beladen, auf dem Schiff angelangt. 

Auf dem Schiff hatte man auch eine ungute Meinung von Schwarzafrika. Die waren ja alle schon in Westafrika usw und meinten dann später, dass das die vorherrschende Mentalität sei. Gib mir, gib mir, gib mir. Und dann wirste bedrängt. Und so war es auch da in Kingston. Als Vergleich: in CR und Nicaragua wird man auch mal angebettelt oder irgendwer versucht die Plunder zu verkaufen. Aber nie aufdringlich. Ich hab auch nie erlebt, dass man auf dem Markt oder so abgezockt wurde, weil man ein Weisser war. Kingston hat da ein eher ungutes Gefühl hinterlassen. 

Alle haben die gleichen Probleme.

Auf dem Schiff dann hatte mich die Arbeitswelt dann recht schnell wieder. Obwohl man eigentlich in der Mitte vom Nirgendwo rumgurkt, hatten die echt Stress. Mit Papierkrieg. Es ist wirklich erstaunlich, ich hab mich lang und breit darüber mit dem Kapitän unterhalten, dass mittlerweile in allen Bereichen der Arbeitswelt so immense Belastungen alleine durch den Papierkrieg entstehen. In Österreich war ich am Ende ja auch mehr mit all den ganzen sinnlosen Kram beschäftigt, statt mit der eigentlichen Arbeit als Ökologe. Und das macht einen auf Dauer dann auch fertig. Hier noch ne Email, da noch ein Report, dort ein Kollge der sich vor der Verantwortung drückt (das hab ich euch doch gemailt!), und noch eine Stundenplanung, noch eine sinnlose Email beantworten. Und dies scheint ja nun in vielen Bereichen der Fall zu sein. Nach drei Tagen an Bord hatte ich das erste Mal wieder Ohrensausen! lol Willkommen zurück!

Auf dem Schiff. 

Insgesamt war die Crew vollkommen OK, etwas kauzig schon, weil sie schon lange auf dem Schiff waren, aber nett. Es gab sogar ein Tischtennisturnier in der Mitte der Überfahrt. Ansonsten machen die aber Dienst nach Vorschrift und wenn sie die Wahl hätten, würden alle auch gerne an Land arbeiten. Verständlich, wenn man bedenkt, dass die Verträge je nach dem zwischen 4 und 9 Monaten gehen. D.h. man ist wirklich fast ausschliesslich die ganze Zeit an Bord! Die Liegezeiten sind so knapp, dass viele 9 Monate lang keinen Fuss mehr an Land setzen. Hab mich nett mit vielen dort unterhalten, der russische erste Offizier als Kalliningrad, der freundliche 1. Offizier von den Phillipinen und der Cadett aus der Ukraine sind mir da neben dem Kapitän in besonderer Erinnerung geblieben. 

Gott sei Dank war die See die meiste Zeit ruhig. Nur zwei Tage gab es mal rauheres Wetter mit bis zu vier Meter hohen Wellen. Dann schaukelt es auch ziemlich, aber ich hatte bis auf gelegentliche leichte Anflüge von Übelkeit keine Probleme. Irgendwie kannte man das ja doch schon von der Hinfahrt. Aber selbst die Mannschaften leider unter Seekrankheit bei sehr starkem sn 

Zu Essen gab es neben meinen Reserven jeden Tag einen schön hergerichteten Gemüseteller. War also vollkommen OK. Die Mangos aus Jamaika waren wohl die Besten, die ich JE gegessen habe. Unglaublich gut! Wenigstens was. Und dann gab es da noch einen wirklich bemerkenswerten Zufall: ich hatte ja mal geschrieben, dass man mir an der Grenze von Nicaragua nach Costa Rica 10kg Erdnüsse abgenommen hat, die ich eigentlich für die Fahrt gekauft hatte. Ich hatte mich schon auf eine recht proteinarme Zeit eingerichtet, da fragte mich der Kapitän, ob ich auch rohe Erdnüsse esse, die hätte man nämlich da, und zwar in grossen Mengen, weil ein Container in Moin kaputt ging und es Erdnüsse regnete. Und die waren echt topp! War ein wirklich schöner "Zu-Fall". 

Leider gabs es auf dem Schiff diesmal wenig Sterne zu bewundern, da es grade die Zeit des Vollmondes war. Es ist aber schon nett, wenn dann in der Ferne Segelschiffe im Mondlicht glänzen und das irgendwo in der Mitte des Atlantik. 

Ja, was macht man eigentlich 14 Tage auf so einem Schiff? Na ja, ich hab viele meiner mitgebrachten DVDs geschaut, u.a. einige Akte X Sessions hingelegt, Gitarre gespielt und auch Sport getrieben. Dann war ich auch viel auf der Brücke. Das Schiff hatte sogar ein kleines Schiffbecken, aber ich habs nicht genutzt. Dafür hab ich mal Tischtennis gespielt... war auch nett. 

Rotterdam

Angekommen bin ich dann letzten Donnerstag in Rotterdam, wo mich mein Vater und mein Bruder abgeholt haben. Vorher war es schon sehr nett, durch den Ärmelkanal und die deutsche Bucht zu fahren. Rotterdam selber ist eine etwas klobige Stadt, aber gut, muss mir ja nicht gefallen. Leider wie immer keine Fotos, da ich ja meine Kamera zugesetzt habe. 

Ich muss es zugeben: die Kühle in Deutschland finde ich grade sehr angenehm, auch wenn meine Haut etwas Probleme machte (trocken). Ich vermute, wegen der doch recht abrupten Änderung der Umweltbedingungen. Erst monatelang heiß und feucht, dann von einer Sekunde auf die andere kühl und trocken. Aber gut, das sind eher Kleinigkeiten...

Und vergesst nicht: noch einen Monat bis zum großen Rohkosttreffen!!! :-) 

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19.06.2014 19:53

wieder in D

So, heute morgen nach 14 Tagen auf dem Schiff in Rotterdam angekommen. Passage war ok. Nur zwei Tage mal unruhige See. Alles weitere dann in Kürze!

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03.06.2014 16:32

Schiff kommt

So liebe Freunde. Ich melde mich erstmal ab. Morgen kommt das Schiff und ich gehe voraussichtlich auch gleich an Bord. Wegen meiner Hautinfektion war ich heute noch mal beim Arzt, der meinte dass es wahrscheinlich Leishmaniose ist. Da muss ich dann zum Arzt, um Tests zu machen, wenn ich wieder daheim bin. Schauen wir mal. Ist natürlich eine unschöne Nachricht. Letztes Jahr Borreliose, dieses Jahr der Scheiss. Hier gibt es noch eine natürliche Heilpflanze, die werde ich heute und morgen nochmal drauf tun. Die gute Nachricht ist, dass es zu 99% die Hautleishmaniose ist und das in Deutschland die Behandlungsmethoden besser sind als hier. Typ 2, welcher auch die inneren Organe befällt, na gut, das merkt man dann 20 Jahre später, wenn die Organe anschwillen. Herrlich, oder? lol Humor hat, wer trotzdem lacht. 

So, dann sage ich mal Tschüss!!! 

Bis dann! :-)

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01.06.2014 14:22

Es neigt sich dem Ende zu...

So, jetzt bin ich voraussichtlich noch zwei Tage hier, dann gehts aufs Schiff. Wenn alles planmässig läuft. Da kann man schon mal ein erstes Resumé ziehen. Angekommen bin ich in Limon am 15.11.2013. Das sind also nun fast 7 Monate. Wobei ich ja schon vorher mit dem Schiff in tropischen Gewässern war und tropische Länder wie Kolumbien, Guatemala und Honduras besuchte. Und auch zurück noch einiges in tropischen Breiten unterwegs sein werde. Man kann also von guten sieben Monaten in den Tropen ausgehen. Sechs davon im Gebiet des tropischen Regenwaldes (Cahuita, Hone Creek, Puerto Viejo), ein Monat im Gebiet des tropischen Trockenwaldes (Nicaragua). Insgesamt war es für mich, der ja schon immer mal in den tropischen Regenwald wollte, und der ja auch der Überzeugung war, dass der rohköstliche Mensch eigentlich hierher gehört, eine unbezahlbare Erfahrung. Das, was ich vorher schon irgendwie geahnt habe, hat sich für mich hier leider bestätigt. Wir als Weisse gehören hier nicht her. Jedenfalls nicht auf Dauer. Und somit ist der Blick auf die Rohkost als Ganzes auch klarer und weniger rosarot. Rosarot sind nun mehr nur noch die ganzen Hautprobleme! lol

Wenn ich eine Entscheidung treffen müsste, dann würde ich am ehesten noch nach Nicaragua, oder den Nordwesten Costa Ricas gehen. Wobei ich da einfach nicht lange genug war, um wirklich eine treffende Aussage machen zu können. Nach sechs Monaten im tropischen Regenwald aber muss ich zugeben: die Hitze und die ständige schwüle Luft haben mich geschafft. Grade in den letzten zwei drei Wochen ist es nochmal heisser geworden, oder vielleicht einfach nur windstiller, was weiss ich, aber es reicht aus, um mir die Energie raus zu saugen. Deswegen hab ich in den letzten zwei Wochen auch keinen Sport mehr getrieben, ausser meine täglichen Märsche, um mein Leben zu bestreiten. Die Hitze geht mir einfach nur noch auffn Sack! Und grade abends, wenn man Hunger hat, weil man sich viel bewegt hat und mal zwei Avos isst, wird es noch unerträglicher. Dann braucht man einen Ventialtor... was die Gefahr von Erkältungen erhöht. Zugluft ist immer ungesund, auch hier in den Tropen. 

Aber vielleicht sollte man wirklich mal etwas auf die Zahlen schauen:

In den sieben Monaten habe ich bisher:

ca. 4.200 Euro ausgegeben (ohne Schiffsreise, inkl. Miete, Busfahren, Lebensmittel, Rumreisen, ein paar DVDs und irgendwelchen Touristenscheiss.)

ca. 650km zu Fuss zurückgelegt, also

ca. 100 Stunden nur mit Laufen verbracht 

ca. 4.700 Liegestütze gemacht und 

ca. 2.350 Klimmzüge und

ca. 5.040 Beinheber und

ca. 1.000 Kniebeugen und

ca. 1000 Beugestütze 

ca. 190x den Berg zum Appartment hochgelaufen (und früh wieder runter). 

ca. 420 Liter Wasser und 

ca. 250 Kokosnüsse getrunken (und teilweise gegessen). 

ca. 420h direkte tropische Sonne abbekommen. 

ca. 600kg den Berg hochgeschleppt.

ca. 1.890h gepennt. 

ca. 160h Gitarre gespielt

Ich hab ca. 560 Tierarten gesehen (das meiste davon natürlich Insekten).

Ich war 

ca. drei mal erkältet, einmal leicht, einmal mittel und einmal richtig. Hatte einmal echten Sonnenbrand (auf dem Kopf nach dem Haareschneiden). Ich hatte zwei Staphylokokkeninfektionen der Haut (eine davon immer noch, klingt aber ab, wenn auch langsam). Ich habe nach ca. 5,5 Monaten eine "Sonnenallergie" mit Bläschenbildung auf der Haut entwickelt (Sieht einfach Scheisse aus und fühlt sich auch so an. Wie tausend Nadelstiche, vor allem beim Sport, oder wenn man generell viel schwitzt (also fast immer) und / oder die Sonne direkt drauf scheint.). 

Ich war ca. 60x im Meer baden, 13x davon jeweils Samstags nach dem Markt in Puerto Viejo. 

ca. 20x auf dem Markt in Limon.

ca. 210h im Internet. 

ca. 480 SMS geschrieben. 

Ich hab 15 neue Filme gesehen. "Man of Steele" war der absolute Knaller, aber auch "The Wolf of Wallstreet" war genial. 

Und ich hab ca. 2.572.5h mit Spiel und Spass und Unterhalten verbracht. 

Ich hab ca. 630x laut und 1.840x leise gelacht!

Ich hab ca. 980x geschmunzelt. 

Dreimal geweint. 

0x geschriehen.

Ich war ca. 42x fassungslos. 

Und hab mich zweimal streiten müssen. 

Alles in allem also ein guter Schnitt!

Was mich dazu bringt, was mir hier wirklich gefallen hat:

Die grandiose Natur, das Meer, meine rohe Gesellschaft, die mich ertragen hat, die freundlichen und coolen Einheimischen, das Essen, mein Vermieter André, Pünktliche Busse, wenn man etwas zuwenig Geld mit hatte im Supermarkt, wars auch kein Drama, die bildhübschen Mädels, die Versorgung (Lebensmittel, Internet, Telefon, Medizin, Unterhaltung), Cahuita, Puerto Viejo, Mazanillo, Hone Creek, Heredida, Liberia, Guanacaste an sich und die Halbinsel Nicoya, mein Tripp in Nicaragua, die Liebe zur Natur und zum Frieden der Einheimischen in CR (hat mich wirklich beindruckt), und das hier Schwarze, Braune, Rote, Weisse alle friedlich zusammen wohnen und sich auch miteinander mischen, statt sich zu seperieren.    

Was mir weniger gefallen hat:

die ständige feuchte Hitze, auch in der Nacht, das die Einheimischen sich mittlerweile von Dreck ernähren, die Auswahl an Wasser und dann meist Plastik, die Mücken, die diffuse aber doch ständige Gefahr, das man beklaut oder ausgeraubt wird, das mir jemand meine Digitalkamera geklaut hat, der Gestank auf den Märkten in Nicaragua, TICA-Busse, Infektionen der Haut oder die ständige Gefahr, sich mit Papalamoya oder Dengue zu infizieren (oder was anderes hässliches), der Müll in Nicaragua

Und um sich mal wieder auf die schönen Seiten Europas einzustellen, gibts noch was nettes anschauen: heftig.co/themountain/

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28.05.2014 11:32

Natürliche Lebensweise

Eine natürlichere Lebensweise, dass ist es ja, was im Grunde die meisten Rohies anstreben. Wieder gesünder und natürlicher essen, wieder mehr Verbindung zur Natur herstellen. Wieder auch in anderen Lebensbereichen mehr Natürlichkeit erreichen. Keine oder wenig "Chemie" mehr, natürliche Geburt, langes Stillen, sauberes Wasser, joggen im Wald, statt neben der Autobahn, Bus statt Auto, Bio statt konventionell, mehr Gemeinschaft, statt vereinsamtes Leben. Und das ist natürlich vollkommen OK so und auch erstrebenswert. Der Mensch ist eben ein Kind der Natur (aber auch der Kultur, dass darf man nicht vergessen). Und deswegen ist es natürlich schön, wenn mehr und mehr ein naturverbundeneres Leben führen bzw. führen wollen. 

Für mich stellt sich dann aber auch die Frage, WO wir dieses Leben führen wollen. Ist es natürlich, als Weisser in den Tropen zu leben, oder in Gebieten mit sehr hoher Sonneneinstrahlung (Nordafrika z.B.) oder ist es unnatürlich? Ist es natürlich, Lebensmittel zu importieren, tausende Kilometer rumzukarren, oder ist das eher unnatürlich? Ist es natürlich, sich gehen zu lassen, statt auch entsprechende Körperpflege durchzuführen? 

Diese Fragen kann natürlich nur jeder selber beantworten. Aber ich finde es auch vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen hier in den Tropen durchaus wert, bisherige Selbstverständlichkeiten mal zu hinterfragen. Schauen wir uns mal die Hautfarbenverteilung der Welt an. Man sieht hier doch recht deutlich, was die "natürlichen Lebensräume" der Menschen mit den jeweiligen Hautfarben sind. Vielleicht sind das auch die Gebiete, wo sie am besten gedeihen. Ich möchte hier kein Statement abgeben, dass sich jeder wieder in "seine" Gebiete zurückziehen sollte, dazu liebe ich eine vielfältige Gesellschaft viel zu sehr, aber vor dem Hintergrund einer wirklich natürlichen Lebensweise muss es eben auch erlaubt sein, mal zu hinterfragen, wo es für mich als Weisser am natürlichsten ist zu leben. 

Und wenn man mal davon ausgeht, dass es am natürlichsten ist, als Weisser in den dargestellten Breiten zu leben, dann stellt sich ganz natürlich auch die Frage, WAS man so dort essen sollte. Importfrüchte wie Ananas, Bananen, Papayas, Durian und Jackfrucht? Ist das natürlich? Gehört das zu einer wirklich natürlichen Lebensweise? Wenn man mal ganz ehrlich ist, muss man wohl zugeben, dass es wohl eh schon immer etwas dekadent war, sich damit zu laben oder Bananen für 1,90 Euro reinzuschaufeln. Das Unterbewusstsein sagt einem ja, dass etwas nicht ganz stimmig ist. Jedenfalls war es bei mir der Fall. Es fühlte sich einfach nicht wirklich gut an, weil es eben unnatürlich ist, es soweit zu transportieren. Der Genuss war hier immer etwas mit Schuldgefühlen gekoppelt. Auf Dauer hat mich das echt genervt und ich hab dann angefangen, immer mehr europäisch zu essen. 

Ist es natürlich, in Europa roh-vegan leben zu wollen? Geht das? Bisher steht der Beweis dafür noch aus.

Was ist das überhaupt, Natürlichkeit? Ich glaube, das es die Art und Weise ist, die am unverkrampftesten daherkommt. Wenn jemand ganz natürlich sitzt, dann sitzt er entspannt und seiner Natur entsprechend, wenn jemand natürlich lacht, dann lacht er aus dem Herzen, ohne sich vom Kopf her zu verstellen, ohne etwas zu unterdrücken oder dazu zu tun. Wenn jemand ganz natürlich agiert, dann ist sein Handeln oft spontan und ohne Übertreibung und ohne Untertreibung. Ohne grossartiges konventionelles Korsett, ohne gesellschaftlichen Panzer. Ganz natürlich halt. So wie der Baum nach oben wächst und sich im Wind wiegt, das Wasser den Berg runter fliesst und die Wolken weiss am blauben Himmel strahlen. Ganz natürlich, so wie Kinder lachen wenn sie glücklich sind und rumheulen, wenn sie unzufrieden sind. Diese Natürlichkeit ist es übrigends, was die Zen-Buddhisten anstreben.

Ich hab schon oft bemerkt, dass bei mir aus dem Inneren heraus ein Bedürfnis besteht, einen Garten anzulegen, Bäume zu pflanzen, Sträucher mit essbaren Früchten, aber auch Tiere zu halten, auf die Jagd oder angeln zu gehen, mich zu bewegen ... für mich sind das ganz natürliche Impulse und Regungen. Das ich das bisher nicht ausreichend gemacht habe, liegt zum Grossteil auch an den entsprechenden finaniellen Aufwendungen, die es mit sich bringt. Mal schnell einen Bauernhof und 50ha Land gekauft können die wenigsten. 

Als Kind war es für mich ganz natürlich, im Sommer baden zu gehen, im Frühling und Herbst auf dem Fussballplatz zu sein und im Winter Schlitten zu fahren. Zu essen gab es das, was grade Saison hatte. 

Jetzt kommt mir alles viel komplizierter vor: man sagt mir, ich komme eigentlich aus den Tropen, statt aus Sachsen Anhalt, man sagt mir, mit Südfrüchten lebe ich gesünder, statt mit einheimischen Sachen, man sagt mir, es sei besser, "wilde" Import-Sachen zu essen, statt einheimischer gezüchteter Früchte, dann sagt man mir gleichmal, ich gehören eigentlich nicht dahin, wo ich lebe. Ich muss jetzt meine Nahrung bei Spezialversendern bestellen, oder weite Reise unternehmen, um an diese Produkte zu kommen, ich muss erhebliche finanzielle Mittel bereit stellen, um diese Spezialnahrung zu erwerben. Ich muss mir die wildesten Theorien anhören...das fühlt sich für mich alles nicht so wirklich natürlich an. 

Früher sass ich mit meinem Opa auf der Bank, wir haben uns was erzählt, haben Pflaumen gegessen, oder selbst angebaute Weintrauben. Tropen und deren Früchte gabs nur in Büchern. Wir haben mit Freunden Stunden am See verbracht und geangelt. Im Garten gearbeitet, im Herbst wurde ein Schwein geschlachtet, dazwischen einige Hühner. Es war der Lauf der Dinge...

Was ist jetzt eigentlich natürlicher? Wo muss ich mich denn mehr anstrengen? Was ist eine verkrampftere Lebensweise? Ist es nicht irgendwie grotesk, bei Spezialversendern Produkte aus fernen Ländern bestellen zu müssen oder auf Flugimportware angewiesen zu sein, nur um ein natürlicheres Leben zu führen? 

Jeder muss diese Fragen natürlich (!!!) für sich selber klären. Und ich bin natürlich nicht der Erste, der sich dazu Gedanken macht. Ich glaube, der Jean Huntziger hat sich dazu in seinem Buch entsprechend geäussert. (Hier ein Vortrag vom Huntziger. Ich weiss nicht, ob er noch 100% roh ist, glaube wohl nicht, aber er sagt eigentlich einige Sachen, auf die ich auch schon gekommen bin.)

Ich persönlich halte den Ansatz "local food" und "jahreszeitengerecht" jedenfalls für überzeugender als "importieren oder auswandern". Aus meiner Sicht erscheint es einfach natürlicher, in den Breiten zu leben, an die man am besten angepasst ist und sich dort von lokalen Produkten und der Jahreszeit entsprechend zu ernähren. 

Und ist das nicht wieder eine spannende Herausforderung! Herrlich, oder?!

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