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01.05.2014 12:19

zum 1. Mai...

...heute gleich drei Rollinas geerntet. Ein Fest! Ansonsten hats mich jetzt auch erwischt mit einem komischen Ausschlag. Sieht aus wie kleine Bläschen und es pickt in der Haut. Vor allem die Bereiche, die immer der Sonne ausgesetzt sind und wo man viel schwitzt. Sehr unangenehm grade. Kann auch sein, dass es eine Reaktion auf ein Waschmittel ist, dass ich hier benutzen musste, weil ich kein anderes hatte. 

Ansonsten muss man die Schwarzen hier wirklich beneiden um ihre besser angepasste, zumeist makellose Haut. 

Ansonsten sind meine Highlights grade Rollinas, Corossol, Jackfrucht und Papayas sowie ab und an Rindfleisch. Die Avocadophase ist wohl vorbei, auch die Tomaten sind jetzt eher uninteressant geworden. Gemüse und Grünzeugx ist grade vollkommen uninteressant. Hab gestern sogar mal wieder eine Wassermelone probiert. Die war soweit echt gut. Ich hab den Eindruck, dass es irgendwie noch heisser geworden ist jetzt im April. Vielleicht ist deswegen nur noch sehr wenig los. Nach Ostern, wo hier richtig Action war, sind die Touristenzahlen doch recht schnell runter gegangen.

Zum Abschluss noch ein Musiktipp meiner französischen Rohkostfreundin: 

www.youtube.com/watch?v=iuIKXG4V0aY

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29.04.2014 11:10

Wildkäuter und anderes Grünzeugx

Liebe Freunde, manchmal hat es ja wirklich was, mit einem Evolutionsbiologen befreundet zu sein und stundenlange Diskussion über Gott und die Welt unter diesem Gesichtspunkt geführt zu haben (auch die ganze Instinktolehre basiert ja auf dieser Evolutionslehre). Und man kann mit dieser Theorie tatsächliche viele Sachen plausibel erklären, herleiten oder einfach auf  Plausibilität überprüfen. Und das will ich für folgenden Sachverhalt mal tun:

Seit Jahren, genauer gesagt seit Franz Konz, geistert in der Rohkostszene ein Mythos rum, der da heisst: esst mehr Wildkräuter, esst mehr grüne Blätter, esst mehr chlorophyllhaltige Produkte. Zu jeder Malzeit Grünzeugx!!! Diese wurde von ganzen Herrscharen an Rohköstlern als Weisheit übernommen und praktiziert. Und jeder, der irgendwie Probleme mit der Rohkost hat, der war zumeist schnell bei der Hand mit der Antwort: na ja, vielleicht esse ich zu wenig Wildkräuter.

Der Helmut Wandmaker war ja dementgegen kein grosser Fan von Wildkräutern. Der hat das auch entsprechend argumentiert in seinen Zeitschriften und sich einen jahrelangen Streit mit Franz Konz geliefert. Und wie es bei vielen Theorien so ist, hat sich die eine schlussendlich deshalb durchgesetzt, weil der Gegner schlichtweg vorher weggestorben ist. Und so futtern alle nun fleissig Wildkräuter, viel Grünzeugx, trinken grüne Smoothies und und und. Hauptsache grün. Hauptsache gesund. Und zumeist mit einem dauerhaften schlechten Gewissen, weil man ja davon zuwenig esse. 

Dann ist mir etwas aufgefallen: viele Rohköstler haben schlichtweg unschöne gelbe Zähne! Ich fand das zum Beispiel bei der Brigitte Rondholz immer recht unattraktiv und auch auf vielen Treffen sehe ich Rohies mit gelben Zähnen. Zumeist essen sie wie BR viele Wildkräuter und generell viel Grünzeugx, oder trinken viele grüne Smoothies und so verfärben sich eben die Zähne. Sie werden gelblicher. Was ganz leicht damit zu erkären ist, dass sich eben das Chlorophyll im Mund an den Zähnen anheftet. Nun stellt sich mir aber folgende Frage:

Wenn weisse Zähne Gesundheit ausdrücken, wenn natürlich gesunde, strahlend weisse Zähne attraktiver sind als gelbliche, wieso bekomme ich dann von der ach so gesunden Ernährung gelbe Zähne? Und büsse damit im Kampf um paarungswillige Sexualpartner an Attraktivität ein?!! Macht das Sinn? 

Also das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: diese Art der "gesunden" Ernährung bringt mir evolutionsbiologisch einen Nachteil! Und somit kann man, nein MUSS man schlussfolgern, dass wir als Menschen, seit sich unsere Gesundheits- und Attraktivitätsmerkmale und -präferenzen rausgebildet haben, KEINE Ernährung praktizierten, die reich an Stoffen war, die die Zähne weniger strahlend machten!

Jeder Mensch wird mit einer bestimmten Zahnfärbung geboren, die genauso wie die der Hautpigmentierung genetisch festgelegt ist. Manche haben weissere Zähne, andere etwas dunklere. Das ist individuell unterschiedlich. Wenn man dann aber eine Ernährung praktiziert, die die Zähne gelblicher macht, dann ist das eindeutig ein Verringerung der individuellen Attraktivität und somit eine Verringerung der Chancen beim anderen Geschlecht.

Nun mag man argumentieren, dass man ja generell gesünder ist oder das alles im Auge des Betrachters liege (oder was auch immer an haarsträubenden Theorien aufgetischt wird), aber man mag nur folgendes Gedankenspiel machen: eineiige Zwillige - eine/r isst "normal" und hat weisse Zähne, der/die andere praktiziert Urkost oder eben eine Chlorophyllreiche Ernährung und bekommt gelbe Zähne. Wer wird mehr Chancen beim anderen Geschlecht haben? Bei ansonsten gleichen körperlichen und charakterlichen Eigenschaften? Jedem muss kar sein, dass derjenige mit den weisseren (gesünder aussehenden!!!) Zähnen mehr Chancen beim anderen Geschlecht haben wird. 

Und somit ist für mich eigentlich eindeutlig klar, dass diese Ernährungsweise, die die Zähne verfärbt, einfach falsch ist! 

Woher kommt diese Theorie eigentlich? Na aus dem veganen Lager!! Man hat einfach versucht, den Mangel an tierischen Proteinen irgendwie zu kompensieren. Eben mit Wildkräutern, die sind ja nah an der Natur. Wild eben. Jeder Rohie mags eh gerne wild...

Aber niemand hat je wirklich hinterfragt, ob das auch wirklich so gut ist! Und die "Instinctos" haben das auch ungefragt übernommen und selbst meine rohe Freundin, die seit Geburt roh ist, hat nun die Wildkräuter/Grünzeugxgehirnwäsche hinter sich und meinte mal: "ja, vielleicht haben wir auch zuwenig Grünzeugx gegessen". Und das sagt die, die wirklich sehr gesund aussieht und ohne Wildkräuter gross und stark wurde!!

Und mir ist hier folgendes aufgefallen: ich kenne ein rohes Mädchen, dass auch strahlend weisse Zähne hat. Aber seit kurzem ist mir aufgefallen, dass sich die Zähne nach dem Genuss von Salaten (in natürlicher Form isst nämlich kein Kind das Grünzeugx!!! Und deswegen hat meine rohe Freundin, die nie gemischt gegessen hat, auch "zuwenig" Grünzeugx gegessen) einen gelben Schimmer bekommen haben. Was einfach nicht mehr so schön aussieht!! Und eine andere Freundin hat sich beklagt, dass sie jetzt mehr Wildkräuter isst, aber dafür gelbere Zähne bekommen hat, selbst nach dem Putzen. Und ein Freund von mir, der auch roh, aber kaum mal was Grünes isst, hat aber schöne weisse Zähne! Und da war für mich klar, dass etwas, was die individuelle Schönheit und Attraktivität eines Individuums nachteilig beeinflusst, einfach Schrott ist!

Es kommt ja noch schlimmer: wieviele Mütter und Väter haben ihren Kindern nun eine Mischrohkost aufgeschwatzt, weil die Kids das Grünzeugx im Naturzustand nicht wollten und es nur als Salat oder Smoothie geniessbar war??!! Nur weil sie dachten: der Mensch brauche viele Wildkräuter. Viel Grünzeugx, um gesund zu sein und gesund zu bleiben. Und mein Knirps isst einfach zu wenige davon! Aber das ist nur ein GLAUBE. Es ist einfach nur eine unbewiesene Theorie eines Steuerberaters.

Fakt ist:

Kinder mögen kaum mal Wildkräuter und anderes Grünzeugx im Naturzustand.

Bei Dauergenuss bekommt man gelbe Zähne von dem Zeug (siehe Brigitte Rondholz) und viele andere.

Gelbe Zähne sind im Vergleich weniger attraktiv. 

Jeder Mensch findet wohl ein strahlenes Lachen mit einem gesunden Gebiss und strahlenden Augen und strahlend, natürlich weissen Zähnen attraktiv. Das ist es nämlich, was "strahlt". Die Augen und die Zähne. Deswegen wird dieses Merkmal ja auch künstlich hervorgehoben (Maskara um die Augen heller erscheinen zu lassen und eben Bleeching für die Zähne). Das macht man, um seine individuelle Atraktivität zu steigern!

Nochmal, aus diesem Grund kann man ableiten, dass der Mensch an sich in seiner Entwicklungsgeschichte nie so grosse Mengen an Grünzeugx ass, dass es zur Verfärbung der Zähne kam. Ganz einfach, weil die Individuen, die viel Grünzeugx assen, im Wettbewerb des Lebens einen Nachteil hatten. Weil wir im in Summe weisse Zähne präferieren!!!

Für Gorillas mag das ok sein, wenn wer gelbe Zähne hat. Da ist der Mann am attraktivsten, der alle anderen verscheucht hat. Der Silberrücken eben. Und die Mädels, die einfach paarungsbereit sind. Bei den Schimpansen dito. Da sind die Jungs am attraktivsten, die ganz oben im Baum sitzen, gut jagen können und andere social skills aufweisen und die Mädels, deren Muschi überdimensional anschwillt. So einfach ist das. Bei Grasfressern wie Kühen oder Pferden spielt die Zahnfarbe auch keine grosse Rolle bei der Paarung. Der Bulle kommt zumeist von hinten und interessiert sich zumeist recht wenig für das Anglitz seiner Verehrten.

Unbenommen: beim Menschen schon! Wir schauen als aller erstes auf das Gesicht eines anderen, das zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, wo man Männern und Frauen Bilder von nackten, jeweils andersgeschlechtlichen Menschen gezeigt hat, und die Augenbewegungen gemessen hat. Männer schauen in der Regel als erstes auf das Gesicht der Frau. Als zweites auf die Muschi. Dann erst auf alle anderen körperlichen Merkmale (Brüste, Beine, Arme, Haare), Frauen schauen als erstes auf das Gesicht, dann auf den Pimmel. Dann erst auf alle weiteren Körperteile (Beine, Schultern etc.). Als erstes schauen also beide Geschlechter auf das Gesicht das anderen. Das scheint genetisch programmiert zu sein. Und da gehören schöne weisse einfach Zähne dazu!

Das Gesicht ist also der erste und wichtigste Faktor. Menschen präferieren Schönheit. Es gibt wohl tatsächlich eine genetische Programmierung, dass wir neben Gesundheit auch "Schönheit" als Sexualpartner bevorzugen. Und dazu gehören eben auch strahlende Augen und schöne Zähne. Und JEDE Ernährungsweise, die da etwas negatives verursacht, ist falsch und bringt einen Nachteil!

Das der Mensch schon immer Wildkräuter gegessen hat, steht ausser Frage. Aber es waren immer Heilkräuter! Nicht zur Dauerernährung. Da hat man wohl eher die grasfressenden Wildtiere gegessen.

Hier in Costa Rica und Nigaragua ist mir auch aufgefallen, wie schön ein makelloses strahlendes Gebiss ist. Hier gibts noch viele Menschen mit perfekten Zähnen (mal sehen, wie lange noch). Einmal sass eine Frau ca. 45 Jahre alt am Bus und lachte. wow... und die essen alle kaum mal Grünzeugx. Gemüse schon, aber eben nicht zuviele Wildkräuter und Salate usw.

Bevor ich roh wurde, waren meine Zähne schneeweiss, ich hab genug Fotos von mir, nach der Umstellung auf Rohkost mit hohem Anteil Grünzeugx wurden sie aber gelblicher! Aber weisse Zähne sind attraktiver! Ich behelfe mich, indem ich einfach ne Zahncreme benutze, die mir extra weisse Zähne verspricht. Und die funktioniert auch. Aber es ändert ja nichts am grundsätzlichen Problem. Und meine Intention war ja immer, fitter und gesünder zu sein als mein imaginärer Zwillingsbruder. Also muss man einfach wieder mal alles hinterfragen und zur Not neue Wege gehen!

Doch Gott sei Dank findet man im Internet Trost und Zuspruch! :-P

Für mich ist es eindeutig klar, dass eine chlorophyllreiche Diät, die zur Verfärbung der Zähne schon im Kindes- und Jugendalter und damit zum Verlust von individueller Attraktivität führt, evolutionsbiologisch aussortiert wurde. Das war und ist die Diät der Affen und Halbaffen. Bei denen spielen einfach andere Attraktivitätsmerkmale eine Rolle. Der Mensch aber hat zwar auch immer Heilkräuter und Grünzeugx gegessen, wohl aber nie in den Mengen, die zu einer Verfärbung der Zähne und somit zum Verlust der individuellen Attraktivität führten. 

Im Gegenteil: es haben die Diäten überlebt (bis zum Einsetzen der Industriealisierung), die die natürliche Zahnfärbung erhielten. Siehe dazu auch Weston A. Price. 

Wie gesagt, man kann viele Theorien mal mit der Evolutionstheorie auf Sinnhaftigkeit abklopfen. Aber wenn selbst Kinder und Teenager gelbe Zähne bekommen, wo man nun nicht mehr mit Entgiftung und Kram argumentieren kann, und somit effektiv an Attraktivität im Vergleich mit anderen Individuen der selben Population verlieren, stimmt etwas grundsätzlich nicht! 

Und jetzt kann jeder mal für sich schauen, ob er schon von dem ganzen Grünkram gelbe Zähne bekommen hat! Und sich mal ehrlich fragen, ob das wirklich schöner (!!!) aussieht als vorher und ob es das ist, was er wollte, als er mit der Grünzeugxrohkost angefangen hat. 

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27.04.2014 16:15

ein herber Verlust

Einen wirklich herben Verlust musste ich heute hinnehmen: zwei dicke, grosse Jackfrüchte, die ich heute ernten wollte, waren leider schon runtergefallen. Und sind vergammelt. Ich war echt sauer. Das letzte Mal, dass ich nachgeschaut habe, war vor einigen Tagen, da waren sie noch hart. In den letzten Tagen hat es aber sehr viel geregnet und vielleicht sind sie deswegen runtergefallen. Leider sind diese Jackfrüchte so genial. Zitronig, nicht zu süss, einfach ... seufz...man muss loslassen können. 

Das Wetter hat sich in den letzten zwei Wochen deutlich geändert. Vorher hat es wie gesagt nur ab und an mal in der Nacht oder den ganz frühen Morgenstunden geregnet. Jetzt regnet es öffters auch tagsüber und es ist trüber. Und deswegen auch noch schwüler. Den einen Tag in Puerto Viejo dachte ich, ich sei in einer Sauna. Heiss und schwül wie noch nie. Was auch meiner Abneigung gegen viel laufen entgegen kommt, da mir immer noch die Füsse und die Archillessehnen weh tun.

Insgesamt ist mein Körper ein einziges Rätsel. Erst die totale Sperre gegen alles Fruchtzuckerhaltige, dann der Umschwung, dafür aber die totale Sperre gegen alles Saure (empfindliche Zähne). Das einzige Konstante ist meine Vorliebe für das ausgezeichnete Rindfleisch hier. 

Ansonsten gibts garnicht so viel zu berichten. Ok, der Markt in Puerto Limon ist umgezogen, ist jetzt unter einem grossen Metaldach. Weniger gemütlich, aber dafür mehr Platz, aber das sind ja eher Nebensächlichkeiten. 

Und da ich mich ja letztens mal bitterlich über die Musik hier beschwert habe, hab ich denn überhaupt Alternativen? Ja klar!

www.youtube.com/watch?v=FQjZVdaTZOs

www.youtube.com/watch?v=rjT7DSslP5w

und natürlich: www.youtube.com/watch?v=Dr3Chk8Cg8s&list=PLMaMuh2RbjkZKxGgZ-gUzN2O9gIyLV4cB

Geil? Oder?!! Ich war schon immer ein grosser Fan vom King. Wer hätte das gedacht?! Hab ich von meiner Mutter geerbt. Die hat den immer gehört. Die Stones auch. Mit dieser Mucke bin ich quasi aufgewachsen. 

Und jetzt zeige ich euch mal, wo ich schon seit ich 20 Jahren Fan bin (und wo ich wette, DAS hat niemand auch nur geahnt! lol): 

www.youtube.com/watch?v=Ke_2gTzFiDI&list=RDKe_2gTzFiDI&index=1 hahaha

:-) 

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24.04.2014 13:56

Musik..hier...

Gibt grade nichts Wichtiges zu sagen. Eine grosse Jackfrucht liegt bei mir im Zimmer und ich harre darauf, dass sie nachreift. Bisher aber Fehlanzeige. Mal sehen ob das noch was wird. Sport hab ich jetzt gute zwei Wochen keinen mehr getrieben. Hab ja fünf Monate voll durchgezogen und irgendwie brauchte ich mal ne Pause. Vor allem meine Füsse und Archillessehnen tun mir vom vielen laufen, immer auch mit Gewichten (Wasser, Essen, Klamotten), weh. Aber so richtig. Deshalb hab ich grade auch wenig Lust, rumzurennen. Hab hier eine Videothek entdeckt, wo man preiswert Filme kaufen kann. Das war und ist grade wirklich eine echte Erholung nach den doch recht aktiven letzten Monaten. Einfach mal die Füsse hochlegen und Fernseh glotzen. Herrlich! :-) 

Was mir auch aufgefallen ist in Mittelamerika: die Musik, die üblicherweise gespielt wird, egal wo, ist zumeist grauenhaft. Entweder eine Art Ragga, oder wie auch immer sich diese grauenvolle Musik schimpft, oder Latin-Disco-Schnulzen. Oft fahren die Einheimischen mit so kleinen Radios auf dem Fahrrad rum und hören diese grässliche Musik. Oder sie wird einem von durch die Stadt fahrenden Discomobile um die Ohren gehauen oder sie dröhnt aus Boxen aus dem übernächsten Schuhgeschäft. In dem Internetcafe, wo ich vorher in Puerto Viejo immer war, hat die Kirsche dort immer auf youtube ihre Lieblingssongs gehört und hat zum Teil mitgesungen. Ich habs nicht ausgehalten. Einmal hab ich sie gefragt, ob sie leise machen könnte, ich musste mich wegen irgendwas echt konzentrieren, da war sie irgendwie beleidigt. Da dachte ich mir aber auch: ah, komm, leck mich! Und hab mir ein anderes Internetcafe gesucht. In Puerto Viejo an sich und auch in Cahuita läuft aber die meiste Zeit Bob Marley und anderer guter Raggae, was weitaus besser ist. 

Zu futtern gibts grade recht gute Mangos. Kosten 1,34€ für zwei Kilo. Auf dem Markt kriegt man sogar 3kg für 1.000 Colones. Ist jetzt Saison und somit sind die sehr günstig.

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19.04.2014 10:16

mehr Jackfrucht!

Gestern wieder ein Riesenbaby geerntet. War zum Teil schon überreif und somit sowas von genial! Da eine rohe Freundin diesen Reifegrade besonders schätzt, hat sie das meiste davon aufgefuttert. Gut so! Jackfrucht ist irgendwie eine echte "soziale" Frucht. Die kann man ja gar nicht alleine essen, sondern das macht nur Spass, wenn man mit mehreren so ein Teil verputzen kann. 

Wir haben ja hier vor einiger Zeit auch einige Diskussionen geführt zum Thema 80 10 10 und Körperfett usw. Der Douglas Graham sieht ja extrem mager aus. Und die Theorie ist eben, dass man viele Kalorien essen soll, um den Körper nicht zum Einlagern zu animieren, aber diese Kalorien nicht aus Fetten, oder nur 10% Fetten, zu beziehen. Da mag was dran sein oder nicht, ich weiss es nicht. Ich hab aber bei mir folgendes festgestellt: es ist vollkommen schnuppe, was ich esse. Egal ob ich fettreich esse oder nicht. Das Körpergewicht ist immer gleich und der Körperfettanteil auch. Bei mir wird das offensichtlich einzig und allein von der Aussentemperatur gesteuert, und ist von dem was ich esse recht unabhängig (bei gleicher körperlicher Aktivität). Im Sommer bin ich immer recht schlank, im Herbst bekomme ich Bärenhunger und nehme ein paar Kilo zu. Im Winter hab ich zumeist dann dieses Gewicht und im Frühling nehm ich dann wieder ein paar Kilo ab. Und da hier immer Sommer ist, bin ich immer auf meinem Sommergewicht, egal, wieviele Avocados ich esse. Der einzige Effekt ist, dass ich dann echte Hitzewallungen habe, weil die Fette ja einheizen und das ist ja hier grade gar nicht nötig. Und das macht ja auch Sinn, dass man im Winter eine wärmende Fettschicht aufbaut, die dann im Frühling wieder schmilzt. 

Ich bin ja immer mehr der Meinung, dass es viele Anpassungen an lokale Bedingungen gibt, die der Mensch über die Jahrtausende quasi an sich vorgenommen hat: die langen Nasen der Steppenbewohner Europas und Asiens, um die Luft im Winter anzuwärmen, die grossen schlanken Afrikaner Kenias und Tansanias, die somit das optimale Verhältnis zwischen Volumen und Körperoberfläche haben, um in der Hitze zu leben, die verschiedenen Hautfarben der ganzen Völker, die von Natur aus dünnen Menschen in Ostafrika und die Riesenkerle aus Westafrika...usw usw... es gibt da sehr viele Beispiele. Diese ganzen Anpassungen waren einfach vorteilhaft, um in einem bestimmten Gebiet zu leben. Man ist ja nicht soviel rumgereist damals. Und vllt geht es ja sogar noch weiter, dass es auch auf Stoffwechselebene Anpassungen gibt. So können die Steppenbewohner vielleicht mehr Fleisch vertragen als die Leute vom Meer usw... und die Tropenbewohner mehr Fruchtzucker. 

Man argumentiert ja immer, dass der Mensch aus Afrika käme und wir quasi am besten dorthin zurückkehren sollten, um eine optimale Rohkost zu praktizieren. Dabei übersieht man die generationenlange Anpassungen an die neuen Habitate und deren Nahrungsquellen. Und das bei bester Gesundheit, siehe Weston A. Price. Vielen Rohköstlern hingegen ist ja eine regelrechte Abneigung gegen ihre Heimat eigen. Mother Nature? Klar, aber doch nicht hier!! Sie bedauern, dass sie in Europa geboren wurden, und das sei ja vollkommen falsch. Was sollen wir denn hier? Um Gottes Willen! Wir wollen zurück in die Tropen. Ich frag mich da immer: wenn ich meine Heimat verleugne, sie ablehne, kann ich da glücklich werden? Ist das nicht das Fundament, der Boden, in dem meine Wurzeln tief in der Zeit zurückreichen? Hat meine Heimat mich denn nicht bisher gut genährt und gross und stark gemacht? Klar kann man auswandern, nichts spricht dagegen, sich zu verändern. Der Mensch ist frei. Aber für mich fühlt es sich einfach falsch an, wenn man in seiner Herkunft nur das Negative sieht.

Ansonsten ist hier zu Ostern echt die Hölle los! Da kommen die ganzen Hauptstädter runter an die Küsten und bringen alles mit, was sie für ein paar Stunden am Strand so brauchen. Sprich Cola, Softdrinks, kiloweise Knabberzeugs und anderen Schund. Erstaunlich! Ich glaube, die haben einfach auch die Schnauze voll, Bewohner der Dritten Welt zu sein und Früchte essen zu müssen. Die wollen auch endlich so werden wie die überlegen Weissen mit ihrem Geld, ihren Autos, ihrer hellen Haut und ihren Colaflaschen! Und so hab ich heute eine netten Jungen am Strand getroffen, mit verkleinertem Kiefer und so schlimmer Karies, dass er schon Goldzähne hatte. Er war acht Jahre alt. 

Ist das nicht alles vollkommen verrückt?

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16.04.2014 15:21

Jackfrucht

Also das war gestern wirklich mal ein echtes Erlebnis. War auf dem Markt und da gab es neben Corosoll auch Jackfrucht. Die hat mir schon von weitem gut gerochen und so hab ich ein grosses Stück gekauft. Genial! Und im Garten meines Vermieters steht auch ein Baum mit ein paar riesen Früchten. Eine ist nachgereift und die gabs dann gestern Nachmittag. Eigentlich hatte ich die schon abgeschrieben, dachte, die reift nicht mehr nach, aber was soll ich sagen? Die war echt ein Highlight. Sehr zitronig mit einem Schuss Vanille. Für die Insider! :-)

Aber ich muss echt sagen, man muss die Produkte vor Ort essen. Das Importieren bringt irgendwie nichts und man versaut nur die Umwelt mit den Flugimporten. Und man entwickelt eine ungute Abneigung gegen seine Heimat und dafür eine meist unbefriedigende Sehnsucht nach den Orten, wo das Zeug wächst (und man fängt an, sich was irres zurecht zu spinnen a la: wir kommen aus den Tropen. Mag ja sein, aber seitdem sind 50.000 Jahre vergangen und jeder, der sowas sagt, sollte sich aufmachen und mal in den Tropen leben, ohne Klimanalage und Ventilator, ohne Sonnen- und Moskitoschutz) sondern so wie vor 50.000 Jahren, da wird so mancher froh sein, wenn er wieder zu Hause ist - das nur nebenbei. 

Local-Food sollte es sein. Und wie gesagt, kenne ja ein paar Rohies, die sind mit Local-Food gross und stark geworden. Und wenn man Durian essen will, sollte man einfach nach Thailand reisen oder wo auch immer das Zeug wächst. Diese ganze Importiererei führt nur dazu, dass die einheimischen Produkte links liegen gelassen werden. Ein Rohie, den ich mal vor einigen Jahren kannte, ernährte sich ausschliesslich von rohen einheimischen Produkten. Er meinte mal: "Du glaubst garnicht, was man da für eine Heimatliebe entwickelt". Und das deckt sich auch mit meinen Beobachtungen. Der eigene Garten, das Sammeln von Früchten direkt vom Baum, oder von Wildkräutern. Oft war ich so unendlich dankbar, wenn ich sonnenwarme Renecloden direkt vom Baum futterte. Und es gibt einem wirklich das Gefühl von Versorgtsein und Unabhängigkeit. Und jeder, der eben auf tropische Sachen steht und sich davon ernähren will, sollte auswandern und sein Glück in einem Land versuchen, wo diese Produkte wachsen. 

Die Qualität der Importprodukte sind zumeist einfach nur übel. Selbst und gerade im Bio-Handel. Unreif, sauteuer, mit beschissener CO2-Bilanz. Und Orkos? Na ja, wen unterstütze ich denn da? Was ist das eigentlich für eine Organisation? Zu genau darf man da auch nicht hinschauen... 

Und genau das ist es: Jackfrucht hier? Klar! Wächst ja hinterm Haus im Garten!! Aber in Europa? Nachdem es 8.000km über den Atlantik gekarrt wurde? Oder 12.000km aus Thailand kommt? Zum Teil direkt über Hungergebiete hinweg? Da stimmt doch was grundsätzlich nicht. Kann man davon eigentlich ein Gefühl der Befriedigung bekommen? Wenn man tief drinnen weiss, was man da grade macht? Und eine Rohkost, die nur mit Importen funktioniert taugt eh nichts. Wie gesagt, wer nicht ohne Mangos auskommt, sollte auswandern! Und die Produkte auch selber anbauen. 

Ok, bei Leuten, die grade umstellen, können Tropenprodukte hilfreich sein. Aber dann soll es auch teuer sein, damit man merkt, dass man hier ein Luxusprodukt konsumiert. Und dann als Dauerkost? Was mach ich denn, wenn mal ne Krise kommt? 

Das Problem: alle, die in irgendeiner Form Geld mit etwas verdienen, wollen einen in Abhängigkeit bringen. Schliesslich sollst du ein Dauerkunde sein und die Existenz der Lieferanten sichern. Und deswegen werden auch die Vorzüge der tropischen Produkte gegenüber den einheimischen Sachen hervorgehoben. Ich behaupte aber mal ganz frech: Der Mensch strebt nach Unabhängigkeit. Tief in Innerem ist es jedem Menschen zuwider, von anderen abhängig zu sein. Ich hab es auch als grosses Glück empfunden, einen Garten und viele Sammelmöglichkeiten zu haben. Eine Versorgung nur von Orkos kam mir nie in den Sinn... 

Local-Food scheint mir hier einfach ökologischer, ökonomisch und spirituell vorteilhafter. Und wie gesagt: wer auf Bananen steht, der kann ja hier Land kaufen und sich austoben! Und wer in Europa bleiben will, kann ja mal schauen, was da so geht.

Das gilt im übertragenen Sinne auch für die kochenden Mitmenschen. Ich hab bisher nie begriffen, wieso man Gemüse oder Fisch aus Asien importieren muss. Nur damit die in Europa lebenden Asiaten ihre eigene Küche damit anreichern? Für mich ist es deswegen vollkommen unverständlich, wieso man Lebensmittel um den halben Erdball (oder den ganzen, gab mal Orkos-Mangos aus Australien, weiter weg geht ja kaum noch) karren muss. 

Man vergisst auch sehr schnell die Opfer dieser Entwicklung: die einheimischen Anbauer, die Umwelt und die Menschen in den Anbaugebieten. Wer jeden Tag 30 Bananen essen will, will es billig haben. Und billig wird es, wenn hier in den Anbaugebieten die Menschen unter fragwürdigen Bedingungen leben und arbeiten müssen, für einen Hungerlohn. Wenn Bananen 1,99 kosten und Äpfel 2,99, dann muss irgendwer für lau knechten. Das muss auch dem Letzten klar sein. Und ich hab hier auch schon einige Pestizidopfer gesehen. Darüber schweigt man gerne. Passt nicht in die heile Welt. Aber es gibt hier einige Schwerstbehinderte, deren Behinderung man direkt mit dem Einsatz von Pestiziden zurückführen kann. Die kriegen dann von den grossen Firmen ein paar tausend Dollar Entschädigung (Schweigegeld). 

Ich glaube wirklich, dass man so einfach wie möglich leben sollte. Einfach weil es glücklich macht. Und dazu gehört für mich eben auch das Prinzip Local-Food. Und um das eben umzusetzten, muss man vielleicht auch ein paar Dogmen über Bord werfen. Vegan z.B., alles mono essen vielleicht auch. Das kann man ja im Sommer machen, und im Winter eben Fisch und Fleisch essen, um es schön warm zu haben.

Was es heisst, von nur einheimischen Sachen zu leben, hab ich in Nicaragua gesehen. Die verkaufen da nur das Zeug, was sie selber anbauen im Land. Das war wirklich sehr lehrreich. Und es hat, nachdem ich die Erdnüsse bei meinem ersten Besuch entdeckte, auch gut geklappt! Die Auswahl ist da nicht so immens, aber das wird durch die Frische und Reife der Produkte ausgeglichen. Und genau das hab ich auch in Europa erlebt. Es ist einfach ein Unterschied, ob ich etwas direkt aus der Erde hole und esse, oder direkt vom Baum in den Mund stecke, oder ob ich es unreif ernte und dann tausende Kilometer über die See und den Strassen transportiere, und dann zu essen bekomme. Sollte ja eigentlich jedem klar sein, dass das blanker Irrsinn ist! 

Deswegen: Gärtnern ist angesagt! :-)

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12.04.2014 16:26

zurück in CR

Tja, wenn man reist, dann hat man auch mal wieder was zu berichten, zum Beispiel der Scheiss, der mir heute passiert ist. Aber mal schön von vorne: Nachdem ich also gestern noch eine Nacht im Schlafsaal im Oasis in Granada verbracht habe, mit wieder rumfunzelnden Idioten mitten in der Nacht (unglaublich) bin ich früh auf den Markt, um mir für die Schiffsreise Erdnüsse mitzunehmen. Gesagt getan, 10 kg gekauft, 8 Euro bezahlt, noch ein paar Avos und ne Ananas drauf und ab gings in den Chickenbus, der heute seinem Namen alle Ehre gemacht hat. Denn heute stieg wirklich eine Frau mit einem Huhn unterm Arm ein. Ich stand ganz hinten und sie drängte sich neben mich mit dem Vieh dazwischen. Plötzlich fängt das an zu flattern...na Malzeit! lol Es war eng, es war heiss, muss man dem Tier ja auch irgendwo nachsehen. 

An der Grenze zu Costa Rica ging alles glatt. Bin dann auf costaricanischer Seite durch die Abfertigungshalle und zum Zoll. Es waren im Gegensatz zum letzten Mal nur wenig Leute da und ich sollte meine Sachen durch den Scanner schieben. Bei den Erdnüssen hab ich mich dann etwas widersetzt, weil ich die ja nicht bestrahlt haben wollte. War kein Problem, weil ist eh verboten, die nach Costa Rica einzuführen. Oh... wie...ja, Gesetz XYZ...Einfuhr verboten aus Angst vor irgendwelchen Krankheitserregern. Und die Avos und die Ananas kannste auch gleich abgeben. Danke. Und dann stand er da, der Matze, seiner Erdnüsse beraubt, mit langen Mundwinkeln, weinerlichem Gesichtsausdruck und nasser Hose. Nee.. soweit gings dann doch nicht. lol... 

Aber mir wurde noch ein Schriebs in die Hand gedrückt und dann durfte ich meine nun mit Jod übergossenen Erdnüsse (sicher ist sicher dachte man sich wohl) zurücklassen. Noch mal einen sehnsüchtigen Blick drauf geworfen und dann hiess es loslassen. Weiterziehen. Das Leben geht ja weiter. Get back on the horse, man! Lass Dich doch mal nicht so hängen! ... aber wie soll man so einen Verlust überwinden. Erdnüsse. Aus Nicaragua. Weg!!! Der SUPER-GAU!!! :-(

Aber mal im Ernst: es ist natürlich schon witzig, wenn man theoretisch von Finnland bis Spanien ohne einmal anhalten zu müssen fahren kann, aber hier keine 200km weiter kommt, ohne das einem die Erdnüsse abgenommen werden. Und der wirklich lächerlichste Part ist, dass ich ein paar Avos ohne Probleme mit rübernehmen konnte, weil sie im Rucksack waren und die Frau, die das gecheckt hat, das nicht gecheckt hat, dass die da drin sind. Und beim letzten Mal waren mehr Leute da, da hab ich meinen Sack Erdnüsse einfach am Automaten vorbei genommen, trallala, ohne das da wer was gesagt hat, ohne dass die das überhaupt gemerkt haben. Diesmal war ich aber weit und breit der Einzigste. Und der Sack auch einfach nicht zu übersehen. Aber gut, vielleicht waren sie eh miese Qualität und ich kann jetzt ganz froh sein, die los zu sein. Und acht Euro sind auch zu verkraften. Mehr haben die 10 kg nicht gekostet. Lächerlich billig, oder? 

Na ja, und so bin ich nun wieder raus aus Nicaragua. Ich mag das Land und die Menschen da. Granada ist so ein lebendige Stadt. Das Hostel liegt in einer Seitenstrasse nah an der Marktstrasse, man geht raus, 50m zur Hauptstrasse und ist mitten drin im Trubel. Im Leben. Genial! Alles ist bunt und die Farben leuchten richtig in der Abendsonne. Die Mädels sind super hübsch und das Ganze hat einfach Flair ohne Ende! Und mit den zwei Mädels aus Amerika hab ich gestern Abend noch Herr der Ringe Teil 2 geschaut und viel gelacht. Die beiden waren echt ok und es machte Spass, einfach was zusammen zu machen. Die meisten sitzen ja da und glotzen auf ihre smartphones, aber die beiden kamen an, und frugen ob ich wieder mit Film schauen wolle und haben dann den sogar ausgesucht. War ein echt netter Abend. Und irgendwo ein würdiger Abscheid.

In Liberia bin wieder im selben Hostel abgestiegen. Es ist heiss hier. Wohl 38 Grad. Ein älterer Engländer ist grade mein Reisegefährte. Bissi merkwürdig isser....lol. Man weiss ja nie, mit wem man es dann im Endeffekt zu tun hat, aber wird schon passen. Morgen dann wieder weiter Richtung Süd-Osten. Irgendwie vermisse ich den caribischen Flair auch... 

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11.04.2014 17:42

Erdbeben

Hab ich fast vergessen: gestern und heute gab es hier ein Erdbeben, wobei es sich heute wohl nur um ein Nachbeben handelte. Ich war grade beim Essen, als es losging. Plötzlich hat das Haus geschaukelt, die Ventilatoren gewackelt und auch die Lampen. Der Strom war kurz weg. Einige sind erschrocken aus den Hängematten aufgesprungen, andere haben nervös rumgekichert. Ich hab gestaunt und weitergefuttert. Irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass es nicht so stark und dramatisch wird. Nach 10 Sekunden war der Spuk vorbei. Es ist aber schon ein Erlebnis, die Kräfte der Natur so zu spüren. Und Näher am Epizentrum gabs anscheinend mehr Schaden und auch Verletzte zu beklagen...

www.zeit.de/news/2014-04/11/nicaragua-schweres-beben-erschuettert-nicaragua-11043004

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11.04.2014 09:03

Avocados

Gestern hab ich hier in Granada wirklich hervorragende Avocados auf dem Markt erstanden. Eine Grosse kostet 20 Cordoba, das sind knapp 60 Cent. Drei kleinere zusammen auch 20 Cordoba. Und sie sind jeden Cent wert. Eher klein, sehr konzentriert, sehr grosser Kern, vergleichsweise geringer essbarer Anteil. Ich bin sicher, Orkos hätte sie sofort als "Avocado wild" verkauft. Wild kommt ja immer gut, selbst wenn es nur eine andere gezüchtete Sorte ist (Mich würde wirklich mal interessieren, wieviel Umsatz Orkos alleine durch das Wort "wild" mehr macht. lol) - und da meine Kamera geklaut wurde, gibts leider keine Fotos. :-P

Was mir gefällt ist, dass das Hostel keine 300m vom Markt weg ist, man kann also je nach Bedarf losgehen und sich seine Produkte kaufen. In CR ist vor allem Freitags der Markt in Puerto Limon und man muss eben für die ganze Woche einkaufen. Was soweit OK ist, solange man nicht alles schleppen muss. Das geht aber auch nur, solange jemand ein Auto hat, der den ganzen Kram mitnehmen kann. Ansonsten heisst es schleppen. Vielleicht hab ich desegen grade eine Lauf- und Gehsperre. Zuviel rumgeschleppt...

Ob ich mir hier aber mit Erdüssen eindecke, kann ich noch nicht sagen. Bin mir bezüglich der Qualität noch unsicher. 

Gestern war es ansonsten ein ruhiger Abend. Zwei junge Amerikanerinnen und ich haben zwei Filmen geschaut und uns dann noch nett unterhalten. Es ist aber recht erstaunlich, wie uninformiert die Amerikaner im Allgemeinen sind. Nett, aber wissen wenig über Geschichte, aktuelle Geschehnisse usw. 

Die Nacht im Dorm wiederum hat mir gezeigt, wie sehr ich mein eigenes Reich vermisse und meine Privatspähre geniesse. Es ist wie immer: man funzelt rum, packt nachts um drei seinen Rucksack, kramt rum, labert miteinander ... dabei müsste das nicht sein. Aber man denkt nicht so weit, hat nicht gelernt, dass man seine Sachen auch schon abends so packen kann, dass man früh alles ohne Licht findet. Als ich Kind war, hat mir mein Grossvater gezeigt, wie man seine ganzen Sachen so herrichtet, dass wir uns Nachts bei Dunkelheit anziehen und losgehen konnten. Aber man muss keinen Opa wie gehabt haben, um zu wissen, wie man sich rücksichtsvoll bewegt.

Mir fällt grade unter den jüngeren "Travelern" (18 - 30) immer wieder dieser Egoismus auf. Da wird eben die Tür aufgelassen, wenn man raus geht, so dass das Licht ins Zimmer scheint, da wird in Plastiktüten gekramt, die laut knistern, da wird mitten in der Nacht das Klamottenchaos zusammengeräumt. Es gibt da keinerlei Mitdenken, Vordenken, Nachdenken, keine wirkliche gegenseitige Rücksichtnahme. Im Grunde keine Nächstenliebe, wenn man es mal ganz genau beleuchtet. Hauptsache, in meinem Garten regnets. Selbst wenn wer sorry sagt, sie meinen es nicht so. Es wird weiter rumgefunzelt und das, obwohl man mit etwas Nachdenken schon selber hätte drauf kommen können, dass man sich seine Schlafbuxe abends so hinlegt, dass man sie des Nachtens auch schnell findet, statt sie im Rucksack ganz unten zu verstauen. Und nach zwei Wochen on the road sollte jedem klar sein, wie er sich zu bewegen hat, um so wenig wie möglich Lärm zu verursachen. Irgendwann muss man es doch mal mitbekommen, dass es besser ist, seine Buxe nun nicht schon wieder ganz nach unten in den Rucksack zu packen. Nach drei Wochen on the road sollte ich dann eigentlich soweit „erzogen“ sein, dass ich weiss, wie es geht. So dass ein ungestörtes Miteinander möglich ist. Ganz das Gegenteil ist der Fall. Ich hatte nach vier Wochen Dormitorium keinerlei Impulse mehr, mich ruhig und geräuschlos zu verhalten. Ich habs aus Vernunftgründen dennoch getan. Hätte mein Ego das Ruder übernommen ... Die Leute kommen mir, ich muss es so offen sagen, aber oft einfach zu dumm dafür vor. Und das obwohl es ihnen an Intelligenz nicht mangelt. Aber ich glaube, es ist im Grunde einfach Gleichgültigkeit. 

Die älteren Reisenden, die gibt es ja auch, die bewegen sich sehr viel mehr rücksichtsvoller in den Hostels. Sehr viel mehr zuvorkommender und zurückhaltender. Sozial geschickter. 

Das Problem bei der Sache: man hat Impulse gegen solche egoistischen Verhaltensweisen. Weil es gemeinschaftszerstörend wirkt. Man hat Impulse, die anzeigen, dass da was falsch läuft. Diese Impulse kommen aber nicht an, also muss man sich separieren (Einzelzimmer -> mehr Umsatz). Ansonsten wird man entweder irre, oder abgestumpft. Ich glaube, es geht im Grunde immer um Liebe. In dem Fall um Nächstenliebe. Würden die Leute sich liebe- und rücksichtsvoller verhalten, auch Fremden gegenüber, wieviel Dankbarkeit und mehr positivere Empfindungen wären in der Welt. Der, ich nenne es mal kapitalistische Egoismus, hat aber voll zugeschlagen. Er produziert kleine Egoisten (wenn es doch mal grosse wären, wie viel spannender wäre das!), kleine selbstbezogene Arschgeigen, die mit dieser Einstellung gute Rädchen im System sind. Die konsumieren und frustrieren. Und meine Beobachtungen sind offensichtlich auch von anderen gemacht worden. 

kurier.at/politik/die-neue-generation-der-egoisten/752.307

Oder: "Die wichtigste Eigenschaft der jungen Generation ist laut seiner Analyse (Heinzlmaier) das »Aufsteigen durch das Mitmachen. Es ist eine adaptiv-pragmatische Generation mit einer hohen Anpassungsbereitschaft, mit einer Mitmachmentalität. Sie sind so erzogen, dass sie ordentlich funktionieren. Diese Generation ist nicht perspektivlos oder verdrossen, denn was ihre egoistischen Ziele anbelangt sind sie ganz klar orientiert. Ein großer Teil der Jugend ist cool, durchsetzungsfähig und kämpferisch, eine Art moderner Warrior. Ich finde sie sogar beängstigend gut orientiert. Die Konzernchefs sind zufrieden, denn junge Menschen sind angepasste, ausbeutbare und brave Konsumenten."

Genau das hab ich auf meinen Reisen hier voll bestätigt gefunden. Intelligent, durchsetzungsstark, enorm informiert und orientiert, aber eben auch sehr egoistisch, angepasst, ohne jeglichen rebellischen Impuls, sehr auf den eigenen Vorteil bedacht und zum Teil regelrecht rücksichtslos. Also nach Jahrzehnten der Formung durch Elternhaus, Schulen, Ausbildung, Studium und Praktikas nun endlich das perfekte Individuum für die postdemokratisch-kapitalistische Leistungs- und Konsumgesellschaft. Alle Investments und all das Lobbying zahlen sich nun aus. Beängstigend. Aber logisch. Die Ökonomie hat enorme Anstrengungen unternommen, um dies zu erreichen. Den “Angepasste(n), ausbeutbare(n) und brave(n) Konsumenten

Es hat mich auch immer gewundert, wieso ich schon beim Einchecken in manchen Hostels eine Verkrampfung im Solarplexus gespürt habe. Jetzt ist es mir natürlich klar. Man spürt ja unterbewusst sofort, was für eine Energie vorherrscht. Grade „das Herz“ ist ja mit allem verbunden und zeigt sofort an, ob etwas passt oder nicht.

www.welt.de/vermischtes/article118147140/Auf-dem-besten-Wege-in-die-absolute-Verbloedung.html

Und grade hier im Oasis in Granada finde ich es ganz schlimm. Am Schönsten fand ich dagegen das kleine Hotel in Nicoya, wo nur einheimische Familien waren. Wir abends zusammen fern geschaut, haben uns versucht zu verständigen und haben uns angelacht. Es war schäbig, aber dafür hörte man Kinderlachen auf den Gängen. Freilich, auch hier findet man coole Leute. Mich zum Beispiel! Oder die beiden coolen Australier! lol (der beste Weg, um nicht wahnsinnig zu werden, ist über sich selber lachen zu können). 

Ich glaube, wir werden sie bekommen, die "Diktatur der Angepassten":

Männer, Frauen, Junge, Alte
in den Büros und den Fabriken
an den Schulen und zu hause
lassen sich für dumm verkaufen,
kaufen, kaufen, kaufen

Die Generation, die den Übergang von der Demokratie zur postdemokratisch-kapitalistischen Leistungs- und Konsumgesellschaft vollziehen soll, ist geschmiedet. NSA überwacht die Transformation und die Regierungen sind nur mehr Strohmänner - und frauen der Ökonomie. Die Medien sind in unerhörter Manier gleichgeschalten: 

Peter Scholl-Latour: Wenn Sie sich einmal anschauen, wie einseitig die hiesigen Medien, von TAZ bis Welt, über die Ereignisse in der Ukraine berichten, dann kann man wirklich von einer Desinformation im großen Stil berichten, flankiert von den technischen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters, dann kann man nur feststellen, die Globalisierung hat in der Medienwelt zu einer betrüblichen Provinzialisierung geführt. Ähnliches fand und findet ja bezüglich Syrien und anderen Krisenherden statt.

Tja, und deswegen, Tiger und Rebell wie ich bin, werd ich mich NIE mit den Angepassten anfreunden können. 

Aber es musste wohl so kommen: 

    Der erste Märchenerzähler erzählt z.B. Geschichten, die von Aggressionen, Kriegen, Verbrechen, „Jeder gegen Jeden“ handeln, von Unfairness, Härte,     Ellenbogeneinsatz usw. Dadurch werden entsprechende Werte und Verhaltensmuster als „normal“ hingestellt und regen zur Nachahmung an. (Ungünstige     MEME werden verbreitet.)

    Er sagt gewissermaßen: „So müßt Ihr leben, wenn Ihr glücklich werden wollt.“ Und das ist unwahr, stellt eine Manipulation, eine Gehirnwäsche dar.

    Der zweite Mythenerzähler erzählt z.B. Geschichten, die handeln von Dingen wie:

    Mobbingfreie Fairness, von Tratsch und Klatsch freie Kooperation, Geben und Nehmen, Sich-Vertragen durch klare Verträge und deren Einhaltung, echte     Gerechtigkeit durch „Brings vor die Gemeinde“, echte Demokratie, entspanntes, friedfertiges, liebevolles Miteinander, Wiederentdeckung ungeahnter     Endorphinausschüttungs-Möglichkeiten durch gemeinschaftliches Singen, Musizieren, Tanzen, gemeinschaftliche Sportevents, Reziproker Altruismus     (Gegenseitige Hilfe), Mutualismus (Wechselseitigkeit), Tit for Tat (Wie Du mir, so ich Dir), I´ll scratch your back, you´ll scratch my back, Diskussion der     Körperfeindlichkeit, Diskussion stoffwechselgerechter = evolutionärer Gewordenheit gerechtwerdender Ur-Ernährung usw. ( = Günstige MEME!)

    Er sagt gewissermaßen: „So müßt Ihr leben, wenn Ihr maximal glücklich und gesund leben wollt!“ Und das sind Wahrheiten, keine Manipulation und     keine Gehirnwäsche! Eben günstige MEME.

    Welches von den beiden Teams aus Nahrungsmittel-Wirt und Märchenerzähler wird selektiert, verschwindet von der Welt? Und welches beherrscht den     Markt und damit die gesamte öffentliche Meinung und Werteentwicklung?

    www.rohkostwiki.de/wiki/Die_Memik

Lebe lieber ungewöhnlich!

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10.04.2014 08:27

auf nach Nicaragua

So, jetzt bin ich wieder in Nicaragua, nachdem drei Monate rum waren und das Visum abgelaufen ist. Los ging es Dienstag früh um 7.00 mit dem ganz normalen Direkt-Bus von Hone Creek nach San Jose. Als ich aufstand, hat es geregnet wie Sau und bin bin trotz Regenjacke nass geworden. Auf die Hose ist es getropft und unter der Jacke hab ich geschwitzt. Also rein in den Bus, ein schönen Platz gesucht und erstmal umgezogen. Da sass ich dann für ein paar Minuten erstmal nur im Schüpper rum. Hat gott sei Dank keiner gesehen. Nach etwas über vier Stunden bin ich dann in San Jose angekommen. Die Stadt ist wirklich ein Drecksloch, hat aber irgendwo ihren Charm. Dort oben war es angenehm warm und windig. Man kann sich schon vorstellen, wieso die meisten Menschen dort oben wohnen, und nicht im feucht-heissen  Klima der Karibikküste. 

In San Jose hab ich dann den Bus gewechselt und bin nach Liberia gefahren. Die Busfahrt war eher unangenehm, weil der Bus eine Klimaanlage hatte und die war wieder auf Maximum eingestellt. Somit ist es in den Bussen zumeist arschkalt. Besser sind die Busse, wo man die Fenster aufmachen kann. Finde ich angenehmer. 

Beeindruckend ist der Wechsel der Landschaften auf dem Weg vom Südosten zum Nordwesten. Da ist diese üppige, immergrüne, feuchtheisse Natur an der Karibik, der immergrüne Regenwald in all seiner Pracht und Üppigkeit, seiner Artenvielfalt und seiner gesunden, kräftigen Menschen. Dann das Bergland ebenfalls mit immergrünen Berg- und Nebelwäldern. Dann die Hochebene mit seiner fast europäisch anmutenden Vegetation und Siedlungsstrucktur. Weiter Richtung Nordwesten wird es dann trockener. Hunderte nun tragende Mangobäume stehen entlang der Strassen, bevor man dann in den trocken-heissen Nordwesten kommt. Diese ausgedörrte Savannenlandschaft, die strohgelb und golden scheint und warmrot in der Abendsonne. Mit riesigen schirmartigen Bäumen, grossen Rinderherden und Vulkanbergen. Beeindruckend. 

In der Hauptstadt des Verwaltungsbezirkes, Liberia, waren es dann auch noch abends 35 Grad. Es ist aber ein Unterschied, ob es eine trockene Hitze, oder eine feuchte Hitze ist. Für mich ist diese trockene Hitze angenehmer. Es weht zumeist auch ein kräftiger Wind über das Land und macht es erträglicher. Ich bin wieder im selben Hostel abgestiegen, der Besitzer hat mich sogar wieder erkannt, bin abends noch etwas durch die Stadt geschlendert bevor ich todmüde ins Bett bin. 

Mittwoch ging es dann weiter mit dem Bus von Liberia nach Peñas Blancas, der Grenzort zu Nicaragua. Am Busbahnhof hab ich einen netten Franzosen kennengelernt, ein Lokführer aus der Nähe von Luxemburg, mit dem ich die weitere Reise bestritt. An der Grenze mussten wir dannetwas warten, weil viele Leute auschecken wollten. Wenn man Glück hat, ist keiner da und es geht recht fix, wenn man Pech hat, sind grade zwei Busse angekommen und es bilden sich lange Schlangen. Und ganz blöd ist es, wenn man schon über ne Stunde in der Schlange steht, man es dann endlich bis zum Schalter geschaft hat, nur um dann zu merken - wieso haben eigentlich alle zwei Zettel in ihren Pässen für den Zoll und was zum Henker ist denn diese Ausreisesteuer von 10 Dollar? Und wieso kann ich die nicht am Schalter bezahlen, sondern muss die ganz wo anders entrichten??? Und seit wann gibt Scheiss eigentlich? Ok, also wo zum Henker muss ich das bezahlen? Dort hinten. Ok, als Du wartest hier und ich gehe schnell, das bezaahlen. Und dann konnte ich costaricanische Professionalität erleben. Die Hütte, wo man die Steuer entrichten musste, war keine 200m weg. Also bin ich dort hin und hab mich wieder in die Schlange eingereiht. Nach 20 Minuten war ich dran und hab meine Steuern bezahlt. Das ging so: ein junger Mann sass am Computer und nahm meinen Pass und das Geld entgegen, dann wurde der Name und die Passnummer ins System eingegeben. Die Bestätigung kam dann per Fax von irgendwoher. Eine junge (und ausgesprochen hübsche) Einheimische hat das dann mit einem Lineal zurechtgeschnitten, ist rüber zum Kopierer gegangen, hat ne Kopie gemacht und die Bestätigung zusammen mit dem Pass an anderer Stelle wieder ausgegeben. Soweit, so gut. Alles lief glatt, bis der Matthias an der Reihe war. Ich habs schon gleich gewusste, was los ist, als ich das Mädel habe HILFLOS IN DEN Pässen habe rumfummeln sehen, dann ist sie ziellos vom Fax zum Kopierer, wieder retour, um dann wieder in den Pässen rumzufummeln. Mir war sofort klar: das Fax geht nicht mehr. Und so war es dann auch. In Costa Rica geht das dann folgendermassen: man faked Betriebsamkeit. Es wird telefoniert, es werden die Pässe durchwühlt (Zuwas? Das Problem ist das defekte Fax!) Es wird schlussendlich aufgegeben. Vorgesetzte müssen her. Die machen Folgende: sie telefonieren, sie durchwühlen die Pässe (DAS PROBLEM ist das DEFEKTE Faxgerät), sie schwitzen, sie geben auf. Neue Vorgesetzte müssen her. Die machen Folgendes... sie telefonieren, sie durchwühlen die Pässe. Göttlich. 

Währen da nur nicht die vielen Leute, die langsam die Geduld verlieren, nachdem sie vertröstet wurden und es 100m weiter eine andere Stelle gibt, wo man bezahlen kann. Und auch nach den versprochenen 15 Minuten gabs keine Lösung, es war auch keine in Sicht. Das Fax spukt jetzt alle alten Bestätigungen aus. Man durchwühlt wieder die Pässe, nichts passt. Man schwitzt weiter. Die beiden kleinen Angestellten sitzen jetzt da und machen nichts mehr. Der Mob wird langsam richtig böse. Pass her! Ich hab bezahlt!! Macht doch einfach ne Liste (das war Matthias Vorschlag), man rüttelt an den Gitterstäben. Die beiden nun verantwortlichen Vorgesetzten greifen zum letzten Mittel: Telefonieren, Pässe durchwühlen.  

Zwei Frauen aus San Jose, mir war sofort klar, dass das Hauptstädter sind, haben wirklich Druck gemacht (in die eine hab ich mich gleich verliebt). Aber die wollten die Pässe nicht rausgeben, noch das Geld zurückzahlen. Weitere 90 Minuten vergangen. Da hatte einer die rettende Idee. Ein neues Fax muss her! Vielleicht hat man es ihm auch am Telefon gesagt. Dann kamen die beiden jungen Frauen aus SJ mit der Polizei an. Pässe her! Es wurde viel argumentiert. Der Polizist, ein alter Beamter mit einem Gesichtsausdruck wie ein altes Brot, war sichtlich überfordert. Der Beamte drinnen spielt auf Zeit, das neue Faxgerät soll die Wende bringen… da! Noch ein Polizist. Der Mop ist jetzt richtig in Fahrt. 

Und dann, nach knapp 2,5 Stunden sinnloser Wartezeit, spukt das neue Fax endlich die neuen Bestätigungen aus. Leider von hinten angefangen. Die, die als letzten bezahlt haben, bekamen die Bestätigung als erstes. Die beiden Frauen bekamen Pass und Geld zurück, die Polizei war zufrieden und der Mob beruhigt sich wieder. Doch da.. auch das neue Fax gibt auf. Ok, jetzt gehts nicht mehr anders, alle Pässe werden rausgerückt, das Geld auch (und das ging nicht schon vor zwei Stunden???) und die Gruppe wurde immer kleiner. 

Und dann stand da als Letzter, einsam vor dem Schalter der Matthias. Und dann frug mich der Beamte, ob er es mit meinem Pass nochmal versuchen könne. Nur fünf Minuten solle es dauern. Na ok.. und es dauerte nur drei.... Und so hab ich knapp drei Stunden alles in allem alleine für das Bezahlen der Steuer gebraucht. Die Auscheckhalle war nun ganz leer, mein französischer Mitreisender sass sorgenvoll am Rinnsteig. Staub wehte übers Land. Der Beamte am Schalter schaute Championsleague... und nach mehr als vier Stunden sind wir dann endlich über die Grenze nach Nicaragua. Da muss man auch bezahlen. Eine Einreisesteuer. Aber die machen das anders: Geld hinlegen, Stempel, Unterschift – fertig. Das einzige, was passieren kann, ist das Kuli oder Stempel keine Tinte mehr haben. Ist leicht zu beheben. Und das sind dann halt die kleinen aber feinen Unterschiede zwischen einen modernen und einem unterentwickelten Land. 

Weiters bleibt anzumerken, dass ich zwei neue Favoriten der hässlichsten Rückentattoos bei Frauen habe. Ein Mädel an der Grenze hatte auf der linken Schulter einen kahlen kleinen Baum tätowiert, von dem eine Schar Vögel wegflogen (wahrscheinlich Richtung Süden, war ja schliesslich später Herbst / früher Winter). Kein Tattoo hat mich bislang so depressiv gestimmt wie dieses. Man kann sich aber vorstellen, dass bei sexuellen Kontakten in besonderen Stellungen der Blick auf solch ein Tattoo verhütend, zumindest aber orgasmusverzögernd wirkt. Ob das die Absicht der jungen Dame aus Europa war? Im wahrsten Sinne des Wortes den Vogel hat aber eine stämmige Amerikanerin abgeschossen, die hier im Hostel, dem selben, wo ich schonmal abgestiegen bin, gesehen habe. Auf ihrem Rücken blickte mich eine in groben Stichen tätowierte Eule an. Mit ausgebreiteneten Flügeln und starrem, die Beute fixierendem Blick schaute dieses Monstrum in die Welt ... und direkt in die Augen desjenigen, der sich hinter ihr befindet. Es gibt im Tierreich ja viele ähnliche Beispiele, wo Arten mittels abschreckender Flügelzeichnungen versuchen, nicht gefressen zu werden. Das Tagpfauenauge sei da nur genannt. Arten, die diesen Schmetterling fressen wollen, sollen ja von den eulenhaften (!!!) Flügelzeichnungen von ihrem Ansinnen abgebracht werden. Ok, wie ein Schmetterling sah das werte Fräulein nicht aus. Dann bleibt zu vermuten, dass sie eventuell einen Ornitologen als Lebenspartner präferiert, der in Momenten höchster Extase durch den Anblick von Asio otus oder Tyto alba noch weiter in die himmlischen Spühren katapultiert wird.

Das aber nur kurz angemerkt. Man merkt mir hoffentlich meine Intoleranz und gradezu körperliche Abneigung gegen schlecht tätowierte Weiber mit dem Benehmen eines Bauerntrampels an. Schlecht tätowierte Weiber an sich sind aber schon schlimm genug. 

Ansonsten sind wir, mein Begleiter und ich dann weiter nach Rivas und von dort nach Granada gefahren. Der Bus war wie immer in Nicaragua, meiner heimlichen, stillen Liebe, proppevoll. Auf der Fahrt hat uns dann auch der hoch aus dem Nicaraguasee aufragende Vulkankegel des Conception begrüsst, dieser magische Anblick ist wirklich eine Reise wert! Und an den Strassen werden Mangos in Hülle und Fülle angeboten. In Granada selber bin ich wieder erstaunt über das Gefühl für Stil und Farben, dass die Menschen hier an den Tag legen. Man kann sich die verborgene Schönheit Granadas aber nur durch einen Blick in die Innenhöfe der Wohnungen, Hotels / Hostels und Galerien erschliessen. 

Gestern abend hab ich dann zwei sympathische Menschen aus Australien, bzw. Neuseeland getroffen. Wir haben uns stundenlang über Gott und die Welt unterhalten. Die beiden waren sogar an der Rohkost interessiert und kannte diese Ernährungsweise, diese meine nächste heimliche, stille Liebe. Sie sind heute weiter in den Norden Nicaraguas und haben mir sogar angeboten, mal nach Australien zu kommen. 

Beim Essen bin ich grade dabei, mal einen Versuch zu machen, nur Früchte zu essen. Früchtefasten quasi. Papayas hab ich ja schon seit einiger Zeit wieder im Programm. Bislang mit guten Ergebnissen. Mangos hab ich gestern und heute mal probiert. Ich möchte mal schauen, wie das funktioniert, zumindest mal ein paar Tage. Nach einigen Wochen ohne oder mit wenig Fruchtzucker ist es zumeist anfangs recht unproblematisch. Und hier gibt es eben grade super Papayas, Mangos (jetzt lacht der Jörg!!), eine Art Sapotille und Avocados. Schauen wir mal. Ist jetzt der dritte Tag und bisher fühlt es sich gut an und bei über 30 Grad kühlen die Früchte auch gut. Und in Nicaragua ist die Auswahl eben tatsächlich kleiner als in Costa Rica. Auch was Gemüse anbetrifft. Und ich hab heute Erdnüsse auf dem Markt entdeckt. An dem Stand hab ich schonmal gekauft und werd wohl noch welche für die Schiffsreise mitnehmen. 

So, erstmal Füsse hochlegen, die tun mir vom vielen rumlaufen weh. Ich hab grade wirklich keine Lust und eine echte körperliche Abneigung, Sport zu treiben und vor allem viel zu Fuss rumzurennen. Ich hab nach nun mehr fünf Monaten nur eines, was ich WIRKLICH vermisse. Ungestört auf der Couch liegen, den Laptop auf dem Bauch und durch das Musikangebot auf youtube browsen, Filme und Videos schauen und mal alle fünfe grade sein lassen. Man mag es nicht glauben, aber hier bin ich immer unterwegs. Mir ist aufgefallen, dass grade solche Gewohnheiten, die mit starken positiven Empfindungen gekoppelt sind, einen Mix aus verschiedenen Komponenten darstellen. Es ist das Gesamtpaket, dass die Gewohnheit, bzw. die tiefe Entspannung ausmacht. Die Couch ohne Laptop? Langweilig. Der Laptop oder Internetzugang ohne Couch? Unbequem. Das Internet ohne Zugang zu z.B. Alpha-Centauri Videos? Uninteressant. Erst der Mix macht es zu einer angenehmen und entspannenden Erfahrung. Fehlt eines dieser Komponenten, also wie jetzt hier andauernd, stellt sich dieses Wohlgefühl einfach nicht ein. So, jetzt aber...

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