Blog

12.04.2014 16:26

zurück in CR

Tja, wenn man reist, dann hat man auch mal wieder was zu berichten, zum Beispiel der Scheiss, der mir heute passiert ist. Aber mal schön von vorne: Nachdem ich also gestern noch eine Nacht im Schlafsaal im Oasis in Granada verbracht habe, mit wieder rumfunzelnden Idioten mitten in der Nacht (unglaublich) bin ich früh auf den Markt, um mir für die Schiffsreise Erdnüsse mitzunehmen. Gesagt getan, 10 kg gekauft, 8 Euro bezahlt, noch ein paar Avos und ne Ananas drauf und ab gings in den Chickenbus, der heute seinem Namen alle Ehre gemacht hat. Denn heute stieg wirklich eine Frau mit einem Huhn unterm Arm ein. Ich stand ganz hinten und sie drängte sich neben mich mit dem Vieh dazwischen. Plötzlich fängt das an zu flattern...na Malzeit! lol Es war eng, es war heiss, muss man dem Tier ja auch irgendwo nachsehen. 

An der Grenze zu Costa Rica ging alles glatt. Bin dann auf costaricanischer Seite durch die Abfertigungshalle und zum Zoll. Es waren im Gegensatz zum letzten Mal nur wenig Leute da und ich sollte meine Sachen durch den Scanner schieben. Bei den Erdnüssen hab ich mich dann etwas widersetzt, weil ich die ja nicht bestrahlt haben wollte. War kein Problem, weil ist eh verboten, die nach Costa Rica einzuführen. Oh... wie...ja, Gesetz XYZ...Einfuhr verboten aus Angst vor irgendwelchen Krankheitserregern. Und die Avos und die Ananas kannste auch gleich abgeben. Danke. Und dann stand er da, der Matze, seiner Erdnüsse beraubt, mit langen Mundwinkeln, weinerlichem Gesichtsausdruck und nasser Hose. Nee.. soweit gings dann doch nicht. lol... 

Aber mir wurde noch ein Schriebs in die Hand gedrückt und dann durfte ich meine nun mit Jod übergossenen Erdnüsse (sicher ist sicher dachte man sich wohl) zurücklassen. Noch mal einen sehnsüchtigen Blick drauf geworfen und dann hiess es loslassen. Weiterziehen. Das Leben geht ja weiter. Get back on the horse, man! Lass Dich doch mal nicht so hängen! ... aber wie soll man so einen Verlust überwinden. Erdnüsse. Aus Nicaragua. Weg!!! Der SUPER-GAU!!! :-(

Aber mal im Ernst: es ist natürlich schon witzig, wenn man theoretisch von Finnland bis Spanien ohne einmal anhalten zu müssen fahren kann, aber hier keine 200km weiter kommt, ohne das einem die Erdnüsse abgenommen werden. Und der wirklich lächerlichste Part ist, dass ich ein paar Avos ohne Probleme mit rübernehmen konnte, weil sie im Rucksack waren und die Frau, die das gecheckt hat, das nicht gecheckt hat, dass die da drin sind. Und beim letzten Mal waren mehr Leute da, da hab ich meinen Sack Erdnüsse einfach am Automaten vorbei genommen, trallala, ohne das da wer was gesagt hat, ohne dass die das überhaupt gemerkt haben. Diesmal war ich aber weit und breit der Einzigste. Und der Sack auch einfach nicht zu übersehen. Aber gut, vielleicht waren sie eh miese Qualität und ich kann jetzt ganz froh sein, die los zu sein. Und acht Euro sind auch zu verkraften. Mehr haben die 10 kg nicht gekostet. Lächerlich billig, oder? 

Na ja, und so bin ich nun wieder raus aus Nicaragua. Ich mag das Land und die Menschen da. Granada ist so ein lebendige Stadt. Das Hostel liegt in einer Seitenstrasse nah an der Marktstrasse, man geht raus, 50m zur Hauptstrasse und ist mitten drin im Trubel. Im Leben. Genial! Alles ist bunt und die Farben leuchten richtig in der Abendsonne. Die Mädels sind super hübsch und das Ganze hat einfach Flair ohne Ende! Und mit den zwei Mädels aus Amerika hab ich gestern Abend noch Herr der Ringe Teil 2 geschaut und viel gelacht. Die beiden waren echt ok und es machte Spass, einfach was zusammen zu machen. Die meisten sitzen ja da und glotzen auf ihre smartphones, aber die beiden kamen an, und frugen ob ich wieder mit Film schauen wolle und haben dann den sogar ausgesucht. War ein echt netter Abend. Und irgendwo ein würdiger Abscheid.

In Liberia bin wieder im selben Hostel abgestiegen. Es ist heiss hier. Wohl 38 Grad. Ein älterer Engländer ist grade mein Reisegefährte. Bissi merkwürdig isser....lol. Man weiss ja nie, mit wem man es dann im Endeffekt zu tun hat, aber wird schon passen. Morgen dann wieder weiter Richtung Süd-Osten. Irgendwie vermisse ich den caribischen Flair auch... 

—————

11.04.2014 17:42

Erdbeben

Hab ich fast vergessen: gestern und heute gab es hier ein Erdbeben, wobei es sich heute wohl nur um ein Nachbeben handelte. Ich war grade beim Essen, als es losging. Plötzlich hat das Haus geschaukelt, die Ventilatoren gewackelt und auch die Lampen. Der Strom war kurz weg. Einige sind erschrocken aus den Hängematten aufgesprungen, andere haben nervös rumgekichert. Ich hab gestaunt und weitergefuttert. Irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass es nicht so stark und dramatisch wird. Nach 10 Sekunden war der Spuk vorbei. Es ist aber schon ein Erlebnis, die Kräfte der Natur so zu spüren. Und Näher am Epizentrum gabs anscheinend mehr Schaden und auch Verletzte zu beklagen...

www.zeit.de/news/2014-04/11/nicaragua-schweres-beben-erschuettert-nicaragua-11043004

—————

11.04.2014 09:03

Avocados

Gestern hab ich hier in Granada wirklich hervorragende Avocados auf dem Markt erstanden. Eine Grosse kostet 20 Cordoba, das sind knapp 60 Cent. Drei kleinere zusammen auch 20 Cordoba. Und sie sind jeden Cent wert. Eher klein, sehr konzentriert, sehr grosser Kern, vergleichsweise geringer essbarer Anteil. Ich bin sicher, Orkos hätte sie sofort als "Avocado wild" verkauft. Wild kommt ja immer gut, selbst wenn es nur eine andere gezüchtete Sorte ist (Mich würde wirklich mal interessieren, wieviel Umsatz Orkos alleine durch das Wort "wild" mehr macht. lol) - und da meine Kamera geklaut wurde, gibts leider keine Fotos. :-P

Was mir gefällt ist, dass das Hostel keine 300m vom Markt weg ist, man kann also je nach Bedarf losgehen und sich seine Produkte kaufen. In CR ist vor allem Freitags der Markt in Puerto Limon und man muss eben für die ganze Woche einkaufen. Was soweit OK ist, solange man nicht alles schleppen muss. Das geht aber auch nur, solange jemand ein Auto hat, der den ganzen Kram mitnehmen kann. Ansonsten heisst es schleppen. Vielleicht hab ich desegen grade eine Lauf- und Gehsperre. Zuviel rumgeschleppt...

Ob ich mir hier aber mit Erdüssen eindecke, kann ich noch nicht sagen. Bin mir bezüglich der Qualität noch unsicher. 

Gestern war es ansonsten ein ruhiger Abend. Zwei junge Amerikanerinnen und ich haben zwei Filmen geschaut und uns dann noch nett unterhalten. Es ist aber recht erstaunlich, wie uninformiert die Amerikaner im Allgemeinen sind. Nett, aber wissen wenig über Geschichte, aktuelle Geschehnisse usw. 

Die Nacht im Dorm wiederum hat mir gezeigt, wie sehr ich mein eigenes Reich vermisse und meine Privatspähre geniesse. Es ist wie immer: man funzelt rum, packt nachts um drei seinen Rucksack, kramt rum, labert miteinander ... dabei müsste das nicht sein. Aber man denkt nicht so weit, hat nicht gelernt, dass man seine Sachen auch schon abends so packen kann, dass man früh alles ohne Licht findet. Als ich Kind war, hat mir mein Grossvater gezeigt, wie man seine ganzen Sachen so herrichtet, dass wir uns Nachts bei Dunkelheit anziehen und losgehen konnten. Aber man muss keinen Opa wie gehabt haben, um zu wissen, wie man sich rücksichtsvoll bewegt.

Mir fällt grade unter den jüngeren "Travelern" (18 - 30) immer wieder dieser Egoismus auf. Da wird eben die Tür aufgelassen, wenn man raus geht, so dass das Licht ins Zimmer scheint, da wird in Plastiktüten gekramt, die laut knistern, da wird mitten in der Nacht das Klamottenchaos zusammengeräumt. Es gibt da keinerlei Mitdenken, Vordenken, Nachdenken, keine wirkliche gegenseitige Rücksichtnahme. Im Grunde keine Nächstenliebe, wenn man es mal ganz genau beleuchtet. Hauptsache, in meinem Garten regnets. Selbst wenn wer sorry sagt, sie meinen es nicht so. Es wird weiter rumgefunzelt und das, obwohl man mit etwas Nachdenken schon selber hätte drauf kommen können, dass man sich seine Schlafbuxe abends so hinlegt, dass man sie des Nachtens auch schnell findet, statt sie im Rucksack ganz unten zu verstauen. Und nach zwei Wochen on the road sollte jedem klar sein, wie er sich zu bewegen hat, um so wenig wie möglich Lärm zu verursachen. Irgendwann muss man es doch mal mitbekommen, dass es besser ist, seine Buxe nun nicht schon wieder ganz nach unten in den Rucksack zu packen. Nach drei Wochen on the road sollte ich dann eigentlich soweit „erzogen“ sein, dass ich weiss, wie es geht. So dass ein ungestörtes Miteinander möglich ist. Ganz das Gegenteil ist der Fall. Ich hatte nach vier Wochen Dormitorium keinerlei Impulse mehr, mich ruhig und geräuschlos zu verhalten. Ich habs aus Vernunftgründen dennoch getan. Hätte mein Ego das Ruder übernommen ... Die Leute kommen mir, ich muss es so offen sagen, aber oft einfach zu dumm dafür vor. Und das obwohl es ihnen an Intelligenz nicht mangelt. Aber ich glaube, es ist im Grunde einfach Gleichgültigkeit. 

Die älteren Reisenden, die gibt es ja auch, die bewegen sich sehr viel mehr rücksichtsvoller in den Hostels. Sehr viel mehr zuvorkommender und zurückhaltender. Sozial geschickter. 

Das Problem bei der Sache: man hat Impulse gegen solche egoistischen Verhaltensweisen. Weil es gemeinschaftszerstörend wirkt. Man hat Impulse, die anzeigen, dass da was falsch läuft. Diese Impulse kommen aber nicht an, also muss man sich separieren (Einzelzimmer -> mehr Umsatz). Ansonsten wird man entweder irre, oder abgestumpft. Ich glaube, es geht im Grunde immer um Liebe. In dem Fall um Nächstenliebe. Würden die Leute sich liebe- und rücksichtsvoller verhalten, auch Fremden gegenüber, wieviel Dankbarkeit und mehr positivere Empfindungen wären in der Welt. Der, ich nenne es mal kapitalistische Egoismus, hat aber voll zugeschlagen. Er produziert kleine Egoisten (wenn es doch mal grosse wären, wie viel spannender wäre das!), kleine selbstbezogene Arschgeigen, die mit dieser Einstellung gute Rädchen im System sind. Die konsumieren und frustrieren. Und meine Beobachtungen sind offensichtlich auch von anderen gemacht worden. 

kurier.at/politik/die-neue-generation-der-egoisten/752.307

Oder: "Die wichtigste Eigenschaft der jungen Generation ist laut seiner Analyse (Heinzlmaier) das »Aufsteigen durch das Mitmachen. Es ist eine adaptiv-pragmatische Generation mit einer hohen Anpassungsbereitschaft, mit einer Mitmachmentalität. Sie sind so erzogen, dass sie ordentlich funktionieren. Diese Generation ist nicht perspektivlos oder verdrossen, denn was ihre egoistischen Ziele anbelangt sind sie ganz klar orientiert. Ein großer Teil der Jugend ist cool, durchsetzungsfähig und kämpferisch, eine Art moderner Warrior. Ich finde sie sogar beängstigend gut orientiert. Die Konzernchefs sind zufrieden, denn junge Menschen sind angepasste, ausbeutbare und brave Konsumenten."

Genau das hab ich auf meinen Reisen hier voll bestätigt gefunden. Intelligent, durchsetzungsstark, enorm informiert und orientiert, aber eben auch sehr egoistisch, angepasst, ohne jeglichen rebellischen Impuls, sehr auf den eigenen Vorteil bedacht und zum Teil regelrecht rücksichtslos. Also nach Jahrzehnten der Formung durch Elternhaus, Schulen, Ausbildung, Studium und Praktikas nun endlich das perfekte Individuum für die postdemokratisch-kapitalistische Leistungs- und Konsumgesellschaft. Alle Investments und all das Lobbying zahlen sich nun aus. Beängstigend. Aber logisch. Die Ökonomie hat enorme Anstrengungen unternommen, um dies zu erreichen. Den “Angepasste(n), ausbeutbare(n) und brave(n) Konsumenten

Es hat mich auch immer gewundert, wieso ich schon beim Einchecken in manchen Hostels eine Verkrampfung im Solarplexus gespürt habe. Jetzt ist es mir natürlich klar. Man spürt ja unterbewusst sofort, was für eine Energie vorherrscht. Grade „das Herz“ ist ja mit allem verbunden und zeigt sofort an, ob etwas passt oder nicht.

www.welt.de/vermischtes/article118147140/Auf-dem-besten-Wege-in-die-absolute-Verbloedung.html

Und grade hier im Oasis in Granada finde ich es ganz schlimm. Am Schönsten fand ich dagegen das kleine Hotel in Nicoya, wo nur einheimische Familien waren. Wir abends zusammen fern geschaut, haben uns versucht zu verständigen und haben uns angelacht. Es war schäbig, aber dafür hörte man Kinderlachen auf den Gängen. Freilich, auch hier findet man coole Leute. Mich zum Beispiel! Oder die beiden coolen Australier! lol (der beste Weg, um nicht wahnsinnig zu werden, ist über sich selber lachen zu können). 

Ich glaube, wir werden sie bekommen, die "Diktatur der Angepassten":

Männer, Frauen, Junge, Alte
in den Büros und den Fabriken
an den Schulen und zu hause
lassen sich für dumm verkaufen,
kaufen, kaufen, kaufen

Die Generation, die den Übergang von der Demokratie zur postdemokratisch-kapitalistischen Leistungs- und Konsumgesellschaft vollziehen soll, ist geschmiedet. NSA überwacht die Transformation und die Regierungen sind nur mehr Strohmänner - und frauen der Ökonomie. Die Medien sind in unerhörter Manier gleichgeschalten: 

Peter Scholl-Latour: Wenn Sie sich einmal anschauen, wie einseitig die hiesigen Medien, von TAZ bis Welt, über die Ereignisse in der Ukraine berichten, dann kann man wirklich von einer Desinformation im großen Stil berichten, flankiert von den technischen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters, dann kann man nur feststellen, die Globalisierung hat in der Medienwelt zu einer betrüblichen Provinzialisierung geführt. Ähnliches fand und findet ja bezüglich Syrien und anderen Krisenherden statt.

Tja, und deswegen, Tiger und Rebell wie ich bin, werd ich mich NIE mit den Angepassten anfreunden können. 

Aber es musste wohl so kommen: 

    Der erste Märchenerzähler erzählt z.B. Geschichten, die von Aggressionen, Kriegen, Verbrechen, „Jeder gegen Jeden“ handeln, von Unfairness, Härte,     Ellenbogeneinsatz usw. Dadurch werden entsprechende Werte und Verhaltensmuster als „normal“ hingestellt und regen zur Nachahmung an. (Ungünstige     MEME werden verbreitet.)

    Er sagt gewissermaßen: „So müßt Ihr leben, wenn Ihr glücklich werden wollt.“ Und das ist unwahr, stellt eine Manipulation, eine Gehirnwäsche dar.

    Der zweite Mythenerzähler erzählt z.B. Geschichten, die handeln von Dingen wie:

    Mobbingfreie Fairness, von Tratsch und Klatsch freie Kooperation, Geben und Nehmen, Sich-Vertragen durch klare Verträge und deren Einhaltung, echte     Gerechtigkeit durch „Brings vor die Gemeinde“, echte Demokratie, entspanntes, friedfertiges, liebevolles Miteinander, Wiederentdeckung ungeahnter     Endorphinausschüttungs-Möglichkeiten durch gemeinschaftliches Singen, Musizieren, Tanzen, gemeinschaftliche Sportevents, Reziproker Altruismus     (Gegenseitige Hilfe), Mutualismus (Wechselseitigkeit), Tit for Tat (Wie Du mir, so ich Dir), I´ll scratch your back, you´ll scratch my back, Diskussion der     Körperfeindlichkeit, Diskussion stoffwechselgerechter = evolutionärer Gewordenheit gerechtwerdender Ur-Ernährung usw. ( = Günstige MEME!)

    Er sagt gewissermaßen: „So müßt Ihr leben, wenn Ihr maximal glücklich und gesund leben wollt!“ Und das sind Wahrheiten, keine Manipulation und     keine Gehirnwäsche! Eben günstige MEME.

    Welches von den beiden Teams aus Nahrungsmittel-Wirt und Märchenerzähler wird selektiert, verschwindet von der Welt? Und welches beherrscht den     Markt und damit die gesamte öffentliche Meinung und Werteentwicklung?

    www.rohkostwiki.de/wiki/Die_Memik

Lebe lieber ungewöhnlich!

—————

10.04.2014 08:27

auf nach Nicaragua

So, jetzt bin ich wieder in Nicaragua, nachdem drei Monate rum waren und das Visum abgelaufen ist. Los ging es Dienstag früh um 7.00 mit dem ganz normalen Direkt-Bus von Hone Creek nach San Jose. Als ich aufstand, hat es geregnet wie Sau und bin bin trotz Regenjacke nass geworden. Auf die Hose ist es getropft und unter der Jacke hab ich geschwitzt. Also rein in den Bus, ein schönen Platz gesucht und erstmal umgezogen. Da sass ich dann für ein paar Minuten erstmal nur im Schüpper rum. Hat gott sei Dank keiner gesehen. Nach etwas über vier Stunden bin ich dann in San Jose angekommen. Die Stadt ist wirklich ein Drecksloch, hat aber irgendwo ihren Charm. Dort oben war es angenehm warm und windig. Man kann sich schon vorstellen, wieso die meisten Menschen dort oben wohnen, und nicht im feucht-heissen  Klima der Karibikküste. 

In San Jose hab ich dann den Bus gewechselt und bin nach Liberia gefahren. Die Busfahrt war eher unangenehm, weil der Bus eine Klimaanlage hatte und die war wieder auf Maximum eingestellt. Somit ist es in den Bussen zumeist arschkalt. Besser sind die Busse, wo man die Fenster aufmachen kann. Finde ich angenehmer. 

Beeindruckend ist der Wechsel der Landschaften auf dem Weg vom Südosten zum Nordwesten. Da ist diese üppige, immergrüne, feuchtheisse Natur an der Karibik, der immergrüne Regenwald in all seiner Pracht und Üppigkeit, seiner Artenvielfalt und seiner gesunden, kräftigen Menschen. Dann das Bergland ebenfalls mit immergrünen Berg- und Nebelwäldern. Dann die Hochebene mit seiner fast europäisch anmutenden Vegetation und Siedlungsstrucktur. Weiter Richtung Nordwesten wird es dann trockener. Hunderte nun tragende Mangobäume stehen entlang der Strassen, bevor man dann in den trocken-heissen Nordwesten kommt. Diese ausgedörrte Savannenlandschaft, die strohgelb und golden scheint und warmrot in der Abendsonne. Mit riesigen schirmartigen Bäumen, grossen Rinderherden und Vulkanbergen. Beeindruckend. 

In der Hauptstadt des Verwaltungsbezirkes, Liberia, waren es dann auch noch abends 35 Grad. Es ist aber ein Unterschied, ob es eine trockene Hitze, oder eine feuchte Hitze ist. Für mich ist diese trockene Hitze angenehmer. Es weht zumeist auch ein kräftiger Wind über das Land und macht es erträglicher. Ich bin wieder im selben Hostel abgestiegen, der Besitzer hat mich sogar wieder erkannt, bin abends noch etwas durch die Stadt geschlendert bevor ich todmüde ins Bett bin. 

Mittwoch ging es dann weiter mit dem Bus von Liberia nach Peñas Blancas, der Grenzort zu Nicaragua. Am Busbahnhof hab ich einen netten Franzosen kennengelernt, ein Lokführer aus der Nähe von Luxemburg, mit dem ich die weitere Reise bestritt. An der Grenze mussten wir dannetwas warten, weil viele Leute auschecken wollten. Wenn man Glück hat, ist keiner da und es geht recht fix, wenn man Pech hat, sind grade zwei Busse angekommen und es bilden sich lange Schlangen. Und ganz blöd ist es, wenn man schon über ne Stunde in der Schlange steht, man es dann endlich bis zum Schalter geschaft hat, nur um dann zu merken - wieso haben eigentlich alle zwei Zettel in ihren Pässen für den Zoll und was zum Henker ist denn diese Ausreisesteuer von 10 Dollar? Und wieso kann ich die nicht am Schalter bezahlen, sondern muss die ganz wo anders entrichten??? Und seit wann gibt Scheiss eigentlich? Ok, also wo zum Henker muss ich das bezahlen? Dort hinten. Ok, als Du wartest hier und ich gehe schnell, das bezaahlen. Und dann konnte ich costaricanische Professionalität erleben. Die Hütte, wo man die Steuer entrichten musste, war keine 200m weg. Also bin ich dort hin und hab mich wieder in die Schlange eingereiht. Nach 20 Minuten war ich dran und hab meine Steuern bezahlt. Das ging so: ein junger Mann sass am Computer und nahm meinen Pass und das Geld entgegen, dann wurde der Name und die Passnummer ins System eingegeben. Die Bestätigung kam dann per Fax von irgendwoher. Eine junge (und ausgesprochen hübsche) Einheimische hat das dann mit einem Lineal zurechtgeschnitten, ist rüber zum Kopierer gegangen, hat ne Kopie gemacht und die Bestätigung zusammen mit dem Pass an anderer Stelle wieder ausgegeben. Soweit, so gut. Alles lief glatt, bis der Matthias an der Reihe war. Ich habs schon gleich gewusste, was los ist, als ich das Mädel habe HILFLOS IN DEN Pässen habe rumfummeln sehen, dann ist sie ziellos vom Fax zum Kopierer, wieder retour, um dann wieder in den Pässen rumzufummeln. Mir war sofort klar: das Fax geht nicht mehr. Und so war es dann auch. In Costa Rica geht das dann folgendermassen: man faked Betriebsamkeit. Es wird telefoniert, es werden die Pässe durchwühlt (Zuwas? Das Problem ist das defekte Fax!) Es wird schlussendlich aufgegeben. Vorgesetzte müssen her. Die machen Folgende: sie telefonieren, sie durchwühlen die Pässe (DAS PROBLEM ist das DEFEKTE Faxgerät), sie schwitzen, sie geben auf. Neue Vorgesetzte müssen her. Die machen Folgendes... sie telefonieren, sie durchwühlen die Pässe. Göttlich. 

Währen da nur nicht die vielen Leute, die langsam die Geduld verlieren, nachdem sie vertröstet wurden und es 100m weiter eine andere Stelle gibt, wo man bezahlen kann. Und auch nach den versprochenen 15 Minuten gabs keine Lösung, es war auch keine in Sicht. Das Fax spukt jetzt alle alten Bestätigungen aus. Man durchwühlt wieder die Pässe, nichts passt. Man schwitzt weiter. Die beiden kleinen Angestellten sitzen jetzt da und machen nichts mehr. Der Mob wird langsam richtig böse. Pass her! Ich hab bezahlt!! Macht doch einfach ne Liste (das war Matthias Vorschlag), man rüttelt an den Gitterstäben. Die beiden nun verantwortlichen Vorgesetzten greifen zum letzten Mittel: Telefonieren, Pässe durchwühlen.  

Zwei Frauen aus San Jose, mir war sofort klar, dass das Hauptstädter sind, haben wirklich Druck gemacht (in die eine hab ich mich gleich verliebt). Aber die wollten die Pässe nicht rausgeben, noch das Geld zurückzahlen. Weitere 90 Minuten vergangen. Da hatte einer die rettende Idee. Ein neues Fax muss her! Vielleicht hat man es ihm auch am Telefon gesagt. Dann kamen die beiden jungen Frauen aus SJ mit der Polizei an. Pässe her! Es wurde viel argumentiert. Der Polizist, ein alter Beamter mit einem Gesichtsausdruck wie ein altes Brot, war sichtlich überfordert. Der Beamte drinnen spielt auf Zeit, das neue Faxgerät soll die Wende bringen… da! Noch ein Polizist. Der Mop ist jetzt richtig in Fahrt. 

Und dann, nach knapp 2,5 Stunden sinnloser Wartezeit, spukt das neue Fax endlich die neuen Bestätigungen aus. Leider von hinten angefangen. Die, die als letzten bezahlt haben, bekamen die Bestätigung als erstes. Die beiden Frauen bekamen Pass und Geld zurück, die Polizei war zufrieden und der Mob beruhigt sich wieder. Doch da.. auch das neue Fax gibt auf. Ok, jetzt gehts nicht mehr anders, alle Pässe werden rausgerückt, das Geld auch (und das ging nicht schon vor zwei Stunden???) und die Gruppe wurde immer kleiner. 

Und dann stand da als Letzter, einsam vor dem Schalter der Matthias. Und dann frug mich der Beamte, ob er es mit meinem Pass nochmal versuchen könne. Nur fünf Minuten solle es dauern. Na ok.. und es dauerte nur drei.... Und so hab ich knapp drei Stunden alles in allem alleine für das Bezahlen der Steuer gebraucht. Die Auscheckhalle war nun ganz leer, mein französischer Mitreisender sass sorgenvoll am Rinnsteig. Staub wehte übers Land. Der Beamte am Schalter schaute Championsleague... und nach mehr als vier Stunden sind wir dann endlich über die Grenze nach Nicaragua. Da muss man auch bezahlen. Eine Einreisesteuer. Aber die machen das anders: Geld hinlegen, Stempel, Unterschift – fertig. Das einzige, was passieren kann, ist das Kuli oder Stempel keine Tinte mehr haben. Ist leicht zu beheben. Und das sind dann halt die kleinen aber feinen Unterschiede zwischen einen modernen und einem unterentwickelten Land. 

Weiters bleibt anzumerken, dass ich zwei neue Favoriten der hässlichsten Rückentattoos bei Frauen habe. Ein Mädel an der Grenze hatte auf der linken Schulter einen kahlen kleinen Baum tätowiert, von dem eine Schar Vögel wegflogen (wahrscheinlich Richtung Süden, war ja schliesslich später Herbst / früher Winter). Kein Tattoo hat mich bislang so depressiv gestimmt wie dieses. Man kann sich aber vorstellen, dass bei sexuellen Kontakten in besonderen Stellungen der Blick auf solch ein Tattoo verhütend, zumindest aber orgasmusverzögernd wirkt. Ob das die Absicht der jungen Dame aus Europa war? Im wahrsten Sinne des Wortes den Vogel hat aber eine stämmige Amerikanerin abgeschossen, die hier im Hostel, dem selben, wo ich schonmal abgestiegen bin, gesehen habe. Auf ihrem Rücken blickte mich eine in groben Stichen tätowierte Eule an. Mit ausgebreiteneten Flügeln und starrem, die Beute fixierendem Blick schaute dieses Monstrum in die Welt ... und direkt in die Augen desjenigen, der sich hinter ihr befindet. Es gibt im Tierreich ja viele ähnliche Beispiele, wo Arten mittels abschreckender Flügelzeichnungen versuchen, nicht gefressen zu werden. Das Tagpfauenauge sei da nur genannt. Arten, die diesen Schmetterling fressen wollen, sollen ja von den eulenhaften (!!!) Flügelzeichnungen von ihrem Ansinnen abgebracht werden. Ok, wie ein Schmetterling sah das werte Fräulein nicht aus. Dann bleibt zu vermuten, dass sie eventuell einen Ornitologen als Lebenspartner präferiert, der in Momenten höchster Extase durch den Anblick von Asio otus oder Tyto alba noch weiter in die himmlischen Spühren katapultiert wird.

Das aber nur kurz angemerkt. Man merkt mir hoffentlich meine Intoleranz und gradezu körperliche Abneigung gegen schlecht tätowierte Weiber mit dem Benehmen eines Bauerntrampels an. Schlecht tätowierte Weiber an sich sind aber schon schlimm genug. 

Ansonsten sind wir, mein Begleiter und ich dann weiter nach Rivas und von dort nach Granada gefahren. Der Bus war wie immer in Nicaragua, meiner heimlichen, stillen Liebe, proppevoll. Auf der Fahrt hat uns dann auch der hoch aus dem Nicaraguasee aufragende Vulkankegel des Conception begrüsst, dieser magische Anblick ist wirklich eine Reise wert! Und an den Strassen werden Mangos in Hülle und Fülle angeboten. In Granada selber bin ich wieder erstaunt über das Gefühl für Stil und Farben, dass die Menschen hier an den Tag legen. Man kann sich die verborgene Schönheit Granadas aber nur durch einen Blick in die Innenhöfe der Wohnungen, Hotels / Hostels und Galerien erschliessen. 

Gestern abend hab ich dann zwei sympathische Menschen aus Australien, bzw. Neuseeland getroffen. Wir haben uns stundenlang über Gott und die Welt unterhalten. Die beiden waren sogar an der Rohkost interessiert und kannte diese Ernährungsweise, diese meine nächste heimliche, stille Liebe. Sie sind heute weiter in den Norden Nicaraguas und haben mir sogar angeboten, mal nach Australien zu kommen. 

Beim Essen bin ich grade dabei, mal einen Versuch zu machen, nur Früchte zu essen. Früchtefasten quasi. Papayas hab ich ja schon seit einiger Zeit wieder im Programm. Bislang mit guten Ergebnissen. Mangos hab ich gestern und heute mal probiert. Ich möchte mal schauen, wie das funktioniert, zumindest mal ein paar Tage. Nach einigen Wochen ohne oder mit wenig Fruchtzucker ist es zumeist anfangs recht unproblematisch. Und hier gibt es eben grade super Papayas, Mangos (jetzt lacht der Jörg!!), eine Art Sapotille und Avocados. Schauen wir mal. Ist jetzt der dritte Tag und bisher fühlt es sich gut an und bei über 30 Grad kühlen die Früchte auch gut. Und in Nicaragua ist die Auswahl eben tatsächlich kleiner als in Costa Rica. Auch was Gemüse anbetrifft. Und ich hab heute Erdnüsse auf dem Markt entdeckt. An dem Stand hab ich schonmal gekauft und werd wohl noch welche für die Schiffsreise mitnehmen. 

So, erstmal Füsse hochlegen, die tun mir vom vielen rumlaufen weh. Ich hab grade wirklich keine Lust und eine echte körperliche Abneigung, Sport zu treiben und vor allem viel zu Fuss rumzurennen. Ich hab nach nun mehr fünf Monaten nur eines, was ich WIRKLICH vermisse. Ungestört auf der Couch liegen, den Laptop auf dem Bauch und durch das Musikangebot auf youtube browsen, Filme und Videos schauen und mal alle fünfe grade sein lassen. Man mag es nicht glauben, aber hier bin ich immer unterwegs. Mir ist aufgefallen, dass grade solche Gewohnheiten, die mit starken positiven Empfindungen gekoppelt sind, einen Mix aus verschiedenen Komponenten darstellen. Es ist das Gesamtpaket, dass die Gewohnheit, bzw. die tiefe Entspannung ausmacht. Die Couch ohne Laptop? Langweilig. Der Laptop oder Internetzugang ohne Couch? Unbequem. Das Internet ohne Zugang zu z.B. Alpha-Centauri Videos? Uninteressant. Erst der Mix macht es zu einer angenehmen und entspannenden Erfahrung. Fehlt eines dieser Komponenten, also wie jetzt hier andauernd, stellt sich dieses Wohlgefühl einfach nicht ein. So, jetzt aber...

—————

05.04.2014 16:19

Papaya

Bin grade seit einigen Tagen voll auf Papaya. Ich kann gar nicht beschreiben, wie super die mir grade schmecken. Hatte auch grade Glueck mit der Reife. Dann hab ich gestern auf dem Markt in Puerto Limon geniale Sapote Mamey ergattert. Da gibt es die richtig Guten, die dann auch das volle Aroma entwickeln, und so eine hochgezuechtete Sorte, die eine duennere gruenlichere Schale hat und einfach nur suess schmeckt. Die kann man dann echt vergessen. Maracujas gehen auch grade gut. Durian stinkt mir aber weiterhin extrem. Hab auch mal Rambutan direkt vom Baum probiert. Die haben wir uns gesammelt. Danach war mir aber uebel und ich hab seitdem null Bedarf mehr. Corossol waere auch mal wieder gut, zumindest ein kleines Stueck, aber gab heute keinen reifen. Dafuer hab ich gestern Rollina direkt aus dem Garten meines Vermieters geerntet. Der ist nicht da und so schau ich immer mal, ob was reif ist und futtere es dann auf. Normalerweise nehm ich die Rollina dann fuer eine rohe Freundin mit, aber gestern war ich einfach zu egoistisch und hab beide reifen Fruechte aufgegessen. Waren echt ein Highlight! Und es haengen noch genug drauf. 

Verdauungstechnisch bisher keine Probleme. lol Muss man ja auch mal drueber reden. Ich will gerne mal probieren, wie es geht mit den Fruechten, wenn ich eben nur Fruechte esse, auch abends. In Nicaragua hab ich das ja mal machen muessen, weil es nur Fruechte gab. Zumindest ne Woche sollte es mal gehen. Schauen wir mal, ob ich mich dazu aufraffen kann, oder ob die Zeit noch nicht reif dafuer ist. Muss eh kommende Woche entweder nach Panama, wo es mich nun garnicht hinzieht, oder wieder nach Nicaragua, weil mein drei-Monats-Visum auslaeuft. Unglaublich. Wieder drei Monate rum. Die Zeit rennt. Unglaublich!

Ansonsten grade einen Englaender im Internetcafe getroffen, der Honig aus Mexiko verkauft. Mal sehen, den werd ich auch mal probieren. Sah erstmal richtig gut aus. So richtig dunkle Farbe. Schauen wir mal. Eine Chance hat er, das heisst, wenn ich den mal irgendwo hier sehe, wenn der das verkauft, war so der Typ Kiffer, wollte mir auch gleich Weed verticken. Ansonsten war es heute wieder ein schoener Tag am Strand. Was will man mehr? 

Und auch gestern abend hab ich mich einfach mal hingesetzt und zwei Stunden die Abendstimmung genossen. Man kann gar nicht sagen, wie schoen es hier ist. Man schaut von meiner Unterkunft direkt ueber den Dschungel auf die karibische See. Jeden Morgen werd ich von den Bruellaffen geweckt. Und wenn man sich dann einfach mal hinsetzt, sieht man Tucane, die im Baum Fruechte fressen, Webervoegel beim Nestbau, Gruene Aras, die im Schwarm Richtung Dschungel fliegen. Man hoert das Meer branden, obwohl es einen Kilometer weg ist, die leisen Geraeusche von Hone Creek, dass etwas tiefer gelegen ist und natuerlich all die summenden, zirrenden, singenden, quakenden, zirpenden Tiere des Regenwaldes. Unbeschreiblich! 

Und dennoch will ich wieder heim, in die haessliche Agrarsteppe Sachsen-Anhalts. Das versteh wer will.... aber auch hier: immer hab ich dieses Gefuehl, wenn ich wo bin und den Horizont sehe oder wenn ich das Meer sehe: was ist, wenn ich einfach mal auf ein Boot gehe oder loslaufe oder mit dem Auto immer in eine Richtung fahren wuerde. Wo komme ich da hin? In mir wohnt wahrhaftig der rastlose und ruhelose Tiger, der reisen will, Abenteuer erleben will und die Welt erobern moechte. 

—————

03.04.2014 17:36

heisser als gedacht

Ich muss mich verbessern: nicht jeden Tag 30 Grad, sondern oft 35 / 36 Grad sind es seit einiger Zeit. Hab es mal wieder grob unterschätzt. Dennoch ist es grade abends am Strand zauberhaft, wenn die Sonne alles in einen warmen roten Farbton taucht und man Meer und palmengesäumte Strände als Kulisse für sein Leben hat. 

Leider haben uns wieder zwei gute Freunde verlassen und sind zurück nach Europa, bzw. grade auf dem Weg zurück. Und auch für den Rest der nun kleinen Schar ist ein Ende abzusehen. Gut so! Es warten dann wieder neue Herausforderungen und neue Aufgaben, die angegangen werden wollen. 

Meine obstlose Zeit hab ich auch beendet, mir schmeckt grade Papaya so hervorragend, dass ich da mal weiter schauen werde, was geht. Grenadillen waren auch ganz super, aber Papaya ist echt grade ein echtes Highlight. Alles andere riecht weiterhin nicht so prickelnd. Abends mag ich weiterhin Salat, Avos, Tomaten. Ab und an Fleisch vom Rind und ansonsten gabs heute Meermandeln, eine Nuss, die man am Strand sammeln kann und viele junge oder gekeimte Kokonüsse. Kokosnüsse lieben übrigends alle. Menschen, Hunde, Katzen, Pferde, Ziegen, Hühner, Affen... alle. Egal, wem man Kokosnüsse hinwirft, er stürzt sich drauf. 

Die Kokosnüss ist echt etwas, was man in Europa vermisst. Ein nahrhaftes Lebensmittel, was man in allen erdenklichen Reifestadien verzehren kann. Einfach nur genial! Danke, liebes Universum, dafür!!

Ansonsten war heute Ebbe und es ist echt erstaunlich, was man dann im Riff alles entdecken kann. Es stimmt wirklich, es ist die Kinderstube des Meeres. Ein kleines eigenes komplexes Ökosystem. Und es gibt auch einige essbare Algen zu finden. Aber grade wenn man naturbegeistert ist, kann man im Riff unendlich viel beobachten. Krebse, viele kleine Fische, die in Ritzen und Spalten leben, Riffbarsche, Schwärme kleiner Fische und Vögel, die auf der Jagd nach der nächsten Malzeit sind.  

Wer Depeche Mode mag: www.youtube.com/watch?v=Z9RjVT5eM-E Echt genialer Song. Die sind echt wie Wildschwein oder eben Kokosnüsse. Immer wieder gut! lol

—————

31.03.2014 16:42

weiter gehts...

...mal wieder mit einem Blogeintrag von mir. Zuerst die schlechte Nachricht: irgendeine Arschgeige hat meine Kamera geklaut, deswegen gibts erstmal keine neuen Fotos zu sehen. Und ich hatte grade angefanegn, all die schönen Sachen hier zu fotografieren. Gekeimte Kokosnüsse, Papayas... Und die, die ich noch nicht hochgeladen habe, sind auch weg. Gibt zwar zwei drei Verdächtige, aber ich kann nichts beweisen. Somit kann ich meine Panasonic wohl abschreiben. Ausser es passiert noch ein Wunder.

Die gute Nachricht: alle infizierten Mückenstiche verheilen bei den Betreffenden, mich eingeschlossen, vorbildlich. Tja.. Fotos.. lol.. siehe oben. 

Aber kommen wir mal zu dem, was mich hier so auffällt, bzw. beschäftigt:

Weiss bleibt weiss.

Man kann noch soviel in der Sonne sein, nach ein paar Tagen ohne direkte Sonne wird man unweigerlich wieder weiss. Oder sagen wir mal heller. Man kann die Bräune dann regelrecht abwaschen. Drunter kommt zum Vorschein: mein nordisches Erbgut. Hell und blauäugig renne ich hier rum und selbst nach Monaten in der Tropensonne ist es wie verhext. Ich bleibe nicht braun, sondern bleiche immer wieder aus, wie ein zu heiss gewaschenes braunes T-Shirt. Und wenn man dann wieder mal in der Sonne ist, wird man wieder rot, und das, obwohl ich hier wirklich jeden Tag im Freien bin, stundenlang. Aber sowie der Reiz nachlässt, ist es für den Körper wieder das Signal, die Pigmentierung abzubauen. Sonnenbrand bekomme ich zwar keinen mehr, ausser ich setzte Hautpartien, die wirklich lange keine Sonne gesehen haben, der Tropensonne aus, aber wie gesagt, ich bleibe einfach nicht braun, sondern verliere die Bräune doch recht schnell wieder. Wie gesagt, da reichen dann drei Tage etwas bewölktes Wetter und schon fängt der Körper an, die Pigmente abzubauen. 

Witzig ist auch, dass ich auf der Herfahrt auf dem Schiff schon das Gefühl hatte, ja keinen Sonnenstrahl zu verpassen. Und auch die ersten Wochen hier hab ich jeden Sonnenstrahl ausgenutzt. Konnte ich das nicht, hatte ich das Gefühl, etwas zu verpassen. Anscheinend wollte mein Körper seine Vitamin D Reserven wieder auffüllen. Jetzt, nach ca. 4 Monaten, habe ich dieses Gefühl nicht mehr. Oft meide ich sogar die Sonne. Ich nehme mal an, dass meine Vitamin D Speicher wieder aufgefüllt wurden. 

Die Sonne ist derzeit wirklich auch sehr stark. Und scheint zu mittag genau senkrecht runter. Man wirft dann wirklich keinen Schatten. Bzw. steht auf einem Schatten. So ist das also! Das wollte ich schon immer mal erleben! Aber die Hitze geht mir so langsam auf den Zeiger. Wie sehr wünsche ich mir mal ein kühlendes Gewitter und anschliessend drei Tage weniger heisses Wetter, bevor die Temperaturen wieder ansteigen. Und natürlich ist der permanent hohe Gehalt an Luftfeuchtigkeit auch auf Dauer etwas nervig. Aber klar, besser als 5 Grad und nasskalt. lol Dann lieber 33 Grad und nass-warm.

Die Frauen

Man kann ja sagen, was man will, aber die Mädels hier sind echt hübsch. Und was mir sehr gefällt ist, dass sie sich auch so kleiden und geben, das ihre Weiblichkeit unterstrichen wird. Mit schönen Frisuren, Kleidern, einem weiblichen Gang und was so alles dazu gehört. Im direkten Kontrast in Puerto Viejo dann die Mädels aus den nordischen Ländern, zumeist Menschen aus der Kategorie "Alternativ", "Aussteiger" oder "Ausgebrannt". Und dann kann man sich das ganze Elend live anschauen, tätowiert von oben bis unten mit zottligen Haaren, gepierct und Benehmen wie ein Bierkutscher. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, es sind alles Kerle. Na seis drum... mir gefällt es nicht besonders. Der einzige Anmachspruch, der mir da einfällt ist: "Hola! Wie siehts aus? Runde Armdrücken, oder was?" lol

Die Nachbarnschaften

Ein sehr spannendes Thema. Es geistern ja oft so Ideen rum, Gemeinschaften zu begründen. Hier konnten wir ja jetzt mal monatelang ausprobieren, wie sowas gehen könnte. Zum Grossteil haben wir hier so gelebt, dass jeder sein eigenes Reich hatte, und wir uns dann jeden Tag verabredet haben und was unternommen haben. Das hat mir persönlich sehr gefallen. Einige haben sich aber sogar getraut, sowas unter einem Dach zu versuchen. Mit dem Ergebniss, dass meine französische Freundin meinte, dass sie auf keinen Fall eine Gemeinschaft unter einem Dach will, sondern sich eher so eine dörfliche Struktur vorstellen könnte, wo halt jeder sein Reich hat, man aber dennoch nah genug zusammen wohnt, um was zu unternehmen. Und auch ich habe gemerkt, dass ich nie und nimmer eine Gemeinschaft beitreten würde, wo alle unter einem Dach hausen. Dazu sind die Menschen einfach zu verschieden. Und man generiert einfach unnötig Probleme, wo man dann wieder irgendwelche Programme braucht, um sie zu lösen. Manchmal trifft man einfach Menschen, die einen einfach auf den Sack gehen, wenn sie nur den Mund aufmachen. Man merkt einfach, dass es nicht passt. Und wenn du dann so jemanden mit unter dem Dach hast, oh weh oh weh.... Und diese Probleme kann man einfach umgehen, indem man Freiräume schafft, wo jeder sich auch mal in sein Reich zurückziehen kann. 

Das Essen

Hab jetzt nach zwei Monaten obstlose Zeit mal wieder Lust auf Grenadillen bekommen. Sie rochen plötzlich überraschend gut. Monatelang roch mir Obst ja wirklich widerlich und eigentlich wie etwas, was giftig ist. Ich hab aber beobachtet, dass in den letzten Tagen das Obst plötzlich weitaus weniger widerlich roch, sondern "nur" uninteressant und heute rochen mir die Grenadillen und eine Papaya so richtig gut. Also mal welche gekauft und dann schauen wir mal. 

—————

24.03.2014 12:29

you cannot blame them

So, bevor ich zum eigentlichen Thema komme: die Stelle, wo ich vermute, dass es auch eine Bakterieninfektion ist und nicht nur ein aufgekrazter Mueckenstich, ist nicht grösser geworden. Hab fleissig eine Creme drauf getan und nun mal schauen, was wird. Und der vier Millimeter grosse Seeigelstachel ist nun auch endlich raus, den hatte ich über eine Woche in der Haxe. Heute war er nun endlich fällig. Aber das sind ja alles eher Lapalien.  

Aber was mir in unserer kleinen Gemeinschaft nun schon wiederholt aufgefallen ist, und was ich auch schon viele viele Male in anderen Gruppen, wie auch immer diese aussahen, kennengelernt habe, dass es eine Art kapitalistische Krankheit gibt, die ich vor allem bei Menschen kennengelernt habe, die in diesem System aufgewachsen sind. Anhand eines Beispiels moechte ich mal verdeutlichen, was ich meine:

Im Studium waren wir eine sehr durchmischte Truppe, sowohl von der Herkunft als auch vom Geschlecht und auch vom Alter her. Ein anderer Mitstudent und ich waren die Ältesten und noch in der DDR gross geworden. Der Rest zum Grossteil dann im kapiatlistischen System des Westens. Und eines Tages im ersten Semester gab es ein Skript, was man natuerlich im Studium gut gebrauchen kann, weil man dann nicht mehr alles mitschreiben muss. Eine Mitstudentin hat das in der Kopierwerkstatt entdeckt und für sich kopiert. E****, mein guter Freund, hat das gesehen und sie dann gleich angeraunzt: "Wieso hast du es nicht gleich für alle kopiert?". Sie hat den Vorwurgar nicht verstanden. Aus ihrer Sicht hat sie nur das gemacht, was jeder im Kapitalismus macht: Auf sich geschaut und einen Vorteil erlangt. Aus E**** Sicht hat sie sich aber einfach unkollegial und egoistisch verhalten. 

Hier sind tatsächlich zwei unterschiedliche Einstellungen aufeinander getroffen: Im Kapitalismus aufgewachsene Menschen haben diese Art der Gemeinschaft, des Fuer-einander-Mitdenkens und -sorgens offensichtlich einfach so nicht kennengelernt. Wir, die wir noch DDR-Kinder waren, schon. Und wir haben es dann geschafft, dass ab diesem Zeitpunkt immer jeder, der etwas Wichtiges entdeckte, es gleich für alle kopiert hat. Oder wichtige Infos weiter gegeben hat, oder einfach mal für andere mitgedacht hat. Wer das nicht machte, hatte in der Studienklasse einen schlechten Ruf. In Parallelklassen in anderen Studiengängen war da zum Teil abgrundtiefer Egoismus anzutreffen, aber da ich und E**** die Ältesten waren, und wir einen anderen Background hatten, sah es gleich anders aus. Da mussten einige Studenten, die das anders gewohnt waren, erst umdenken. Aber sie lernten dann, dass sie Vorteile haben, wenn sie für andere mitdenken und andere für sie mitdenken. Es gab weniger Stress, mehr Freizeit, mehr Gemeinschaft.. mehr Lernerfolg. Am Ende waren wir eine gute Truppe, die auch, oder gerade deswegen, durch das Teilen zusammen wuchs. Das alles kam, weil die beiden Ältesten sich dafür eingesetzt hatten. 

Aber woher hab ich das? Oder E****? Na ja, ich hab zuhause oft gehört: "Nimm das gleich mit für X mit", "denk dran, dass Y das auch braucht", "ich hab dir das gleich mal mitgebracht, du hast doch gesagt, das kannst du auch gebrauchen", "da muss man doch einfach mal mitdenken!", "...weil Du mit den Gedanken nicht bei der Sache bist" (ich war wirklich als Kind sehr verträumt) usw usw... und das hat sich auf der Arbeit / Lehre / Fussballplatz dann später fortgesetzt: "Wieso hast du das nicht gleich hingestellt, der brauch das doch morgen!", "Pass auf deine Kollegen auf, wenn Du mit dem Kran hantierst", "spiel ab und fummel nicht so lange!". Und so ist man dann mit sowas gross geworden. Und wenn denn wer anders handelt, ist man echt erstmal angepisst, aber die haben das einfach anders gelernt. Ich hab das hier auch an einem anderen Beispiel gesehen: auf einer Wanderung war ich vorneweg und bin einen anderen Weg gegangen, als es der der Orginal Wanderweg war. Als ich mich umdrehe, waren meine Mitwanderer weg. Sie sind einen anderen Weg gegangen und ich stand alleine in der Gegend rum. Und sowas wäre mir mit meinen alten DDR Kumpels NIE passiert. Da hätte es einen Pfiff gegeben, einen Hinweis, einen Ruf. Aber für meine Mitwanderer hier war es ganz normal, nur erstmal an sich zu denken und kein Augenmerk für die Mitwanderer zu haben. Hauptsache, in meinem Garten regnets... lol

Auch kenne ich hier Leute, die haben auf den Märkten so gerafft, dass man meinen könnte, ab morgen gibts nichts mehr. Auf einem Rohkosttreffen hatten wir mal einen Avokadoengpass. Und dann kam der Jürgen Hauck mit einer Ladung angefahren. Gleich haben sich ein paar Leute draufgestürzt und wollten gleich alles einheimsen. Ich bin dann relativ massiv dazwischen gegangen und hab die Avokados erstmal "gesichert". Dann hab ich die unter den Leuten verteilt. Andersrum hätte es nur Misstöne gegeben. Dann hätten wieder zwei Leute, die zufällig als erstes am Wagen waren, alles gekauft und der Rest hätte dumm mit tropfenden Zähnen dagestanden. Klar, im Kapitalismus wäre das dann eine Verdienstmöglichkeit. Angebot und Nachfrage. Also erstmal alle sichern und dann teurer weiterverkaufen. Auf solch einem Verhalten kann man aber keine Gemeinschaft aufbauen, keine liebevolle Zusammenkunft organisieren und auch keine Freundschaften erhalten. Mit teilen und mitdenken, mit aufeinander-achtgeben aber schon. Die Völker des Nordens teilen nicht unmsonst den Wal oder das Rentier gerecht auf. Und von den Vitamin C reichen Stücken bekommt jeder seinen Anteil. Man passt auf sich auf und teilt. Vom kapitalistischen Standpunkt her ist das aber keine Geschäftsgrundlage. 

Ich glaube wirklich, dass diese unterschiedlichen Verhaltensweisen mit dem Wirtschaftssystem zusammenhaengt, in dem man aufwaechst. Der Kapitalismus ist eben ein System, das den Egoismus befeuert, statt die kooperative Zusammenarbeit. Und schlussendlich sind wir dann alle vereinsamt irgendwo alleine, weil wir gar nicht mehr zusammen sein können, weil wir die grundlegenden Fähigkeiten dazu nicht mehr gelernt haben. Kapitalismus bedeutet ja, einen Vorteil gegenueber einem anderen haben, um im Ringen um den Zugang zu einer Ressource nicht zu verlieren. Einen Vorteil haben und daraus ein Geschäft machen. 

Wir sind ja früher da ganz anders erzogen worden. Mitdenken, für einander da sein, zusammen lernen, Kollektiv. Schon auch Leistung, aber nicht zum Preis, dass wir uns separieren und nicht mehr miteinander auskommen. Auch war das Thema Geld in Gesprächen früher nie so präsent, wie ich es dann nach der Wende in westlichen Kneipen und Lokalen erleben durfte. Bis heute ist es das vorherrschende Thema. Nicht Liebe, Gemeinschaft, Mitgefühl, nein, Kohle. Es war befremdlich, aber der Osten hat schon lange aufgeholt!! lol

Frueher haben wir auf dem Weg zur Disko und vor allem während und nach der Disko auf uns aufgepasst. Niemand, noch so besoffen, ging verloren, niemand wurde zurückgelassen. War wer weg, wurde er gesucht und auch gefunden und nach Hause gebracht. Das war Usus, da gab es kein Nachdenken drüber. Sondern das war normales Handeln. Jetzt, wenn ich da zurueckdenke, muss ich sagen, dass wir da vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet, weiter waren als heute. Klar, heute haben wir all diese ganzen Konsumgüter und können Durian aus Thailand essen. Aber wärmt der wirklich genauso im Winter wie das Gefühl, dass man hat, wenn jemand an mich denkt und ich merke, dass da wer ist, der meine Bedürfnisse wahr nimmt? Vielleicht ist der Winter erst so kalt geworden, weil wir das warme Gefühl der Gemeinschaft verloren haben. 

Es gab hier noch einige andere Erlebnisse, die mich staunend, fassungslos und erschreckt zurück gelassen haben, wo ich echt dachte: "Da denke ich doch gleich mal mit! Dann passiert sowas erst gar nicht!" - aber man kann niemanden etwas verübeln, wenn er es nicht gelernt hat

—————

23.03.2014 23:59

An- und Unan-nehmlichkeiten

... mir tun die Füsse weh! Da ich hier sehr sehr viel zu Fuss erledige, zum Teil jeden Tag mehr als 10km gehe, tun mir grade wirklich die Füsse weh. Meine Schuhe sind durchgelaufen und ich hab keine Lust mehr, jeden Tag die letzten 400m den Berg hoch zu laufen. Zumeist mitten in der Nacht, die hier gegen 18 Uhr beginnt. Und tatsächlich hat es vorgestern auf dem Nach-Hause-Weg direkt neben dem Weg im Gebüsch laut geraschelt. Muss ein grösseres Tier gewesen sein. Und offenbar gibt es hier auch eine Raubkatze mit dem Namen Jaguarundi, die hier in dem Gebiet lebt. Ich sags euch, mir standen alle Haare zu Berge! Keine drei Meter weg, im Dschungel in totaler Dunkelheit! Ich hatte ehrlich gesagt, gar keine Angst, sondern war eher verteidigungsbereit. In solchen Momenten übernehmen echt Urzeitinstinkte die Kontrolle. 

Ansonsten muss man schon sagen, dass das tropische Klima langsam auch anfängt, seine Schattenseiten zu zeigen. Infektionen der Haut sind keine Seltenheit und auch in unserer kleinen Rohkostgruppe präsent. Wir haben und hatten nun schon Pilzinfektionen, Parasiten und verschiedene Bakterieninfektionen, die auch den Einsatz von Antibiotikas notwendig machen. Ich hab eine kleine Stelle am Bein, wo ich derzeit noch nicht weiss, ob es einfach ein grosser aufgekratzter Mückenstich ist, oder schon eine Bakterieninfektion darstellt. Ein Arztbesuch kostet 60 Dollar und er verschreibt eh nur die selbe Salbe, die ich da auch grade benutze. Aber es ist eben so, dass wir hier bei ständig 30 Grad und mehr und 100% Luftfeuchtigkeit leben. Alles ist schnell durchgeschwitzt. Kühlere Tage sind sehr selten. Überall rennen Hunde rum, die mit Freuden im Dreck wühlen, nur um dann wieder den Menschen die nackten Beine zu lecken, und wenn da grade offene Mückenstiche sind... tja... 

Na ja, bisher ist bei mir alles, und ich hatte sehr viele aufgekrazte Mückenstiche, einwandfrei verheilt. Hoffe, dass das nun hier auch passiert. Googlen darf man ja zum Thema eh nicht, da kriegt man nur Schiss. Und so freue ich mich wirklich langsam wieder auf das kühlere und trockenere Wetter in Europa. Tatsächlich hab ich wirklich etwas Heimweh, was einem nachdenklich macht und man fragt sich: was ist das denn überhaupt, Heimat? Was genau vermisse ich denn hier? Und ich kann das gar nicht so leichthin beantworten. Das Heimatgefühl scheint mir so komplex zu sein wie das Wurzelwerk eines Baumes und aus vielen unterschiedlichen Erinnerungen, Gefühlen, Vertrautheiten, Gerüchen, Geschmäckern und Bildern zu bestehen. Und viele Deutsche, die hier seit vielen Jahren und Jahrzehnten leben, machen Urlaub "in der Heimat", auch wenn sie dann wieder froh sind, hierher "nach Hause zu kommen". Schon faszinierend. Auch in unserer kleinen Gruppe diskutieren wir sehr oft die Vor- und Nachteile eines Lebens hier oder in Europa. Wobei ich meine Entscheidung schon lange getroffen habe, bzw. mich nie wirklich entschieden habe. Ein Baum hat auch keine Wahl! lol Auswandern? Aber dann innerhalb Europas. Reisen? Herrlich, aber heimkehren ist auch wundervoll. Und hier ist man eben immer der Gringo. A Propos Reisen: wenn ich nochmal ne grössere Reise mache, dann im Sommer nach Skandinavien. Die Mitternachtssonne will ich einfach mal sehen!

Aber was solls... ich bin weiterhin fleissig sportlich unterwegs und trainiere oft Klimmziehen, verschiedenste Arten Liegestütze, Beugestütze, Kniebeuge und Übungen für die Bauchmuskulatur. Einfach, weil ich Lust zu habe und ich die Energie spüren will! 

Und heute darf ich mal bei einem Freund auf der Couch liegen und etwas rumsurfen. Herrlich! Wie damals zuhause in Östereich. Sonntag nachmittag auf der Couch liegen und surfen. Natürlich will ich mich auch über die Lage in Europa, Russland und der Ukraine informieren. Meine Quellen sind da die Analysen von Peter Scholl-Latour, Dirk Müller, Gregor Gysi und die Info Sendung Monitor, welche man sich auf youtube anschauen kann. Schon krass.. anscheinend gehts auch da nur ums "Essen". Also um Gas, einer Art Nahrung für die Wirtschaft. Und wer mehr davon hat, hat eben mehr Kraft. Und deswegen riskiert man anscheinend Kopf und Kragen in Europa. 

Viele sind ja vielleicht froh, wenn sie jetzt weit weg aus Europa wären, aber ich bin im Moment ganz das Gegenteil. Auch wenn meine Freunde grade hier einen lecker riechenden Chempedak futtern! hahaha.... meine französische Freundin ist echt umwerfend: sie isst einem Genuss und scheut sich das auch nicht zu zeigen...da hört man einige Male, wenn was gut ist, wie genial es schmeckt ("This is soo goood"), wie gut es riecht ("This smells so good"), und "hmmmmm", "Oh my god", "hmmmmmmmm", "whoaaaaa" .... genial, das zu erleben! Und dann haut sie rein und futtert los!! So soll es sein!!!

Kurioserweise freue ich mich grade aber auf Äpfel, Löwenzahn, Schafgarbe, Wildschwein und Haselnüsse!!! Obelix-Diät!!!:-P

—————

19.03.2014 14:58

Ein perfekter Tag

Ja, sowas gibt es und gestern haben wir hier tatächlich einen solchen Tag erlebt. Und was haben wir gemacht? Na dann will es mal kurz erzählen :-):

Wir sind, nachdem wir uns den Tag bevor einfach mal spontan dazu verabredet haben, früh mit dem Auto in Richtung Manzanillo aufgebrochen. Manzanillo, da fährt der Bus nur alle zwei Stunden mal hin, dreht dann um und ist wieder zwei Stunden nicht zu sehen. Es gibt dort auch kein Weiterkommen mehr. Manzanillo, das ist Endtstation! Ein kleines Örtchen ohne Durchgangsstrasse direkt am Waldrand gelegen. Ein paar Häuser, ein paar Restaurants, ein paar Fischerboote schaukeln verträumt im Wasser und ein kleiner Tante-Emma-Laden in knallblauer Farbe, mehr gibts da nicht. Und was macht man da? Na Urlaub! :-)

Denn von dort geht ein schöner Wanderweg ca. 6,5 km direkt durch den Wald an abgelegene Fincas und wunderschönen kleinen Stränden vorbei nach Punta Mona, ein weiteres, noch kleineres malerisches Örtchen direkt an der Karibiküste. Vollkommen abgelegen, kaum Menschen, aber ein echt schöner Strand. Das war also unser geplanter Tagesausflug.

Und so sind wir bei perfekten Karibikwetter, also um die 30°C und blauer Himmel, gegen neun los. Die Strecke geht von Hone Creek über Puerto Viejo nach Manzanillo. Ab Puerto Viejo kann man rechts und links der Strasse viele Hostels, Hotels, Restaurants, Spas und Lodges sehen, die im Grossen und Ganzen sehr liebevoll in die Natur eingefügt sind. Das Gebiet ist auch unter Schutz gestellt worden und wie ich mal von einem Einheimischen hörte, musste da sogar mal ein Hotel wieder abgerissen werden, dass da irgendwo stand. Diese Aktion hat die Präsidentin sogar selber vorangetrieben. War anscheinend ein riesen Ding hier.

Und so sind wir dann auf nach Manzanillo. Und was macht man, wenn man abends noch Durian essen möchte? Besorgen! Also haben wir vorher noch eine Finca auf dem Weg besucht, wo der Besitzer vor ca. 20 Jahren viele Durianbäume gepflanzt hat und die in den letzten Wochen hier quasi die Grundversorgung gesichert haben. Der Standort ist auch eine Art Geheimnis...lol...Dort haben wir einfach noch ein paar Duriane bestellt, die wir dann abends mitgenommen haben. Dort traf ich auch  ein Indianermädchen, dass ich dankenswerterweise fotografieren durfte .

Nachdem wir dann in Manzanillo angekommen sind, sind wir, eine Gruppe von vier Leuten, auf nach Punta Mona. Quer durch den Wald, über Stock und Stein, zuerst an wundervollen palmengesäumten Stränden, atemberaubenden Aussichtspunkten, schönen Häuschen und Fincas vorbei, später dann durch dichten Dschungel und ursprünglichen Wald. Wundervoll!!! Wir konnten Schlangen sehen, einen Skorpion, Seeadler, Schlangenadler und viele Golden-Web-Spiders. Das Tempo war hoch, wir sind ja ne fitte Truppe, und haben ca. eine Stunde für den Weg gebraucht. Unterwegs gabs noch perfekt reife Wasseräpfel zu futtern, ok, mir hat man gesagt, sie seien perfekt. :-)

Nachdem wir in Punta Mona angekommen sind, schwitzend und etwas aus der Puste, sind wir baden gegangen, haben uns in die Sonne gelegt, um uns trocknen zu lassen und haben später Kokosnüsse und Durian, Melonen und Wasseräpfel gefuttert. Wir haben geschwatzt, gelacht, sind auf die Kokospalmen hochgeklettert, um die leckeren, ja perfekten Kokosnüsse zu ernten. Super.

Nach zwei Stunden gings wieder zurück, wieder in relativ hohem Tempo, teilweise sind wir gesprungen und über die Bäume balanciert. Parkour light. Auf halber Strecke haben wir nochmal perfekte Wasseräpfel geerntet und dann kam das eigentliche Highlight: der Wald in der tiefer stehenden Abendsonne. Lichtdurchflutete Vegetation, gigantische Baumriesen und dieses fette, üppige Grün. Am Strand dann tiefblaues Meer, gelb-oranger Sand. Das Licht tauchte alles in eine warme Farbe. Wir waren richtig ausgelassen, etwas erschöpft von den insgesamt 12 Kilometern und haben die Abendstimmung dennoch voll genossen. Das Meer brandet an den Strand, Boote liegen im Wasser, der Dschungel mit all seinen Geräuschen im Hintergrund. Was für ein Ambiente. 

Weiter ging es dann noch, um die Duriane abzuholen und dann gings wieder zurück nach Hause. Ein perfekter Tag!

Für Fotos einfach hier klicken!

—————